Review: Sparta | Conn Iggulden (Buch)

Auch heute gibt es wieder eine Buch-Rezension, auch wenn ich persönlich gesundheitlich ein wenig schwächele, aber das soll mich ja nicht vom Bloggen abhalten.

Sparta

The Falcon of Sparta, UK 2018, 576 Seiten

Sparta von Conn Iggulden | © Heyne
© Heyne

Autor:
Conn Iggulden
Übersetzer:
Sven-Eric Wehmeyer

Verlag (D):
Heyne
ISBN:
978-3-453-47175-7

Genre:
Historie | Action | Abenteuer

 

Inhalt:

»Denke daran. Am Tag deiner Krönung musst du einen Strich ziehen. Bis dahin rate ich dir, von deinen Lehrern zu lernen, zu reiten und dich der Genüsse zu erfreuen, die Frauen, Jünglinge und Rotwein dir bieten. Sprich zu niemandem von diesem Tag. Hast du mich verstanden?«
»Ja, Vater«, sagte Artaxerxes.

Das Jahr 404 AD: Der persische Großkönig Dareios liegt auf dem Sterbebett und hinterlässt seinem Sohn Artaxerxes Titel und Ländereien, derweil dessen jüngerer Bruder Kyros leer ausgehen würde. Von solcherlei Gedanken unbehelligt, eilt Kyros dennoch herbei, um seinem Vater ein letztes Mal zu begegnen, doch aus Furcht, Kyros könne versuchen, die Krone an sich zu reißen, lässt Artaxerxes dessen spartanische Leibgarde attackieren und trachtet auch Kyros nach dem Leben, dem nur knapp die Flucht gelingt. Frei nach dem Motto, gleiches mit gleichem zu vergelten, beginnt Kyros ein gleichermaßen griechisches wie persisches Heer zusammenzustellen und beginnt 401 AD seinen Marsch gegen das Reich seines Bruders, um den Titel als Großkönig für sich zu beanspruchen. Nicht nur der spartanische Soldat Klearchos, sondern auch der aus Athen stammende Xenophon, ein Schüler Sokrates‘, begleiten ihn auf diesem beispiellosen Feldzug mit ungewissem Ausgang…

Rezension:

Ein weiteres Mal lockte ein Buch von Conn Iggulden, den ich seit seiner Tetralogie Die Rosenkriege für mich entdeckt habe. Diesmal verschlägt es uns allerdings in die griechisch-persische Antike und ich muss gestehen, dass man sich von Verlagsseite keinen Gefallen getan hat, den im Original immerhin als The Falcon of Sparta betitelten Band in der deutschen Ausgabe schlicht Sparta zu taufen, denn auch wenn Spartaner – oder Spartiaten – ein durchaus gewichtiger Teil der Erzählung und Handlung sein mögen, spielt die Stadt selbst doch keine Rolle, zumal sich das Geschehen gänzlich – von einem kurzen Intermezzo in Athen abgesehen – auf persischem Boden abspielt. Dies sei der Ordnung halber erwähnt, da man sonst eventuell rein thematisch vom Buch enttäuscht sein könnte, derweil ich mich schnell mit den unerwarteten Begebenheiten habe anfreunden können, was einmal mehr daran lag, dass es Iggulden trefflich gelingt, historische Stoffe so zu verpacken, dass sie mitnichten angestaubt oder geschichtsversessen wirken, dabei aber keineswegs erzählerische oder historische Sorgfalt missen lassen.

Kyros drehte sich um und sah, wie Tissaphernes mit verächtlicher Miene eine Geste in Richtung des Tores machte, das tiefer ins königliche Plateau hineinführte. Jenseits des lang gestreckten Hofes lagen die ersten Gartenanlagen. Den Boden, auf dem sie wuchsen, hatte man von den Ebenen heraufgeschafft, und sie wurden von eintausend Sklaven gepflegt.

In diesem Zusammenhang ist freilich auch das mehrseitige Nachwort des Autors mit Anmerkungen zu seinem Werk wieder außerordentlich interessant, wobei ich hiervon gar nichts vorwegnehmen kann, ohne nicht gleich auch die Geschichte zu spoilern. Sparta nämlich hat den unbestreitbaren Vorteil, dass man bei völliger Unkenntnis der historischen Begebenheiten – bei mir durchaus der Fall – gleich mehrfach überrascht werden wird von Ereignissen, die sich in ihrer Konsequenz und abrupten Darbietung in kaum einem "ausgedachten" Roman finden würden. Iggulden derweil fußt seine Erzählung in weiten Teilen zumindest lose auf 370 AD entstandene Anabasis von Xenophon, wobei man eben besser nicht recherchieren sollte, um was es sich dabei handelt, wenn man sich hinsichtlich der– übrigens in zwei große Teile gegliederten – Handlung nicht spoilern möchte. Selbst aber, wenn man über die Ereignisse um Kyros‘ Umsturzversuch und Xenophons Schilderungen im Bilde sein sollte, handelt es sich einmal mehr um lohnende Lektüre, sofern man eben nicht eine Erzählung in und um Sparta erwartet.

Dabei ist es erstaunlich, wie die auf mehr als 550 Seiten abgehandelten Ereignisse beinahe gänzlich ohne Längen auskommen, obwohl die eigentlichen Scharmützel und Schlachten der verfeindeten Parteien nur ein Bruchteil des Buches ausmachen und vieles sich um den beschwerlichen Marsch durch unwirtliches Gelände dreht. Hier kommen Sparta die lebendig und interessant skizzierten Figuren zupass, so dass einem nicht nur Kyros und der Spartaner Klearchos als dessen rechte Hand schnell ans Herz wachsen, sondern eben auch Xenophon gelungen eingeführt wird – inklusive Gastauftritt von Philosoph Sokrates –, auch wenn er sich zunächst merklich im Hintergrund hält. Einzig im Gegenzug Artaxerxes bleibt dann als Antagonist etwas blass und es gibt nur wenige Kapitel an sich, die sich dem persischen Großkönig widmen, der sich die meiste Zeit durch den opportunistischen wie strebsamen Tissaphernes vertreten lässt. Das ist kein sonderlich großes Versäumnis und hinsichtlich der Quellen auch nicht weiter verwunderlich, wenn Iggulden hat vermeiden wollen, allzu eindeutige Position zu beziehen, ob nun Kyros oder Artaxerxes im Recht gewesen sein mag, doch etwas, das im Kontext der ansonsten akribischen und detailreichen Erzählung auffällt.

Der gefiederte Hauptmann schrie gellend auf, jetzt spannten sich alle Bögen vollends, und mit einem Geräusch wie von einer Unzahl schlagender Flügel traf sie die erste Welle von Pfeilen. Als sie aufgeschlagen hatten, sprang Anaxis zusammen mit einem Dutzend anderer Männer die gesamte Breite des Hofes entlang auf die Schilde. Jeder Krieger wurde emporgeschleudert und krachte in überraschte Bogenschützen. Anaxis schlug mit seinem Speer und der grausamen Kopis im Anschlag mitten zwischen ihnen auf und lachte angesichts ihrer panischen Angst.

Ansonsten vergehen die Seiten wie im Flug und warten mit vielen kleinen Begegnungen am Wegesrand auf, die auch noch überwiegend geschichtlich belegt sind, wenn man den Erläuterungen des Autors Glauben schenken mag und die eine ohnehin schon mitreißende und fesselnde Erzählung noch überzeugender machen. Obwohl ich mich also nie als ausgewiesener Fan historischer Romane oder gar Schlachten-Epen betrachten betrachtet habe – denn nichts anderes ist Sparta über zumindest weite Strecken hinweg –, konnte mich auch dieses Werk des Autors wieder überzeugen und begeistern. Entsprechend mag die größte Schwäche des Romans tatsächlich sein Titel sein, der schlichtweg falsche Erwartungen wecken mag und jemanden wie mich – der bei Kenntnis des Autors auch gerne schon mal rein nach Titel und Cover entscheidet – dann kalt erwischt. Mir persönlich macht das nichts und ich verzichte mittlerweile oft bewusst auf das Lesen von Klappentexten, doch habe ich auch schon gesehen, wie das Buch mit niedrigen Wertungen abgestraft worden ist, weil das "Thema verfehlt" worden sei.

Fazit & Wertung:

Mit Sparta ist Conn Iggulden ein mitreißendes historisches Schlachten-Epos gelungen, das allerdings herzlich wenig mit der namensgebenden griechischen Stadt zu tun hat, sondern sich vielmehr der Fehde zwischen dem persischen Großkönig Artaxerxes und dessen jüngeren Bruder Kyros widmet, wie sie später von Geschichtsschreiber Xenophon in dessen Werk Anabasis festgehalten worden ist.

8,5 von 10 unermüdlich marschierenden Verbänden

Sparta

  • Unermüdlich marschierende Verbände - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Sparta ist Conn Iggulden ein mitreißendes historisches Schlachten-Epos gelungen, das allerdings herzlich wenig mit der namensgebenden griechischen Stadt zu tun hat, sondern sich vielmehr der Fehde zwischen dem persischen Großkönig Artaxerxes und dessen jüngeren Bruder Kyros widmet, wie sie später von Geschichtsschreiber Xenophon in dessen Werk Anabasis festgehalten worden ist.

8.5/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Heyne. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Sparta ist am 09.12.19 bei Heyne als Klappenbroschur erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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