Und es wird mal wieder Zeit für einen Netflix-Film, um den ich aufgrund der Hauptdarstellerin schon keinen Bogen machen konnte, auch wenn das Thema und dessen Umsetzung schon reichlich trivial, aber dadurch nicht weniger kurzweilig geraten sind.
Wie der Vater…
Like Father, USA 2018, 98 Min.
© Netflix
Lauren Miller Rogen
Lauren Miller Rogen
Kristen Bell (Rachel)
Kelsey Grammer (Harry)
Seth Rogen (Jeff)
Komödie | Drama
Trailer:
Inhalt:
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Die ehrgeizige Rachel ist sicherlich das, was man als Paradebeispiel für einen Workaholic anführen würde und selbst bei ihrer eigenen Hochzeit kann sie sich nicht von ihrem Smartphone trennen, was dann auch letztlich dazu führt, dass ihr Verlobter sie vor dem Altar stehen lässt. Als wäre dem nicht genug, entdeckt sie unter den Gästen auch noch ihren Vater Harry, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat und auch nicht vorhatte, das zu ändern. Der allerdings kann sie dennoch überzeugen, ihm während einer Kneipentour das Herz auszuschütten. Als Rachel aber am nächsten Morgen völlig verkatert erwacht, staunt sie nicht schlecht, sich an Bord des Luxuskreuzers zu befinden, auf dem sie eigentlich ihre Flitterwochen verbringen wollte, denn ihr Vater hat sie und sich kurzerhand auf das Schiff verfrachtet. Derweil Rachel trotz ihrer Wut kaum etwas anderes bleibt, als sich zunächst in ihr Schicksal zu fügen, versucht Harry händeringend, wieder eine Beziehung zu seiner Tochter aufzubauen…
Rezension:
Bei Filmen mit Kristen Bell kann ich im Grunde nicht Nein sagen und mögen diese auf den ersten Blick auch noch so seicht erscheinen. Wenn es sich dann noch wie im Fall von Wie der Vater… so verhält, dass der Film ohne zusätzliche Kosten ohnehin bei Netflix angeboten wird, stellt sich die Frage nach dem "Ob" schon gar nicht mehr und beschränkt sich lediglich auf das "Wann?". Nun ist das Regie-Debüt von Seth Rogens Ehefrau Lauren Miller tatsächlich sehr seicht ausgefallen und wer sich ein beißendes, pointiertes Familien-Drama erwartet, wird bitterlich enttäuscht werden, doch auch wenn ich nicht sagen, ob ich hier zugunsten der Besetzung ein Auge zugedrückt habe oder der Streifen mich einfach auf dem richtigen Fuß erwischt hat, hat mir für meinen Teil dieser locker-leicht unaufgeregte Ausflug doch überraschend gut gefallen. Nichtsdestotrotz scheint die ebenfalls für das Skript verantwortlich zeichnende Miller noch arg konfliktscheu zu sein, denn von der angeblich so zerrütteten Beziehung zwischen Vater und Tochter merkt man im Film herzlich wenig, so dass es hier eher kleine Kabbeleien sind, die dem Ganzen überhaupt erst das Label "Drama" verleihen könnten.
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Ähnlich verhält es sich beim Thema Humor, der ebenfalls eher zurückhaltend und situationsbezogen in Szene gesetzt wird, so dass man sich von Wie der Vater… auch kein Feuerwerk der Gags und Absurditäten erwarten sollte. Tatsächlich wirkt es in vielerlei Hinsicht vielmehr so, als habe Miller ein rund anderthalbstündiges Werbevideo für ausgedehnte Kreuzfahrten gedreht, denn was hier dramaturgisch auf der Strecke bleibt, versucht man mit ausladenden Einstellungen der Aktivitäten an Bord zu übertünchen, was tatsächlich ein wenig de Wunsch weckt, es sich ähnlich gutgehen zu lassen wie die illustren Gäste dieser Traumschiff-Variante. So mag zwar der Film gleichermaßen handzahm wie unspektakulär geraten sei, doch so generisch der Vater-Tochter-Konflikt als Plot-Device auch sein mag, ist sie auch erwartungsgemäß herzerwärmend und funktioniert nicht zuletzt aufgrund der formidablen Besetzung ausnehmend gut.
So sind es ganz unbestritten und im gleichen Maße Kristen Bell (The Good Place) und Kelsey Grammer, die den Film im Alleingang schultern, auch wenn es sich Seth Rogen (The Interview) nicht nehmen lässt, beim Spielfilm-Debüt seiner Frau eine – ebenfalls unspektakuläre – Nebenrolle einzunehmen, die dafür unerwartet bodenständig und "normal" ausfällt. Diese beinahe schon plakative Unaufgeregtheit verleiht dem Geschehen allerdings auch eine gewisse Glaubwürdigkeit, denn dramatische Überspitzungen sucht man hier weitestgehend vergeblich, wodurch ich mich zuweilen ein wenig an Vertreter des Mumblecore-Genres wie Drinking Buddies erinnert fühlte, auch Wie der Vater… definitiv nicht dazu zählt. Nichtsdestotrotz wirkt das Geschehen auf dieser Ebene aber deutlich glaubwürdiger und nachvollziehbarer, als es sonst gerne der Fall ist, weil das Identifikationspotential in dieser eher "realistisch" inszenierten Geschichte ungleich höher ist.
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Ungeachtet fehlender Highlights und einem nur in leisen Zwischentönen genutzten Gag-Potential ist dadurch für mich Wie der Vater… ein durchaus würdiger Vertreter der Sparte an Feel-Good-Movies, weil kein Problem unlösbar scheint, keine Kluft zu tief, keine Aussprache zu spät kommt, um die Beziehung zwischen Rachel und ihrem Vater Harry zu kitten, während natürlich das sonnengetränkte Urlaubs-Flair an Bord des Schiffs sein Übriges tut, um gute Laune zu verbreiten. Sicherlich in keiner Hinsicht ein großer Wurf oder bemerkenswert in Story oder Dramaturgie, doch ein schöner Film für zwischendurch, der aber zugegebenermaßen bei weniger namhafter und charismatischer Besetzung auch bei mir untergegangen wäre. So aber erfreue ich mich an dieser darstellerischen Fingerübung seitens Bell und Grammer, die den ansonsten generischen Figuren wenn schon nicht unbedingt charakterlichen Tiefgang, so doch zumindest eine gehörige Portion Herz angedeihen lassen.
Wie der Vater...
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Traumhafte Tage an Bord - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
Lauren Miller liefert mit Wie der Vater... ein doch sehr beschauliches und konfliktarmes Regie-Debüt ab, das in seinen schwächsten Momenten wie ein Kreuzfahrt-Werbevideo wirkt, dank seiner charismatischen Besetzung – Kelsey Grammer und Kristen Bell als Vater und Tochter – aber zumindest das Herz am rechten Fleck hat und in seiner unbeschwert-leichtfüßigen Art eine zwar seichte, aber auch schön Feel-Good-Story mit melancholischen Zwischentönen erzählt.
Wie der Vater… ist seit dem 03.08.18 exklusiv bei Netflix verfügbar.