Review: Song One (Film)

Kommen wir heute zu einem Film, den ich in den vergangenen Wochen mehrfach geschoben habe, wohl auch, weil ich unterbewusst befürchtet habe, nicht annähernd genug darüber schreiben zu können, um einen ganzen Artikel damit zu füllen. Nun, sollte es also diesmal etwas knapp ausfallen (ich schreibe das Vorwort, bevor der Artikel steht), kann ich zumindest behaupten, es geahnt zu haben.

Song One

Song One, USA 2014, 86 Min.

Song One | © EuroVideo
© EuroVideo

Regisseurin:
Kate Barker-Froyland
Autorin:
Kate Barker-Froyland

Main-Cast:
Anne Hathaway (Franny)
Johnny Flynn (James Forester)
in weiteren Rollen:
Ben Rosenfield (Henry)
Mary Steenburgen (Karen)

Genre:
Drama | Musik | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Song One | © EuroVideo
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Als die Anthropologie-Doktorandin Franny die Nachricht erreicht, dass ihr jüngerer Bruder Henry verunfallt ist und im Koma liegt, lässt sie umgehend alles stehen und liegen, um von Marokko aus zurück nach New York zu reisen und ihm und ihrer Mutter beizustehen. Vor Ort gibt es allerdings wenig Anzeichen oder Hoffnung, dass Henry bald erwachen könnte und so beginnt Franny, anhand seines Tagebuchs und seiner Aufzeichnungen, Henrys Weg als Studienabbrecher und Freigeist, Straßenmusikant und Künstler nachzuzeichnen. Ziel dahinter ist, ihn mit bekannten Eindrücken, Geräuschen und Gerüchen wieder aufzuwecken, weshalb sie Tonbandaufnahmen in seinen Lieblingsbars erstellt oder Pfannkuchen in seinem Stammcafé besorgt. Während ihrer Reisen durch New York lernt Franny alsbald auch den Singer/Songwriter James Forester kennen, der für Henry ein großes Vorbild gewesen ist, doch bald schon kommen die beiden sich auch abseits der tragischen Geschichte von Frannys Bruder näher…

Rezension:

Jüngst zufällig über Song One bei Amazon gestoßen, wusste ich kaum etwas über Handlung oder Hintergründe und habe dem Film im Grunde lediglich aufgrund von Anne Hathaway (Man lernt nie aus) eine Chance gegeben. Im Nachhinein dürfte sich erklären, weshalb der Film bislang gänzlich unter meinem Radar existiert hat, denn auch wenn man ihm inszenatorisch und erzählerisch wenig vorzuwerfen hat, dümpelt die Geschichte leider die meiste Zeit auffallend langsam und ereignislos vor sich hin, so dass man sich einzig auf das vorherrschende Gefühl der Melancholie versteifen können müsste, um dem doch sehr gemächlichen Treiben wirklich etwas abgewinnen zu können. Bezeichnend in dem Zusammenhang, dass Regisseurin und Drehbuchautorin Kate Barker-Froyland im Vorfeld lediglich drei Kurzfilme geschrieben und inszeniert hat, womit es sich hier um das Spielfilm-Debüt der Dame handelt, dem bis zum heutigen Tage auch nichts nachgefolgt ist.

Szenenbild aus Song One | © EuroVideo
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Und atmosphärisch vermag Song One durchaus in vielerlei Hinsicht zu punkten, scheint aber – das wird im Verlauf der nicht einmal anderthalb Stunden Spielzeit immer deutlicher – im Kern herzlich wenig zu erzählen zu haben, so dass sich in steter Folge Szenen in Bars und Cafés mit denen im Krankenhaus abwechseln, alsbald ergänzt durch Songs und Auftritte des von Johnny Flynn (Emma.) verkörperten Musikers James Forester. Flynn, seinerseits eben nicht nur Schauspieler, sondern auch Frontmann der Folk-Band "Johnny Flynn & The Sussex Wit", ist hier merklich in seinem Element und liefert berührende Vorstellungen ab, doch ändert das eben nichts an der Tatsache, dass es sich auch hier um Füllwerk für einen Film handelt, der anscheinend kaum selbst weiß, wie er die Zeit bis zum Abspann zu füllen vermag. Das mündet dann in ein sehr fragmentarisch und beliebig wirkendes Erzählen, dem ausgerechnet die tiefen Emotionen und das Gefühl der Betroffenheit abhandenkommen.

Ja selbst die Liebesgeschichte zwischen Franny und James wirkt wenig glaubhaft und bleibt pure Behauptung, weil sie wenig Zeit und Raum zur Entfaltung bekommt, während die Gespräche entweder um Frannys Bruder Henry kreisen oder James mal wieder ein Ständchen zum Besten gibt. Dank nächtlichem New-York-Panorama sieht das manchmal zwar sehr schön aus, aber so richtig gefühlvoll wird es selten, während man eine echte Botschaft oder dergleichen vergeblich sucht. Die müsste es ja nun auch nicht zwingend geben, doch laden die schmachtenden oder traurigen Blicke und so mancher Dialog das Gezeigte in Song One mit einer solchen Bedeutungsschwere auf, dass man geneigt ist, nach genau dieser tieferen Erkenntnis oder Botschaft Ausschau zu halten, die da aber einfach nicht kommt.

Szenenbild aus Song One | © EuroVideo
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Am Ende ist es so simpel, wie es sich liest, nämlich, dass eine Schwester zu ihrem im Koma liegenden Bruder heimkehrt und in dem Bestreben, ihm zu helfen, einen Kerl kennenlernt, in den sie sich verguckt. Das hat sicher seine Momente, punktet mit schöner Musik, hübschen Aufnahmen und ja, auch manch emotionalem Moment, aber es ergibt am Ende nichts Halbes und nichts Ganzes. Da hilft dann auch die Chemie zwischen Hathaway und Flynn nicht mehr, während es wirkt, als habe Barker-Froyland für Song One die Ideen für zwei bis drei Kurzfilme zusammengeworfen, um daraus ein leidlich abendfüllendes Werk zu zimmern, was man dann als Spielfilm vermarkten kann. Dafür nämlich fehlen ihm dramaturgische Reife, ein erkennbarer Spannungsbogen und eine Botschaft oder zumindest Intention, die über das Gezeigte hinausgeht.

Fazit & Wertung:

Regisseurin und Drehbuchautorin Kate Barker-Froyland scheint bei ihrem Spielfilmdebüt Song One nicht recht zu wissen, ob sie eine Liebesgeschichte erzählen, ein Familiendrama inszenieren oder einfach nur Johnny Flynn beim Musizieren zeigen möchte. Was folgt, ist ein leidlich unterhaltsames, melancholisches Mischmasch, dem eine klare Marschrichtung und Intention fehlt.

4,5 von 10 melancholischen Folk-Songs

Song One

  • Melancholische Folk-Songs - 4.5/10
    4.5/10

Fazit & Wertung:

Regisseurin und Drehbuchautorin Kate Barker-Froyland scheint bei ihrem Spielfilmdebüt Song One nicht recht zu wissen, ob sie eine Liebesgeschichte erzählen, ein Familiendrama inszenieren oder einfach nur Johnny Flynn beim Musizieren zeigen möchte. Was folgt, ist ein leidlich unterhaltsames, melancholisches Mischmasch, dem eine klare Marschrichtung und Intention fehlt.

4.5/10
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Song One ist am 25.05.16 auf DVD bei EuroVideo erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

vgw

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