Review: Broadway Therapy (Film)

Freilich musste es irgendwann mit der nächsten Film-Kritik weitergehen, die die Avengers vom Spitzenplatz verdrängt und hier kommt sie nun.

Broadway Therapy

She’s Funny That Way, USA/DE 2014, 93 Min.

Broadway Therapy | © EuroVideo
© EuroVideo

Regisseur:
Peter Bogdanovich
Autoren:
Peter Bogdanovich
Louise Stratten

Main-Cast:
Owen Wilson (Arnold Albertson)
Imogen Poots (Isabella Patterson)
Kathryn Hahn (Delta Simmons)
Will Forte (Joshua Fleet)
Rhys Ifans (Seth Gilbert)
Jennifer Aniston (Jane Claremont)
in weiteren Rollen:
Cybill Shepherd (Nettie Finkelstein)
Austin Pendleton (Judge Pendergast)
Joanna Lumley (Vivian Claremont)
Richard Lewis (Al Finkelstein)
Michael Shannon (Policeman Macy’s)
Quentin Tarantino (Quentin Tarantino)

Genre:
Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Broadway Therapy | © EuroVideo
© EuroVideo

Isabella Patterson bezeichnet sich selbst als Muse und besucht unter dem Namen "Glo" zahlungskräftige und –willige Männer in ihren Hotelzimmern, um sie zu "inspirieren". Dabei gerät sie auch an den Regisseur Arnold Albertson, der ihr einen unerwartet romantischen Abend bereitet und sie am nächsten Morgen bittet, ihren Job an den Nagel zu hängen, wofür er ihr die stolze Summe von 30.000 Dollar zu zahlen bereit ist. Isabella wiederum träumt eigentlich von einer Karriere am Broadway und sieht ihre Chance gekommen, weshalb sie sich auf das Angebot einlässt, nicht ahnend, dass sie bald bei einem ersten Vorsprechen Arnold erneut begegnen wird. Doch auch für Arnold selbst könnte es prekär werden, denn bei dem im selben Hotel untergebrachten Schauspieler Seth blieb der nächtliche Besuch bei Arnold nicht unbemerkt. Als wäre dem nicht genug, ist Seth aber zudem ein Verflossener von Arnolds Frau Delta und sie alle gemeinsam planen ein neues Stück zu realisieren, für dessen Hauptrolle Isabella wie geschaffen scheint. Zudem verdreht sie am Set auch dem Autor Joshua schnell den Kopf, was dessen Freundin Jane – ihrerseits Therapeutin von unter anderem Isabella – natürlich gar nicht gern sieht…

Rezension:

Eigentlich wollte ich Broadway Therapy ja schon kurz nach Heimkinoveröffentlichung Ende 2015 gesehen und rezensiert haben, aber es hat aus Gründen nicht sollen sein, weshalb ich mich nun umso mehr freue, dieser beschwingten Komödie letztlich doch noch Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet zu haben. Das liegt allerdings weit weniger am Drehbuch, sondern der einerseits ungemein beschwingten, locker-leichten Inszenierung und andererseits dem bestens aufgelegten Ensemble, das diesen munteren Reigen mit Leben und Herz zu füllen versteht. Dabei wirkt der im Original als She’s Funny That Way nicht nur in punkto Bildformat und Farbgebung atmosphärisch altmodisch, sondern auch in seiner Erzählweise und ganzen Art, die eben weit mehr an die Screwball-Komödien einer längst vergangenen Hollywood-Ära erinnern, als die Erwartungshaltung an einen Film von 2014 zu erfüllen. Dabei ist der von Peter Bogdanovich inszenierte Streifen aber weit weniger Reminiszenz und Huldigung an diese Zeit, sondern vielmehr nachgeschobener Vertreter selbiger, denn Bogdanovich hat sich schließlich selbst vor Dekaden in dem Genre verdient gemacht.

Szenenbild aus Broadway Therapy | © EuroVideo
© EuroVideo

Nun mag die Art der Inszenierung zugegebenermaßen nicht jedermanns Fall sein, aber mir persönlich hat dieses altmodisch unbeschwerte Flair sehr gut gefallen, so dass Broadway Therapy auch bei allem Drama, Lug und Betrug als lupenreiner Feel-Good-Movie daherkommt, dem es gar gelingt, der Prostitution das Verruchte auszutreiben, denn auch wenn Hauptfigur Isabella Patterson gegen Bezahlung mit Männern in die Kiste steigt, wird das mit einer so entwaffnenden Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit dargebracht, dass man den Film bedenkenlos auch Kindern zeigen kann, gleichwohl ich die Altersfreigabe ab null Jahren dann doch als etwas zu niedrig erachte. Als besagte Isabella derweil, die den Archetypus der "Hure mit Herz" verkörpert, darf hier einmal mehr Imogen Poots (A Long Way Down) glänzen, die mich einmal mehr verzaubert und begeistert at, zumal sie als Erzählerin auch durch die Geschichte leitet und das eigentliche Geschehen immer wieder mit Interview-Fetzen und Anekdoten auflockert, die ihren Glauben an das Gute im Menschen zu zementieren wissen, während man bei anderer Art und Ausrichtung des Films schnell zu dem Schluss hätte kommen können, ihr wäre wirklich übel mitgespielt worden.

So wirkt auf der anderen Seite auch der von Owen Wilson (Midnight in Paris) verkörperte Arnold Albertson einfach wie ein liebenswerter Schwerenöter, dem man kaum längerfristig böse sein mag, auch wenn er de facto seine Frau Delta (Kathryn Hahn, Bad Moms) mit Isabella betrügt und es mitnichten das erste Mal gewesen ist, dass er sich eine Dame aufs Hotelzimmer bestellt hat. Delta wiederum, die von Hahn mit Inbrunst zum Besten gegeben wird, droht Arnold natürlich auf die Schliche zu kommen und hat ihrerseits ein Auge auf den vom gewohnt unfrisierten Rhys Ifans (Mr. Nice) dargestellten Schauspieler Seth Gilbert geworfen und damit stehen wir nur am Anfang dessen, was sich hier an Verwicklungen entspinnt. Darüber hinaus hat es nämlich noch einen liebeskranken Richter, einen Privatdetektiv sowie eine von Jennifer Aniston (Kill the Boss) verkörperte Therapeutin, deren Freund Joshua (Will Forte, Eine nutzlose und dumme Geste) wiederum ebenfalls ein Auge auf Isabella geworfen hat, nachdem sie dem horizontalen Gewerbe abgeschworen hat und nun ebenfalls Schauspielerin werden möchte.

Szenenbild aus Broadway Therapy | © EuroVideo
© EuroVideo

Aber selbst mit diesen grob skizzierten Zusammenhängen kratze ich nur an der Oberfläche dessen, was Bogdanovich sich gemeinsam mit der Drehbuchautorin Louise Stratten für Broadway Therapy hat einfallen lassen und wenn man dem Genre oder besser dieser Art von Film etwas abgewinnen kann, sollte hier für reichlich Unterhaltung gesorgt sein. Natürlich, das Skript wirkt oft und gerne reichlich konstruiert und auch nicht jeder Gag mag sitzen oder ist zuweilen etwas zotig geraten, doch als krasser Gegenentwurf zum allseits beliebten Fäkalhumor ist diese leicht schlüpfrige, vor Koketterie nur so strotzende Komödie einfach ein wahnsinnig unterhaltsames, leichtfüßiges Werk, dem zwar Ecken und Kanten fehlen mögen, das aber auf wunderbarste Art und Weise einer ganzen Ära huldigt und sich dabei gleichsam vor dem Medium Film verbeugt, das kräftig und ausgiebig referenziert wird und beispielsweise Pate stand für Arnolds Aufreiß-Masche schlechthin, derweil sich auch ein gar nicht mal so unbekannter Regisseur zu einem wunderbar humorigen Cameo hat überreden lassen.

Fazit & Wertung:

Peter Bogdanovich kommt mit Broadway Therapy zwar sicherlich nicht an seine frühen Film-Erfolge heran und erfindet das Genre mitnichten neu, liefert aber eine ungemein beschwingte und nostalgisch angehauchte, dadurch durch und durch sympathische Screwball-Komödie ab, die mit formidablem Ensemble und allerhand erfrischenden Wirrungen durchweg zu unterhalten versteht.

7,5 von 10 aberwitzigen Zufällen und Verwicklungen

Broadway Therapy

  • Aberwitzige Zufälle und Verwicklungen - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Peter Bogdanovich kommt mit Broadway Therapy zwar sicherlich nicht an seine frühen Film-Erfolge heran und erfindet das Genre mitnichten neu, liefert aber eine ungemein beschwingte und nostalgisch angehauchte, dadurch durch und durch sympathische Screwball-Komödie ab, die mit formidablem Ensemble und allerhand erfrischenden Wirrungen durchweg zu unterhalten versteht.

7.5/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Broadway Therapy ist am 22.12.15 auf DVD und Blu-ray bei EuroVideo erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Keine Reaktionen

Hinterlasse einen Kommentar