Diese Woche habe ich mir mal einen Band vorgenommen, der es irgendwie geschafft hat, seit Jahren unbeachtet auf dem Stapel der ungelesenen Geschichten zu verweilen, weshalb ich mich umso mehr freue, ihn nun "entdeckt" zu haben.
Skybourne
Skybourne, USA 2018, 160 Seiten
© Panini
Frank Cho
Frank Cho
Panini Verlag
978-3-741-60768-4
Action | Abenteuer | Fantasy
Inhalt:
Die Geschwister Skybourne, Abkömmlinge des widerauferstandenen Lazarus, sind unverwundbar, unsterblich und immens stark, wobei sich insbesondere die Unsterblichkeit für manche von ihnen nach Jahrhunderten des Daseins als regelrechter Fluch entpuppt. Doch für die Menschheit mag es die letzte Hoffnung sein, dass die Skybournes noch immer auf der Erde weilen, denn nachdem sie dereinst den mächtigen Zauberer Merlin für immer besiegt zu haben schienen, feiert der nun seine Rückkehr und schart uralte Wesenheiten um sich, um dem Zeitalter der Menschen ein Ende zu setzen. Und nachdem Grace gescheitert scheint, Merlin in seine Schranken zu weisen, kontaktiert man den zurückgezogen lebenden Thomas in China, um ihn zu seiner Mithilfe zu bewegen. Derweil tauchen Merlin und seine Schergen an unterschiedlichsten Orten der Welt auf und hinterlassen eine blutige Schneise der Verwüstung, während ihr eigentliches Ziel noch nicht enthüllt worden ist. Dummerweise ist Thomas in all den Jahren ein wenig aus der Form geraten, was das Kämpfen angeht…
Rezension:
Es muss ja nicht immer brandaktuell sein und fernab zahlloser, fortlaufender Reihen ist es auch mal schön, sich einem in sich abgeschlossenen Werk zu widmen, das sich zwar im Fall von Skybourne zumindest ein Hintertürchen für eine mögliche Fortsetzung offen hält, aber eben auch eine in sich stimmige und befriedigende Story präsentiert. Für sowohl Inhalt als auch Optik zeichnet hier der wohl weithin bekannte Frank Cho verantwortlich, derweil ich mit Schrecken feststellen durfte, bislang kein einziges Werk mit seiner Beteiligung – weder als Autor noch Zeichner – gelesen zu haben. Dafür aber wird Cho bereits im eröffnenden Vorwort seitens Christian Endres gepriesen und der behält Recht mit dem meisten von dem, was er schreibt. So punktet Cho vom ersten Panel an mit einem regelrecht cineastischen Stil und die Dynamik seiner Zeichnungen weiß die meiste Zeit zu begeistern, während teilweise auch ganze Doppelseiten ohne geschriebenes Wort auskommen und trotzdem zu vermitteln wissen, was sich dort zuträgt.
So macht die Lektüre von Skybourne schon rein nach visuellen Gesichtspunkten eine Menge Spaß und insbesondere in der zweiten Hälfte finden sich einige spektakuläre Artworks, wohingegen mich dramaturgisch die erste Hälfte mehr abzuholen wusste. Das liegt vorrangig daran, dass es zunächst noch ein großes Rätsel ist, was passieren wird, wer involviert sein wird und vor allem, was Merlin plant, doch etwa ab der Hälfte der Chose wird dann gefühlt der Action-Modus angeworfen und auch wenn es da kaum noch ein Halten geben mag, hätten ein paar mehr Dialoge und Hintergrundstory auch nicht geschadet. So ist auch in der Einleitung die Rede von drei Skybourne-Geschwistern, von denen man allerdings nur zwei zu Gesicht bekommt, derweil eine Fortsetzung zumindest bislang nicht angekündigt worden ist, weshalb ich mich frage, wieso man es nicht gleich bei Thomas und Grace Skybourne hat belassen können. Last but not least ist auch fraglich, wieso hier die Artus-Saga bemüht werden musste, denn abgesehen von Merlin und dem Schwert Excalibur hätte man das Ganze auch in einem gänzlich anderen Kontext ansiedeln können.
Aber gut, dass mögen Entscheidungen des Künstlers sein, die ich zwar nicht verstehe, die aber auch nicht sonderlich störend ins Gewicht fallen, zumal Cho es dafür gelingt, seinen visuell einzigartigen Stil bis zuletzt beizubehalten und in die grundsätzlich ernste Story auch ein paar Running Gags einzubauen, die mich mehrfach laut haben lachen lassen, was auch nicht jedem Vertreter der Neunten Kunst gelingt. Vor allem aber erinnert das Geschehen ab einem gewissen Punkt beinahe auffällig an den von mir heiß und innig geliebten The Cabin in the Woods, was ich Skybourne ebenfalls wohlwollend zugutehalte. Und klar, natürlich hätte die Geschichte tiefgründiger oder überraschender ausfallen können, als das, was sie sein möchte, mach sie aber eine extrem gute Figur, zumal hier manches (Super-)Heldenklischee gekonnt aufs Korn genommen wird.
Entsprechend hätte ich durchaus nichts gegen eine Fortsetzung gehabt, um das Gezeigte und Erzählte zu vertiefen, aber nach derzeitigem Stand ist damit wohl nicht zu rechnen, weshalb man sich mit diesem – seitens Panini als wertiges Hardcover präsentierten – Fünfteiler zufrieden geben muss. Den allerdings kann ich, befindet man sich auf der Suche nach einem schmissigen und unterhaltsamen Fantasy-Abenteuer mit reichlich Action, vorbehaltlos empfehlen, auch wenn die Motivation der einzelnen Figuren gerne stärker hätte herausgearbeitet werden können, derweil neben den Skybourne-Geschwistern und Merlin die weitere Staffage ohnehin etwas blass bleibt. Man hätte also dramaturgisch sicherlich noch mehr aus Skybourne herauskitzeln können, doch als in Personalunion entstandenes Werk aus der Feder von Frank Cho macht der Band in Summe schon eine sehr gute Figur.
Skybourne
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Randalierende Fabelwesen - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Frank Cho kredenzt mit Skybourne seine persönliche Variation des Artus-Sagen-Themas und schickt die unsterblichen Geschwister Skybourne in eine epische Auseinandersetzung mit dem wiedererstarkten Merlin. Inhaltlich mag das Ganze ziemlich schnörkellos daherkommen und hätte etwas mehr Tiefgang und Exposition vertragen können, doch dafür kommt das Geschehen umso kurzweiliger, unterhaltsamer und vor allem regelrecht cineastisch daher.
Skybourne ist am 21.05.18 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!