Nachdem ich frisch erholt aus einem Kurzurlaub zurückgekehrt bin, von dem man hier wohl nichts gemerkt haben dürfte, weil ich wieder fleißig vorausgeplant hatte, kommt nun zu später Stunde auch noch meine allsamstägige Serien-Kritik.
Orphan Black
Staffel 2
Orphan Black, CA 2013-2017, ca. 44 Min. je Folge
© polyband
Graeme Manson
John Fawcett
Ivan Schneeberg
David Fortier
Graeme Manson
John Fawcett
Kerry Appleyard
Jordan Gavaris (Felix Dawkins)
Kevin Hanchard (Detective Art Bell)
Evelyne Brochu (Delphine Cormier)
Maria Doyle Kennedy (Siobhan Sadler)
Michael Mando (Vic)
Michelle Forbes (Dr. Marian Bowles)
Matt Frewer (Dr. Aldous Leekie)
Peter Outerbridge (Henrik Johanssen)
Skyler Wexler (Kira Manning)
Kristian Bruun (Donnie Hendrix)
Ari Millen (Mark Rollins)
Zoé De Grand Maison (Gracie Johanssen)
Inga Cadranel (Detective Angela DeAngelis)
Andrew Gillies (Ethan Duncan)
Matthew Bennett (Daniel Rosen)
Josh Vokey (Scott)
Mystery | Drama | Science-Fiction | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© BBC
Nachdem Sarahs Tochter Kira sowie Mrs. S. entführt worden sind, begibt sich Sarah prompt auf die Suche nach den beiden, ohne so recht zu wissen, in welche Richtung sie sich zu wenden hat. Alison derweil glaubt mit dem Tod von Aynsley ihren "Monitor" losgeworden zu sein und versucht zu kitten, was von ihrem bis vor kurzem noch so idyllischen Vorstadtleben übriggeblieben ist, während Delphine im Auftrag von Dr. Aldous Leekie noch immer um die blitzgescheite Cosima wirbt, damit diese sich bereit erklärt, am DYAD Institut die Klone und deren DNA zu erforschen, was die Wissenschaftlerin verständlicherweise durchaus enorm reizt. Doch auch die Polizei hat es noch nicht aufgegeben, das Rätsel um Sarah und deren "Zwillinge" zu lösen, zu denen auch Polizistin Beth Childs gehört hat, die sich vor nicht allzu langer Zeit das Leben genommen hat. Während so jeder der Klone sein eigenes Päckchen zu tragen hat, ist es doch nicht zuletzt ihr Rückhalt untereinander, der sie weiterkämpfen lässt…
Rezension:
Nachdem ich vor einigen Wochen über die erste Staffel der cleveren Klon-Serie Orphan Black berichtet habe, liegt nun also auch die zweite Staffel der BBC-Produktion hinter mir und tatsächlich gelingt es ihr beinahe, das hohe Niveau zu halten, das sie in ihrem ersten Jahr selbst vorgegeben hat. So eröffnet die zweite Jahresstaffel natürlich dort, wo man uns zuletzt mit einem fiesen Cliffhanger um die Tochter der Hauptfigur Sarah hat hängen lassen. Zugegebenermaßen braucht es in den ersten Folgen tatsächlich ein wenig, bis die Serie wieder in den richtigen Tritt kommt, doch müssen natürlich zunächst einmal alte wie neue Figuren neu in Stellung gebracht werden, derweil Michiel Huisman (2:22) der wohl prägnanteste Neuzugang im Ensemble sein dürfte, während ansonsten eine neue religiöse Sekte Aufmerksamkeit weckt, auch wenn man sich hier mehr denn je an der Klischeekiste bedient hat, so dass dieser Part auch der vergleichsweise schwächste in dem Reigen ist.
© BBC
Dessen ungeachtet werden aber auch neue interessante Spannungsfelder geschaffen und insbesondere durch Cosimas Engagement beim DYAD Institut bringt natürlich die zuvor noch extrem undurchsichtigen, rätselhaften und nur fragmentarisch angedeuteten Taten der "Hintermänner" vermehrt in den Fokus der Erzählung, auch wenn man sich natürlich mitnichten darauf verlassen sollte, dass hier nicht noch mehr Geheimnisse und so manch doppelter Boden auf einen lauern. Einig sind sich nämlich die unterschiedlichen Interessensparteien mitnichten und von gegenseitigem Vertrauen braucht man hier auch nicht zu reden. In dieser Hinsicht spielt Orphan Black dann auch früh wieder eine seiner Stärken aus, denn während Sarahs Part an der Gesichte sich zunächst anfühlt wie ein Road- beziehungsweise Survival-Trip, bekommt man im Wirkradius von Cosima einen handfesten Wissenschafts-Thriller serviert, der aus unterschiedlichen Warten die zahlreichen Fallstricke und Fragwürdigkeiten angeht, die das Klonen von Menschen so mit sich bringt.
Was wiederum die ehemalige Vorstadt-Vorzeige-Ehefrau Alison angeht, kann man hier mehr denn je von einer übersteuerten Variante der Desperate Housewives reden, was freilich einen gänzlich differierenden Erzählton mit sich bringt, der vor schwarzem Humor nur so trieft, denn noch immer bemüht sich die Helikopter-Mutti redlich, nach außen hin die Fassade zu wahren, gleichwohl sie schon längst nicht mehr bereit ist, alles zu schlucken, was ihr an Gehässigkeiten an den Kopf geworfen wird. Überraschend war mich in dem Zusammenhang auch die Rolle ihres von Kristian Bruun verkörperten Ehemannes Donnie, denn während der in der ersten Staffel Orphan Black noch vergleichsweise blass blieb und kurz als Alisons persönlich "Monitor" im Gespräch war, mausert er sich hier mehr und mehr zu einer ernstzunehmenden Figur. Last but not least wäre da aber – um die Haupthandlungsstränge abzudecken – noch Helena, deren weiteres Schicksal mit oben genannter Sekte in Zusammenhang steht, wobei ich diesbezüglich gar nicht ins Detail gehen möchte, sondern es dabei bewenden lasse, dass man es hier mit teils schon horrorfilmartigen Szenen zu tun bekommt, was die ohnehin schon üppige Genre-Vielfalt weiter diversifiziert.
© BBC
Diese Mischung funktioniert derweil auch hier wieder ausnehmend gut, wobei es der Serie sicherlich zupass kommt, dass sie in sämtlichen Belangen auf das eine, alles verbindende Element setzen kann, das auch hier wieder den Namen Tatiana Maslany trägt, die als Verkörperung sämtlicher Klone auch hier wieder eine Bravourleistung sondergleichen abliefert, wobei man das Gefühl hat, hier hätten der Produktion mehr Zeit und Budget zur Verfügung gestanden, denn den Clou, gleich mehrere der Klone gleichzeitig ins Bild zu setzen und diese auch miteinander agieren zu lassen, wird hier doch noch deutlich offensiver zelebriert als in der Auftaktstaffel. Verständlich aber natürlich, denn wenn Orphan Black ein Alleinstellungsmerkmal besitzt, dass die Serie von sämtlichen anderen Produktionen abhebt, dann ist es ihre Hauptdarstellerin mit den tausend Gesichtern, der es auch hier wieder gelingt, selbst glaubhaft darzustellen, wenn einer der Charaktere sich als einer der anderen Klone auszugeben versucht, was quasi ineinander verschachteltes Schauspiel im Schauspiel bedeutet. Umso trauriger, dass ausgerechnet Störfälle (2.08) eine der schwächsten Episoden der Staffel darstellt, denn mit dem dort in Erscheinung tretenden "Zwilling" zeigt man ganz neue Wege auf und bewegt sich in ungeahnte Richtungen, was währenddessen reichlich Potential erkennen lässt, das aber schlussendlich ungenutzt verpufft, so dass die Folge ein wenig wirkt wie ein Lückenfüller vor dem Finale, das sich dann in Offene Rechnungen (2.09) und Schwanengesang (2.10) entfaltet und freilich so einiges an Überraschungen bereithält, die mich auch jetzt wieder der dritten Staffel entgegenfiebern lassen, die sich aber natürlich schon längst auf der Watchlist befindet.
Orphan Black | Staffel 2
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Optisch identische, charakterlich differierende Klone - 8.5/10
8.5/10
Fazit & Wertung:
Die zweite Staffel der kultverdächtigen Klon-Serie Orphan Black reicht inszenatorisch nicht ganz an die fulminante erste Staffel heran, vermag ihre vielen Möglichkeiten aber gewinnbringend zu nutzen und die ohnehin schon spannende Geschichte packend weiterzuspinnen, während ihr die Vielzahl an Hauptfiguren – und Tatiana Maslanys anbetungswürdiges Schauspiel – auch hier wieder sehr zupass kommen, um eine ungewöhnliche Genre-Mixtur zu kreieren, die dennoch aufgeht.
Episodenübersicht: Staffel 2
02. Glaube und Verstand (8,5/10)
03. Schein und Sein (8,5/10)
04. Verschlungene Pfade (8,5/10)
05. Wissen ist Macht (8,5/10)
07. Das verborgene Innenleben der Dinge (9/10)
08. Störfälle (7,5/10)
09. Offene Rechnungen (9/10)
10. Schwanengesang (9/10)
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Orphan Black | Staffel 2 ist am 22.12.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von polyband/WVG Medien erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray: