Review: Die Tochter des Teufels (Film)

Heute mal wieder eine Filmkritik zu einem Zufallsfund, den man gesehen haben kann, aber eben auch nicht zwingend muss, denn obwohl atmosphärisch gelungen, wäre da sicherlich noch mehr drin gewesen.

Die Tochter des Teufels

The Blackcoat’s Daughter, CA/USA 2015, 93 Min.

Die Tochter des Teufels | © Koch Media
© Koch Media

Regisseur:
Oz Perkins
Autor:
Oz Perkins

Main-Cast:
Emma Roberts (Joan)
Kiernan Shipka (Kat)
in weiteren Rollen:
Lucy Boynton (Rose)
Lauren Holly (Linda)
James Remar (Bill)

Genre:
Horror | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Im ländlich gelegenen Bradford-Internat nahen die Winterferien und nachdem beinahe sämtliche Mädchen von ihren Eltern abgeholt worden sind, hält urplötzlich winterliche Kälte Einzug, derweil einzig die Schülerinnen Rose und Kat noch im Schulgebäude festsitzen. Doch während Kats Eltern lediglich auf sich warten lassen, hat Rose gar vorsätzlich das falsche Datum genannt, doch fernab der Gründe, warum sie noch nicht abgeholt worden sind, entscheidet der Rektor, dass Rose auf Kat zu achten habe. Kat allerdings wird von brutalen Alpträumen und Erscheinungen geplagt und benimmt sich zusehends merkwürdiger, derweil Rose es mehr und mehr mit der Angst zu tun bekommt und letztlich dazu übergeht, sich nachts in ihrem Zimmer zu verbarrikadieren. Andernorts tritt eine mysteriöse junge Frau namens Joan in Erscheinung, die alsbald als Anhalterin von dem gutmütigen Bill – der sich von Joan an seine eigene Tochter erinnert fühlt – und dessen Frau aufgelesen wird…

Rezension:

Irgendwann während meiner Sichtung der zweiten Staffel Scream Queens begann ich mich zu fragen, welche Filme mit Beteiligung von Emma Roberts mir bislang entgangen sind und ein Blick in die IMDb gab diesbezüglich schnell Aufschluss, derweil mir dort dann direkt Die Tochter des Teufels ins Auge sprang, auch wenn ich ja sonst wirklich selten zu Horrorfilmen greife, obwohl ich nicht behaupten kann, dem Genre grundsätzlich abgeneigt zu sein. Dabei handelt es sich bei dem von Regie-Debütant Oz Perkins aber auch gar nicht so sehr um einen lupenreinen Horrorfilm, sondern weit mehr um einen Mystery-Thriller, der seine Suspense-Momente mehr aus einer unterschwelligen Bedrohlichkeit und einer von Tristesse und Farbarmut gezeichneten Atmosphäre zieht. Entsprechend dürfte enttäuscht sein, wer sich hier einen echten Schocker erwartet, derweil die Story ansonsten mit ein paar erfrischend unverbrauchten Elementen aufwartet, wenn man sich darauf einzulassen bereit ist, dass die Geschichte mitnichten linear erzählt wird und sich anfänglich so gar nicht durchschauen lassen will.

Szenenbild aus Die Tochter des Teufels | © Koch Media
© Koch Media

Neben Emma Roberts, die bereits in American Horror Story Erfahrungen in dem Metier sammeln konnte, tritt hier nämlich noch Kiernan Shipka in Erscheinung, die spätestens seit Chilling Adventures of Sabrina den meisten ein Begriff sei dürfte, doch wer nun hofft, die beiden Darstellerinnen würden sich hier die Leinwand teilen, wird zunächst enttäuscht sein. Die von Roberts verkörperte Joan ist zunächst nämlich kaum ein Teil der Hauptstory und bewegt sich quasi parallel zur eigentlichen Haupthandlung, die sich auf die wortkarge wie merkwürdige Kat fokussiert, an deren Seite wiederum Lucy Boynton (Gypsy) als Internats-Schülerin Rose agiert, die sich zunehmend vor Kat zu fürchten beginnt, nachdem die beiden in der Abgeschiedenheit des Mädchen-Internats darauf warten, dass das Wochenende naht und ihre Eltern eintreffen. Im Fall von Roberts ist es dann wiederum der von James Remar (Dexter) verkörperte Bill, mit dem sie vornehmlich interagiert und der sich von Joan an seine eigene Tochter erinnert fühlt. Doch obwohl die beiden Handlungsstränge zunächst keine offensichtlichen Gemeinsamkeiten aufweisen, sind sie doch dank der wohlgesetzten Szenenwechsel und der teils morbid-makabren Einschübe und Traumsequenzen auf merkwürdige Art miteinander verwoben und lassen die Grenzen zumindest andeutungsweise ein ums andere Mal verschwimmen.

Leider ist aber auch die kunstvolle Inszenierung eine der großen und wenigen echten Stärken von Die Tochter des Teufels, dessen subjektive Wertung im Grunde damit steht und fällt, ob man den finalen Twist hat kommen sehen und selbigen verstehen und akzeptieren kann. So dürfte es einerseits die Fraktion geben, die speziell mit dem Ende gar nichts anzufangen wissen wird und andererseits diejenigen, die quasi viel zu früh Lunte riechen und dann nur noch auf das Ende warten, um sich in ihrer Annahme bestätigt zu sehen. Und auch wenn ich es sehr schätze, als mündiger Zuschauer betrachtet zu werden und nicht jedes Detail vorgekaut zu bekommen, hält sich Perkins – der auch das Drehbuch zum Film verfasst hat – mit Erklärungen und Erläuterungen doch auffallend zurück. Überhaupt ist sein Debüt aber kaum ein Film der großen Worte, sondern mehr der bedrückenden Atmosphäre, zumal allein das, was Kat so von sich gibt, ohnehin ausnehmend kryptisch daherkommt. Dadurch fühlt sich der Film aber auch weitaus mehr im Arthouse-Genre beheimatet, als dass man ihn als echten Horror kategorisieren würde, auch wenn er durchaus oft beklemmend und zuweilen schockierend geraten sein mag.

Szenenbild aus Die Tochter des Teufels | © Koch Media
© Koch Media

So konnte ich dem Film subjektiv einiges abgewinnen und mochte speziell die regelrecht traumwandlerische Art der Erzählung, der sich überlappenden und gegenseitig bedingenden, sich aber nie kreuzenden Handlungsstränge, der zunächst diffusen und undurchsichtigen Hinweise und Querverweise, die zunehmend Licht ins Dunkel bringen (nur metaphorisch gesprochen, der Film bleibt durchweg ausnehmend düster), doch gemessen an dem, was hier an Prämisse herhält, bedarf es auch dieser inszenatorischen Spielereien, denn der Plot des Films, über den man bestmöglich kein Wort verliert, um nicht zu spoilern, ließe sich auch in zwei knappen Sätzen zusammenfassen. So hat man wohl die größtmögliche Freude an Die Tochter des Teufels, wenn man im Vorfeld zwar weiß, auf welche Art Film man sich einlässt, ansonsten aber möglichst wenig, um sich ganz ohne Vorbehalte dem beklemmenden Treiben widmen zu können. Abschließend lobend erwähnen möchte ich aber dennoch sowohl Emma Roberts als auch Kiernan Shipka, die ihre jeweiligen Rollen mit einer teils beeindruckenden Intensität und Hingabe spielen, so dass es kaum verwundert, dass sie freilich die Hauptattraktionen dieses zwar inszenatorisch ambitionierten, dramaturgisch aber zuweilen etwas holprigen Regie-Debüts sind.

Fazit & Wertung:

Oz Perkins versucht sich mit Die Tochter des Teufels am traditionellen Thema Besessenheit und geht in vielerlei Hinsicht neue Wege, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass die eigentliche Handlung ziemlich mager ausfällt und je nach Aufmerksamkeit ab einem gewissen Punkt auch extrem durchschaubar wird. Weit besser wissen da die beiden Hauptdarstellerinnen Emma Roberts und Kiernan Shipka zu gefallen, ebenso wie die konsequent phantasmagorische Atmosphäre des Gezeigten.

6 von 10 gewalttätigen Visionen

Die Tochter des Teufels

  • Gewalttätige Visionen - 6.0/10
    6.0/10

Fazit & Wertung:

Oz Perkins versucht sich mit Die Tochter des Teufels am traditionellen Thema Besessenheit und geht in vielerlei Hinsicht neue Wege, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass die eigentliche Handlung ziemlich mager ausfällt und je nach Aufmerksamkeit ab einem gewissen Punkt auch extrem durchschaubar wird. Weit besser wissen da die beiden Hauptdarstellerinnen Emma Roberts und Kiernan Shipka zu gefallen, ebenso wie die konsequent phantasmagorische Atmosphäre des Gezeigten.

6.0/10
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vgw

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