Review: Raven – Odins Wölfe | Giles Kristian (Buch)

Es kommt zwar selten genug vor, aber mit der heutigen Rezension beschließe ich dann wieder einmal eine Buch-Reihe beziehungsweise Trilogie, die leider meines Erachtens deutlich schmissiger hätte zu Ende gehen können, aber es kann ja nicht immer alles großartig und umwerfend sein, zumal mir der Ausflug zu den Wikingern – gerade zum Ende hin – doch grundsätzlich wieder gut gefallen hat.

Raven
Odins Wölfe
Raven-Saga 3

Raven: Odin’s Wolves, UK 2012, 560 Seiten

Raven - Odins Wölfe von Giles Kristian | © Heyne
© Heyne

Autor:
Giles Kristian
Übersetzer:
Wolfgang Thon

Verlag (D):
Heyne
ISBN:
978-3-453-47164-1

Genre:
Historie | Action | Abenteuer

 

Inhalt:

Also segelten wir jetzt nach Miklagard, der Großen Stadt. Denn auch wenn wir unseren Fáfnir-Schatz verloren hatten, waren wir immer noch Krieger, und man sagte, in Miklagard seien selbst die Häuser aus Gold. Außerdem gelüstete uns nach noch größerer Beute.

Nachdem Jarl Sigurd und seine Schar aus eidgebundenen Kriegern mit Glück und Geschick den Franken entkommen ist – auch wenn Raven dafür einen immensen Silberschatz hat opfern müssen – lassen sich die abenteuerlustigen wie ruhmesgierigen Wikinger und ihre englischen und dänischen Begleiter davon nicht beirren und so beschließt die Kriegerschar, zu der sagenumwobenen Stadt Miklagard zu segeln, die auch als Konstantinopel bekannt ist, denn dort sollen selbst die Häuser aus Gold bestehen und immense Reichtümer auf jeden tapferen Krieger warten. Doch der Weg dorthin ist gleichermaßen lang wie beschwerlich und nicht nur die unberechenbare See, sondern auch fremdländische Kämpfer mit teils beeindruckendem Kriegsgerät könnten sich als Problem erweisen. Bekanntermaßen steht Raven aber in Odins Gunst und auch sein Jarl Sigurd ist nicht zu Unrecht als regelrechter Schlachtengott bekannt und so wagen sie auf ihren Schiffen die beschwerliche Reise in die Fremde…

Rezension:

Mit Raven – Odins Wölfe ist nun seit einiger Zeit auch der Abschlussband der Raven-Saga in deutscher Sprache verfügbar, die seinerzeit den Grundstein für die an dieser Stelle ebenfalls bereits vorgestellte Sigurd-Saga gelegt hat, die allerdings den hier geschilderten Ereignissen chronologisch vorangeht. Das mag zunächst wenig Bewandtnis für den vorliegenden Band haben, doch merkt man das immer wieder daran, dass Autor Giles Kristian zwischen den beiden Trilogien sein Handwerk als Schriftsteller doch gehörig zu verfeinern gewusst hat, weshalb mir die Abenteuer des jungen Sigurd nicht nur in Summe deutlich besser gefallen haben als hier nun die Schilderungen von Raven, der wiederum unter dem Banner des älteren Sigurd segelt. Dabei sind es aber gar nicht die Schilderungen von Raven an sich, aus dessen Sicht der gesamte Roman geschildert wird, die mir sauer aufstoßen, sondern mehr der Umstand, dass es anfänglich reichlich richtungslos und damit mäßig spannend bleibt.

Sigurd hielt bis zum Schluss die Stellung. Er ging umher, schlug den Männern auf die Schultern und lachte und sagte, er wäre stolz, mit einem so wild zusammengewürfelten Haufen zu segeln. Seine Stimme hallte laut zwischen den Felsen.

Mit seinen knapp 550 Seiten ist der Abschlussband zwar unmerklich üppiger ausgefallen als seine Vorgänger, doch hatte ich insbesondere in der ersten Hälfte nicht das Gefühl, als würde Kristian genau wissen, worauf alles hinauslaufen würde oder in welche Richtung er in Raven – Odins Wölfe zu steuern gedenkt. So nächtigen die Wikinger mal an diesem, mal an jenem Strand, liefern sich die eine oder andere Auseinandersetzung und haben durchaus auch Verluste zu betrauern, kommen ansonsten aber nur schwer in die Gänge und mausern sich bei ihrer Ankunft in Rom gar zu regelrechten Touristen, was einem anfänglich ein Schmunzeln entlocken mag, dann irritiert und schlussendlich nur noch langweilt. Hinzu kommt, dass die Wikinger-Schar ja ursprünglich Konstantinopel zu plündern gedachte, doch durch eine Handvoll aberwitziger Zufälle nimmt die Handlung diesbezüglich eine irritierende und allzu rasch abgehandelte Wendung, der sich die abenteuerlustigen Wikinger recht vorbehaltlos beugen.

Obwohl also Raven – Odins Wölfe grob im letzten Drittel noch einmal deutlich an Fahrt aufnimmt und mir speziell zum Ende hin mit einigen überraschenden wie schockierenden Wendungen zu gefallen wusste, ist der Roman in seiner Gänze doch eher als durchwachsen zu bezeichnen und zu Beginn und im Mittelteil kaum würdig, diese Saga um Raven zu beschließen. Zwar mögen die einzelnen Episoden und Stationen für sich genommen durchaus unterhaltsam gewesen sein, doch musste ich mich mancherorts doch arg zusammenreißen, am Ball zu bleiben und weiterhin zu hoffen, dass Kristian und mit ihm die Wikinger ihren Fokus zurückerlangen. So ist es schon ein enorm langes Luftholen vor dem dramatischen Finale, das dem Autor dann auch irritierenderweise enorm packend und eindrücklich gelungen ist, auch wenn es hier doch ausgemacht blutig und explizit zur Sache geht.

»Ein Seeungeheuer?«, meinte Svein, als wir zum Bug gingen und uns suchend umsahen. Die anderen Mannschaften taten es uns gleich. Dann schrie ein Mann vor Schmerz auf, und plötzlich schlugen Pfeile in das Deck ein und klatschten in das Wasser um uns herum. Wieder platschte es laut, und diesmal spritzte die Fontäne einige Männer von der Fjord-Elch nass. Ein Pfeil schlug hinter den verblassten roten Augen in Jørmungands Schädel ein.

Und schlussendlich erklären sich dann auch die zusätzlichen Seiten in Raven – Odins Wölfe, denn nach einem letzten großen Blutbad nimmt sich der Autor dankenswerterweise noch die Zeit, sich einigen losen Fäden zu widmen und diese miteinander zu verknüpfen, was zwar nicht immer hundertprozentig elegant und überzeugend sein mag, mir aber weitaus besser gefallen hat, als wenn beispielsweise die von Beginn an schwelende Fehde zwischen Raven und dem Godi Asgot nicht noch einmal aufgegriffen worden wäre, derweil das Ende an sich befriedigend ist, aber gleichsam so offen, dass sich Giles Kristian alle Möglichkeiten bewahrt, die Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen. Als Freund und Fan der Reihe(n) kann und sollte man diesen Abschlussband also durchaus auch gelesen haben, aber im Kontext der weiteren Vertreter der jeweiligen Sagen enttäuscht Odins Wölfe im Mittelteil schon ein wenig.

Fazit & Wertung:

Mit Raven – Odins Wölfe gelingt Autor Giles Kristian zwar ein durchaus würdiger Abschluss seiner Raven-Saga, doch ist der Weg dorthin oft steinig und beschwerlich, so dass die Geschichte zu Beginn und im Mittelteil leider arg episodisch und richtungslos wirkt. Wer aber die Vorgänger gelesen hat, wird sich den Finalband ohnehin nicht entgehen lassen wollen und wer Raven oder Sigurd noch gar nicht kennt, beginnt ohnehin mit dem jeweiligen Auftaktband. Dennoch schade, dass die Geschichte so durchwachsen zu Ende geht, auch wenn die letzten 150 Seiten doch sehr versöhnlich stimmen.

6,5 von 10 Anbetungen nordischer Gottheiten

Raven – Odins Wölfe

  • Anbetungen nordischer Gottheiten - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Raven – Odins Wölfe gelingt Autor Giles Kristian zwar ein durchaus würdiger Abschluss seiner Raven-Saga, doch ist der Weg dorthin oft steinig und beschwerlich, so dass die Geschichte zu Beginn und im Mittelteil leider arg episodisch und richtungslos wirkt. Wer aber die Vorgänger gelesen hat, wird sich den Finalband ohnehin nicht entgehen lassen wollen und wer Raven oder Sigurd noch gar nicht kennt, beginnt ohnehin mit dem jeweiligen Auftaktband. Dennoch schade, dass die Geschichte so durchwachsen zu Ende geht, auch wenn die letzten 150 Seiten doch sehr versöhnlich stimmen.

6.5/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Heyne. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Raven – Odins Wölfe ist am 08.04.19 bei Heyne als Taschenbuch erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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