Auch heute wieder eine Film-Kritik von meiner Seite, die seit Wochen ihrer Veröffentlichung harrt, wobei ich sagen muss, dass dem Gefühl nach das neue Jahr so langsam anläuft, denn mittlerweile warten schon wieder einige fertige Artikel in der Pipeline.
The F-Word
Von wegen nur gute Freunde!
What If, IE/CA 2013, 98 Min.
© Senator/Universum Film
Michael Dowse
Elan Mastai (Drehbuch)
T.J. Dawe (Stück)
Michael Rinaldi (Stück)
Daniel Radcliffe (Wallace)
Zoe Kazan (Chantry)
Megan Park (Dalia)
Adam Driver (Allan)
Mackenzie Davis (Nicole)
Rafe Spall (Ben)
Komödie | Romantik
Trailer:
Inhalt:
© Senator/Universum Film
Auf einer Party lernt der noch immer seiner Ex hinterhertrauernde Wallace die charmante Chantry kennen, mit der er sich vom ersten Moment an blendend versteht und die selbst auf seinen manchmal merkwürdigen Humor einzusteigen bereit ist. Auf dem gemeinsamen Heimweg allerdings erwähnt Chantry ihren zuhause wartenden Freund und Wallace‘ Hoffnungen sind prompt zunichte. Dessen ungeachtet freunden sich Wallace und Chantry im Laufe der Zeit an, obwohl er ihr tunlichst verschweigt, was er für sie empfindet, doch entstehen auch immer wieder Situationen, die ihn glauben lassen, dass er womöglich doch eine Chance hätte. Als dann Chantrys Freund nach Dublin versetzt wird, bleibt sie allein in Toronto zurück und die Situation wird noch weit verfahrener, zumal selbst Außenstehende längst erkennen, dass Wallace und Chantry im Grunde wie geschaffen füreinander sind, doch Fakt ist, dass er sie all die Zeit belogen hat und sie nun einmal in einer festen Beziehung steckt…
Rezension:
Nachdem mich Daniel Radcliffe bereits in der kurzlebigen Serie A Young Doctor’s Notebook von seinem komödiantischen Talent zu überzeugen wusste und Zoe Kazan mich in In Your Eyes in ihren Bann schlug, landete vor geraumer Zeit auch The F-Word – Von wegen nur gute Freunde! auf meiner Watchlist, zumal es sich um eine herrliche Indie-RomCom zu handeln schien, der ich bekanntermaßen oft viel abzugewinnen weiß. Dabei basiert der im Original schlicht als What If betitelte Streifen auf dem Theaterstück Cigars and Toothpaste von T.J. Dawe und Michael Rinaldi und die geben bekanntermaßen ja auch oft dankbare Vorlagen ab, gerade wenn man sich eine detaillierte Charakterzeichnung und funkensprühende Dialoge erhofft und mit all diesen Annahmen sollte ich tatsächlich Recht behalten, denn auch wenn der Michael Dowse inszenierte Film die Regeln des Spiels kaum neu erfindet, wusste mich doch dieser Ausflug weit mehr zu überzeugen als der 2011 unter seiner Regie entstandene Take Me Home Tonight, obwohl oder gerade weil Dowse sich hier nicht auf den nostalgischen Charme einer in einem vergangenen Jahrzehnt angesiedelten Geschichte verlässt, sondern den romantischen Reigen selbstbewusst im Hier und Jetzt verortet.
© Senator/Universum Film
Der Charme des Streifens geht dabei unbestreitbar hauptsächlich von Radcliffe und Kazan aus, die nun einmal auch im Zentrum der Erzählung stehen, zumal deren Charaktere Wallace und Chantry sich so manchen verbalen Schlagabtausch liefern, der sich wirklich sehen lassen kann und damit unterstreicht, dass es sich oft lohnt, ein Stück als Film zu adaptieren, zumal man ihm dessen Herkunft tatsächlich kaum anmerkt. Während ein Großteil der Anziehung aber darin besteht, dass Wallace und Chantry sich stetig umkreisen und wie so oft als letzte bemerken, dass es sich womöglich um mehr als "nur" Freundschaft handeln könnte, wird der Cast noch einmal gehörig aufgewertet durch Adam Driver als Allan, der ähnlich überzeugend daherkommt wie in Gefühlt Mitte Zwanzig und gemeinsam mit Mackenzie Davis (Breathe In) als Nicole den Gegenentwurf zu Wallace‘ und Chantrys verkorkster On-Off-Beziehung bildet, auch wenn die beiden freilich auch so einige Spleens vorzuweisen haben, die den Charme des illustren Ensembles unterstreichen.
Ansonsten folgt The F-Word aber natürlich in so mancher Hinsicht den üblichen Genre-Regeln und ich kann nicht behaupten, dass ich vom Ausgang der Geschichte überrascht worden bin, doch insbesondere im Mittelteil finden sich dann tatsächlich auch einige unerwartete, somit überraschende Wendungen, die nicht unbedingt dem entsprechen, was man sich erwarten würde. Hinzu kommt aber außerdem, dass sowohl Wallace als auch Chantry nicht unbedingt auf den Kopf gefallen sind und so trägt ihre reflektierte Betrachtungsweise dazu bei, dass der Film oft auch als Kommentar zu besagten Genre-Regeln verstanden werden darf, denen die beiden sich oft eben nicht zu beugen bereit sind. Dabei sind die Figuren natürlich spürbar mit Neurosen aufgeladen und in mancher Hinsicht sanft überzeichnet, was sich insbesondere bei Drivers Allan bemerkbar macht, der dann für die etwas derberen Sprüche verantwortlich zeichnet, doch so sehr ich Spleens und Exzentrik bei Filmfiguren schätze, sind es hier vielmehr die damit einhergehenden, ruhigen und ehrlichen Momente, die Wallace‘ Schüchternheit untermauern oder auch die stille Übereinstimmung zwischen ihm und Chantry, wenn es einfach mal genügt, beisammen zu sein und nichts gesagt werden muss.
© Senator/Universum Film
So punktet The F-Word mit einer seltenen Wahrhaftigkeit in der Inszenierung, die eben nicht versucht, den romantischen Part des Geschehens durch große Gesten und pompöse Inszenierung in ungeahnte Höhen zu schrauben, sondern stattdessen lieber am Boden bleibt und sich dem alltäglichen Geschehen widmet, auch wenn die Erzählung im letzten Drittel mancherorts ein wenig zu gehetzt erscheint und wirkt, als würde sie noch eben schnell notwendige Stationen durchexerzieren wollen. Das ändert aber eben zum Glück nichts an dem sympathischen Ensemble, dem wunderbaren Indie-Soundtrack und vor allem den inszenatorischen Eigenwilligkeiten wie etwa animierten, gezeichneten Figürchen, die mal gerne unvermittelt die Leinwand zu bevölkern beginnen, denn was andernorts schnell lächerlich oder prätentiös hätte wirken können, trifft hier tatsächlich jederzeit den richtigen Ton, weshalb ich diese romantische Komödie jedem ans Herz legen kann, der sich einmal abseits der nach Schema F produzierten Filme bewegen möchte, denn auch wenn die Parallelen nicht von der Hand zu weisen sind, geht Dowse in seiner Adaption doch erfreulich viele, wenig ausgetretene Pfade.
The F-Word – Von wegen nur gute Freunde!
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Pointierte Dialoge - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
Michael Dowse liefert mit The F-Word – Von wegen nur gute Freunde! zwar nicht unbedingt den Gegenentwurf einer romantischen Komödie, ringt dem Sujet aber einiges an frischen Facetten ab, was hauptsächlich an der oft eigenwilligen Inszenierung und den charmant-spleenigen Figuren liegt, aber auch mit den ungemein pointierten Dialogen zusammenhängt, die aus weiten Teilen des Films ein famoses Vergnügen machen.
The F-Word – Von wegen nur gute Freunde! ist am 28.08.15 auf DVD und Blu-ray bei Senator im Vertrieb von Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!