Review: I Kill Giants (Film)

Auch am Donnerstag warte ich freilich mit einer Film-Kritik auf, auch wenn ich gleich vorausschicken darf, das mich das heute zu besprechende Werk nicht annähernd so von den Socken gehauen hat, wie ich mir das erwartet – meinetwegen auch gewünscht – hätte.

I Kill Giants

I Kill Giants, USA/UK/BE/CN 2017, 106 Min.

I Kill Giants | © Koch Media
© Koch Media

Regisseur:
Anders Walter
Autor:
Joe Kelly (Drehbuch & Graphic-Novel-Vorlage)
J.M. Ken Niimura (Graphic-Novel-Vorlage)

Main-Cast:
Madison Wolfe (Barbara)
Imogen Poots (Karen)
Zoe Saldana (Mrs. Mollé)
in weiteren Rollen:
Sydney Wade (Sophia)
Rory Jackson (Taylor)

Genre:
Drama | Fantasy | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus I Kill Giants | © Koch Media
© Koch Media

Teenagerin Barbara ist ganz ihren persönlichen Fantasiewelten verhaftet und flüchtet wann immer möglich vor dem tristen Alltag in ihre eigene Realität, in der sie sich gegen bedrohliche Riesen zur Wehr setzen muss und damit rund einmal im Monat gleich die ganze Stadt rettet, ohne dass jemand davon wüsste. Dabei gelingt es weder ihrer aufopferungsvollen großen Schwester Karen, noch der frisch hinzugezogenen Schulpsychologin Mrs. Mollé, zu Barbara durchzudringen, die ob ihrer ausschweifenden Fantasie und der für Außenstehende merkwürdig anmutenden Marotten in der Schule regelrecht gemobbt wird. Zwar findet Barbara alsbald in Sophia eine neue Freundin und kann ihr das Wesen der bedrohlichen Riesen näher bringen, doch ändert das nichts an der Tatsache, dass ihre Realitätsflucht im Grunde weitaus weniger abenteuerliche und deutlich weltlichere Ursprünge hat…

Rezension:

Nachdem ich bereits vor geraumer Zeit drauf und dran gewesen bin, mir den von Anders Walter inszenierten I Kill Giants anzusehen, habe ich nun kürzlich die Zeit gefunden, noch einen Versuch zu starten und mir das mit einem Hauch Fantasy garnierte Coming-of-Age-Drama in Gänze anzusehen. Dieses hat seinen Ursprung in der gleichnamigen Graphic Novel von Joe Kelly, der hier auch gleich als Drehbuchautor für dessen Adaption verantwortlich zeichnet, derweil der eigenwillige Zeichenstil seitens J.M. Ken Niimura hier nur kurz in einer Tricksequenz referenziert wird. Der Film als solches hinterlässt derweil einen reichlich zwiespältigen Eindruck, denn so anrührend die Kernbotschaft und das Thema des Werkes auch sein mögen, mag einem vieles davon diffus bekannt vorkommen und wird auch nicht in Gänze durchexerziert, so dass ich gleich mehrfach das Gefühl hatte, hier nur an der Oberfläche dessen zu kratzen, was inhaltlich und dramaturgisch möglich gewesen wäre.

Szenenbild aus I Kill Giants | © Koch Media
© Koch Media

Eine der großen Stärken der Adaption ist ganz ohne Frage die Jungdarstellerin Madison Wolfe, die mit gerade einmal dreizehn Jahren eine beeindruckende Vorstellung als verträumte wie selbstbewusste Barbara abliefert, die hier im Alleingang gleich mehrfach die Welt – oder zumindest die Stadt – zu retten meint und sich trotzig allen Riesen zur Wehr setzt und selbst mobbenden Mitschülerinnen die Stirn bietet. Eine dergestalt auf ihre Hauptfigur fokussierte Geschichte wie in I Kill Giants steht und fällt ganz logischerweise mit deren Besetzung und hier ist den Verantwortlichen unbestreitbar ein echter Glücksgriff gelungen, ganz davon abgesehen, dass man auch eine Ähnlichkeit zu Imogen Poots (Broadway Therapy) zu erkennen meint, die hier ihre ältere Schwester Karen verkörpert. Zu meinem Verdruss, aber wohl kaum anders zu erwarten, spielt Poots‘ Figur aber trotz prominenter Nennung nur eine untergeordnete Rolle und auch wenn sie in den wenigen Szenen vollends zu überzeugen weiß, bleiben Ausgestaltung und Motivation der Figur doch reichlich diffus und skizzenhaft.

Selbiges gilt kurioserweise aber auch für Zoe Saldana (Live by Night), die in der Rolle der Schulpsychologin Mrs. Mollé auffallend und irritierend blass bleibt, obwohl es dem Film gelingt, erfolgreich zu suggerieren, sie spiele in Barbaras Geschichte eine tragende Rolle. So sehr also Madison als Barbara zu überzeugen weiß, so schmählich werden im Grunde alle weiteren Figuren vernachlässigt, was letztlich I Kill Giants in Gänze zum Nachteil gereicht, denn dadurch wird das dramaturgische Potential nicht annähernd ausgeschöpft, während es eben rein erzählerisch schon an der einen oder anderen Stelle hapert. So werden beispielsweise mit viel Aufhebens in erwähnter Tricksequenz – die leider die einzige ihrer Art bleibt – die unterschiedlichen Arten von Riesen vorgestellt und benannt, derweil beinahe alles davon in weiterer Folge keine Rolle mehr spielen wird. So wird einerseits angedeutet, Barbara hätte sich eine bis ins Detail durchdachte "Welt" ersonnen, doch bekommt man als Zuschauer hiervon nur Bruchstücke geliefert, während das Geschehen zwischen profanem Schulalltag und aufopferungsvoller Monsterjagd hin und her mäandert. Dass es dabei nicht gerade actionreich zur Sache geht, sollte man derweil erahnen können, was ich auch dem Film nicht ankreiden will, doch verpuffen selbst bei Erscheinen der riesenhaften Monster mögliche Spannungsmomente gänzlich, während Timing und Pacing ganz allgemein ausgewogener hätten sein können.

Szenenbild aus I Kill Giants | © Koch Media
© Koch Media

So gibt sich I Kill Giants trotz fantastischem Thema inszenatorisch wie narrativ überraschend bieder und auch wenn es sich im Kern vorrangig um ein Drama handelt, plätschert die Handlung für mein Empfinden in zu weiten Teilen zu unaufgeregt dahin, zumal der "weltliche" Ursprung der Monsterhatz sich früh erahnen lässt und damit auch die Vergleiche zu Sieben Minuten nach Mitternacht provoziert, die allenthalben bemüht werden. Gänzlich von der Hand zu weisen sind die Parallelen nicht und im direkten Vergleich hat Walters‘ Film dann auch das deutliche Nachsehen, zumal eben die Riesen, Barbaras Traumwelt und die ganz alltägliche Realität hier nicht annähernd so elegant und souverän ineinandergreifen oder sich gegenseitig bedingen, wie man es sich wünschen würde in Anbetracht des Themas. Entsprechend hat diese Graphic-Novel-Adaption zwar einiges an Stärken aufzufahren und überzeugt speziell mit der Besetzung der toughen Barbara, vermag ansonsten aber kaum einen eigenständigen und vor allem einnehmenden Stil zu kreieren, der sich nicht immer wieder durch die Perspektivenwechsel und den im Kern doch sehr vorhersehbaren Paradigmenwechsel selbst torpedieren würde. Und dessen ungeachtet scheint mir selbst die Rolle und Bedeutung der Riesen im Film nicht ganz stimmig, womit ich mich auf die zwei finalen Begegnungen beziehe, aber das mag jeder für sich selbst beurteilen und bewerten, denn trotz seiner Schwächen ist der Film für Genre-Fans sicherlich einen Blick wert.

Fazit & Wertung:

Anders Walter offeriert mit I Kill Giants ein vielversprechendes Fantasy-Drama, verhebt sich leider aber so manches Mal in dramaturgischer wie auch inszenatorischer Hinsicht, obwohl selbst das Drehbuch zu dieser Adaption von Graphic-Novel-Schöpfer Joe Kelly stammt. Im Kern weiß die Geschichte sicherlich zu berühren, bleibt aber in vielerlei Hinsicht überraschend konventionell. Dafür aber lohnt sich im Grunde allein schon für Madison Wolfe in der Rolle der fantasiereichen Barbara die Sichtung, die dann auch einige der narrativen Schwächen mühelos zu übertünchen weiß.

6,5 von 10 imaginierten Giganten

I Kill Giants

  • Imaginierte Giganten - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Anders Walter offeriert mit I Kill Giants ein vielversprechendes Fantasy-Drama, verhebt sich leider aber so manches Mal in dramaturgischer wie auch inszenatorischer Hinsicht, obwohl selbst das Drehbuch zu dieser Adaption von Graphic-Novel-Schöpfer Joe Kelly stammt. Im Kern weiß die Geschichte sicherlich zu berühren, bleibt aber in vielerlei Hinsicht überraschend konventionell. Dafür aber lohnt sich im Grunde allein schon für Madison Wolfe in der Rolle der fantasiereichen Barbara die Sichtung, die dann auch einige der narrativen Schwächen mühelos zu übertünchen weiß.

6.5/10
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I Kill Giants ist am 26.07.18 auf DVD und Blu-ray bei Koch Media erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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