Review: Bad Moms (Film)

Der Oktober neigt sich schon wieder dem Ende und deshalb habe ich diesmal auch keinen Horrorfilm im Gepäck, sondern widme mich stattdessen einer Komödie, um die ich viel zu lange aus falschen Gründen einen Bogen gemacht habe, denn tatsächlich wurde ich wirklich erstaunlich gut unterhalten und hatte meine helle Freude an den "Bad Moms".

Bad Moms

Bad Moms, USA 2016, 100 Min.

Bad Moms | © Tobis
© Tobis

Regisseure:
Jon Lucas
Scott Moore
Autoren:
Jon Lucas
Scott Moore

Main-Cast:

Mila Kunis (Amy)
Kristen Bell (Kiki)
Kathryn Hahn (Carla)
Jay Hernandez (Jessie Harkness)
Annie Mumolo (Vicky)
Jada Pinkett Smith (Stacy)
Christina Applegate (Gwendolyn)

Genre:
Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Bad Moms | © Tobis
© Tobis

Amy versucht mit Mühe und Not, sowohl die Kindererziehung ihrer Tochter und ihres Sohnes, ihren Job bei einem aufstrebenden Kaffee-Start-Up, die Versorgung der Familie und natürlich die schier unüberschaubaren schulischen und außerschulischen Aktivitäten unter einen Hut zu bekommen, doch die nach außen hin so ausgeglichen und erfolgreich wirkende Power-Mom verzweifelt zusehends an den Anforderungen, zumal ihr Mann Mike nach seinem ach so stressigen Job lieber auf der Couch gammelt, statt ihr in irgendeiner Form zu helfen. Als Amy ihren Mann dann auch noch beim Online-Fremdgehen erwischt, was der noch kleinzureden versucht, reißt ihr endgültig der Geduldsfaden und sie setzt ihn vor die Tür. Dergestalt ohnehin auf Krawall gebürstet, wagt sie es bei der nächsten Elternversammlung gar, der herrischen Helikopter-Mutter und Elternratsvorsitzenden Gwendolyn die Stirn zu bieten, was ihr zumindest die Sympathie der vorlauten Carla und der schüchternen Kiki einbringt. Gemeinsam beschließen die drei, sich nicht länger von den absurd hohen Anforderungen an Frauen im Allgemeinen und Mütter im Besonderen drangsalieren zu lassen und endlich auch mal wieder an sich selbst zu denken. Dazu gehört freilich auch, mal wieder über die Stränge zu schlagen und sich nicht länger alles gefallen zu lassen. Der Club der "Bad Moms" ist geboren und hat in Gestalt von Gwendolyn auch schon seinen Todfeind gefunden…

Rezension:

Mit der Anpreisung "Von den Machern von Hangover" hat sich Bad Moms bei mir zumindest keinen Gefallen getan, denn während ich den ersten Teil noch mochte, habe ich schon den Nachfolger nach weniger als der Hälfte abbrechen müssen. Nun ist man natürlich hinterher immer schlauer und mittlerweile weiß ich, dass die hier sowohl als Drehbuchautoren als auch Regisseure fungierenden Jon Lucas und Scott Moore lediglich für das Skript des ersten – und somit überzeugenden – Teils verantwortlich gezeichnet haben. Hinzu kam freilich auch noch, dass ich mich nun nicht unbedingt als ausgewiesene Zielgruppe des Films gesehen habe, der ja recht offensichtlich das sonst vorwiegend männliche Komödien-Konzept hier einfach mit vertauschten Geschlechterrolle präsentiert. Dann allerdings kommt nach derlei allgemeinen Abwägungen in meinem Fall die Besetzung zum Tragen und allein wegen Mila Kunis und Kristen Bell wollte ich mir einen Blick auf den Film nicht selbst verwehren, nur weil ich zu wissen glaubte, dass er eventuell nichts für mich wäre. Und im Nachhinein bin ich natürlich froh, mal wieder auf mich und mein Bauchgefühl gehört zu haben, denn tatsächlich hat mir die zunehmend absurder werdende und jederzeit herrlich augenzwinkernd-selbstironisch inszenierte Chose ausnehmend gut gefallen.

Szenenbild aus Bad Moms | © Tobis
© Tobis

Natürlich vereint Jon Lucas‘ und Scott Moores Film auch einiges an Klischees und erwartbaren Versatzstücken, vom gewollt peppig-poppigen Soundtrack über den vorhersehbaren Handlungsverlauf, den im letzten Drittel pflichtschuldig abgearbeiteten Drama-Einschlag und den bewusst ungleich skizzierten Hauptfiguren, die auf den ersten Blick sicherlich kaum zu besten Freundinnen taugen. Hier werden sie freilich geeint durch ihre Auflehnung gegen "das System" das von ihnen erwartet, stets perfekt gestylte, auf alles vorbereitete, jederzeit souverän und stilvoll agierende Mütter und Frauen zu sein, die an Perfektion kaum zu überbieten sind. Damit wäre auch eines der vorherrschenden Themen von Bad Moms ausgemacht, das wirklich gekonnt und einfallsreich aufs Korn genommen wird, was schon mit der Eingangssequenz beginnt, die Hauptfigur Amy in ihrem vergeblichen Bemühen zeigt, all den Anforderungen gerecht zu werden, während natürlich Christina Applegate als regelrecht diktatorische Gwendolyn bewusst überzeichnet daherkommt und als perfektionistische Übermutter schnell als ausgewiesener Todfeind stilisiert wird. Interessant hierbei ist, wie auch sie zwei weitere Frauen und Mütter stets im Schlepptau hat, womit es eigentlich zwei Dreiergespanne gibt, die den Film zu tragen haben, auch wenn der Fokus ganz klar auf dem aufmüpfigen Trio um Amy liegt, das hier nach einer aufmüpfigen Rede den Aufstand zu proben beginnt.

Und ab diesem Moment, wenn sich die drei Protagonistinnen zusammenzuraufen beginnen, schwingt sich Bad Moms zu neuen Höhen auf und ist sich wirklich für keinen derben Gag zu schade, der gerne auch mal unter die Gürtellinie zieht, wobei ich für mich persönlich bemerkt habe, dass dieser Humor bei weiblicher Besetzung deutlich weniger vulgär und platt wirkt, meistenteils sogar regelrecht sympathisch. Sehr zum Vorteil des Films, denn insbesondere die von Kathryn Hahn (Captain Fantastic) mit sichtlicher Freude und Hingabe verkörperte Carla gibt sich versaut ohne Ende und flucht in einer Tour, wobei das tatsächlich absolut authentisch und glaubhaft wirkt, während es auf der anderen Seite ein Wunder ist, wie es den Make-Up-Verantwortlichen gelungen ist, Kristen Bell (The Good Place) zur duckmäuserischen grauen Maus zu machen, die hier die schüchterne und devote Kiki gibt, die einerseits durch irritierend unpassende Sprüche, andererseits durch unerwartete Slapstick-Einlagen auf sich aufmerksam macht. Getragen wird der Film aber ganz unzweifelhaft von Mila Kunis (Freunde mit gewissen Vorzügen), die während des Drehs – wie passend – selbst schwanger gewesen ist. Zwar mag ihre Rolle der Amy schauspielerisch derweil nicht die Forderndste sein, doch verkörpert sie die Figur mit so viel Verve, Esprit und Hingabe, dass es eine Freude ist, den Eskapaden der jungen Mutter zu folgen.

Szenenbild aus Bad Moms | © Tobis
© Tobis

Der eigentliche Humor wiederum mag ja wie immer durchaus Geschmackssache sein (und schießt auch für meinen Geschmack hier manches Mal über das Ziel hinaus), doch selten habe ich einen so exzessiven Einsatz von Zeitlupensequenzen gesehen, die dabei trotz Fremdschäm-Anleihen so dermaßen unterhaltsam gewesen sind, während hier ansonsten natürlich einiges davon lebt, gnadenlos überspitzt zu werden, so dass allein eine Party einer Horde Mütter den einschlägigen College-Partys aus ebenfalls einschlägigen Filmen in wirklich absolut nichts nachsteht. Dabei hat Bad Moms aber auch zu jeder Zeit das Herz am rechten Fleck und blendet mitnichten die Kinder aus, um die sich – Freiheitsdrang und Aufbegehren hin oder her – liebevoll gekümmert wird, wobei es allein genial ist, wie eine reichlich verkaterte Amy ihre doch reichlich verwöhnten Kinder nonchalant zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen versucht. Im letzten Drittel geht die Witz-Quote zwar merklich nach unten und dämpft den bis dahin recht ungezügelten Esprit leider ein wenig, doch versöhnt spätestens der Abspann, wenn die Mütter der versammelten Darstellerinnen in Interviews zu Wort kommen dürfen und selbst noch die eine oder andere Geschichte zum Thema "unkonventionelle Erziehungsmethoden" zum Besten zu geben haben. Trotz des oft generischen Aufbaus geht der Ansatz also auf, die sonst vornehmlich männliche Belegschaft einer "typischen" Komödie schlicht auszutauschen, wobei niemand dem Irrglauben anheimfallen sollte, es handele sich nun dadurch um einen "Frauen-Film" (derweil ich selbst von solchen Kategorisierungen ohnehin rein gar nichts halte).

Fazit & Wertung:

Jon Lucas und Scott Moore gelingt mit Bad Moms ein gleichermaßen subversiver wie derber Spaß mit allerhand selbstironischen Einfällen und einem großartig-sympathischen Darsteller-Trio, bei dem vor allem auch Timing und Inszenierung in jeder Minute zu punkten verstehen und eine abwechslungs- wie einfallsreiche Chose voller Herz und (derbem) Witz noch zusätzlich veredeln.

7,5 von 10 über die Stränge schlagenden Moms

Bad Moms

  • Über die Stränge schlagende Moms - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Jon Lucas und Scott Moore gelingt mit Bad Moms ein gleichermaßen subversiver wie derber Spaß mit allerhand selbstironischen Einfällen und einem großartig-sympathischen Darsteller-Trio, bei dem vor allem auch Timing und Inszenierung in jeder Minute zu punkten verstehen und eine abwechslungs- wie einfallsreiche Chose voller Herz und (derbem) Witz noch zusätzlich veredeln.

7.5/10
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Bad Moms ist am 20.01.17 auf DVD und Blu-ray bei Tobis erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

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vgw

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