Review: Mayhem (Film)

Eigentlich wollte ich für heute ja durchaus noch einen aktuelleren, vielleicht auch empfehlenswerteren Film geschaut haben, aber irgendwie haben sich meine Abendpläne dann gestern doch in eine andere Richtung entwickelt und daher bekommt ihr heut kurzerhand den Film vorgestellt, den ich eigentlich auf dem kommenden Dienstags-Slot platzieren wollte. Jetzt aber ab ins Wochenende und das (hoffentlich) schöne Wetter genießen!

Mayhem

Mayhem, USA 2017, 86 Min.

Mayhem | © Studio Hamburg Enterprises
© Studio Hamburg Enterprises

Regisseur:
Joe Lynch
Autor:
Matias Caruso

Main-Cast:
Steven Yeun (Derek Cho)
Samara Weaving (Melanie Cross)
in weiteren Rollen:
Caroline Chikezie (Kara ‘The Siren’ Powell)
Dallas Roberts (Lester ‘The Reaper’ McGill)
Mark Frost (Ewan Niles)
Steven Brand (John ‘The Boss’ Towers)

Genre:
Action | Komödie | Horror | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Mayhem | © Studio Hamburg Enterprises
© Studio Hamburg Enterprises

In einer nicht allzu fernen Zukunft greift erstmalig das sogenannte "Red-Eye-Virus" um sich und verwandelt die Betroffenen in triebgesteuerte und aggressive Wesen, die jeglichen menschlichen Anstand missen lassen. Derek Cho derweil ist es, der vor Gericht erwirken konnte, dass die während der Infektion begangenen Taten einem aufgrund zeitweiser Unzurechnungsfähigkeit nicht angelastet werden können – ein bahnbrechender Erfolg für die Anwaltskanzlei, für die er arbeitet. Und trotzdem versucht jemand Derek auszubooten und benutzt ihn als Bauernopfer, was der sich aber nicht gefallen lassen will. Just, als Derek Cho seinen Schreibtisch zu räumen hat, wird allerdings das Gebäude unter Quarantäne gestellt, da dort das Virus ausgebrochen zu sein scheint. Acht Stunden wird es dauern, ein Gegenmittel im Gebäude zu verteilen, acht Stunden, in denen Derek Cho für keine seiner Taten verantwortlich gemacht werden kann. Die Chance für den wütenden jungen Mann, mit seinen Vorgesetzten und dem Vorstand abzurechnen…

Rezension:

Es ist noch gar nicht lange her, dass ich mir den unterhaltsamen, aber auch hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibenden Office Uprising angesehen und ihn an dieser Stelle besprochen habe. Hier wie dort könnte man als rudimentäres Vorbild des Ganzen sicherlich Das Belko Experiment anführen (den ich sicherlich beizeiten auch noch nachholen werde), doch insbesondere Mayhem und Office Uprising lassen sich thematisch in ein und denselben Topf schmeißen, denn auch wenn sie geringfügig andere Ansätze wählen, teilen sie sich doch das Großraumbüro-Setting, den Virus und den Spaß an morbidem Humor und Splatter-Orgien, nur dass die hier weit ausgeprägter und rabiater daherkommen, was nicht automatisch einen guten Film verspricht, in diesem Fall aber durchaus aufgeht. Die Altersfreigabe ist dementsprechend hier sicherlich nicht zu hoch angesetzt, auch wenn bei den derbsten Szenen durchaus abgeblendet wird, aber allein die Thematik, dass Protagonist Derek Cho bewusst und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte zum Rachefeldzug aufbricht, ist schon mit Vorsicht zu behandeln und zeigt indirekt, wie wenig ernst man das Gezeigte in diesem nicht einmal anderthalbstündigen Reigen nehmen sollte.

Szenenbild aus Mayhem | © Studio Hamburg Enterprises
© Studio Hamburg Enterprises

Der satirische Anstrich ist dabei freilich unverkennbar, hätte aber auch deutlich prägnanter – zuweilen auch bissiger – herausgearbeitet werden können, zumal die dem Film zugrunde liegende Logik nicht immer frei von Mängeln ist und man manche Entwicklung nicht zu genau hinterfragen sollte. Das geht schon damit los, dass Hauptfigur Derek Cho ganz offenkundig infiziert ist, ebenso wie die anderen MitarbeiterInnen innerhalb des Gebäudekomplexes, doch während die meisten schier am Rad drehen, sich gegenseitig verprügeln oder es hemmungslos miteinander treiben, scheint Derek doch vergleichsweise klar im Kopf und plant auf perfide Art seine Gewalttaten, für die er dann aufgrund seiner "Krankheit" nicht belangt werden kann. Als No-Brainer mit ein paar garstigen Einschüben macht Mayhem aber dafür eine umso bessere Figur und ganz ehrlich, welcher sich auf Splatter und den puren Unterhaltungswert von kreativen Tötungen fokussierende Film kann sich davon freimachen, dass seine Prämisse reichlich an den Haaren herbeigezogen wirkt?

Mit Steven Yeun, den die meisten wohl sicherlich aus The Walking Dead kennen dürften, hat man natürlich auch einen bekannten, zum Genre passenden und charismatischen Lead gefunden, derweil Samara Weaving an dessen Seite (durch die ich ursprünglich erst auf den Film gekommen bin, nachdem ich vergangene Woche Ready or Not gesehen und rezensiert habe) eine nicht minder großartige Figur macht und ihm manches Mal in Sachen Coolness-Faktor spielend den Rang abläuft, derweil auch Weaving auf derlei Filme und Rollenangebote abonniert zu sein scheint. Auf der Gegenseite gibt derweil Steven Brand einen herrlich bösen Boss, zu dem es vorzudringen gilt, während er zunächst im Hintergrund – also aus der Vorstandsetage heraus – die Fäden zieht. Ansonsten mutet das Geschehen von Mayhem des Öfteren wie eine Art Computerspiel an, wenn sich Cho auf seinem Weg nach oben auch anderen Firmenoberen wie der "Siren" (Caroline Chikezie) oder dem "Reaper" (Dallas Roberts, The Grey) entgegenstellen muss. Vor allem kommt hier einer der inszenatorischen Kniffe zum Tragen, die den von Joe Lynch (Knights of Badassdom) inszenierten Streifen auch fernab seiner Gewaltorgien unterhaltsam und lohnend machen, denn Derek Cho hat eine durchaus künstlerische Ader und präsentiert die Fieslinge der Firma in gemäldeartiger Form, die natürlich den Eindruck eines "Endgegners" verstärken.

Szenenbild aus Mayhem | © Studio Hamburg Enterprises
© Studio Hamburg Enterprises

Überhaupt ist Mayhem visuell und inszenatorisch außerordentlich gelungen und peitscht die meiste Zeit wirklich gnadenlos voran, so dass die kurzen Verschnaufpausen und sich daraus ergebende Längen locker zu verkraften sind. Dennoch, die Seitenhiebe auf das Justizsystem oder Kapitalismusdenken sind schon etwas halbgar und plakativ, deretwegen sollte man also eher nicht unbedingt einschalten. Wer sich allerdings eine unterhaltsame und vor bösem Humor triefende Splatter-Orgie erwartet, dürfte sich ähnlich angetan von Lynchs Film zeigen, wie es bei mir der Fall gewesen ist. Letztlich ist es also auch wieder eine Frage der persönlichen Erwartungshaltung und natürlich die Grundsatzfrage, ob man Filmen mit Gewalt als Entertainment-Faktor etwas abgewinnen kann, doch kann man dies bejahen, schadet auch hier ein Blick nicht, zumal dieser Genre-Beitrag herrlich kompromisslos daherkommt und sich spürbar selbst nicht zu ernst nimmt, was sich auch in der oft trashigen Ausgestaltung zeigt.

Fazit & Wertung:

Joe Lynch liefert mit Mayhem einen herrlich übersteuerten Action-Kracher mit reichlich Splatter und satirischem Touch. Den hätte man zwar deutlich mehr herausarbeiten können, derweil es dem Streifen oft an Kohärenz und Logik mangelt, doch Spaß macht die Chose dessen ungeachtet ungemein, zumal insbesondere Yeun und Weaving als unerbittliche und durchgeknallte Racheengel überzeugen.

7 von 10 sich gegenseitig zerfleischenden Infizierten

Mayhem

  • Sich gegenseitig zerfleischende Infizierte - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Joe Lynch liefert mit Mayhem einen herrlich übersteuerten Action-Kracher mit reichlich Splatter und satirischem Touch. Den hätte man zwar deutlich mehr herausarbeiten können, derweil es dem Streifen oft an Kohärenz und Logik mangelt, doch Spaß macht die Chose dessen ungeachtet ungemein, zumal insbesondere Yeun und Weaving als unerbittliche und durchgeknallte Racheengel überzeugen.

7.0/10
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Mayhem ist am 29.03.18 auf DVD und Blu-ray bei Studio Hamburg Enterprises erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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