Review: Alex – Eine Geschichte über Freundschaft (Film)

Reden wir heute mal über ein wenig beachtetes, aber durchaus prominent besetztes Indie-Drama, dem ich doch einiges abgewinnen konnte, gleichwohl es sich einiger regelrechter Plagiats-Vorwürfe erwehren muss, aber das lest ihr ja alles weiter unten.

Alex
Eine Geschichte über Freundschaft

About Alex, USA 2014, 99 Min.

Alex – Eine Geschichte über Freundschaft | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Regisseur:
Jesse Zwick
Autor:
Jesse Zwick

Main-Cast:

Aubrey Plaza (Sarah)
Jane Levy (Kate)
Jason Ritter (Alex)
Maggie Grace (Siri)
Max Greenfield (Josh)
Max Minghella (Isaac)
Nate Parker (Ben)

Genre:
Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Alex – Eine Geschichte über Freundschaft | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Als fünf ehemalige College-Freunde die Nachricht erreicht, dass ihr Freund Alex versucht hat, sich das Leben zu nehmen, fühlen sie sich alle reichlich vor den Kopf gestoßen und eilen herbei, um ihm beizustehen und ihn wieder aufzumuntern. Da wären Ben und Siri – seit Jahren ein Paar, die empathische Sarah, der (noch) zynisch(er) gewordene Josh sowie Durchstarter Isaac, der sich gar erdreistet, seine Freundin Kate zum Wochenend-Trip mitzunehmen, die nicht nur kein Teil der eingeschworenen Truppe ist sondern zudem merklich jünger, weshalb insbesondere Sarah sie zunächst abschätzig betrachtet, zumal sie früher selbst ein Auge auf Isaac geworfen hatte. Eigentlich aber geht es um Alex und der wird aufopferungsvoll umsorgt, auch wenn ihm die gesteigerte Aufmerksamkeit bald merklich gegen den Strich geht. Im Verlauf des Wochenendes müssen sie alle allerdings erkennen, wie sehr sie sich doch teils verändert und entfremdet haben, reißen dabei alte Wunden auf und liefern späte Wahrheiten, raufen sich aber ungeachtet ihrer Differenzen langsam aber sicher auch wieder zusammen…

Rezension:

Noch vor der Sichtung von Alex – Eine Geschichte über Freundschaft wusste ich von der Kritik, die sich der Film dafür gefallen lassen musste, dass Ausgangslage und Prämisse der Handlung quasi vollständig dem 1983 entstandenen Der große Frust von Lawrence Kasdan entliehen sind, wobei man hier durchaus berücksichtigen muss, dass zwischen beiden Werken eben nunmehr drei Dekaden liegen und es sich eben auch nicht so verhält, dass der hier zuständige Regisseur und Drehbuchautor Jesse Zwick etwa den Plot des Kasdan-Werkes nacherzählen würde, denn ohne Berücksichtigung des Selbstmordversuches – im damaligen Film noch eine Beerdigung – ist die Konstellation, dass sich eine Handvoll Freunde nach Jahren wieder für ein Wochenende zusammenfindet, nun doch nicht so einzigartig und speziell, dass es dass niemals wieder geben dürfte, zumal Alex eben spürbar ein Kind seiner Zeit ist, was sich sicherlich nicht nur auf die Erwähnung von einschlägigen Social-Media-Kanälen und die Witze auf Kosten von Siri beschränkt, sondern sich auch in der Weltsicht so mancher Figur und ihrem bisherigen Werdegang widerspiegelt.

Szenenbild aus Alex – Eine Geschichte über Freundschaft | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Ursprünglich bin ich auf den vergleichsweise wenig beachteten Film natürlich erwartungsgemäß aufgrund seiner Besetzung gestoßen und was sich hier an bekannten Namen und Gesichtern versammelt – auch wenn man viele von ihnen eher aus dem Fernsehen denn der großen Leinwand kennt – ist nicht zu verachten, so dass es sich meines Erachtens sogar um eines der stimmigsten Ensembles der letzten Zeit handelt. Insbesondere Max Greenfield (New Girl) punktet in der Rolle des vollbärtigen Zynikers mit seiner offenen Abneigung gegenüber der modernen Welt wie auch der nostalgischen Verklärung der Vergangenheit über alle Maßen und ich habe mich mehrfach dabei ertappt zu denken, dass dieser oder jener Spruch auch von mir hätte stammen können, auch wenn er sich objektiv zugegebenermaßen oft wie ein ziemliches Arschloch verhält. Dadurch vermag seine Figur aber auch schlichtweg großartig zu polarisieren und bieten eine enorme Reibungsfläche, die auch ausgiebig genutzt wird, wenn die ungleichen Freunde sich langsam wieder näher kommen und dabei Schicht um Schicht Geheimnisse offenbaren, die sie bis dato tunlichst unerwähnt gelassen haben.

So ist Alex natürlich ein extrem verkopfter, dialoglastiger Film geworden und das muss man mögen, doch weiß man schließlich bereits im Vorfeld, auf was für eine Art Film man sich einlässt. Und hier kommt dann auch die durchweg große Erfahrung in der Verkörperung von Twentysomethings zum Tragen, die den gesamten Cast eint, denn auch wenn Zwick einen vergleichsweise ruhigen, eher unaufgeregten Film inszeniert, der wenn überhaupt dann am heftigsten ist, wenn die Emotionen hochkochen, sind die Figuren doch allesamt glaubhaft und überzeugend skizziert und sicherlich werden die meisten die eine oder andere Figur finden, mit der sie sich zu identifizieren wissen werden, auch wenn die gesamte Mannschaft – wie sich das heutzutage quasi gehört – mehr oder minder verkorkst wirkt. Insbesondere die mit Parks and Recreation bekannt gewordene Aubrey Plaza vermag das großartig zu transportieren und nimmt hier Aspekte ihrer Figur aus Ingrid Goes West vorweg, während Maggie Grace (Taken-Reihe) als Siri und Nate Parker (The Saints) als Ben das obligatorische Paar der Gruppe darstellen, das sich anscheinend an einem ziemlichen Scheideweg im Leben befindet.

Szenenbild aus Alex – Eine Geschichte über Freundschaft | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Es ist beinahe zu viel, bei Alex von einem Plot zu sprechen, denn im Grunde handelt es sich um eine Aneinanderreihung von Szenen und Gesprächen, Diskussionen und Auseinandersetzungen, in denen Zwick seine Protagonisten in geballter Form oder immer wieder anderer Konstellation aufeinanderprallen lässt, während sich alles in diesem selbst geschaffenen Mikrokosmos um den frisch aus dem Krankenhaus entlassenen Alex (Jason Ritter) und dessen Genesung dreht. Da mag es zwar ein wenig konstruiert sein, dass die von Max Minghellas Figur Isaac mitgeschleppte Freundin Kate – hier in Gestalt von Jane Levy (Evil Dead) – ausgerechnet bei einer Telefonseelsorge arbeitet, doch passt es zum Plot, zumal die ehemaligen College-Freunde es überwiegend tunlichst vermeiden, auf das prekäre Thema Suizid zu sprechen zu kommen. So war ich in der Summe tatsächlich positiv überrascht von Zwicks Regie-Debüt und kann kaum nachvollziehen, warum der Film allerorts so wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, denn auch wenn es sich mitnichten um einen Meilenstein des Genres handelt, hat mir dieser rund hundertminütige Ausflug mit einem Haufen ungleicher, früherer Freunde doch ausnehmend gut gefallen, denn selbst wenn manche der Gespräche pseudointellektuell und profan geraten sein mögen, könnte ich eben auch gerade darin viele Parallelen zur Wirklichkeit erkennen, während die Handlungselemente zwar emotional, aber nicht übertrieben kitschig oder gewollt übersteigert in Szene gesetzt werden, was den Film zwar weniger reißerisch, dafür aber bedeutend ehrlicher macht. Wer sich allerdings dabei langweilt, einer Gruppe Menschen beim Leben und Reden zuzusehen, der sollte tatsächlich tunlichst einen Bogen um dieses Indie-Drama machen.

Fazit & Wertung:

Jesse Zwick liefert mit Alex – Eine Geschichte über Freundschaft ein vergleichsweise unaufgeregtes, intimes Drama ab, das seinen Reiz einzig aus der Ausgangslage und der formidablen Besetzung generiert, darin aber auch durchaus zu überzeugen versteht, wenn man sich mit den mal mehr, mal minder verkorksten Twentysomethings auch nur ansatzweise identifizieren kann, die einem hier vorgestellt werden. Dialoglastig, melancholisch und unaufgeregt, vermögen Flair und Botschaft des Films aber durchaus in ihren Bann zu schlagen, wenn man dieser Art Film nicht gänzlich abgeneigt ist.

7 von 10 schwelenden Konflikten

Alex – Eine Geschichte über Freundschaft

  • Schwelende Konflikte - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Jesse Zwick liefert mit Alex – Eine Geschichte über Freundschaft ein vergleichsweise unaufgeregtes, intimes Drama ab, das seinen Reiz einzig aus der Ausgangslage und der formidablen Besetzung generiert, darin aber auch durchaus zu überzeugen versteht, wenn man sich mit den mal mehr, mal minder verkorksten Twentysomethings auch nur ansatzweise identifizieren kann, die einem hier vorgestellt werden. Dialoglastig, melancholisch und unaufgeregt, vermögen Flair und Botschaft des Films aber durchaus in ihren Bann zu schlagen, wenn man dieser Art Film nicht gänzlich abgeneigt ist.

7.0/10
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Alex – Eine Geschichte über Freundschaft ist am 09.04.15 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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