Review: Lucifer | Staffel 2 (Serie)

Und es geht weiter mit den zweiten Staffeln, denn schließlich bin ich nun auch dazu gekommen, die aktuellste Staffel Lucifer zu beenden und mir eine Meinung zu bilden. Gleich vorab, immer noch wunderbar leichtfüßige Unterhaltung, bei der ich aber immer noch das Gefühl habe, dass man aus der Vorlage mutmaßlich mehr hätte machen können.

Lucifer
Staffel 2

Lucifer, USA 2015-, ca. 42 Min. je Folge

Lucifer | © Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Serienschöpfer:
Tom Kapinos
Neil Gaiman (Comic-Vorlage)
Ausführende Produzenten:
Tom Kapinos
Ildy Modrovich
Len Wiseman
Jonathan Littman
Jerry Bruckheimer
Joe Henderson

Main-Cast:
Tom Ellis (Lucifer Morningstar)
Lauren German (Chloe Decker)
Kevin Alejandro (Dan Espinoza)
D.B. Woodside (Amenadiel)
Lesley-Ann Brandt (Mazikeen)
Tricia Helfer (Charlotte)
Aimee Garcia (Ella Lopez)
Scarlett Estevez (Trixie)
Rachael Harris (Linda Martin)
in weiteren Rollen:
Michael Imperioli (Uriel)
Alex Fernandez (Deputy Warden Perry Smith)
Tim DeKay (Professor Carlisle)
Lindsey Gort (Candy Morningstar)
Timothy Omundson (God Johnson)
Charisma Carpenter (Jamie Lee Adrienne)

Genre:
Fantasy | Krimi | Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Lucifer | © Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Das Undenkbare ist passiert, denn niemand Geringeres als Lucifers Mom ist auf der Erde gelandet, nachdem sie über Jahrhunderte hinweg in der Hölle von Mazikeen gefoltert worden ist und was läge da näher, als dass sie ihrem gefallenen Sohn ans Leder wolle. Weit gefehlt aber, sucht sie tatsächlich die Aussprache, doch Lucifer sieht sich nicht imstande, ihr zu trauen, derweil er unlängst einen Deal mit Dad – Gott – ausgehandelt hat, sie postwendend wieder zur Hölle fahren zu lassen. Damit aber nicht genug, sieht sich Lucifer alsbald quasi gezwungen, seine Therapeutin Linda ins Vertrauen zu ziehen, was seine wahre Herkunft anbelangt, derweil aus dem Himmel Uriel herabsteigt, um Lucifers Querelen zu unterbinden. Und während Amenadiel erkennen muss, dass seine Kräfte zu schwinden scheinen, versucht sich Mazikeen daran, unter den Menschen ein "normales" Leben zu führen…

Rezension:

Ausgehend von der ersten, durchaus schon überzeugenden, aber eben auch mit Schwächen behafteten ersten Staffel Lucifer bin ich durchaus mit einigen Erwartungen an das zweite Jahr des Höllenfürsten auf Erden herangegangen, entwickeln sich erfahrungsgemäß manche Serien tatsächlich erst in ihrem zweiten Anlauf weg von ihren Ursprüngen und werden oft und gerne weitaus überzeugender. Bemängelt hatte ich ja schon beim letzten Mal, dass der Ansatz, Lucifer Morningstar in ein Police-Procedural zu pressen, nicht unbedingt die weiseste Entscheidung gewesen sein mag und tatsächlich zieht sich dieser Kritikpunkt auch durch die zweite Staffel, denn so unterhaltsam die gemeinsamen Ermittlungen von Detective Decker und Lucifer sein mögen, stellt sich die Serie damit in eine Ecke von gleichsam generischen, allesamt nach demselben Schema aufgebauten Procedurals, die sich oftmals allein durch ihre HauptdarstellerInnen zu unterscheiden wissen.

Szenenbild aus Lucifer | © Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Davon abgesehen bemüht sich Lucifer aber immerhin diesmal deutlich offensiver, eine fortlaufende, die gesamte Staffel umspannende Geschichte zu erzählen, was grundsätzlich durchaus zu begrüßen ist, wenngleich die Story an sich nicht unbedingt besonders einfallsreich geraten ist und manchmal gar in Richtung Lächerlichkeit driftet, wenn Lucifer beispielsweise in der Episode Der Schutzteufel (2.05) seinem Bruder Uriel begegnet – großartiger Gastauftritt von Michael Imperioli (Oldboy) – , der das Schwert des Todes mit sich führt, dass noch im weiteren Verlauf weitere Bedeutung erfahren wird, nur dummerweise als reichlich unecht aussehender Dolch daherkommt, der nun so gar nicht in der Lage ist, Angst und Schrecken zu verbreiten, während sämtliche Charaktere konsequent ehrfurchtsvoll von einem Schwert göttlicher Macht sprechen. Auch das effektvolle Erscheinen von Lucifers Mutter im Cliffhanger des vorangegangenen Staffelfinales ist nur manchmal als gelungen zu bezeichnen, denn so sehr ich Tricia Helfer (Ascension) als Darstellerin schätze, ist ihre Rolle dermaßen wankelmütig in ihrer Motivation und ihren Taten, dass man diesen Umstand bald als einfallslosestes Storytelling entlarven kann, um mal eben schnell noch ein Überraschungsmoment zu generieren.

Immerhin aber verfolgt man auch weiterhin den Ansatz, dass Lucifer und Chloe sich zunehmend annähern, was zwar ebenfalls an einschlägige Produktionen wie nicht zuletzt – schon beim letzten Mal als Vergleich angeführt – Castle erinnert, hier immerhin aber noch einen Clou bekommt, wenn sich abzuzeichnen beginnt, was es mit Chloe und ihrer rätselhaften Einflussnahme auf die Kräfte von Lucifer auf sich hat. Diesen Annäherungen folgend, die sich grob in den Episoden Sie haben die Wahl (2.12) und Ein guter Tag zum Sterben (2.13) – also pünktlich zur Winterpause – vollziehen, lässt man aber auch in Candy Morningstar (2.14) einen halbgaren Rückzieher folgen, der mich von seinem Aufmacher her doch sehr an das aus dem Hut gezauberte Kind in der finalen Staffel Californication (die ebenfalls von Tom Kapinos ersonnen worden ist), erinnert hat, denn wenn einem die Ideen ausgehen, scheint es oft der einzige Weg zu sein, mal eben einen regelrechten Paradigmenwechsel aus dem Hut zu zaubern.

Viel Gemecker bislang für eine grundsätzlich tatsächlich unterhaltsame Serienstaffel, doch gibt es auch gehörig Positives zu vermelden, denn insbesondere Lesley-Ann Brandt (Spartacus) als Dämon Mazikeen wird hier deutlich stimmiger in die Handlung gebettet und erheischt mit ihrer weltfremd-ruppigen Art gehörig Sympathiepunkte, zumal sich zwischen ihr und Chloe langsam so etwas wie eine Art Freundschaft entspinnt. Lucifers Therapeutin (Rachael Harris) war schon in der ersten Staffel einer der Glanzpunkte und bekommt hier ebenfalls noch einiges mehr zu tun, zumal man den mutigen Schritt wagt, sie in die Wahrheit um Lucifers und Amenadiels Herkunft einzuweihen. Auch D.B. Woodside (Buffy) als Amenadiel wirkt hier im Kontext der Story um einiges lebendiger und sympathischer, bekommt zudem einige extrem witzige Szenen zugeschustert, derweil gerade zu Beginn der Staffel ein Subplot um seine Figur eröffnet wird, der irritierenderweise bis hin zum Staffelfinale Es werde Licht (2.18) gänzlich in Vergessenheit gerät.

Szenenbild aus Lucifer | © Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Einer der Lichtblicke überhaupt ist allerdings Aimee Garcia, die mir vornehmlich als Jamie Batista aus Dexter bekannt war und die hier in der Rolle der Forensikerin Ella Lopez quirliger Teil des Ermittlungsteams wird, was die Chose noch einmal gehörig auflockert. So macht sich in der zweiten Staffel Lucifer durchaus ein Hang zu mehr Humor bemerkbar, der allerdings im Umkehrschluss weniger garstig und zynisch ausfällt als noch in der ersten Staffel, womit die Serie noch ein wenig weichgespülter wirken würde, verließe man sich nicht gleichsam auf mehr Drama und Tragödie, so dass gerade der stets bestens gelaunte Lucifer selbst hier einige dunkle Momente durchleben darf, die zwar nicht unbedingt ausreichen, die Serie in einem Atemzug mit ernstzunehmenden Drama-Serials zu nennen, sie aber zumindest ein Stück weit in die richtige Richtung gehen lässt. So bleibt eine Serienstaffel voller Widersprüche und Diskrepanzen, die in vielen Belangen gute Ansätze bietet, derweil ebenso vieles im Reigen der sich überschlagenden Ereignisse auf der Strecke bleibt (und die Mordfälle zunehmend wie ein notwendiges, aber unliebsames Anhängsel wirken lässt), so dass man als Freund der Auftaktstaffel sicherlich seine Freude haben dürfte, sich aber besser vorab von dem Gedanken verabschiedet, Lucifer würde sich zu neuen Höhen aufschwingen (wobei diesbezüglich das diesjährige Staffelfinale durchaus Hoffnung aufkeimen lässt).

Fazit & Wertung:

Die von Tom Kapinos ersonnene Serie Lucifer hat auch in ihrem zweiten Jahr kaum etwas mit der von Neil Gaiman geschaffenen Vorlage gemein, zeigt aber immerhin zunehmend Ambitionen, ihren eigenen Weg zu gehen und einen eigenständigen Mythos um den Lichtbringer und seine Brüder zu erschaffen, doch so überzeugend manche der Ansätze sein mögen, versagt das Konzept des Police-Procedurals hier immer öfter, derweil der Humor im direkten Vergleich zur ersten Staffel spürbar harmloser und weniger bissig wirkt. Für unterhaltsame Stunden ist dank der charmanten Darsteller-Riege dennoch durchaus gesorgt, doch wäre eine deutlichere Weiterentwicklung durchaus wünschenswert gewesen.

7,5 von 10 teuflischen Mordermittlungen

Lucifer | Staffel 2

  • Teuflische Mordermittlungen - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Die von Tom Kapinos ersonnene Serie Lucifer hat auch in ihrem zweiten Jahr kaum etwas mit der von Neil Gaiman geschaffenen Vorlage gemein, zeigt aber immerhin zunehmend Ambitionen, ihren eigenen Weg zu gehen und einen eigenständigen Mythos um den Lichtbringer und seine Brüder zu erschaffen, doch so überzeugend manche der Ansätze sein mögen, versagt das Konzept des Police-Procedurals hier immer öfter, derweil der Humor im direkten Vergleich zur ersten Staffel spürbar harmloser und weniger bissig wirkt. Für unterhaltsame Stunden ist dank der charmanten Darsteller-Riege dennoch durchaus gesorgt, doch wäre eine deutlichere Weiterentwicklung durchaus wünschenswert gewesen.

7.5/10
Leser-Wertung 7.25/10 (4 Stimmen)
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Episodenübersicht: Staffel 2

01. Versteckte Gefahren (7,5/10)
02. Lügen haben kurze Beine (7,5/10)
03. Sündenfresser (7,5/10)
04. Mädelsabend (7,5/10)
05. Der Schutzteufel (8,5/10)
06. Monster (8,5/10)
07. Mein kleines Äffchen (8/10)
08. Was willst du wirklich, Mutter? (8/10)
09. Freunde helfen einander (7,5/10)
10. Ich lüge nicht (7,5/10)
11. Stewardess Interruptus (7/10)
12. Sie haben die Wahl (8/10)
13. Ein guter Tag zum Sterben (8,5/10)
14. Candy Morningstar (7/10)
15. Hinterhältiger kleiner Parasit (7/10)
16. God Johnson (8/10)
17. Sympathie für die Göttin (7,5/10)
18. Es werde Licht (8/10)

 
– – –

Lucifer | Staffel 2 ist ist seit dem 02.08.17 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar, derweil zumindest die erste Staffel ab dem 26.10.17 auf DVD im Vertrieb von Warner Home Video erscheinen wird.

Amazon Prime:

DVD:

vgw

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Kommentare (2)

  1. Gnislew 2. Oktober 2017
  2. Ulrike 7. Oktober 2018

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