Review: John Constantine: Hellblazer 1 (Graphic Novel)

Ja, es ist wieder was später geworden heut, aber immerhin passt es thematisch auch prima, denn es wird düster und grimmig, ganz, wie es sein soll, wenn man mit Constantine das nächtliche London erkundet.

John Constantine
Hellblazer 1

The Sandman Universe presents: Hellblazer #1, Books of Magic #14,
John Constantine: Hellblazer #1-#6; USA 2019/2020, 216 Seiten

John Constantine: Hellblazer 1 | © Panini
© Panini

Autoren:
Simon Spurrier
Kat Howard (Schlechter Einfluss)
Zeichner:
Aaron Campbell (In diesem grünen, schönen Land [#1-3], Still [#6])
Matías Bergara (Saubere Tricks [#4-5])
Marcio Takara (Die beste Version von dir)
Tom Fowler (Schlechter Einfluss)
Craig Taillefer (Schlechter Einfluss)

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-62019-5

Genre:
Mystery | Fantasy | Horror

 

Inhalt:

Wieder einmal steht die Welt vor der Apokalypse, die Existenz vor dem Aus und John Constantine befindet sich mittendrin, scheint diesmal kaum mehr eine andere Wahl zu haben, als sich in sein unvermeidlich scheinendes Schicksal zu fügen. Da aber begegnet ihm sein älteres Ich, macht ihm ein Angebot, das er kaum in den Wind schießen kann und unversehens findet sich Constantine in einer psychiatrischen Einrichtung wieder, die ihn allerdings nicht lange halten kann. In die Stadt zurückgekehrt, muss er erkennen, dass die Apokalypse zwar vom Tisch ist, es aber dennoch kaum rosig aussieht im Königreich, denn anscheinend war er lange Jahr abwesend, es ist mittlerweile 2019 und das Land steht kurz vorm Brexit, während alte Probleme weiterhin grassieren, wobei für ihn erschwerend hinzukommt, dass plötzlich in Pubs nicht mehr geraucht werden darf. Ungeachtet seiner Anpassungsschwierigkeiten in dieser "neuen" Welt aber verfügt John noch immer über einen gewissen Ruf und vor allem reichhaltiges okkultes und paranormales Wissen, was ihn schnell in den Fokus diverser Interessengruppen rücken lässt…

Rezension:

Bereits zwei Constantine-Reihen habe ich seit Bestehen des Blogs meine Aufmerksamkeit gewidmet, die sich allesamt eine Wiederbelebung der kultigen Serie von einst auf die Fahnen geschrieben haben, ihrerseits aber nur kurz am Markt bestehen konnten. Im Rahmen des Sandman Universe gab es auch 2019 mit John Constantine: Hellblazer wieder eine neue Reihe um den okkulten Ermittler und Schnippchen schlagenden Magier, doch auch die stand unter keinem guten Stern und so kommt es, dass bereits der nun seit November vorliegende erste Band quasi schon wieder den Anfang vom Ende darstellt. Neben den einleitenden One-Shots The Sandman Universe presents: Hellblazer #1 sowie Books of Magic #14 sind hier die ersten sechs Hefte der Reihe versammelt, doch dummerweise fand die Heftreihe bereits nach zwölf Ausgaben ihr vorzeitiges Ende, ebenfalls – wie so vieles dieser Tage auch – der Corona-Pandemie geschuldet. Davon wusste ich während der Lektüre noch nichts, doch ist es bitter, wieder davon lesen zu müssen, dass es mit dem nächsten Band bereits wieder vorbei sein wird, denn wie schon Constantine: The Hellblazer zuvor habe ich auch diesen Take als durchaus vielversprechend und atmosphärisch gelungen empfunden, wenn man einmal davon absieht, dass insbesondere der Einstieg in den Band für mich eher verwirrend und konfus geraten ist, weil mir hier die Vorkenntnisse der früheren Abenteuer von Constantine gefehlt haben.

Ausschnitt aus John Constantine: Hellblazer 1 | © Panini
© Panini

Dennoch ist es natürlich eine tolle Dreingabe, insbesondere für langjährige Fans von John Constantine, dass die beiden Specials ebenfalls ihren Weg in den Trade gefunden haben, zumal der dadurch auf üppige 216 Seiten anwächst und tatsächlich Unterhaltung und Mystery für viele Stunden bietet, während die ersten sechs Hefte mit gleich drei gelungenen, unterschiedlich langen, zumindest lose aufeinander aufbauenden Geschichten aufwartet. Am ehesten noch ein Dorn im Auge war mir hier tatsächlich wieder einmal der altbekannte stete Wechsel der Zeichner und damit der vorherrschenden Optik, zumal mich Hauptzeichner Aaron Campbell durchaus zu überzeugen wusste, der für den Zweiteiler Saubere Tricks übernehmende Matías Bergara dagegen schon einen ziemlich auffälligen, stilistischen Bruch mit sich bringt. Immerhin in Sachen Story aber leistet sich John Constantine: Hellblazer keine Ausfälle, wofür Simon Spurrier verantwortlich zeichnet, der über sämtliche Hefte hinweg als Autor verpflichtet worden ist und entsprechend mit einheitlichem Stil überzeugt, der sich auch auf das Gebaren und die Manierismen von Constantine überträgt.

Besonders schön aber wird hier auch mit den anachronistischen Elementen der Figur gespielt, denn der ist natürlich merklich in einer anderen Zeit entstanden, wirkt in seiner respektlosen, abgehalterten, kettenrauchenden Attitüde dadurch auch reichlich deplatziert und hat seine liebe Mühe, sich im England des Jahres 2019 zurechtzufinden, dass noch dazu kurz vor dem Brexit steht, auch wenn das hier freilich nur am Rande eine Rolle spielt, aber das Gefühl des Fremdseins verstärkt. Nachdem man also mit dem Einführungs-One-Shot Constantine im heutigen England relokalisiert hat, kann die eigentliche Story starten und wartet auch wieder mit sozialkritischen Ansätzen auf, die sich mit Leichtigkeit mit den übernatürlich-okkulten Elementen verbinden, während Constantine selbst hier wieder weit ruppiger, verbitterter, unzugänglicher wirkt als noch in anderen, jüngeren Inkarnationen. Da ist es schon eine wahre Freude, ihn mit einem Paradebeispiel von Hipster kollidieren zu sehen, der statt auf Kippen und Alk auf Meditation und Smoothies setzt, um sich im Gleichklang zu halten, was natürlich beim Hellblazer nur tiefste Verachtung provoziert.

Ausschnitt aus John Constantine: Hellblazer 1 | © Panini
© Panini

Ja, ich habe mich am Anfang schwer getan, mich in die Reihe zu finden (auch wenn dieser Akt nötig gewesen sein mag, um constantine aus dem regulären DC-Kosmos ins Sandman Universe zurückzuführen), doch dann überzeugt John Constantine 1: Hellblazer schnell mit düsteren, ernsten, grimmigen Geschichten, denen gleichwohl Melancholie und Tragik innewohnen, wie sie mit garstigem Witz und Fatalismus zu überzeugen wissen. Schade also, dass das nun die Hälfte vom Fest gewesen sein soll, denn während die drei abgeschlossenen Geschichten schon für sich zu überzeugen wissen, wird natürlich im Hintergrund ein größerer, ungleich spannenderer Handlungsfaden gesponnen, der nun wohl aber entweder sehr hastig oder gar nicht zufriedenstellend aufgelöst werden wird. Dennoch, wer sich auf ein Widersehen mit dem kultigen Magiekundigen freut, sollte trotz allem einen Blick riskieren, denn erzählerisch toppt der Band sich ein ums andere Mal, auch wenn ich persönlich mir dazu noch eine einheitliche Optik gewünscht hätte, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Fazit & Wertung:

Simon Spurrier versucht sich mit John Constantine: Hellblazer 1 an der neuerlichen Wiederbelebung der Kultfigur im Rahmen des Sandman Universe und liefert nach leichten Einstiegsschwierigkeiten auf ganzer Linie ab, was es umso bedauerlicher macht, dass mit dem nächsten Band schon wieder Schluss sein wird mit diesem Neuanfang, denn aufgrund von Corona wurde nach gerade einmal zwölf Heftausgaben die Reihe bereits beendet.

9 von 10 Auseinandersetzungen mit übernatürlichen Entitäten

John Constantine: Hellblazer 1

  • Auseinandersetzungen mit übernatürlichen Entitäten - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Simon Spurrier versucht sich mit John Constantine: Hellblazer 1 an der neuerlichen Wiederbelebung der Kultfigur im Rahmen des Sandman Universe und liefert nach leichten Einstiegsschwierigkeiten auf ganzer Linie ab, was es umso bedauerlicher macht, dass mit dem nächsten Band schon wieder Schluss sein wird mit diesem Neuanfang, denn aufgrund von Corona wurde nach gerade einmal zwölf Heftausgaben die Reihe bereits beendet.

9.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

John Constantine: Hellblazer 1 ist am 17.11.2020 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar