Review: Catch Me! (Film)

Bevor ich nächste Woche auf Brie Larson als Captain Marvel zu sprechen komme, reden wir doch mal eben über Jeremy "Hawkeye" Renner, auch wenn der sich hier in einer ganz und gar andersartigen Rolle zu profilieren weiß.

Catch Me!

Tag, USA 2018, 100 Min.

Catch Me! | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Regisseur:
Jeff Tomsic
Autoren:
Rob McKittrick (Drehbuch)
Mark Steilen (Drehbuch)
Russell Adams (Wall-Street-Journal-Artikel)

Main-Cast:

Ed Helms (Hogan ‘Hoagie’ Malloy)
Jake Johnson (Randy ‘Chilli’ Cilliano)
Annabelle Wallis (Rebecca Crosby)
Hannibal Buress (Kevin Sable)
Isla Fisher (Anna Malloy)
Rashida Jones (Cheryl Deakins)
Leslie Bibb (Susan Rollins)
Jon Hamm (Bob Callahan)
Jeremy Renner (Jerry Pierce)

Genre:
Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Catch Me! | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Obgleich ihre Highschool-Zeit lange zurückliegt, trotzen fünf Freunde dem Erwachsenwerden und bleiben ihrem Credo treu, einmal im Jahr – stets im Monat Mai – zu einer Partie "Fangen" aufzurufen. Und wer am Ende des Monats Fänger ist, muss die kommenden elf Monate in Schande leben, was freilich jedem mal passiert, bis auf Jerry natürlich, den bislang niemand je hat fangen können. Jetzt aber wittert Hoagie die große Chance der Truppe, denn Jerry gedenkt zu heiraten und wo er sich all die Jahre erfolgreich ihres Zugriffs hat entziehen können, muss sich im Rahmen der Trauung doch schließlich irgendwann die Gelegenheit ergeben, ihn abzuklatschen. Fest entschlossen trommelt Hoagie den Rest der Truppe zusammen und nimmt auch keine Rücksicht darauf, dass Kumpel Bob gerade von einer Wall-Street-Journal-Reporterin interviewt wird – die sich prompt der Unternehmung anschließt. Noch fix den dauerbekifften Chilli und den nachdenklich-existenzialistischen Reggie eingesackt, macht sich die Truppe auf in Richtung Jerry, doch der ahnt freilich bereits, dass man ihm auf der Fährte ist und hat sich eine Reihe von Abwehrstrategien zurechtgelegt…

Rezension:

Bei einem derartigen Star-Aufgebot, wie man es bei Catch Me! aufgefahren hat, war es freilich nur eine Frage der Zeit, bis ich auch hier einen Blick riskiere, zumal ich einerseits einen Großteil der Darstellerinnen und Darsteller sehr schätze und gerne sehe, mich andererseits durch die Prämisse ein wenig an Game Night erinnert gefühlt habe, der thematisch in eine durchaus ähnliche Kerbe schlägt, derweil beide Filme herrlich lustvoll over-the-top inszeniert worden sind. Diese Art Blödelei mag nicht jedermanns Sache sein, hat mich aber auch hier wieder wunderbar unterhalten, zumal diese Riege langjähriger Freunde, die bis in ihre Vierziger hinein alljährlich Fangen spielen – und offensichtlich dabei längst kein Maß mehr kennen – einfach grundsympathisch und herrlich exzentrisch wirkt. Das fällt auch der Wall-Street-Journal-Redakteurin Rebecca (Annabelle Wallis, Come and Find Me) auf, die sich kurzerhand der Truppe anschließt, um darüber berichten zu können. Dergestalt wird natürlich auch die Brücke geschlagen zu dem echten Artikel, auf dessen Inhalt der Film in groben Zügen fußt, auch wenn hier natürlich so einiges gewollt auf die Spitze getrieben wird und mit "Realität" oder "wahren Begebenheiten" nicht mehr wirklich viel zu tun hat.

Szenenbild aus Catch Me! | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Bereits der Beginn um den studierten und merklich überqualifizierten Hoagie (Ed Helms, Jeff, der noch zu Hause lebt), der sich als Hausmeister bewirbt, um – wie man später erfährt – seinem Kumpel Bob (Jon Hamm, Die Jones) näherzukommen, der in ebenjener Firma CEO ist und sich anschickt, besagtes Wall-Street-Journal-Interview zu geben, ist dabei überaus gelungen, wenn man sich denn eben auf die verquere Prämisse einzulassen bereit ist, deren Grundzüge ja zumindest in der Wirklichkeit verwurzelt sind. Von da an wird es allerdings bewusst und gewollt zunehmend absurder, denn in gewohnter Manier wird hier zunächst einmal das Team zusammengetrommelt – sprich der Rest der Best Buddys – um dann gemeinsam die Jagd auf Jerry als Bräutigam in spe zu eröffnen. Denn hier bereits entzieht sich Catch Me! den Konsequenzen der Realität, wenn der bekiffte Chili (Jake Johnson, New Girl) auf seiner Flucht bereits einiges zu Bruch gehen lässt und sich durch fremde Wohnungen schlängelt, um auch mal ein Kind als menschlichen Schutzschild zu benutzen, um nicht getroffen zu werden. Diese willentliche Eskalation des Gezeigten trägt aber zugegebenermaßen ungemein zum Unterhaltungswert bei, der spätestens mit Jerrys erstem Auftritt neue Dimensionen erreicht, wenn der sich in bester Superhelden-Manier – schließlich wohl nicht von ungefähr mit Jeremy Renner (The Avengers) besetzt – einer jeden Bewegung und eines jeden Kontrahenten bewusst ist und deren Attacken bereits im Vorfeld zu erahnen scheint, um dann in herrlich absurden Zeitlupensequenzen eine jede davon ins Leere laufen zu lassen.

Freilich zündet zwar auch hier nicht jeder Witz und mancher unter der Gürtellinie angesiedelter Kalauer hätte auch ganz aus dem Skript verschwinden können, doch ist die Gag-Dichte ansonsten angenehm hoch, wenn man sich denn an den auf actionreich getrimmten Slapstick-Einlagen zu ergötzen vermag und damit leben kann, dass das zügellose Treiben der fünf Freunde eben nie wirkliche Konsequenzen nach sich zieht und mancherorts auch nicht logisch erklärbar ist, wenn beispielsweise eine ganze Kirche abgeriegelt wird, diverse Fenster zu Bruch gehen und im Wald nahe eines Golfplatzes ein überaus garstiger – und tendenziell lebensgefährlicher – Hindernis-Parcours errichtet wird, um die Jäger in die Irre zu führen. In dieser Hinsicht bleibt Catch Me! dafür aber immerhin überaus konsequent, derweil der ohnehin schon superbe, aber eben auch sehr männerlastige Cast in den kleineren Rollen noch von unter anderem Isla Fisher (Die Unfassbaren) als jähzornige Ehefrau von Hoagie und Leslie Bibb (Don Verdean) als doppelzüngige Braut von Jerry ergänzt wird, während einzig Rashida Jones (Celeste & Jesse) als Love-Interest von sowohl Bob als auch Chili zum puren Plot-Device verkommt. Von der männlichen Besetzung derweil habe ich bislang einzig Hannibal Buress noch nicht genannt, den ich wohl auch höchstens als Coach Wilson aus Spider-Man: Homecoming hätte kennen können, der hier aber mit seiner grüblerisch-existenzialistischen Weltsicht einige der besten Lacher in Sachen Wortwitz an sich reißt.

Szenenbild aus Catch Me! | © Warner Home Video
© Warner Home Video

So könnte Catch Me! eine überaus beschwingte Chose sein, der ich beste Chancen auf einen künftigen Kult-status bescheinigen würde, doch wie so oft muss es natürlich zum Ende hin noch einmal dramatischer und ernsthafter werden, was nach dem bis dahin ungezügelten und realitätsfernen Treiben hier noch weniger gut funktioniert als schon bei anderen einschlägigen Komödien, zumal im letzten Drittel dummerweise auch die Grenzen des guten – beziehungsweise in dem Fall eher schlechten – Geschmacks gesprengt werden. Entsprechend bleibt in der letzten Viertelstunde nicht viel von dem Wohlfühl-Charme der ersten nicht ganz anderthalb Stunden, was den im Original schlicht als Tag betitelten Reigen auf einer denkbar ungünstigen Note enden lässt, die man mühe- und bedenkenlos hätte umschiffen können, weshalb ich mich frage, was die Drehbuchautoren Rob McKittrick und Mark Steilen geritten haben mag, den Film ausgerechnet in diese Richtung zu treiben. Immerhin, die Aufnahmen der realen Vorbilder wie auch eine mehr als ungewöhnliche Gesangs-Performance im Abspann stimmen zu Teilen versöhnlich, doch ändert das nicht wirklich viel daran, dass Regisseur Jeff Tomsic seinen bis dahin ungemein unterhaltsamen Streifen auf den letzten Metern noch einmal ungebremst gegen die Wand rauschen lässt.

Fazit & Wertung:

Jeff Tomsic inszeniert mit Catch Me! eine lustvoll übersteuerte Action-Komödie ganz anderer Art mit einer absurd-charmanten Prämisse, die ganz gewollt recht schnell auch die letzte Bodenhaftung verliert und der namhaften Besetzung sichtliche Freude bereitet. Ausgerechnet der Ausgang der Story lässt den Plot allerdings im Nachgang merklich ins Straucheln geraten, womit der bis dahin unterhaltsam-leichtfüßige Reigen einiges an Charme einbüßt.

7 von 10 gewieften Fang-Manövern

Catch Me!

  • Gewiefte Fang-Manöver - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Jeff Tomsic inszeniert mit Catch Me! eine lustvoll übersteuerte Action-Komödie ganz anderer Art mit einer absurd-charmanten Prämisse, die ganz gewollt recht schnell auch die letzte Bodenhaftung verliert und der namhaften Besetzung sichtliche Freude bereitet. Ausgerechnet der Ausgang der Story lässt den Plot allerdings im Nachgang merklich ins Straucheln geraten, womit der bis dahin unterhaltsam-leichtfüßige Reigen einiges an Charme einbüßt.

7.0/10
Leser-Wertung 7.29/10 (7 Stimmen)
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Catch Me! ist am 13.12.18 auf DVD und Blu-ray bei Warner Home Video erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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