Review: Bonding | Staffel 1 (Serie)

Ich wollte heute ja eigentlich mal wieder was Brandaktuelles raushauen, doch da der Tag dann doch anders verlief als geplant und mir nichts ferner liegt, als meinen Text eher lieblos zusammenzuschustern, vertröste ich mich selbst und euch für eine Woche und liefere stattdessen eine Serien-Kritik, die hier schon was länger ihrer Veröffentlichung harrt.

Bonding
Staffel 1

Bonding, USA 2019-, ca. 16 Min. je Folge

Bonding | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Rightor Doyle
Showrunner:
Rightor Doyle

Regisseur:
Rightor Doyle
Autor:
Rightor Doyle

Main-Cast:
Zoe Levin (Tiff)
Brendan Scannell (Pete)

in weiteren Rollen:

Micah Stock (Doug)
Theo Stockman (Josh)
Kevin Kane (Professor Charles)
Stephanie Styles (Kate)
D’Arcy Carden (Daphne)
Alex Hurt (Frank)
Gabrielle Ryan (Portia)
Eric Berryman (Andy)
Charles Gould (Fred)
Matthew Wilkas (Rolph)
Stephen Reich (Trevor)
Alysha Umphress (Murphy)

Genre:
Komödie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Bonding | © Netflix
© Netflix

Früher einmal in der High School waren Pete und Tiff beste Freunde und hatten gar kurzzeitig was miteinander, doch mittlerweile haben sie sich merklich auseinandergelebt. Während Pete – mittlerweile als homosexuell geoutet – von einer Karriere als Comedian träumt, widmet sich Tiff ihrem Psychologiestudium und während Pete unter akuter Geldnot leidet, verdingt sich Tiff als Domina Mistress May und verdient ein üppiges Salär, weshalb sie Pete, als die beiden sich unerwartet über den Weg laufen, auch einen Job als ihr Assistent anbietet. Der sagt prompt zu, ohne überhaupt zu wissen, um was für eine Art Arbeit es sich handelt, doch entpuppen sich die beiden bald als überaus erfolgreiches Duo, was im Übrigen nicht nur für ihre Arbeit gilt…

Rezension:

Jüngst stieß ich wie zufällig auf die bereits im April erschienene erste Staffel Bonding bei Netflix und allein als Ausgleich und Gegengewicht zu den ungleich dramatischeren, düstereren und ernsthafteren Serien schienen mir diese häppchenweise vorgetragenen Geschichten von kaum mehr als einer Viertelstunde je Episode gerade recht, zumal sich Setting und Sujet vergleichsweise unverbraucht und frisch geben. Hier könnte man allerdings bereits unken, dass es ein Stück weit Anbiederei sein mag, sich hier auf das Thema BDSM zu stürzen, denn einerseits wird hier doch reichlich fiktionalisiert und überhöht – nach Aussage des Serienschöpfers, Autors und Regisseurs Rightor Doyle selbst –, andererseits helfen die oberflächlichen Betrachtungen nicht wirklich, sich dem Thema adäquat nähern zu können. Hinzu kommt, dass die Show auf der einen Seite lockerleicht an ein längst nicht mehr großartig verruchtes Thema heranzugehen versucht, auf der anderen Seite aber die Kunden von Mistress May dann doch wieder regelrecht "ausnutzt", um müde Lacher zu generieren, wenn einer beispielsweise der Fantasie nachhängt, sich als Pinguin verkleiden und fühlen zu wollen.

Szenenbild aus Bonding | © Netflix
© Netflix

Wer also meint, sich hier auf unbekanntes Terrain begeben und sich unverfänglich dem Thema widmen zu können, hat insofern recht, dass es unverfänglich – und auch überraschend zugeknöpft und handzahm – bleibt, aber eben auch nicht wirklich Abbild einer echten Lebensrealität ist oder auch nur sein kann, zumal neben den im Eiltempo abgefertigten Kinks und Vorlieben ausgerechnet auch die beiden Hauptfiguren auffallend stereotyp daherkommen und sich – dank der Kürze der Episoden – nur sprung- und formelhaft weiterentwickeln dürfen. So versucht man vom ersten Moment an, die von Zoe Levin (Palo Alto) verkörperte Tiff als starke Frauenrolle zu verkaufen, was in Anbetracht ihres Jobs als Domina nun auch nicht eben schwierig sein dürfte, doch anstelle das einfach so stehen und es damit bewenden zu lassen, dass sie sich möglicherweise einer Berufung verschrieben hat, die einzig allzu biederen Gestalten heutzutage noch übel aufstoßen könnte, wühlt man natürlich auch hier wieder in ihrer Vergangenheit und spürt dem Trauma nach, das sie in diese Richtung gelenkt hat. Nicht besser ergeht es ihrem homosexuellen Freund Pete, seinerseits dargestellt von Brendan Scannell, denn natürlich muss der neurotisch und schüchtern sein, kaum in der Lage, für sich selbst oder seine Gefühle einzustehen, wobei sich das – ebenso natürlich – binnen weniger Episoden erledigt haben wird.

Dabei will ich mitnichten niemandem Bonding madig machen und die Show hat ohne Frage ihren Unterhaltungswert, von Kurzweil ganz zu schweigen, denn selbst Binge-Watching-Unerfahrene könnten die gerade einmal sieben Episoden in unter zwei Stunden durchexerziert haben, doch bleiben eben Exposition und Tiefe, Ernsthaftigkeit und Charakterentwicklung merklich auf der Strecke, während es gerne ein paar weniger Klischees hätten sein dürfen. Für eine in Richtung Sitcom steuernde Serie ist Doyles Serienkind dann allerdings wieder nicht witzig genug, zumal der Witz wie gesagt eben doch des Öfteren – wenn auch vielleicht unfreiwillig – auf Kosten der Kundschaft von Mistress May, so man sich denen überhaupt gesondert widmet, denn allzu oft tritt das zunächst so vordergründig propagierte Thema in den Hintergrund, um stattdessen Figurenkonflikten zu weichen, die diesen Namen kaum verdient haben, weil sie sich kaum entfalten können oder direkt im Keim erstickt werden. Ich hätte durchaus nichts gegen eine Fortsetzung der Serie und insbesondere Tiff und Pete sind mir durchaus sympathisch, doch wäre bei einer etwaigen Fortsetzung ein stringenteres Storytelling wünschenswert, während es hier oft gehetzt wirkt, wenn Privates und Profession angerissen und um beliebig wirkende Plot-Points ergänzt werden.

Szenenbild aus Bonding | © Netflix
© Netflix

Charmant ist das die meiste Zeit aber trotzdem und auch wenn die Serie nicht annähernd so frivol und freizügig daherkommt, wie man im ersten Moment mutmaßen würde – muss es ja auch nicht – ist es nicht nur ein unverbrauchtes Thema, sondern auch eine ungewöhnliche Erzählform hinsichtlich Aufbau und Umfang der Episoden, die trotz der vorangegangenen Kritik durchaus Schule machen darf. Denn was hier an dramaturgischem Feinschliff noch fehlen mag, besticht doch immerhin als lockerer Serien-Snack für zwischendurch, womit die Serie nicht nur thematisch in angenehmem Kontrast zu mitunter rund einstündigen Produktionen stehen, für die man sich ja auch erst einmal Zeit freischaufeln muss. Bleibt also abzuwarten, ob diese Aufmachung Schule machen wird und natürlich insbesondere, ob Netflix dem Ganzen eine Fortsetzung spendiert, aber so richtig viel verkehrt macht man hier nicht, wenn es eben auch mal nicht allzu tiefschürfende Unterhaltung sein darf, zumal es mitnichten so ist, dass Bonding nicht auch einiges an Lachern bereithielte oder zumindest zum Schmunzeln verleitet, um die Zeit nicht nur wortwörtlich, sondern auch gefühlt wie im Fluge verstreichen zu lassen.

Fazit & Wertung:

Die erste Staffel Bonding punktet mit erfrischender Aufmachung und einem selten so unverkrampft behandelten Thema, krankt allerdings an einer gewissen dramaturgischen Grobschlächtigkeit, denn die rund eine Viertelstunde umfassenden Episoden sind schlichtweg zu kurz, um Storytelling und Charakterentwicklung so richtig unter einen Hut zu bringen. Kurzweilig und charmant ist das Ganze trotzdem und kostet nicht einmal zwei Stunden an Zeit, um den gerade einmal sieben Episoden die eigene Aufmerksamkeit zu schenken.

7 von 10 ungewöhnlichen Fetischen

Bonding | Staffel 1

  • Ungewöhnliche Fetische - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Die erste Staffel Bonding punktet mit erfrischender Aufmachung und einem selten so unverkrampft behandelten Thema, krankt allerdings an einer gewissen dramaturgischen Grobschlächtigkeit, denn die rund eine Viertelstunde umfassenden Episoden sind schlichtweg zu kurz, um Storytelling und Charakterentwicklung so richtig unter einen Hut zu bringen. Kurzweilig und charmant ist das Ganze trotzdem und kostet nicht einmal zwei Stunden an Zeit, um den gerade einmal sieben Episoden die eigene Aufmerksamkeit zu schenken.

7.0/10
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Episodenübersicht: Staffel 1

01. Alte Freunde, neue Namen (6,5/10)
02. Pete ist schüchtern (6,5/10)
03. Die Vergangenheit holt einen manchmal ein (7/10)
04. Let’s Get Physical (7/10)
05. Doppeldate (7/10)
06. Pinguine (7,5/10)
07. Im Wald (7,5/10)

 
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Bonding | Staffel 1 ist seit dem 24.04.19 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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