Heute mal ein Artikel zu einem Film, den ich mir allein aufgrund von Michael Douglas angesehen habe, nachdem er mich jüngst bei Netflix wieder so gut zu unterhalten gewusst hat. Drauf gestoßen bin ich zwar dank Imogen Poots, aber geblieben bin ich wegen Douglas.
Solitary Man
Solitary Man, USA 2009, 90 Min.
© Splendid Film
Brian Koppelman
David Levien
Brian Koppelman
Mary-Louise Parker (Jordon Karsch)
Jenna Fischer (Susan Porter)
Jesse Eisenberg (Daniel Cheston)
Susan Sarandon (Nancy Kalmen)
Danny DeVito (Jimmy Merino)
Komödie | Drama | Romantik
Trailer:
Inhalt:
© Splendid Film
Früher erfolgreicher Chef einer Autohauskette, geht es für Ben Kalmen seit einiger Zeit nur noch stetig bergab. Das Geschäft ist weg, seine Frau ebenso und womöglich steht es auch gesundheitlich um ihn nicht zum Besten. Dieser Tatsache allein aber will Ben sich nicht stellen und sucht lieber das Weite. Immerhin, Ben hat weiterhin Pläne und ist verdammt gut darin, sich beim weiblichen Geschlecht einzuschmeicheln, was ihm auch seine aktuelle Freundin Jordan eingebracht hat, deren Vater ihm womöglich beruflich wieder auf die Beine helfen könnte. Während Bens Tochter Susan ohnehin die Schnauze voll davon hat, ihrem Dad immer wieder finanziell unter die Arme zu greifen, könnte die Verbindung zu Jordan ihn vielleicht wirklich wieder ins Geschäft bringen. Um sich mit Jordan gut zu stellen, willigt Ben jedoch auch ein, deren achtzehnjährige Tochter für ein Wochenende nach Boston zu begleiten…
Rezension:
Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit meine Aufmerksamkeit der gefeierten ersten Staffel von The Kominsky Method gewidmet habe, stieß ich in dem Zusammenhang alsbald eher zufällig auf den vor rund zehn Jahren entstandenen Solitary Man. Hier wie dort spielt Michael Douglas die jeweils titelgebende Hauptrolle, doch enden die Gemeinsamkeiten damit mitnichten, denn tatsächlich wirkt der Film ein wenig so, als hätte er einige der Motive der Serie bereits vor einer guten Dekade vorweggenommen, auch wenn beide Werke in eine merklich andere Richtung tendieren. Hier nun also verkörpert Douglas einen früher erfolgreichen und hochgeschätzten Autohändler, der es mit Gewieftheit und Cleverness zu Ansehen und Wohlstand gebracht hat, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Nun erleben wir den alternden Ben Kalmen, der sein Business ebenso verloren hat wie seine Frau, der seine Altern nicht zu akzeptieren bereit ist und dem allmählich die Alternativen und Möglichkeiten im Leben auszugehen drohen, was er mit wechselnden wie weitaus jüngeren Bettbekanntschaften auszublenden versucht.
© Splendid Film
Klassische Ausgangslage für einen Mann in der Midlife-Crisis würde man meinen (und hat auch Recht damit), doch liegt es eben zu großen Teilen an Michael Douglas, dass dieser ausgemachte Unsympath eben nie so wirklich unsympathisch wird oder wirkt, während zwar auch der Rest des überaus namhaften Cast zu überzeugen weiß, aber eben kaum mehr als Sidekicks oder zeitweilige Bekanntschaften mimt, die sich lediglich im Dunstkreis unseres selbstverliebten und schelmischen Protagonisten bewegen, der trotz all seiner Fehler und Versäumnisse nie so recht zu begreifen bereit scheint, warum ihm all diese Dinge widerfahren, besser, dass sie überwiegend selbstverschuldet sind. Solitary Man bedient sich dabei bekannter Versatzstücke und Aufhänger, was gleichsam eine seiner größten Qualitäten wie auch eine seiner größten Schwächen darstellt, denn obwohl der Film als solches überaus gelungen ist, fehlt ihm doch stets auch das kleine Quäntchen Eigenständigkeit, der ihn merklich aus der Masse ähnlich gearteter Produktionen hervorheben würde.
Damit wären wir dann aber noch ein weiteres Mal bei der Besetzung rund um Douglas angelangt, denn immerhin veredeln unter anderem Mary-Louise Parker (R.E.D.), Jesse Eisenberg (Die Unfassbaren) und Susan Sarandon (Middle of Nowhere) den Film, während die damals noch eher unbekannte Imogen Poots (Broadway Therapy) sich hier bereits zu behaupten weiß und Danny DeVito (ebenfalls in The Kominsky Mehtod zu sehen) in einer sympathischen Nebenrolle von der Partie ist. Ansonsten ist Solitary Man in seiner tragikomischen Ausrichtung zudem ungemein kurzweilig und bringt es auf lediglich knappe neunzig Minuten Laufzeit, in denen sich zumindest keine Langeweile einzustellen droht, wenn auch die Stationen im Leben und Wirken von Ben Kalmen etwas generisches, vorhersehbares an sich haben, das sich nur schwerlich wegdiskutieren ließe. So mochte ich den Film in seiner Gänze durchaus und könnte auch nicht mit dem Finger darauf zeigen, was mir nicht gefallen hätte, doch ist es eben eine Geschichte, die man so oder ähnlich schon einmal zu oft erzählt bekommen hat und die auch ein Darsteller vom Format eines Michael Douglas nur bedingt veredeln kann.
© Splendid Film
Zeitweise kommt Solitary Man nämlich auch seine eigene Kürze in die Quere, wenn manch eine der regelrecht episodisch wirkenden Begebenheiten nur allzu schnell und überstürzt abgehandelt wird, um zum nächsten Tagesordnungspunkt überzugehen. Insbesondere wer Douglas mag, darf und sollte hier aber durchaus beizeiten einen Blick riskieren (wenn nicht ohnehin schon geschehen), denn seine gewohnt schelmisch-selbstverliebte Art, der Glaube an die eigene Unfehlbarkeit und die nur langsam in Ben reifende Einsicht, dass er sich manchen Wahrheiten im Leben schlussendlich wird stellen müssen, versprechen doch zumindest anderthalb unterhaltsame Stunden, wenn hier in Sachen Dramaturgie und Einfallsreichtum sicherlich noch mehr drin gewesen wäre. Entsprechend wirkt der von Brian Koppelman und David Levien inszenierte Film ein wenig wie ein Indie-Movie mit ungewohnt prominenter Besetzung, wobei genau die es in diesem Fall auch ist, die ihn vor dem gänzlichen Vergessenwerden bewahrt.
Solitary Man
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Fragwürdige Entscheidungen - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Der von Brian Koppelman geschriebene und gemeinsam mit David Levien inszenierte Solitary Man punktet weniger mit einfallsreichem oder ausgefallenen Skript, dafür aber umso mehr mit Michael Douglas in Höchstform, der dem Lebenskünstler Ben Kalmen ein Charisma angedeihen lässt, das den Egozentriker unverdient sympathisch erscheinen lässt. Die nicht weniger namhaft besetzten Nebenrollen tun hierbei ihr übriges und sorgen so gemeinsam für anderthalb unterhaltsame Stunden, denen allerdings ein wenig mehr Innovationswille nicht geschadet hätte.
Solitary Man ist am 24.09.10 auf DVD und Blu-ray bei Splendid Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!