Review: Der böse Ort | Ben Aaronovitch (Buch)

Heute komme ich wieder mit einer Buch-Rezension daher, hingegen leider nicht mit einer Empfehlung, denn der Band hat mich schon ziemlich enttäuscht.

Der böse Ort
Peter-Grant-Reihe 4

Broken Homes, UK 2013, 400 Seiten

Der böse Ort von Ben Aaronovitch | © dtv
© dtv

Autor:
Ben Aaronovitch
Übersetzerin:
Christine Blum

Verlag (D):
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN:
978-3-423-21507-7

Genre:
Fantasy | Abenteuer | Krimi | Komödie

 

Inhalt:

Ausgehend von einem nächtlichen Autounfall stolpern Police Constable Peter Grant und sein Vorgesetzter und Mentor Nightingale in den nächsten übernatürlichen Fall, dessen Spur schon bald in Richtung eines gestohlenen Buches weist, aber auch Verbindungen zu dem gesichtslosen Magier zu haben scheint, der Peter schon einmal beinahe dazu gebracht hätte, sich von einem Hausdach zu stürzen. Vor allem aber weisen die Spuren in Richtung Skygarden Tower, einem in Verruf geratenen Sozialwohnblock, in dem merkwürdige Dinge vor sich gehen und in den niemand freiwillig einen Fuß setzen würde. Abgesehen von Peter und dessen Freundin und Kollegin Lesley freilich, die sich bald als neue Mieter zwecks verdeckter Ermittlungen im Skygarden Tower einquartieren, um dem Geheimnis des Ortes auf die Spur zu kommen…

Rezension:

Wieder einmal habe ich mich an einen Band der Peter-Grant-Reihe herangewagt und im vorliegenden Fall Der böse Ort ist es der nunmehr vierte Fall für den magiebegabten Police Constable, der gemeinsam mit seinem Mentor in eine weitere mysteriöse Mordermittlung gerät. Zunächst zumindest, denn später gerät der eingangs geschilderte Fall – ein Autounfall, dessen übernatürlicher Einschlag sich schwer verleugnen lässt – zeitweise aufs Abstellgleis, während Autor Aaronovitch sich immer mal wieder in Nebenschauplätzen verirrt, so dass ich leider nach dem zuletzt durchaus überzeugenden dritten Band Ein Wispern unter Baker Street wieder an dem Punkt bin, nicht nachvollziehen zu können, wie diese Reihe so unsagbar erfolgreich und langlebig hat werden können. Im Mittelteil zieht sich die Handlung nämlich teils erheblich und ich kann nicht eben behaupten, gefesselt gewesen zu sein, was sich da während einer verdeckten Ermittlung in einem Gebäudekomplex so zuträgt.

»Biologie«, sagte Nightingale. »Denken Sie, was ich denke?«
Ich dachte an die Chimären des Gesichtslosen, diese handgefertigten Cat-Girls und Tiger-Boys, die in dem Etablissement entstanden waren, das wir »Strip Club des Dr.Moreau« getauft hatten. An die im wahrsten Sinne des Wortes männerverschlingende, mit einer Vagina dentata ausgestattete Bleiche Lady. Und an die anderen Dinge in dem Club, bei denen Nightingale es für besser befunden hatte, wenn ich sie nicht zu Gesicht bekam.

Überhaupt wirkt der Weg dorthin schon ungemein konstruiert und verworren, während der Fokus dem Ganzen immer wieder und immer öfter abhandenkommt. So halten beispielsweise die Flussgötter Frühlingshofstaat und Peter wohnt dem bei, doch dass dieses umfassende Kapitel wirklich zur Geschichte beitragen würde, kann ich nicht behaupten. Der böse Ort startet wieder vielversprechend, beginnt aber auch allzu bald, zunächst unzusammenhängende Ermittlungen und Spuren scheinbar willkürlich aneinanderzureihen, mal in die eine, mal in die andere Richtung zu mäandern und immer häufiger zu ermüden. Da hilft dann auch die flapsige Erzählweise von Peter nicht viel, dem ich als Protagonisten ja durchaus etwas abgewinnen kann, doch wenn selbst der schon nicht erörtern kann, weshalb sich die Ermittlungen so konfus und richtungslos gestalten, ist es um die Handlung nicht allzu gut bestellt.

Den wirklichen Fauxpas leistet sich Der böse Ort erst ganz zuletzt und ohne zu spoilern möchte ich einfach mal festhalten, dass hier ein wirklich selten dämlicher Twist aus dem Hut gezaubert wird, einfach nur, um eine Art Überraschungsmoment in die Handlung zu weben, das allerdings vieles vom zuvor Erlebten grenzwertig unlogisch wirken lässt und reichlich an den Haaren herbeigezogen wirkt. Ansonsten hat Aaronovitch ja schon zwei Bände zuvor eine Art übergeordneten Antagonisten in Stellung gebracht, der allerdings auch hier nur ein Dasein als Randnotiz fristet und über beiläufige Bemerkungen hinaus kaum Erwähnung findet oder Bewandtnis bekommt. Natürlich mag sich herauskristallisieren, dass er bei diesem oder jenen eventuell seine Finger im Spiel hat oder schon länger seine Pläne schmiedet, doch ist mir das einfach zu wenig, wenn er ansonsten durch Abwesenheit glänzt.

Im Prinzip braucht man keine Leiche, um jemanden des Mordes anzuklagen, aber bei der Polizei fühlt man sich doch wohler, wenn man ein Opfer vorweisen kann – wir sind da ein bisschen abergläubisch. Außerdem will niemand darüber nachdenken müssen, ob man nicht gerade eine Viertelmillion in den Sand setzt, während das Opfer sich quicklebendig bei einem Versicherungsvertreter namens Dougal in Aberdeen einquartiert hat.

Nein, irgendwie hat mich auch Der böse Ort nicht richtig zu fesseln gewusst, obwohl ich – wie man sieht – noch immer gewillt bin, die Reihe zu mögen und ihren Reiz zu erkennen. Und klar, die Popkultur-Referenzen machen Spaß, der Tonfall ist gelungen, der Ich-Erzähler um so manchem dummen Spruch nicht verlegen, aber wenn in diesem Kontext die Handlung einfach nicht überzeugt, helfen solche Kleinigkeiten auch nicht viel. Wie sehr würde ich mir daher wünschen, dass Aaronovitch einmal etwas zielgerichteter seinem Plot zu folgen bereit ist und eben nicht allerorten Nebenhandlungen eröffnet, die vielleicht, vielleicht aber auch nicht, zu einem späteren Zeitpunkt noch an Bedeutung gewinnen. Und das stößt gleich doppelt negativ auf, weil man natürlich gerade bei einem Ich-Erzähler davon ausgehen würde, dass die Handlung fokussiert bleibt, eben anders, als wenn wir uns zwischen verschiedenen Schauplätzen und Protagonisten hin und her bewegen würden. Schade, aber auch in diesem Fall ist ja nicht auszuschließen, dass der nächste Teil mir wieder besser gefällt, auch wenn ich es im Hinblick auf den finalen Twist doch eher bezweifeln mag.

Fazit & Wertung:

Ben Aaronovitch wusste mich mit Der böse Ort leider weder zu überzeugen noch abzuholen. Währen die Handlung zunehmend verwirrender und konfuser wird, erwarten einem im Mittelteil einige gehörige Längen, bevor es in zwar überzeugendes Finale mündet, das dafür aber auch einen ungemein aus dem Hut gezauberten Twist enthält. Leider in kaum einem Belang wirklich überzeugend, auch wenn Protagonist Peter Grant gewohnt sympathisch und mit allerhand Sprüchen daherkommt.

5,5 von 10 magischen Geheimnissen im Großraum London

Der böse Ort

  • Magische Geheimnisse im Großraum London - 5.5/10
    5.5/10

Fazit & Wertung:

Ben Aaronovitch wusste mich mit Der böse Ort leider weder zu überzeugen noch abzuholen. Währen die Handlung zunehmend verwirrender und konfuser wird, erwarten einem im Mittelteil einige gehörige Längen, bevor es in zwar überzeugendes Finale mündet, das dafür aber auch einen ungemein aus dem Hut gezauberten Twist enthält. Leider in kaum einem Belang wirklich überzeugend, auch wenn Protagonist Peter Grant gewohnt sympathisch und mit allerhand Sprüchen daherkommt.

5.5/10
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Weitere Details zum Autor und dem Buch findet ihr auf der Seite des Deutschen Taschenbuch Verlages.

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Der böse Ort ist am 01.05.14 bei dtv erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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