Review: Wir sind die Millers (Film)

Fast neigt sich die Woche schon wieder dem Ende und ich nutze den Tag heute einfach mal, um einen Film nachzuholen, der ungelogen seit mehreren Jahren bei mir im Schrank vor sich hin vegetiert und mir wieder einmal vor Augen geführt hat, dass ich mehr darauf achten sollte, mir Filme, die ich mir kaufe, auch irgendwann mal anzusehen.

Wir sind die Millers

We’re the Millers, USA 2013, 110 Min.

Wir sind die Millers | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Regisseur:
Rawson Marshall Thurber
Autoren:
Bob Fisher
Steve Faber
Sean Anders
John Morris

Main-Cast:
Jennifer Aniston (Rose O’Reilly)
Jason Sudeikis (David Clark)
Emma Roberts (Casey Mathis)
Will Poulter (Kenny Rossmore)
in weiteren Rollen:
Nick Offerman (Don Fitzgerald)
Kathryn Hahn (Edie Fitzgerald)
Ed Helms (Brad Gurdlinger)

Genre:
Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Wir sind die Millers | © Warner Home Video
© Warner Home Video

David Clark verdingt sich bereits seit College-Zeiten als Marihuana-Dealer und ist nie richtig erwachsen geworden, zeigt aber auch keinerlei Ambitionen, an diesem Umstand etwas zu ändern. Als Nachbarsjunge Kenny allerdings versehentlich einer Gruppe Gangster von Davids "Job" erzählt, ist der prompt seine Vorräte und auch sein Erspartes los, was ihm natürlich bei seinem Boss Brad Gurdlinger in die Zwickmühle bringt. Der bietet an, ihm seine Schulden zu erlassen und ihn sogar noch zu bezahlen, wenn David sich bereit erklärt, eine Drogenlieferung von Mexiko über die amerikanische Grenze zu schmuggeln. Nun sieht David dummerweise wie der typische Drogen-Dealer aus und rechnet sich keine Chancen aus, es unbehelligt über die Grenze zu schaffen, doch da kommt ihm die zündende Idee, denn nichts wirkt harmloser und unauffälliger als eine typische, spießbürgerliche Familie. Schnell hat er nicht nur Kenny und die Ausreißerin und Herumtreiberin Casey überredet, sondern letztlich auch seine strippende Nachbarin Rose überzeugt, sich dem aberwitzigen Unterfangen anzuschließen, doch nachdem zunächst alles glattzulaufen scheint, läuft die Aktion freilich zunehmend aus dem Ruder…

Rezension:

Ich weiß nicht, wie viele Male Wir sind die Millers nun schon im Free-TV über die Bildschirme geflimmert ist, aber Fakt ist, dass die Blu-ray noch aus der Zeit vor der ersten TV-Ausstrahlung bei mir in der Schublade vor sich hin vegetiert hat, aber jetzt endlich habe ich es dann auch mal geschafft, mir diese Komödie um eine behelfsmäßig für einen prekären Drogenschmuggel zusammengeschusterte Patchwork-Familie anzusehen und muss sagen, dass ich in Anbetracht meiner Erwartungshaltung an amerikanische Komödien doch beinahe positiv überrascht worden bin. Natürlich, hochgeistigen Humor braucht man sich hier nicht zu erwarten und auch der Plot ist ein bloßes Vehikel, um Gag an Gag zu reihen, doch insbesondere die aus einem durchweg sympathischen Ensemble bestehende Miller-Familie sorgt für genügend Interesse und Unterhaltung, um ihren mannigfachen Eskapaden beizuwohnen, die sich oftmals fernab der eigentlichen Handlung bewegen und diese folglich schnell vergessen lassen.

Szenenbild aus Wir sind die Millers | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Als "Familienoberhaupt" und Initiator des Ganzen bekommen wir hier zunächst den gewohnt pointiert aufspielenden Jason Sudeikis (Colossal) als Kleindealer David Clark präsentiert, der irgendwie nie den Absprung geschafft zu haben scheint und folglich als ewiger Junggeselle in seiner zugemüllten Wohnung an ein Relikt aus College-Tagen erinnert. Der gerät natürlich bald in die Bredouille und wird gezwungen, einen Auftrag zum Drogenschmuggel über die amerikanisch-mexikanische Grenze zu übernehmen, was ihn dazu veranlasst, kurzerhand ein "Team" zusammenzustellen, das als seine Familie fungieren soll, denn die Erfahrung hat ihn gelehrt, dass niemand unverdächtiger wirkt und rücksichtsvoller behandelt wird als die typische amerikanische Familie. So weit, so gut, geht die Prämisse von Wir sind die Millers erstaunlich gut auf und allein schon das Cover umreißt natürlich, in welch illustre Gesellschaft man sich begibt, derweil insbesondere die anwesenden Damen ihre liebe Mühe haben, sich entsprechend spießig zu stellen, was durchaus für einige Lacher sorgt.

Tatsächlich entpuppt sich neben Sudeikis ausgerechnet Jennifer Aniston (Broadway Therapy) in vielerlei Hinsicht als pures Comedy-Gold, die in ihrer Rolle als dauerfluchende Stripperin Rose O’Reilly gekonnt gegen ihr Image anspielt. Über Will Poulters Rolle als Kenny derweil kann man schon wieder geteilter Meinung sein, denn der war mir oft doch zu klischeelastig dumm, als dass mich die Figur vollends hätte überzeugen können, zumal die Gags um Kenny später im wortwörtlichen Sinne unter die Gürtellinie gehen und ich nicht behaupten kann, dies entspräche meinem Humorverständnis oder würde mich sonst wie unterhalten. Mancherorts schießt Regisseur Rawson Marshall Thurber also gepflegt über das Ziel hinaus und watet genussvoll in den Untiefen übelsten Fäkalhumors, was Wir sind die Millers teils merklich abwertet, denn ansonsten wissen die skurrilen Figuren, denen die Millers begegnen, ebenso sehr zu unterhalten wie die nicht minder skurrilen Situationen, in denen sie sich häufig wiederfinden, wenn sie – mit mehreren Tonnen Drogen im Gepäck – die Bekanntschaft mit dem ehemaligen DEA-Mitarbeiter Don und dessen Frau Edie machen, Ed Helms (Catch Me!) in seiner Nebenrolle als spleeniger Drogenbaron Brad Gurdlinger brilliert oder Pseudotochter Casey (Emma Roberts, Scream Queens) sich einem herrlich beschränkten Möchtegern-Gangster an den Hals wirft.

Szenenbild aus Wir sind die Millers | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Ansonsten bekommt Roberts als "Ausreißerin" leider auch die generischste und damit langweiligste Rolle zugeschustert, denn abgesehen davon, sie als zickigen Teenager zu inszenieren, fällt den vier (!) Drehbuchautoren nicht so sonderlich viel für sie ein, gleichwohl sie diese Rolle natürlich ebenfalls mit Bravour zum Besten gibt. Sonderlich fordernd hinsichtlich der Darstellung ist Wir sind die Millers aber ohnehin nicht und wenn man ehrlich ist, ist auch der Plot mehr als fadenscheinig und verliert mehr als einmal seinen Fokus aus den Augen, doch da ein Großteil der Gags sitzt, fällt das gar nicht mal so störend ins Gewicht. Manchmal aber schießt der Film wie gesagt deutlich über das Ziel hinaus und auch die emotionale Annäherung – wer hätte wirklich daran gezweifelt, dass die Zweckgemeinschaft der Millers letzthin zu einer "echten" Familie wird!? – könnte generischer und selbstzweckhafter kaum sein, so dass es nicht viel gibt, was Thurbers Film wirklich aus der Masse ähnlich gearteter Produktionen heraushebt, doch der spielfreudige Cast, die absurde Prämisse und die umtriebige – wenn auch wenig zielgerichtete Handlung – sorgen zumindest für außerordentlich Kurzweil und ich könnte nicht behaupten, mich nicht die meiste Zeit wunderbar amüsiert zu haben, weshalb ich auch einer etwaigen Fortsetzung, wie immer mal wieder rumort wird, nicht abgeneigt wäre.

Fazit & Wertung:

Mit Wir sind die Millers legt Regisseur Rawson Marshall Thurber eine bestens aufgelegte Komödie vor, die zwar an teils reichlich niveaulosem Humor und einem doch sehr generischen Plot krankt, mit einem bestens aufgelegten Ensemble und tatsächlich auch vielen zündenden Gags darüber gekonnt hinwegtäuschen kann.

7 von 10 Stationen eines abenteuerlichen Road-Trips

Wir sind die Millers

  • Stationen eines abenteuerlichen Road-Trips - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mit Wir sind die Millers legt Regisseur Rawson Marshall Thurber eine bestens aufgelegte Komödie vor, die zwar an teils reichlich niveaulosem Humor und einem doch sehr generischen Plot krankt, mit einem bestens aufgelegten Ensemble und tatsächlich auch vielen zündenden Gags darüber gekonnt hinwegtäuschen kann.

7.0/10
Leser-Wertung 7.75/10 (4 Stimmen)
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Wir sind die Millers ist am 20.12.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Warner Home Video erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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