Review: Land of Giants (Graphic Novel)

Natürlich entlasse ich euch auch heute nicht ohne einen neuen Artikel in den wohlverdienten Feierabend, der in den allermeisten Fällen direkt in die arbeitsfreien Feiertage überleiten dürfte und nach dem thematischen Schwerpunkt der letzten Wochen wird es freilich Zeit für etwas Abwechslung.

Land of Giants

Land of Giants, DE 2019, 88 Seiten

Land of Giants | © Panini
© Panini

Autoren:
Jan Cronauer
Mark Wachholz
Krystof Zlatnik
Zeichner:
Timo Wuerz

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-61446-0

Genre:
Endzeit | Fantasy | Mystery | Abenteuer

 

Inhalt:

Einst war die Welt hochtechnisiert und fortschrittlich, doch mit dem Erscheinen der Giganten stagnierte auch die Zivilisation und mit der Zeit hielten wieder Aberglauben und Mystizismus Einzug im vorherrschenden Glauben, so dass selbst das Wunder der Elektrizität nunmehr als verbotene Magie verschrien ist. Einer, der einst den Zorn der Giganten auf sich zog, ist Crutch, doch während der noch Mittel und Wege sucht, die Giganten zu jagen und zu töten, verscherzt er es sich gleich mit der nächsten Gruppierung, als er eine dem Tode geweihte Frau rettet, die sich unerlaubterweise an einen verbotenen Ort begeben hat…

Rezension:

Jüngst stieß ich unvorbelastet und ahnungslos auf das vergleichsweise frisch bei Panini erschienene Album Land of Giants und allein der opulenten Aufmachung wegen wollte ich natürlich prompt einen Blick riskieren, was ich dann logischerweise auch getan habe. Über die Hintergründe, dass es sich quasi um einen Prolog zu einer angedachten TV-Serie handelt, die ihren Ursprung in einem zwölfminütigen, via Crowdfunding finanzierten Kurzfilm von 2012 hat, wurde ich folglich erst nach der Lektüre in Kenntnis gesetzt und muss gestehen, dass es bei vorheriger Kenntnis beinahe gereicht hätte, mich von der Lektüre Abstand nehmen zu lassen. Warum, lässt sich leicht erklären, denn die Erörterungen im Nachwort lesen sich ein wenig so, als handele es sich bei dem vorliegenden Band mehr um eine Art Promo-Material, um die Sache ins Rollen zu bringen, so dass es meiner Interpretation nach nicht unbedingt als gesetzt gilt, dass hier auch eine Fortsetzung in Alben-Form folgen wird, auch wenn auf dem Rücken eine kleine "1" prangt.

Diese Vorbehalte ändern aber freilich nichts daran, dass Land of Giants auf seinen nicht ganz neunzig Seiten optisch zumindest recht spektakulär und ungewöhnlich daherkommt, wenn man den Vergleich zu klassischen Panel-Geschichten zieht, denn hier tobt sich Künstler Timo Wuerz zumeist auf Doppelseiten regelrecht aus und vermag allein über Bildsprache und Farbgebung einiges zu erzählen. Das muss er aber auch, denn so schön der Band geraten ist, vermag er leider auf inhaltlicher Ebene nicht annähernd so zu punkten, was mir aber vielleicht auch deshalb so gegangen ist, da mir eben nicht im Vorfeld klar gewesen ist, dass es sich nur um einen Auftakt, eine Art Teaser handelt. So spricht der Klappentext beispielsweise von dem gehbehinderten, auch auf dem Cover abgebildeten Crutch als Protagonisten der Erzählung, doch es dauert mehr als die Hälfte des Bandes, bis dieser überhaupt in Erscheinung tritt, geschweige denn, dass man hier bereits nur irgendetwas über ihn erfahren würde.

Überhaupt lebt und arbeitet Land of Giants ein wenig zu sehr mit seinen Auslassungen und vieles bleibt vage bis kryptisch, was sicherlich so gewollt gewesen sein mag, nach Beendigung der Lektüre aber ein unbefriedigtes Gefühl zurücklässt, was wiederum damit im Zusammenhang steht, dass aufgrund der großformatigen Kunstwerke – so schön sie auch geraten sein mögen – die Geschichte nur zögerlich und in kleinsten Schritten voranschreitet. Wenn man sich dann auch noch darauf verlegt, je Doppelseite oft kaum mehr als zwei bis drei Dialogzeilen zu kredenzen, kann man sich selbst als außenstehender schon ausmalen, dass man den handelnden Figuren (so viele gibt es davon ohnehin nicht) nicht unbedingt viel näher kommt oder ein Gespür dafür entwickelt, welche Motivation sie an- und umtreibt. Wenn dann auch noch gefühlt ein Drittel des Bandes verstreicht, bis der Titel eingeblendet, sozusagen der Vorspann beendet wird, ahnt man bereits, dass man sich in einem künstlerisch zwar hochanspruchsvollen, in Sachen Storytelling aber doch eher noch in den Kinderschuhen befindlichen Werk befindet.

Tja, und selbst die Riesen – oder Giganten – sind ausgerechnet in einem Werk namens Land of Giants leider Mangelware, während man sich ansonsten eher an Stereotypen einer einstmals hochtechnisierten, nun in eine Art zweite Steinzeit zurückgefallenen Zivilisation abarbeitet, die so ihre irritierenden bis undurchsichtigen Bräuche und Gesetzmäßigkeiten hat und sich derweil durch die klassische Ödnis einer postapokalyptischen Welt bewegt. Viele der Ansätze sind sicherlich hochspannend und allein das gelungene Artwork macht Lust auf mehr, doch hätte es in dem Band selbst durchaus gerne schon einiges mehr an Informationen und Hintergründen geben können, denn so erzählt die Geschichte im Grunde einzig und allein, wie eine bei ihrem Stamm in Ungnade gefallene junge Frau dem mysteriösen Crutch begegnet, ohne dass sich daraus ableiten ließe, warum dieser sie überhaupt gerettet hat oder was er nun anschließend zu tun gedenkt. Speziell bei Filmen bekommt man mich ja durchaus auch mal mit offensichtlich auf "Style-Over-Substance" getrimmten Werken, doch hier hinterlässt dieser (vermeintliche) Ansatz ein eher zwiespältiges Gefühl und die tolle Optik vermag eben nicht darüber hinwegzutäuschen, dass dramaturgisch nicht allzu viel geboten wird und eine Fortsetzung – insbesondere durch den sicherlich auch anderweitig vielbeschäftigten Künstler – im Gesamtkontext eher fraglich scheint. Für einen neugierig machenden Appetithappen ein wenig teuer und für einen echten Einstieg in das "Land of Giants" ein wenig zu inhaltsarm, so gerne ich auch besser über diesen optischen Leckerbissen geurteilt hätte.

Fazit & Wertung:

Das von gleich einem ganzen Team realisierte Album zu Land of Giants krankt merklich daran, im Grunde nur Appetithappen für eine angedachte TV-Serie sein zu wollen, denn trotz opulenter Bilderwelten und überzeugender Inszenierung erzählt der rund neunzig Seiten starke Band im Grunde herzlich wenig. Für Freunde ungewöhnlicher Comic-Kunst trotz genannter Schwächen eventuell aber dennoch einen Blick wert.

6 von 10 umherstreifenden, gefürchteten Giganten

Land of Giants

  • Umherstreifende, gefürchtete Giganten - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Das von gleich einem ganzen Team realisierte Album zu Land of Giants krankt merklich daran, im Grunde nur Appetithappen für eine angedachte TV-Serie sein zu wollen, denn trotz opulenter Bilderwelten und überzeugender Inszenierung erzählt der rund neunzig Seiten starke Band im Grunde herzlich wenig. Für Freunde ungewöhnlicher Comic-Kunst trotz genannter Schwächen eventuell aber dennoch einen Blick wert.

6.0/10
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Land of Giants ist am 19.11.19 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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