Review: The Kominsky Method | Staffel 1 (Serie)

Eigentlich wollte ich es schon viel früher geschafft haben, von dieser Serien-Staffel zu berichten, aber wie es manchmal eben so geht, komme ich doch zumindest jetzt endlich dazu, ein paar Worte zu dieser wunderbaren Dramedy loszuwerden.

The Kominsky Method
Staffel 1

The Kominsky Method, USA 2018-, ca. 26 Min. je Folge

The Kominsky Method | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Chuck Lorre
Ausführende Produzenten:
Chuck Lorre
Al Higgins
Michael Douglas

Main-Cast:
Michael Douglas (Sandy Kominsky)
Alan Arkin (Norman Newlander)
Sarah Baker (Mindy Kominsky)
Nancy Travis (Lisa)

in weiteren Rollen:

Graham Rogers (Jude)
Ashleigh LaThrop (Breana)
Melissa Tang (Margaret)
Jenna Lyng Adams (Darshani)
Casey Thomas Brown (Lane)
Emily Osment (Theresa)
Susan Sullivan (Eileen)
Lisa Edelstein (Phoebe)
Ramon Hilario (Alex the Waiter)
Cedric Begley (Mathew)
Danny DeVito (Dr. Wexler)

Genre:
Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Kominsky Method | © Netflix
© Netflix

Sandy Kominsky hat früher einmal als Schauspieler Erfolge gefeiert und ein wenig vom Ruhm kosten dürfen, doch sind diese Tage längst vorbei und mittlerweile schlägt er sich mehr schlecht als recht mit seiner Schauspielschule durch, wobei ihm seine Tochter Mindy hier mehr als tatkräftig zur Seite steht. Als dann auch noch sein Freund und Agent Norman ihm eröffnet, dass er die erhoffte Rolle in einer neuen Sitcom nicht ergattern konnte, hätte Sandy allen Grund zum klagen, doch trifft es tatsächlich Norman noch weitaus härter, denn seine schwerkranke Frau Aileen liegt im Sterben. Selbige nötigt Sandy noch auf dem Sterbebett das Versprechen ab, sich um Norman zu kümmern, wenn sie einmal nicht mehr ist und als einer ihrer ältesten Freunde willigt Sandy natürlich ein. Dabei ist es gar nicht so einfach, dem zuweilen schrulligen Norman beizustehen, zumal Sandy dies überhaupt nicht liegt und er zugleich versucht, mit seiner Schauspielschülerin Lisa anzubändeln. Doch erst einmal gilt es Eileens Beerdigung zu organisieren und da hatte teils mehr als konkrete Vorstellungen zu Ablauf und Inszenierung des Spektakels…

Rezension:

Derweil die ebenfalls von Chuck Lorre geschaffene Serie The Big Bang Theory dieser Tage nach zwölf Staffeln und 280 Episoden zu Ende gegangen ist, hat Lorre bereits einen Nachfolger in den Äther geschickt, gleichwohl The Kominsky Method bislang zwar durchaus gelobt worden ist, aber längst nicht das mediale Echo erzeugt hat wie Lorres vorangegangener Überraschungserfolg, der sich mittlerweile längst zum Kult entwickelt hat. Einen Blick riskieren sollte man hier aber trotzdem, ganz gleich, was man von der Urknalltheorie-Serie halten mag, denn einerseits haben beide Shows in Art und Ausrichtung wenig miteinander gemein, andererseits ist das Darsteller-Duo aus Douglas und Arkin hier zu köstlich, als es sich gänzlich entgehen zu lassen. Dabei sollte man sich aber zunächst von der Annahme freimachen, es hier mit einer weiteren typischen Lorre’schen Sitcom zu tun zu bekommen, denn tatsächlich schlägt er in dieser Dramedy merklich andere Töne an und die am Fließband produzierten Gags vor Studiopublikum müssen merklich leiseren Lachern weichen, die man noch dazu selbst produzieren muss und nicht etwa vorgekaut serviert bekommt.

Szenenbild aus The Kominsky Method | © Netflix
© Netflix

Wenn es um Prostata- und Penis-Probleme der beiden Best Ager geht, mag dabei zwar das Niveau der Show zuweilen durchaus leiden, doch gefällt dafür insbesondere die feine Ironie, mit der sich Lorre in seiner Funktion als Drehbuchautor der achte Folgen umfassenden Staffel genüsslich selbst durch den Kakao zieht und sich demnach auch in der Pilot-Folge Ein Schauspieler drückt sich (1.01) einen Seitenhieb auf The Big Bang Theory nicht verkneifen kann. Diese Art Meta-Humor wissen derweil aber auch die Schauspielgrößen Michael Douglas (Ant-Man) und Alan Arkin (Argo) für sich zu beanspruchen, denn nicht von ungefähr ist der von Douglas verkörperte Sandy Kominsky selbst Schauspieler beziehungsweise nunmehr Schauspiellehrer, der dem Ruhm vergangener Tage nachtrauert und sich mit dandyhaftem Geckentum seine "Jugend" zu bewahren sucht, derweil Arkin den deutlich distinguierteren Manager Norman Newlander gibt, der gleich in der ersten Folge seine Frau zu Grabe tragen muss. Damit gibt die Serie aber auch ihre Marschrichtung vor, denn wenn sie auch um (selbst-)ironischen Humor und allerhand Kuriositäten nicht verlegen sein mag, wirkt das Geschehen hier deutlich gesetzter und nachdenklicher.

Diese Art tragikomischer Charme zieht sich dann auch durch die gesamte Staffel, deren einzelne Episoden teils minutiös aneinander anschließen. Dabei verhandeln zwar einzelne Episoden auch immer wieder einzelne Themen wie eben etwa die Beerdigung von Normans Frau in Ein Agent trauert (1.02) oder – wenig überraschend – Sandys neu aufgekommene Prostata-Probleme in Eine Prostata vergrößert sich (1.03), übrigens mit einem sehr unterhaltsamen Gastauftritt seitens Danny DeVito, doch fügen sich die einzelnen Folgen im selben Ausmaß zu einem großen Ganzen, in dessen Zentrum eben nicht nur die zwei Freunde stehen, sondern auch übergeordnete Themen wie Trauerbewältigung und die Vergänglichkeit von Ruhm und Reichtum, Normans und Phoebes schwierige Vater-Tochter-Beziehung (großartig: Lisa Edelstein!) sowie Sandys Versuche, mit der attraktiven Lisa (Nancy Travis) anzubändeln, die zu allem Überfluss bei ihm das Schauspieler-Handwerk erlernen will, was natürlich zu einigen Interessenkonflikten führt, derweil es niemanden überraschen dürfte, dass Egomane Sandy reichlich beziehungsgestört ist.

Szenenbild aus The Kominsky Method | © Netflix
© Netflix

Das Highlight aber sind wirklich – und mit Abstand – die gemeinsamen Szenen von Douglas und Arkin, die in bester Tradition zahlreicher Darsteller-Duos hier den Kern eines Serie gewordenen Buddy Movies bilden, der vielleicht nicht so brüllend komisch sein mag wie manch andere Serie, vergleichsweise gemächlich voranschreitet und durch manch tragische Begebenheit auch immer mal wieder das Lachen verklingen lässt, mit dieser Art Ernsthaftigkeit und entwaffnender Ehrlichkeit aber auch weit authentischer und berührender wirkt als so manche am Fließband produzierte Sitcom, die The Kominsky Method eben nicht ist. Kein Wunder also, dass Chuck Lorres neueste Show bereits zwei Golden Globes (und zahlreiche weitere Nominierungen) hat einheimsen können und längst für eine zweite Staffel verlängert worden ist, denn auch wenn hier zuweilen in Sache Spleenigkeit und Skurrilität über das Ziel hinausgeschossen wird, mag man sich dem Charme dieser zwei großartig wie augenzwinkernd aufspielenden Hollywood-Legenden kaum entziehen können.

Fazit & Wertung:

Mit The Kominsky Method schlägt Serienschöpfer Chuck Lorre ungewohnte und neue Wege ein, punktet aber tatsächlich mit feinem Gespür für die tragikomischen Momente des Lebens und inszeniert die Freundschaft zwischen Sandy und Norman als gelungene Buddy-Comedy, wobei für das Gelingen dieses Ansatzes freilich Michael Douglas und Alan Arkin nicht gerade unmaßgeblich gewesen sein dürften und mit entwaffnendem Charme ihren Figuren Leben einhauchen.

7,5 von 10 Herausforderungen des Älterwerdens

The Kominsky Method | Staffel 1

  • Herausforderungen des Älterwerdens - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Mit The Kominsky Method schlägt Serienschöpfer Chuck Lorre ungewohnte und neue Wege ein, punktet aber tatsächlich mit feinem Gespür für die tragikomischen Momente des Lebens und inszeniert die Freundschaft zwischen Sandy und Norman als gelungene Buddy-Comedy, wobei für das Gelingen dieses Ansatzes freilich Michael Douglas und Alan Arkin nicht gerade unmaßgeblich gewesen sein dürften und mit entwaffnendem Charme ihren Figuren Leben einhauchen.

7.5/10
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Episodenübersicht: Staffel 1

01. Kapitel 1: Ein Schauspieler drückt sich (7,5/10)
02. Kapitel 2: Ein Agent trauert (7,5/10)
03. Kapitel 3: Eine Prostata vergrößert sich (7/10)
04. Kapitel 4: Ein Beckenboden quietscht (7,5/10)
05. Kapitel 5: Ein Agent kommt raus (7,5/10)
06. Kapitel 6: Eine Tochter entgiftet (7,5/10)
07. Kapitel 7: Eine Bedingung wird gestellt (8/10)
08. Kapitel 8: Eine Witwe nähert sich an (8/10)

 
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The Kominsky Method | Staffel 1 ist seit dem 26.11.18 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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