Review: Zoe (Film)

Freitags ist ja immer Zeit für eher aktuellere Filme bei mir auf der Seite, wobei das eben nicht heißen muss, dass es immer nur Blockbuster sind, die besprochen werden, denn der heutige Film von Drake Doremus lief doch meines Erachtens weitestgehend unter dem Radar der allgemeinen Aufmerksamkeit. Gefallen hat er mir grundsätzlich trotzdem, auch wenn ich mir etwas mehr Tiefe und Stringenz gewünscht hätte.

Zoe

Zoe, USA 2018, 104 Min.

Zoe | © Constantin
© Constantin

Regisseur:
Drake Doremus
Autor:
Richard Greenberg

Main-Cast:
Ewan McGregor (Cole)
Léa Seydoux (Zoe)
in weiteren Rollen:
Theo James (Ash)
Rashida Jones (Emma)
Christina Aguilera (Jewels)
Miranda Otto (The Designer)

Genre:
Romantik | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Zoe | © Constantin
© Constantin

In der nicht allzu fernen Zukunft ist Cole Ainsley Gründer und Gesicht der Firma "Relationist", die sich ganz dem Thema Beziehungen verschrieben hat. Während Cole seit Jahren mit Hochdruck daran arbeitet, lebensechte "Synthetics" zu erschaffen, die als Partnerersatz fungieren sollen und, ist das Unternehmen für seine immens akribischen Partnerschaftstests berühmt und bietet in dieser Hinsicht viele weitere Dienstleistungen an. Darüber hinaus befindet sich ein Medikament in der Erprobung, das die Gefühle der ersten Verliebtheit erneut heraufbeschwören kann und so in den Trott gekommene Beziehungen neu beleben könnte. Hier arbeitet auch Zoe, die mehr als nur ein wenig in ihren Kollegen Cole verschossen ist. Der Algorithmus des Partnerschaftstests allerdings kommt zu absurden 0% Übereinstimmung und als Zoe Cole darauf anspricht, sieht der sich gezwungen, ihr ein Geständnis zu machen…

Rezension:

Eigentlich dachte ich ja, Regisseur Drake Doremus habe mit Equals seine inoffiziell als Liebesfilm-Trilogie geführte Filmreihe beendet, doch nun bekam ich jüngst seinen neuesten Film Zoe auf den Schirm und auch wenn dieser und in eine andere Richtung gehen mag, wirkt er doch wie ein filmisches Update der zugrundeliegenden Prämisse von Equals. Damit bleibt der Filmemacher sich erneut treu und widmet sich wieder einmal der Liebe, diesmal in Form eines mit einem Hauch Science-Fiction versehenen Settings, in dessen Zentrum der Wissenschaftler und Erfinder Cole steht, den einzig anzutreiben scheint, Beziehungen zu verbessern oder – in Form der Synthetics – einen adäquaten Ersatz anzubieten. Interessant dabei, dass er selbst von seiner Frau Emma (Rashida Jones, Celeste & Jesse) getrennt lebt und entgegen seiner beruflichen Anstrengungen ein ziemlich einsames und eigenbrötlerisches Dasein führt. Dem gegenüber steht die charmante wie beliebte Zoe, die allerdings fernab der Arbeit ein nicht minder zurückgezogenes Dasein führt und kurz davor steht, ihr Leben auf den Kopf gestellt zu sehen.

Szenenbild aus Zoe | © Constantin
© Constantin

Der "Twist" von Zoe ist somit auch kaum als solcher zu bezeichnen (auch wenn ich es nicht laut ausspreche) und vollzieht sich konsequenterweise auch bereits nach einer gutenhalben Stunde, doch hilft das Doremus‘ Film nicht so sehr, wie man ihm wünschen würde, denn so reizvoll das Thema künstliche Intelligenz – auch in Kombination mit den vorherrschenden Themen Liebe und Beziehungen – auch reizen mag, muss sich dieser Vertreter unweigerlich an Genre-Beiträgen wie Her oder Ex Machina messen lassen und hat erwartungsgemäß das Nachsehen, denn auch wenn sich Doremus einigen interessanten Fragestellungen widmet und sein Geschehen gewohnt gefühlvoll inszeniert, kratzt er dem Gefühl nach in vielerlei Hinsicht nur an der Oberfläche dessen, was er eigentlich zu erzählen trachtet. Auch das neue Medikament, das in den Taumel der ersten Verliebtheit zurückwerfen soll und in der zweiten Hälfte einen florierenden Schwarzmarkt mit sich bringt, ebenso wie die Synthetics, die in einer Art Bordell der reinen Befriedigung körperlicher Gelüste dienen und bis zum wortwörtlichen Verschleiß an den Kunden gebracht werden, sind beides vielversprechende wie nachdenklich stimmende Ansätze, aus denen man sicherlich noch weit mehr hätte machen können.

Stattdessen verliert sich Zoe insbesondere im Mittelteil in einem wahren Liebestaumel und so authentisch und ungekünstelt diese Szenen auch inszeniert sein mögen – als Vergleich ließe sich beispielsweise Doremus‘Like Crazy heranziehen –, bringen sie die eigentliche Story doch kaum voran. Gut für den Regisseur, dass er zumindest mit Ewan McGregor (Perfect Sense) und Léa Seydoux (Midnight in Paris) zwei ungemein fähige, aufopferungsvolle und charismatische Hauptdarsteller hat verpflichten können, denn was der Story und den Figuren an Tiefgang fehlen mag, wissen beide zumindest ein Stück weit mit ihrer Darstellung auszugleichen. In kleineren Rollen wissen derweil Miranda Otto (Chilling Adventures of Sabrina) als auch Christina Aguilera kaum in Erinnerung zu bleiben, wohingegen Theo James (Ein verborgenes Leben) eine echte Überraschung darstellt, denn der mimt hier den Synthetic Ash, der sich seines Ursprungs, seiner Künstlichkeit vollends bewusst ist und dennoch wissbegierig und fasziniert die Welt um ihn herum zu erkunden gedenkt, wobei auch hier leider wieder gilt, dass der Part seiner Figur schlussendlich zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss.

Szenenbild aus Zoe | © Constantin
© Constantin

So sieht Zoe zwar die meiste Zeit wahnsinnig gut aus und ist handwerklich einwandfrei inszeniert, wobei eben die ungeskripteten Momenteindrücke zweier Liebender besonders in Erinnerung bleiben, doch verzettelt sich der Plot mit seinen (zu) vielen Nebenhandlungen zusehends, während er hinsichtlich seiner Prämisse eben nicht annähernd an die ungleich stringenter und fokussierter inszenierten Genre-Größen herankommt. Das heißt nicht, dass man sich Doremus‘ Film nicht ansehen sollte, denn gerade wer sich auf die ungewöhnliche wie verquere Mischung aus lupenreiner Romanze und philosophisch angehauchter Science-Fiction erwärmen kann, findet hier eine durchaus schwelgerischen Vertreter dieser seltenen Gattung, auch wenn er im letzten Akt für meinen Geschmack ein wenig zu sehr auf die Tränendrüse (für Kenner des Films verbirgt sich hier ein Hinweis) drückt und einen wahnsinnig kitschigen Abgang macht, den man sich gerne hätte schenken können.

Fazit & Wertung:

Drake Doremus‘ neuestes Werk Zoe wirkt in seinen besten Momenten wahrhaftig und berührend, gibt sich aber thematisch zuweilen überambitioniert, ohne den eigenen Anspruch erfüllen zu können, denn dafür ist der Plot des Ganzen zu rudimentär ausgeprägt und dafür weitschweifig geraten, als dass er wirklich fesseln könnte. McGregor und Seydoux vermögen mit Hingabe und Charme zwar einige Kohlen aus dem Feuer zu holen, täuschen aber nicht darüber hinweg, dass es deutlich cleverere und vielschichtigere Genre-Vertreter mit ähnlich gelagerter Thematik gibt.

6,5 von 10 synthetischen Menschen

Zoe

  • Synthetische Menschen - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Drake Doremus‘ neuestes Werk Zoe wirkt in seinen besten Momenten wahrhaftig und berührend, gibt sich aber thematisch zuweilen überambitioniert, ohne den eigenen Anspruch erfüllen zu können, denn dafür ist der Plot des Ganzen zu rudimentär ausgeprägt und dafür weitschweifig geraten, als dass er wirklich fesseln könnte. McGregor und Seydoux vermögen mit Hingabe und Charme zwar einige Kohlen aus dem Feuer zu holen, täuschen aber nicht darüber hinweg, dass es deutlich cleverere und vielschichtigere Genre-Vertreter mit ähnlich gelagerter Thematik gibt.

6.5/10
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Zoe ist am 08.11.18 auf DVD und Blu-ray bei Constantin erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

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vgw

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