Review: Lucifer | Staffel 4 (Serie)

Viel später als ich es eigentlich beabsichtigt hatte, kommt hier nun meine Meinung zur vierten Staffel der Serie, die sich ganz dem Teufel verschrieben hat.

Lucifer
Staffel 4

Lucifer, USA 2015-, ca. 50 Min. je Folge

Lucifer | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Tom Kapinos
Neil Gaiman (Comic-Vorlage)
Ausführende Produzenten:
Tom Kapinos
Ildy Modrovich
Len Wiseman
Jonathan Littman
Jerry Bruckheimer
Joe Henderson

Main-Cast:
Tom Ellis (Lucifer Morningstar)
Lauren German (Chloe Decker)
Kevin Alejandro (Dan Espinoza)
D.B. Woodside (Amenadiel)
Lesley-Ann Brandt (Mazikeen)
Aimee Garcia (Ella Lopez)
Scarlett Estevez (Trixie)
Inbar Lavi (Eve)
Rachael Harris (Linda Martin)
Special Guests:
Graham McTavish (Father Kinley)
Vinessa Vidotto (Remiel)

Genre:
Fantasy | Krimi | Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Lucifer | © Netflix
© Netflix

Nachdem Chloe mit eigenen Augen gesehen hat, dass Lucifer tatsächlich der leibhaftige Teufel ist, hat sie sich postwendend aus dem Staub gemacht und niemand auf dem Revier kennt die Gründe, während Lucifer in Lethargie versinkt und nur noch halbherzig als Berater für die Polizei aktiv ist, im Grunde nur an den Tatorten aufkreuzt in der Hoffnung, Chloe möge zurückgekehrt sein. Eines Tages, einige Monate sind vergangen, steht Detective Decker tatsächlich unvermittelt wieder vor ihm und versichert verhalten, dass sie sein Wesen zu akzeptieren gelernt habe. Doch Chloe verschweigt Lucifer, dass sie die Bekanntschaft von Pater Kinley gemacht hat, der ebenfalls darum weiß, dass der Leibhaftige selbst auf der Erde wandelt und zudem von einer Prophezeiung zu berichten weiß, in der von Lucifers erster Liebe die Rede ist. Gut möglich, dass damit die aus der Heiligen Schrift bekannte Eva gemeint ist, die just aus dem Himmel nach Los Angeles gereist ist, um ihrer alten Flamme einen Besuch abzustatten…

Rezension:

Als der amerikanische Sender FOX die Absetzung seiner Serie Lucifer nach der dritten Staffel verkündete, war der Aufschrei in der Fangemeinde riesig und auch ich fand es schade um die Show, auch wenn ich seit der ersten Staffel der Meinung gewesen bin, selbige würde ihr volles Potential nicht ausschöpfen, denn auf der Basis einer von Mastermind Neil Gaiman (American Gods) ersonnenen Comicfigur ein Police-Procedural zu zimmern, das frappante Ähnlichkeiten mit Castle und ähnlich gelagerten Serien aufwies, schien mir nicht der richtige Weg zu sein, den Teufel höchstpersönlich adäquat in Szene zu setzen. Die gelungen charmante und spielfreudige Darstellung seitens Tom Ellis (The Fades) allerdings wusste mich schnell eines Besseren zu belehren, wobei die Serie mich eben auch nie vollends hat mitreißen können, denn dafür war der übergeordnete Plot schlicht zu rudimentär, der Fall der Woche stets zu omnipräsent und Lucifer himself in vielerlei Hinsicht viel zu handzahm (von den gerade zu Beginn erschreckend schlechten Effekten ganz zu schweigen). Als dann die Nachricht umging, dass ausgerechnet Netflix sich der Serie annehmen würde (die dennoch hierzulande weiterhin im Exklusivvertrieb von und bei Amazon Prime ausgestrahlt wird), hatte ich nun also enorme Hoffnungen, man würde sich des Potentials annehmen und dieses besser ausschöpfen können, wofür natürlich das Staffelfinale Gut oder böse? (3.24) einen wichtigen Grundstein gelegt haben dürfte, denn schließlich erfährt Chloe hier schlussendlich, dass Lucifer all die Jahre die Wahrheit gesagt hat, wenn er wieder einmal proklamierte, er sei ja schließlich der Herrscher der Hölle und ein in Ungnade gefallener Engel.

Szenenbild aus Lucifer | © Netflix
© Netflix

Frei nach dem Motto "Qualität statt Quantität" sah ich dann meine Hoffnungen schnell bestätigt, denn auch wenn die vierte, nun eben von Netflix produzierte Staffel Lucifer lediglich zehn Episoden umfasst, sind diese doch allesamt mitreißender geraten und mit Abstand überzeugender als ein Großteil dessen, was in den vorangegangen drei Jahren und nicht ganz sechzig Episoden auf den Fernsehschirm gebracht worden ist. Dabei begehen die Verantwortlichen aber auch nicht den Fehler, die neue Freiheit überzustrapazieren und alle alten Tugenden über Bord zu werfen, sondern haben den Aufbau der Staffel lediglich behutsam an die Erwartungen und Bedürfnisse der Binge-watching-verwöhnten Netflix-Seherschaft angepasst. Das äußert sich speziell darin, dass nun in vielerlei Hinsicht endlich einmal Tacheles geredet wird, denn wo eine sich ewig ziehende Staffel mit der klassischen Vermeidungstaktik am besten fährt, um beispielsweise die ewige Liebelei zwischen Lucifer und "der Detective" (Lauren German) behutsam am Köcheln zu halten, werden hier endlich einmal Wahrheiten ausgesprochen, lotet Lucifer die Untiefen seiner Seele aus und setzt sich gar mit seinen Problemen auseinander, die in seit Jahren zu Therapeutin Linda (Rachael Harris) treiben.

Dadurch werden zwar manche Handlungsstränge wie beispielsweise der um den von Graham McTavish (Preacher) verkörperte Pater Kinley zwar ungewöhnlich schnell und knapp abgehandelt, doch ist mir das deutlich lieber als das ewige Hin und Her wie beispielsweise mit Kain in der letzten Staffel. Auf einen Fall der Woche braucht man dabei die meiste Zeit aber dennoch nicht verzichten und in Kombination mit der alten Belegschaft an Darstellerinnen und Darstellern fühlt sich Lucifer eben vom ersten Moment an vertraut an, wirkt in der Summe aber deutlich ernsthafter, erwachsener, reflektierter (ich rede von der Serie, nicht der Figur), als die Jahre zuvor. Und auch das höhere Budget macht sich positiv bemerkbar, denn endlich einmal darf Lucifer in seiner "wahren Gestalt" auch ein wenig zum Gruseln aussehen und nicht einfach nur lächerlich, was in Anbetracht der weiteren Handlung auch dringend vonnöten gewesen ist. Ansonsten hat es mit Inbar Lavi aber auch wieder einen interessanten Neuzugang in der Besetzung, denn nach Kain ist es nun diesmal Eva, die den irdischen Bewohnern ihre Aufwartung macht und sich danach sehnt, ihre alte Liebschaft zum Teufel aus den Zeiten von Garten Eden wieder aufleben zu lassen, was zufälligerweise dann noch mit einer alten Prophezeiung zusammenfällt, die sich um Lucifers erste Liebe dreht.

Szenenbild aus Lucifer | © Netflix
© Netflix

Zwar ist auch diese Staffel Lucifer mit kleineren Mängeln behaftet, die oft damit zusammenhängen, dass es nun deutlich weniger (aber dafür längere Folgen) sind, so dass beispielsweise Chloes und Dans Tochter Trixie (Scarlett Estevez) hier kaum mehr als eine Statistenrolle einnimmt und die meiste Zeit überhaupt nicht zu sehen ist, obwohl sie doch einen so wichtigen Part im Leben der beiden Polizisten einnimmt. Davon aber einmal abgesehen, dürfen auch alle weiteren Figuren eine interessante Entwicklung durchlaufen und insbesondere an den vorangegangenen Ereignissen wachsen oder auch zu zerbrechen drohen, so dass Dan (Kevin Alejandro) beispielsweise noch immer sehr mit dem Tod von Charlotte zu kämpfen hat, was wahrscheinlich zu FOX-Zeiten der Serie nie so eingehend behandelt worden wäre. So darf es hier tatsächlich auch gerne mal ernsthafter und dramatischer, ja zuweilen regelrecht tragisch werden und dennoch bewahrt sich die Serie ihren leichtfüßigen Witz und die augenzwinkernde Inszenierung, womit diese vierte Staffel nicht nur alle alten Qualitäten zur neuen Produktionsschmiede mitgenommen hat, sondern dort auch noch einen ganzen Strauß an vielversprechenden neuen Impulsen in Empfang nehmen durfte, der diese zehnteilige Story zum unbestrittenen Highlight der Serie bislang machen. Bleibt nur zu hoffen, dass alsbald seitens Netflix die Bestätigung einer fünften Staffel folgt, auch wenn die finale Folge Wer ist der neue Höllenfürst? (4.10) zumindest deutlich besser als Serienende fungieren würde als der noch größere Cliffhanger im Jahr zuvor.

Fazit & Wertung:

Mit der vierten Staffel schwingt sich Lucifer einhergehend mit dem Umzug zu Streamingdienst Netflix zu neuen Höhen auf und bietet deutlich kompaktere, aber auch mitreißendere Unterhaltung, die sich endlich einmal traut, längst überfälliges Unausgesprochenes zu thematisieren und Lucifer als Figur und Person wachsen zu lassen. Den Charme des launigen Police-Procedurals bewahrt sich die Serie aber trotz ihrer neuen Ernsthaftigkeit mühelos, womit sie auch auf Anhieb und mit Abstand zur bisher besten Staffel der Show avanciert.

9 von 10 teuflischen Mordermittlungen

Lucifer | Staffel 4

  • Teuflische Mordermittlungen - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit der vierten Staffel schwingt sich Lucifer einhergehend mit dem Umzug zu Streamingdienst Netflix zu neuen Höhen auf und bietet deutlich kompaktere, aber auch mitreißendere Unterhaltung, die sich endlich einmal traut, längst überfälliges Unausgesprochenes zu thematisieren und Lucifer als Figur und Person wachsen zu lassen. Den Charme des launigen Police-Procedurals bewahrt sich die Serie aber trotz ihrer neuen Ernsthaftigkeit mühelos, womit sie auch auf Anhieb und mit Abstand zur bisher besten Staffel der Show avanciert.

9.0/10
Leser-Wertung 7.33/10 (3 Stimmen)
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Episodenübersicht: Staffel 4

01. Alles in Ordnung (8/10)
02. Da hat wohl jemand Dantes Inferno gelesen (8,5/10)
03. Haben Sie kein Gottvertrauen, Pater? (8,5/10)
04. Alles über Eva (8,5/10)
05. Ich sterbe erhobenen Gliedes! (8/10)
06. In der Orgienhose zur Arbeit (8,5/10)
07. Der Teufel tut des Teufels Werk (9/10)
08. Der supermiese Freund (9/10)
09. Lucifer retten (9,5/10)
10. Wer ist der neue Höllenfürst? (10/10)

 
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Lucifer | Staffel 4 ist ist seit dem 08.05.19 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.

Amazon Prime:

vgw

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