Manche Tage kann man ja wirklich getrost in die Tonne kloppen wie ich finde. Das fing gestern damit an, dass ein WordPress-Update nicht so wollte wie ich und ich den Rest des Abends nicht mehr aufs Dashboard kam, folglich also quasi nichts tun konnte und dann habe ich mir auch noch den Magen verdorben anscheinend, weshalb ich heut den ganzen Tag flach lag. Der Artikel, eigentlich für gestern geplant, ist aber dankenswerterweise schon seit dem Wochenende fertig und deshalb gibt es den jetzt trotzdem eben, bevor ich mich wieder ins Bett verziehe und darauf hoffe, dass es am Wochenende besser wird. Nur damit ihr auch mal wieder wisst, dass hier nicht immer alles eitel Sonnenschein ist ;-)
The Homesman
The Homesman, FR/USA 2014, 122 Min.
© Universum Film
Tommy Lee Jones
Tommy Lee Jones (Drehbuch)
Kieran Fitzgerald (Drehbuch)
Wesley A. Oliver (Drehbuch)
Glendon Swarthout (Buch-Vorlage)
Tommy Lee Jones (George Briggs)
Hilary Swank (Mary Bee Cuddy)
Meryl Streep (Altha Carter)
Jo Harvey Allen (Mrs. Polhemus)
Barry Corbin (Buster Shaver)
David Dencik (Thor Svendsen)
William Fichtner (Vester Belknap)
Grace Gummer (Arabella Sours)
Evan Jones (Bob Giffen)
Caroline Lagerfelt (Netti Svendsen)
John Lithgow (Reverend Alfred Dowd)
Tim Blake Nelson (Freighter)
Miranda Otto (Theoline Belknap)
Jesse Plemons (Garn Sours)
Sonja Richter (Gro Svendsen)
James Spader (Aloysius Duffy)
Hailee Steinfeld (Tabitha Hutchinson)
Drama | Western
Trailer:
Inhalt:
© Universum Film
Nebraska, Mitte des 19. Jahrhunderts: Während kein Mann im Ort den Schneid und die Courage besitzt, die zugegebenermaßen prekäre Aufgabe zu übernehmen, drei aus unterschiedlichen Gründen dem Wahnsinn verfallene Frauen gen Osten zurück in die Zivilisation zu bringen, wo ein Sanatorium in Iowa Aussicht auf Heilung verspricht, übernimmt die alleinstehende Farmerin Mary Bee Cuddy die Mission. Während sie auch auf der Suche nach einem Begleiter für die Reise zunächst überall auf Ablehnung stößt, scheint das Glück ihr hold zu sein, als sie kurz vor dem Aufbruch den abgehalfterten Outlaw George Briggs vor dem Galgen rettet, woraufhin sie ihm das Versprechen abnimmt, sie und die Frauen auf ihrer Reise zu begleiten, um die Schuld zu tilgen.
Widerwillig nimmt das Raubein an und gemeinsam machen sie sich auf die beschwerliche Reise Richtung Osten, nicht ahnend, welche Gefahren sie erwarten werden, denn nicht nur wird Briggs noch immer gesucht, machen auch Indianer und andere zwielichtige Tagelöhner und Strauchdiebe die Gegend unsicher und selbst die Natur scheint gegen den ungewöhnlichen Treck zu arbeiten. Farmerin Cuddy und Cowboy Briggs geraten derweil öfter aneinander, als es ihnen lieb sein könnte, doch beginnen sie auch zu erkennen, was sie am jeweils anderen haben. Den Umgang mit den geistig umnachteten Frauen, die ihrerseits ebenfalls für einige Scherereien sorgen, erleichtert das derweil kein bisschen und die Reise ist noch lang…
Rezension:
Beinahe zehn Jahre hat man auf Tommy Lee Jones zweiten Kinofilm nach Three Burials von 2005 warten müssen und mehr noch als bei seinem Regie-Erstling mäandert Jones auch hier wieder im Western-Genre, wobei The Homesman genüsslich mit den einschlägigen Klischees zu spielen versteht und munter mit diesen bricht, dadurch auch weit lohnenswerter sein mag, als man es anhand der zugegebenermaßen recht stringenten wie überschaubaren, sich oftmals mehr wie eine Aneinanderreihung episodischer Zusammentreffen anfühlenden Geschichte erwarten würde, doch fordert das Werk dem Zuschauer auch einiges ab, ist während seiner gesamten Laufzeit merklich getragen und melancholisch inszeniert und vermag die teils tragischen wie dramatischen Ereignisse kaum mit Hoffnung spendenden Szenen aufzuhellen.
© Universum Film
So könnte allein der Plotaufhänger, die drei irren Frauen, andernorts für einen witzigen Streifen herhalten, wird hier aber in einer Ernsthaftigkeit dargeboten, dass es zuweilen beim Zusehen schmerzt, was durchaus positiv zu verstehen ist, denn selten habe ich einen derart dicht und düster inszenierten Film gesehen, wenn einzig die Wortgefechte zwischen Jones‘ Figur des abgehalfterten Outlaws George Briggs und Swanks verklemmter Mary Bee Cuddy den einzigen Lichtblick darstellen, der ab und an zum Schmunzeln verleiten mag. Ansonsten ist das Geschehen in The Homesman aber von einer derartigen Ernsthaftigkeit geprägt, dass man schon im Vorfeld wissen sollte, auf was man sich einlässt. Die Atmosphäre der Prärie und die Weiten des Wilden Westens hingegen versteht Jones in Personalunion als Hauptdarsteller, Drehbuchschreiber und Regisseur derweil gekonnt einzufangen und rein optisch zeigt sich der Film von seiner besten Seite.
Lobend erwähnen sollte man auch den vielschichtigen wie fähigen Cast, denn während das erste Drittel des Films voll und ganz auf Hillary Swank fokussiert und einzig William Fichtner und John Lithgow in einer zugegebenermaßen recht kleinen Rolle auffällt, stoßen alsbald mit Miranda Otto, Grace Gummer und Sonja Richter die drei geistig verwirrten Frauen zur Geschichte, ebenso wie Jones selbst, der wiederum das letzte Drittel des Films dominiert, was einer schleichenden Verlagerung des Fokus der Geschichte geschuldet ist, die man so nicht erwarten würde. Ansonsten darf man sich aber auch über kleine Auftritte von Tim Blake Nelson, James Spader, Hailee Steinfeld und last but not least Meryl Streep freuen, die allesamt an unterschiedlichen Stationen der ungewöhnlichen Reise in Erscheinung treten.
© Universum Film
The Homesman ist dabei ein durchaus lohnenswerter Film, der in punkto Besetzung, Optik, Flair und Ausstattung im Grunde alles richtig macht, doch allein die Geschichte, basierend auf dem Roman von Glendon Swarthout, wusste mich nicht vollends zu überzeugen und das, obwohl ich selten so differenziert wie vielschichtig charakterisierte Figuren erlebt habe, die weit entfernt sind von den romantisierten Western-Klischees, die man ansonsten allerorten findet, denn die Story – wie eingangs erwähnt – mutet oftmals mehr wie ein Episodenstück an und kaum ein Handlungsstrang wird zu einem befriedigenden, echten Ende gebracht, vieles bleibt offen, der Fantasie und den Hoffnungen des Zuschauers überlassen, für meinen Geschmack aber diesmal leider zu viel, als dass ich nicht am Ende des Films merklich unbefriedigt zurückgelassen wurde, denn viele spannende Aspekte, die der Film gerade in seinem ersten Drittel anreißt, werden nicht mehr aufgegriffen, versanden in Bedeutungslosigkeit, ähnlich wie die Reise selbst, denn was Briggs‘ schlussendliche Aufopferungsbereitschaft für die Frauen gebracht haben mag, wird man wohl nie erfahren.
The Homesman
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Unerwartete Begegnungen auf einer ungewöhnlichen Reise - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
Tommy Lee Jones‘ Roman-Adaption The Homesman ist beeindruckend düster, vielschichtig und klischeebefreit inszeniert und erzählt, wartet mit allerlei großartigen Gaststars und spannenden wie tragischen Wendungen auf, vermag aber nicht, alle Handlungsstränge und Begebenheiten zielführend zu einem großen Ganzen zu verflechten, weshalb einzig die oft fragmentarisch wirkende Story das Gesamtbild leider gehörig trübt. Für Freunde differenziert geschilderter Western-Geschichten ohne die einschlägigen Revolverhelden und Saloon-Schlägereien aber dennoch sicherlich einen Blick wert, denn hier wird der Wilde Westen weitaus realistischer und fatalistischer geschildert, als man es gemeinhin gewohnt ist.
The Homesman ist am 17.04.15 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!