Review: The Tomorrow War (Film)

Tatsächlich bin ich auch heute direkt wieder mit einem Artikel am Start und widme mich dem aktuellen Sci-Fi-Blockbuster, den Amazon sich für teuer Geld eingekauft hat.

The Tomorrow War

The Tomorrow War, USA 2021, 140 Min.

The Tomorrow War | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Regisseur:
Chris McKay
Autor:
Zach Dean

Main-Cast:
Chris Pratt (Dan Forester)
Yvonne Strahovski (Colonel Muri Forester)
J.K. Simmons (James Forester)
in weiteren Rollen:
Betty Gilpin (Emmy Forester)
Sam Richardson (Charlie)
Jasmine Mathews (Lt. Hart)
Edwin Hodge (Dorian)

Genre:
Action | Science-Fiction | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Tomorrow War | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Weihnachten 2022 erscheint beim WM-Finalspiel in Katar eine Gruppe Soldaten aus einer merkwürdigen, lilafarbenen Wolke und verkündet dem staunenden Publikum, dreißig Jahre aus der Zukunft zu stammen. Dort wird die Menschheit von einer außerirdischen Rasse bedroht und steht kurz vor ihrer Auslöschung, weshalb man Hilfe aus der "Gegenwart" benötigt. Schnell verbünden sich die Nationen der Welt und schaffen eine Art gemeinsames Militär, das mittels Jumplink in die Zukunft geschickt wird, um dort zu kämpfen, doch da die Verluste so immens sind, greift man zunehmend auf zwangsverpflichtete Zivilkräfte zurück. Zu denen zählt auch der Biologielehrer und Ex-Militär Dan Forester, der gemeinsam mit den anderen Rekruten eine rudimentäre Grundausbildung erhält und dann in die Zukunft geschickt wird, um dort gegen die sogenannten White Spikes zu kämpfen. Der Sprung aber verläuft schon alles andere als planmäßig und Dan findet sich in einer unvergleichlichen Ausnahmesituation wieder, bevor er alsbald erfahren muss, mitnichten zufällig rekrutiert worden zu sein…

Rezension:

Selten wurde ein Film so exzessiv beworben wie dieser Tage The Tomorrow War bei Amazon und selten war ein Sommer-Blockbuster grobschlächtiger zusammengeschustert als hier, so dass die ganze Zeitreise-Thematik mit ihren Paradoxa noch das kleinste Problem sein dürfte, weil sich hier an anderer Stelle weit gravierendere Logik-Schlaglöcher auftun (die fairerweise allerdings oft mit der übergeordneten Zeitreise-Prämisse zusammenhängen, die halt wenig Sinn ergibt). Da kann man noch so gewillt sein, diese Art Blockbuster weitestgehend unkritisch durchzuwinken, bei diesem Werk wird man an jeder Ecke auf Ungereimtheiten stoßen, die den Film ungewollt ins Lächerliche ziehen. Das beginnt bei der unsinnigen Grundausbildung, die kaum existent scheint und die Soldaten quasi dazu prädestiniert, sich selbst über den Haufen zu schießen, das geht weiter mit der Ankunft in der Zukunft und einer zeitkritischen Search-and-Rescue-Mission, weil niemand es gebacken kriegt, den Piloten Bescheid zu sagen, mit ihrem Bombardement doch bitte noch ein paar Minuten zu warten und zieht sich in ähnlicher Manier durch bis zum Schluss. So darf man allenthalben die Augenbrauen heben, die Stirn runzeln oder eben auch einfach mal beide Augen fest zukneifen, damit die Story und die vielen fragwürdigen Entscheidungen und auch Äußerungen der handelnden Figuren nicht gänzlich in sich zusammenfallen.

Szenenbild aus The Tomorrow War | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Aber – und das muss man The Tomorrow War wirklich zugutehalten – Unterhaltungs- und Schauwerte passen und tragen tatsächlich dazu bei, dass die beinahe zweieinhalb Stunden Laufzeit wirklich kurzweilig sind und bleiben, selbst wenn das alles keinen sinn ergibt. Dabei irritiert es zwar auch, dass sich der Film oft gefühlt wahnsinnig ernst nimmt (und dabei hätte er mit selbstbewusst propagiertem Trash-Appeal noch um so vieles besser funktioniert!), aber selbst daran gewöhnt man sich, wenn dann die nächste haarsträubende, fadenscheinig begründete Wendung aus dem Hut gezaubert wird. Allerdings sollte man auch ein wenig was übrig haben für sinnlose Baller-Action und möglichst eklig zerplatzende und zu Klump geschossene Alien-Viecher, die im Übrigen ziemlich genial und überzeugend konzipiert worden sind und im positiven Sinn zum Fürchten ausschauen. So hätte der Film auch hier wieder gewinnen können, wenn man auf den dramaturgischen Unterbau rund um Protagonist Dan verzichtet und die Laufzeit um eine gute Dreiviertelstunde eingedampft hätte, während man die frei gewordenen Kapazitäten auf noch mehr Auseinandersetzungen mit den White Spikes hätte verwenden können.

Während der Film aber grundsätzlich mehr in Richtung Starship Troopers hätte gehen können, gründet sein Unterhaltungswert ebenfalls zu großen Teilen darauf, dass man hier an jeder Ecke Blockbuster früherer Jahrzehnte wiederzuerkennen meint, aus denen sich Drehbuchautor Zack Dean (24 Hours to Live) die vermeintlichen Rosinen herauspickt, ob es sich dabei nun um Independence Day, Terminator, die Alien-Filmreihe oder sogar Waterworld handelt. Man mag sich kaum vorstellen, dass es sich hier ursprünglich um einen Kino-Blockbuster handeln sollte, der nun eben pandemiebedingt stattdessen direkt bei Amazon gelandet ist, aber tatsächlich ist er dort auch besser aufgehoben als auf der großen Leinwand, zumal man mittlerweile sogar auf eine Fortsetzung spekuliert, woran ich aber noch nicht glauben mag. Ebenfalls in bester Blockbuster-Manier ist derweil das darstellerische Engagement und so muss sich Chris Pratt (Jurassic World) mitnichten ein Bein ausreißen, um als kampferprobter Wissenschaftler zu überzeugen, dessen Figur ohnehin kaum Tiefe hat sondern sich mehr darüber definiert, für jedwede Aufgabe die passenden Talente im Gepäck zu haben. Das gilt freilich auch für den von Yvonne Strahovski (Stateless) verkörperten Colonel der Zukunfts-Streitkräfte, während J.K. Simmons (The Accountant) immerhin in seiner eher kleinen Rolle als Dans Vater ein paar herrlich alberne Sprüche für sich verbuchen darf, die zeigen, in welch augenzwinkernde Richtung The Tomorrow War alternativ gern hätte gehen können, anstatt das Ganze mit aufgesetzt wirkendem, existentialistisch angehauchten Familien-Drama anzureichern.

Szenenbild aus The Tomorrow War | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Dramaturgisch braucht man hier also wirklich nichts erwarten (und sollte die eigenen Erwartungen bestmöglich noch nach unten korrigieren), derweil man auch im letzten Drittel deutlich merkt, dass Regisseur Chris McKay noch einmal Hand an das Skript von Dean gelegt hat und der Film ganz allgemein zu lang geraten ist. Und trotzdem, bei all dem kruden Storytelling und der oft himmelschreiend unlogischen Geschichte macht The Tomorrow War auch immer wieder Spaß, wenn man das Gehirn ausschaltet und sich an den herrlich fies designten Aliens ergötzt und daran, wie man deren Köpfe oftmals in letzter Sekunde zum Zerplatzen bringt. Endlich einmal wieder dürfen selbst die Rotorblätter eines Helis zum Monster schnetzeln herhalten, was eine Zeit lang ungemein bleibt gewesen ist und hier nun Renaissance feiern darf. Ohnehin ist dieser Nonsens immer dann am besten, wenn er den trashigen Unterbau nicht zu verhehlen sucht und dabei gleichzeitig selbstbewusst von anderen Filmen Setpieces, Handlungsfragmente, Dialogfetzen und Plot-Points zusammenklaut, so dass man hier auch ein Stück weit ein gut aufgelegtes Who-is-Who des Sci-Fi-Action-Kinos serviert bekommt.

Fazit & Wertung:

Nicht viel an der Prämisse und Handlung von The Tomorrow War ergibt bei näherer Betrachtung auch nur annähernd Sinn und nicht nur die Zeitreise-Thematik wird reichlich oberflächlich abgefrühstückt, aber das Kreaturen-Design der Aliens, die überzeugend inszenierten Action- und Splatter-Parts sowie nicht zuletzt der immer wieder aufflammende Trash-Appeal dieser erzählerisch haltlosen Chose liefern einiges an Unterhaltungswert für diesen ausgewiesenen No-Brainer.

6 von 10 aggressiven Aliens

The Tomorrow War

  • Aggressive Aliens - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Nicht viel an der Prämisse und Handlung von The Tomorrow War ergibt bei näherer Betrachtung auch nur annähernd Sinn und nicht nur die Zeitreise-Thematik wird reichlich oberflächlich abgefrühstückt, aber das Kreaturen-Design der Aliens, die überzeugend inszenierten Action- und Splatter-Parts sowie nicht zuletzt der immer wieder aufflammende Trash-Appeal dieser erzählerisch haltlosen Chose liefern einiges an Unterhaltungswert für diesen ausgewiesenen No-Brainer.

6.0/10
Leser-Wertung 4.33/10 (3 Stimmen)
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The Tomorrow War ist seit dem 02.07.21 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.

vgw

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