Review: Leben und Sterben in God’s Pocket (Film)

Heute mal wieder ein paar Worte zu einem eher unbekannten Titel, von dem ich mir leider wieder einmal deutlich mehr erwartet hatte in Anbetracht der prestigeträchtigen Namen.

Leben und Sterben in God’s Pocket

God’s Pocket, USA 2014, 88 Min.

Leben und Sterben in God's Pocket | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
John Slattery
Autoren:
Alex Metcalf (Drehbuch)
John Slattery (Drehbuch)
Peter Dexter (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Philip Seymour Hoffman (Mickey Scarpato)
Richard Jenkins (Richard Shellburn)
Christina Hendricks (Jeanie Scarpato)
John Turturro (Arthur ‘Bird’ Capezio)
in weiteren Rollen:
Eddie Marsan (Smilin’ Jack Moran)
Peter Gerety (McKenna)
Caleb Landry Jones (Leon Hubbard)
Domenick Lombardozzi (Sal Cappi)
Joyce Van Patten (Aunt Sophie)

Genre:
Krimi | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Leben und Sterben in God's Pocket | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Philadelphia zu Beginn der 1980er: Mickey Scarpato lebt mit seiner Frau Jeanie im Arbeiterviertel God’s Pocket und hält sich mit windigen Gelegenheitsjobs über Wasser. Dabei hält die Einwohnerschaft des Viertels fest zusammen und obwohl Mickey seit Jahren dort lebt, zählt er zu den Außenseitern, ist noch immer "nur" Hinzugezogener. Was bei seinen halbkriminellen Machenschaften aber kaum ein Problem darstellt, fällt umso störender ins Gewicht, als sein Stiefsohn Leon bei einem Unfall auf einer Baustelle ums Leben kommt. Denn Jeanie glaubt nicht, dass es wirklich ein Unfall gewesen ist und bittet Mickey, sich der Sache anzunehmen. Während der verzweifelt versucht, dem Geschehen auf den Grund zu gehen, nimmt sich von anderer Seite der Journalist Richard Shellburn der Sache an und wirbelt gehörig Staub auf…

Rezension:

Das Regie-Debüt des bekannten John Slattery (Spotlight) hat ja unter anderem dadurch eine gewisse, traurige Berühmtheit erlangt, dass es sich um den letzten, von Philip Seymour Hoffman vollendeten Film vor dessen Ableben handelt, doch auch der Umstand, dass der Plot des Films auf dem gleichnamigen Roman von Pete Dexter fußt, hatte mich unlängst dazu verleitet, dieses Milieu-Drama in meine Sammlung aufzunehmen und letzthin zu begutachten. So sehr ich aber all die genannten Herren schätze, ganz zu schweigen von Christina Hendricks, die hier ebenfalls mit von der Partie ist, muss ich doch sagen, dass das Ergebnis eher ernüchternd ausfällt und mich nicht vollständig hat überzeugen können. Atmosphärisch mag Leben und Sterben in God’s Pocket gelungen sein und als Milieu-Studie tauglich, auch wenn es sich bei "God’s Pocket" um ein fiktives Arbeiterviertel handelt, doch darüber hinaus gibt sich der Reigen ausgemacht episodisch, was nicht grundsätzlich verkehrt sein mag, hier aber bei der Kürze von rund anderthalb Stunden dazu führt, dass keiner der Handlungsstränge vollends zur Entfaltung kommt.

Szenenbild aus Leben und Sterben in God's Pocket | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Von darstellerischer Seite gibt es hier freilich nichts zu bemängeln und sowohl Philip Seymour Hoffman (Tödliche Entscheidung) als resignierender Jedermann Mickey ist ebenso über jeden Zweifel erhaben wie Christina Hendricks (Lost River) als dessen Ehefrau Jeanie, derweil es eigentlich erst das Erscheinen von Zeitungsschreiberling Richard Shellburn (Richard Jenkins, Killing Them Softly) ist, das die Chose so richtig aus dem Ruder laufen lässt. Da allerdings offenbart sich schon eines der ersten Probleme von Leben und Sterben in God’s Pocket, denn was als lupenreines – und von Tristesse geprägtes – Drama beginnt und wenn auch behäbig in Fahrt kommt, versucht sich alsbald an spleeniger Gangster-Komödie und ist auch um einige Gewaltspitzen nicht verlegen, deren explizite Ausgestaltung mich zwar überrascht hat, die aber auch einen deutlich inszenatorischen Bruch mit sich bringen. Hinzu kommt, dass die Ereignisse zwar zunehmend absurder werden und die Bodenhaftung zu verlieren drohen, aber nie so abgehoben und überspitzt inszeniert wirken, dass man zugunsten der Unterhaltung in Sachen Logik ein Auge zudrücken könnte. Nun wusste ich dank der ebenfalls auf einem Buch von Peter Dexter basierenden Verfilmung The Paperboy schon im Vorfeld, dass ich mir nicht zu viel erwarten sollte, doch hatte ich bei der namhaften Riege an Beteiligten und Verantwortlichen wohl doch irgendwie auf mehr gehofft.

Dadurch, dass Leben und Sterben in God’s Pocket nie so recht seine eigene Linie zu finden scheint, wirkt er aber auch in vielerlei Hinsicht wie ein Konglomerat vieler ähnlich gearteter, teils einschlägig bekannter Werke, wodurch Slatterys Debüt zwar nicht automatisch schlecht wird, aber eben zuweilen ein wenig uninspiriert und generisch wirkt. Da helfen dann auch John Turturro (Exodus) und Eddie Marsan (Ray Donovan) in weiteren Rollen nicht mehr, den Karren vollends aus dem Dreck zu ziehen, wobei ich auch nicht den Eindruck vermitteln möchte, der Film wäre totaler Murks, sondern eben nur, dass er kaum je seine eigene Linie findet. Einzelszenen und Episoden wissen durchaus zu begeistern, zumal die Rollenbesetzung ohne Frage hochwertig ist, doch muss man sich eben fragen, welche Aussage Slattery wirklich verfolgt hat, welcher Erkenntnis er nachgespürt zu haben meint, denn in dieser Kombination weiß das Werk weder als Drama noch Krimi vollends zu überzeugen.

Szenenbild aus Leben und Sterben in God's Pocket | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Last but not least konnte ich mich leider auch nicht allzu sehr für das Ende des Ganzen erwärmen, zu dem ich mich an dieser Stelle freilich ausschweigen werde, doch braucht es für mich bekanntermaßen mitnichten ein Happy-End oder auch nur einen abschließenden Schlussakkord, doch hier folgt Leben und Sterben in God’s Pocket einmal mehr seiner unklaren Linie, indem die finalen Szenen einerseits überraschend drastisch und absolut daherkommen, die Story an sich aber sang und klanglos zu einem irritieren trivialen Ende findet. Schade, denn ausgerechnet diesen letzten Film mit Hoffman hätte ich gerne gemocht und war überzeugt, dass der auch meinem Sujet entsprechen würde, doch diese fragmentarische Verquickung von allerlei Ansätzen und Handlungsbögen taugt dann doch eher als zwar grundsolide, aber selten darüber hinauskommende Unterhaltung für nebenher, die hauptsächlich dank ihrer Besetzung überhaupt aus dem Meer der Durchschnittsware herausragt.

Fazit & Wertung:

John Slattery findet in seinem Regie-Debüt Leben und Sterben in God’s Pocket leider keine klare inszenatorische Linie und verzettelt sich irgendwo zwischen Milieu-Drama und Gangster-Komödie, worunter auch die Dramaturgie des Gezeigten zunehmend zu leiden hat. Philip Seymour Hoffman und Konsorten wissen zwar schauspielerisch durchweg zu überzeugen, doch reicht das allein nicht aus, diese Buch-Verfilmung dergestalt zu veredeln, dass sie nicht gegenüber ähnlich gearteten Produktionen merklich das Nachsehen hätte.

6 von 10 kleinen Dramen im Viertel God’s Pocket

Leben und Sterben in God’s Pocket

  • Kleine Dramen im Viertel God's Pocket - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

John Slattery findet in seinem Regie-Debüt Leben und Sterben in God’s Pocket leider keine klare inszenatorische Linie und verzettelt sich irgendwo zwischen Milieu-Drama und Gangster-Komödie, worunter auch die Dramaturgie des Gezeigten zunehmend zu leiden hat. Philip Seymour Hoffman und Konsorten wissen zwar schauspielerisch durchweg zu überzeugen, doch reicht das allein nicht aus, diese Buch-Verfilmung dergestalt zu veredeln, dass sie nicht gegenüber ähnlich gearteten Produktionen merklich das Nachsehen hätte.

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vgw

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