Review: Lucifer 2 (Graphic Novel)

Auch heute wieder habe ich freilich eine Review im Gepäck und es wird einmal mehr höllisch, was kaum verwunderlich ist, wenn der Morgenstern selbst sein Unwesen treibt und sich mehr oder minder aktiv mit den Himmlischen Heerscharen anlegt.

Sandman Universe

Lucifer 2

Lucifer, #7-12, USA 2019, 148 Seiten

Lucifer 2 | © Panini
© Panini

Autor:
Dan Watters
Zeichner:
Max Fiumara
Sebastián Fiumara
Aaron Campbell
Kelley Jones
Leomacs

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-61748-5

Genre:
Fantasy | Drama | Mystery

 

Inhalt:

Ausschnitt aus Lucifer 2 | © Panini
© Panini

Kaum ist es Lucifer gelungen, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien und gleichsam seine Ex, die Hexe Sycorax, wieder auferstehen zu lassen, stolpert er vom Regen in die Traufe und sieht sich den Himmlischen Heerscharen unter Führung von Erzengel Raguel gegenüber, die solch einen Frevel an der Schöpfung – schließlich obliegen Dinge wie Auferstehung allein Gott selbst – nicht hinzunehmen bereit sind. Sie gewähren Sycorax drei Tage, bevor ihr irdisches Dasein erneut enden wird und prompt macht sich Lucifer auf, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen und in einer der jenseitigen Welten ein lauschiges Plätzchen für seine Verflossene zu finden. Unterdessen hält sich Sycorax auf einer Insel versteckt, doch nur weil dieser Ort himmlischer Inaugenscheinnahme entzogen ist, heißt das nicht, dass dort keine Gefahren lauern, wie insbesondere Mazikeen wird lernen müssen, derweil Caliban noch immer mit seinem Schicksal hadert, als Sohn des Teufels und einer Hexe per se ein Ausgestoßener zu sein, unabhängig von seinem angsteinflößenden Äußern, das freilich sein Übriges tut…

Rezension:

Obwohl ich mich nach Beendigung der Lektüre des ersten Bandes Lucifer eigentlich erst anderen Werken des neuen Sandman Universe zuwenden wollte, obsiegte letztendlich die Neugierde, da Band 2 hier eben auch schon auf mich wartete und lockte, weshalb ich nun also zunächst ein weiteres Mal den Geschicken des gefallenen Engels beigewohnt habe. Wie schon beim Auftaktband zeichnet hier Dan Watters für Skript und Story des Ganzen verantwortlich und erweist sich erneut würdig, in Neil Gaimans allzu große Fußstapfen zu treten. Zum Glück aber ist hier der Plot deutlich weniger verworren als noch zu Beginn der Serie, denn auch wenn mich die Zusammenstellung der ersten sechs Hefte schlussendlich überzeugen konnte, musste man doch ganz schön am Ball bleiben, um dem Fortgang der Geschichte nur halbwegs folgen zu können. Hier nun ist zwar alles deutlich stringenter, doch heißt das nicht, dass der Fortgang des Ganzen nicht weniger clever oder lesenswert wäre.

Ausschnitt aus Lucifer 2 | © Panini
© Panini

Einer der großen Aufhänger, was speziell Lucifers Umtriebigkeit in diversen (Unterwelt-)Reichen betrifft, ist hier dessen Ansinnen, einen Platz für seine Sycorax zu finden, der lediglich noch drei Tage auf Erden vergönnt sein sollen, bevor die Engel dafür Sorge zu tragen gedenken, sie wieder ins Jenseits zu befördern. Und ein jeder Besuch in diesen jenseitigen Reichen ist überaus gelungen und rückt eben deutlich von der Annahme ab, in einer Serie wie dieser käme lediglich christliche Mythologie zum Tragen, denn egal, ob es zu altägyptischen Gottheiten oder in das Reich von Vishnu und deren Avataren geht, nicht nur Watters vermag hier seine Kreativität kaum zu bremsen, sondern gleichsam auch die unterschiedlichen Zeichner, die hier für die insgesamt erneut sechs Hefte verpflichtet worden sind. Unterbrochen wird der eigentliche Plot von Lucifer 2 dabei nur ein einziges Mal für eine ausgedehnte Rückblende, die sich einmal mehr Lucifers Sohn Caliban und dessen Vergangenheit widmet, derweil er auch in der gegenwärtigen Handlung einiges zu tun und hadern bekommt.

Löblich derweil auch, dass insbesondere der namensgebende Lucifer hier wieder weit mehr im Vordergrund steht, denn durch sein zeitweiliges Vergessen und seine Gefangenschaft hatte der ja im ersten Band einen doch eher sehr passiven Part, weshalb es mir schwer fiel, überhaupt beurteilen zu können, ob mir diese Variante oder Interpretation der Gaiman’schen Figur überhaupt gefallen würde. Nun kann ich sagen, dass dem definitiv so ist und gerade in Zwiesprache mit untergegangenen, vergessenen Gottheiten und anderen Entitäten werden ihm einige ziemlich großartige Szenen auf den Leib geschneidert, während auch Erzengel Raguel als dessen zorniger Widersacher eine großartige Figur abgibt. Und wer meint, der Cliffhanger zum Ende des ersten Bandes hin sei kaum zu toppen, der möge genießerisch in dem letzten, seitenfüllenden Panel schwelgen, das diesen Band nun beschließt, denn besser und vielversprechender kann man Vorfreude auf die Fortsetzung wohl kaum anheizen.

Ausschnitt aus Lucifer 2 | © Panini
© Panini

So überzeugt also auch Lucifer 2 auf ganzer Linie und selbst die wechselnden Zeichner fielen mir persönlich kaum negativ auf, wie es sonst gerne der Fall ist, weil alles trotzdem diesen einheitlich dreckigen, unscharfen, rauen, aber auch außerweltlichen oder abgründigen Tenor beibehält, ob man sich nun in Nähe der Silberstadt befindet oder auf der vor der Welt verborgenen Insel, Lucifers persönlichem Stück Hölle auf Erden. Es versteht sich von selbst, dass dieser Lucifer weder inhaltlich noch dramaturgisch auch nur näherungsweise etwas mit dem Serien-Lucifer gemein hat, doch dafür wirkt das Ganze – nicht nur optisch – weitaus näher an Gaimans Sandman-Epos, wie es ja auch das Label erwarten lassen würde. In diesem Sinne also haben Watters, die Fiumara-Brüder und die weiteren Zeichner alles richtig gemacht und kredenzen eine Fortsetzung, die sich mitnichten vor dem Vorgänger zu verstecken braucht, sondern im Gegenteil noch einmal mehr Lust auf die hoffentlich bald erscheinende Fortsetzung macht.

Fazit & Wertung:

Die erneut aus der Feder Dan Watters‘ stammende Story von Lucifer 2 steht dem Auftaktband der Reihe in nichts nach, zumal es hier deutlich stringenter und nachvollziehbarer zur Sache geht. Nicht nur Höllenherrscher Lucifer, sondern auch dessen Sohn Caliban und die Hexe Sycorax wissen hier zu glänzen, während der gefallene Engel so manch zurückgezogen lebender Gottheit einen Besuch abzustatten gedenkt und der Zorn des Himmels zunehmend ungeahnte Ausmaße annimmt.

9 von 10 Spitzfindigkeiten des Herrn der Hölle

Lucifer 2

  • Spitzfindigkeiten des Herrn der Hölle - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Die erneut aus der Feder Dan Watters‘ stammende Story von Lucifer 2 steht dem Auftaktband der Reihe in nichts nach, zumal es hier deutlich stringenter und nachvollziehbarer zur Sache geht. Nicht nur Höllenherrscher Lucifer, sondern auch dessen Sohn Caliban und die Hexe Sycorax wissen hier zu glänzen, während der gefallene Engel so manch zurückgezogen lebender Gottheit einen Besuch abzustatten gedenkt und der Zorn des Himmels zunehmend ungeahnte Ausmaße annimmt.

9.0/10
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Lucifer 2 ist am 21.01.2020 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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