Review: Castle 1: Heat Wave – Hitzewelle | Richard Castle (Buch)

Kommen wir heute zu einem Buch, das ich schon lange mal gelesen haben wollte, wobei das jüngst fortgeführte Konsumieren der Serie, aus der diese Kriminalreihe hervorgegangen ist, wohl ausschlaggebend gewesen sein dürfte, meinem Wunsch endlich nachzukommen.

Heat Wave
Hitzewelle

Heat Wave, USA 2009, 286 Seiten

Heat Wave - Hitzewelle von Richard Castle | © Cross Cult
© Cross Cult

Autor:
Richard Castle
Übersetzerin:
Anika Klüver

Verlag (D):
Cross Cult
ISBN:
978-3-864-25007-1

Genre:
Mystery | Krimi | Thriller

 

Inhalt:

Die Hitze, die ihr entgegenschlug, hätte sie beinahe wieder zurück in den Wagen taumeln lassen. Draußen herrschten fast vierzig Grad. New York war ein Schmelzofen, und der weiche Asphalt auf der Siebenundsiebzigsten Straße West gab unter ihren Füßen nach, wodurch es sich so anfühlte, als liefe sie über nassen Sand.

Während New York zunehmend unter einer akuten Hitzewelle zu leiden hat, untersucht Detective Nikki Heat den Fall des Immobilienmagnaten Matthew Starr, wobei Fall in diesem Zusammenhang wörtlich zu nehmen ist, denn der ist sechs Stockwerke in die Tiefe gestürzt, bevor ihn sein Ende ereilte und es scheint klar, dass er nicht aus eigenem Antrieb über die Brüstung geklettert ist. Aber nicht nur Nikki und ihre Kollegen Raley und Ochoa werden zum Tatort gerufen, denn seit jüngstem muss sich Detective Heat damit auseinandersetzen, dass ihr der gefeierte Star-Journalist Jameson Rook auf Schritt und Tritt folgt, um für seinen nächsten Artikel zu recherchieren. Dumm nur, dass der genauso anstrengend wie charmant sein kann…

Rezension:

Natürlich war es nicht unbedingt Zufall, dass ich mich am vergangenen Wochenende nach Jahren der zweiten Staffel Castle zugewandt habe, denn wie es den Fans der ABC-Serie bekannt sein dürfte, feiert dort auch dessen Roman Heat Wave Premiere. Und ebenselbigen hielt ich nun kürzlich selbst in Händen, denn angefixt von dem Spaß, welchen die Serie bereitet, hatte ich Lust, mich nun auch dem literarischen Quasi-Ableger zu widmen. Angefangen mit der Pokerrunde um Richard Castle hatte die Serie schon immer eine gewisse Meta-Ebene, die aber seinerzeit durch das – reale – Erscheinen des Romans auf eine neue Stufe gehoben wurde (ganz zu schweigen davon, dass man für beinahe jede Serienfigur ein Pendant in der Buchfassung findet). Tatsächlich zieht man die Nummer auch voll durch und konsequent wird allerorten auf den fiktiven Serien-Charakter Richard Castle – natürlich mit Konterfei von Nathan Fillion – verwiesen, wenn es um den Verfasser des Romans geht. Ein Blick in die englische Wikipedia beispielsweise lüftet das Geheimnis zwar schnell, wenn man denn Wert darauf legt, doch tatsächlich wurde das Mysterium von den Serienverantwortlichen recht erfolgreich bis nach Beendigung der Show im Jahr 2016 aufrechterhalten.

Lauren Parry führte Nikki Heat und ihr Reporteranhängsel durch den Autopsieraum zu Matthew Starrs Leiche. „Es ist das Übliche, Nik“, erklärte die Gerichtsmedizinerin. „Wir warten noch auf die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung, aber ich wage zu behaupten, dass die Todesursache stumpfe Gewalteinwirkung ist, die von einem Sturz aus großer Höhe herrührt.“

So stiehlt sich schon ein Lächeln ins Gesicht, wenn man nur zu Heat Wave – Hitzewelle greift und die Marketinggötter müssen mächtig stolz auf die Verantwortlichen sein, derweil die Story dann auch noch – zumindest den Castle-Fans unter uns – richtig Spaß macht. Zugegeben, ein Bestseller wäre der Roman wohl ohne den thematischen Rückenwind nie geworden und nimmt sich an vielen Stellen recht generisch aus, doch liegt der Reiz hier auch eben weit mehr darin, Parallelen zur Serienwelt und den dort behandelten Fällen zu finden und da gibt es so einiges zu entdecken, zumal Autor Richard Castle sich recht schamlos an die ihm bekannten und vertrauten Gesichter des NYPD hält. So ist Nikki Heat vom ersten Moment an das definitive Alter Ego von Kate Beckett, dank männlicher Sichtweise und den Freiheiten des Schriftstellers aber natürlich hier deutlich zugänglicher, lasziver, verführerischer, ohne dass ihr der spröde Charme abhandenkäme. Vor allem aber beweist Castle Mut zu augenzwinkernder Selbstreflexion und der mehrfach mit dem Pulitzer-Preis bedachte Jameson Rook mag zwar nicht minder bekannt und beliebt sein als Castle, stellt sich aber auch oft genug nicht gerade clever an und nimmt sich zuweilen gar ein wenig zurück.

Auch die Detectives Ryan und Esposito finden hier in Raley und Ochoa ihre Entsprechung, auch wenn ich zugeben muss, dass es mich des Öfteren beim Lesen verwirrt hat, dann plötzlich von "Roach" zu lesen, was der Spitzname der beiden oft im Doppelpack anzutreffenden Detectives ist. Das wird zwar früh innerhalb der Story kommuniziert, stört den Lesefluss zuweilen aber doch ein wenig. Einzig für Richards Tochter Alexis scheint es in der Welt von Nikki Heat keine Entsprechung zu geben, was dahingehend schade ist, dass natürlich dieser Part der großartig verdrehten Vater-Tochter-Beziehung im Buch keinerlei Rolle spielt. Stattdessen bekommt man hier einen Kriminalfall mit allerhand aberwitzigen Wendungen und Schlenkern spendiert, bei dem man doch des Öfteren merkt, dass hier ein Wust an Zutaten vermischt werden sollten, um nur ja bestmöglich viele Querverweise auf die Serie integrieren zu können. Überhaupt ist Heat Wave wohl nicht unbedingt ein Buch, das man sich als Krimi-Fan, aber ohne Kenntnis der Serie zulegen sollte, denn dafür ist der Fall zu unspektakulär und die Geschichte als solche zu wenig tiefgründig geraten.

„Ich habe eine ganz neue Idee“, sagte Heat. „Warum versuchen wir es nicht mal mit dieser Sache, die man Ermittlung nennt? Beweise sammeln, Fakten zusammentragen. Das könnte vor Gericht irgendwie besser klingen als: ‚Ich stelle mir das Ganze folgendermaßen vor.‘“
Rook zückte sein Moleskine-Notizbuch. „Ausgezeichnet. Das wird sich hervorragend in meinem Artikel machen.“ Er klickte theatralisch mit seinem Kugelschreiber. „Also, wo fangen wir mit den Ermittlungen an?“

Das heißt nicht, dass der Roman nicht lesenswert wäre, doch einerseits ist er eben als Buch gewordener Fan-Service bedacht, andererseits setzt er auf dieselben Stärken wie auch die zugrundeliegenden Serie, so dass sich hier viel an Reiz aus der Chemie der Figuren ergibt und weniger der eigentliche Fall im Vordergrund steht, sondern vielmehr der Screwball-Charakter des Ganzen. Unterhaltsame Stunden für all jene, die dem Konzept etwas abgewinnen können, sind also garantiert und auch ich werde sicherlich beizeiten zum Nachfolgeband Naked Heat greifen. Doch kürzt man eben das Drumherum weg, ignoriert die Meta-Sperenzchen oder weiß gar nicht einmal, wer Richard Castle ist, bleibt im Fall von Heat Wave kaum mehr als solide Durchschnitts-Krimi-Kost mit zuweilen spleeniger Attitüde, die zwar ihren Charme hat, aber längst nicht ihre eigentlichen Stärken offenbart, die sich eben wohl nur den Serien-Fans erschließen werden.

Fazit & Wertung:

Mit Heat Wave – Hitzewelle nimmt die gefeierte Nikki-Heat-Reihe ihren Anfang und ohne großartige Exposition schickt Autor Richard Castle seine Protagonistin ins Rennen. Gleichwohl der Kriminalfall aber stimmungsvoll und abwechslungsreich geraten ist, stehen weit mehr Detective Heat und ihr zuweilen unbedarftes Anhängsel – der Journalist Jameson Rook – im Mittelpunkt der Ereignisse. Wer sich dadurch an eine gewisse TV-Serie namens Castle erinnert fühlt, sollte einen Blick riskieren, wohingegen Plot und Figuren ansonsten zu eigenwillig und oberflächlich wirken dürften.

7 von 10 schnippischen Wortgefechten

Heat Wave – Hitzewelle

  • Schnippische Wortgefechte - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mit Heat Wave – Hitzewelle nimmt die gefeierte Nikki-Heat-Reihe ihren Anfang und ohne großartige Exposition schickt Autor Richard Castle seine Protagonistin ins Rennen. Gleichwohl der Kriminalfall aber stimmungsvoll und abwechslungsreich geraten ist, stehen weit mehr Detective Heat und ihr zuweilen unbedarftes Anhängsel – der Journalist Jameson Rook – im Mittelpunkt der Ereignisse. Wer sich dadurch an eine gewisse TV-Serie namens Castle erinnert fühlt, sollte einen Blick riskieren, wohingegen Plot und Figuren ansonsten zu eigenwillig und oberflächlich wirken dürften.

7.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Cross Cult. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Heat Wave – Hitzewelle ist am 26.03.12 bei Cross Cult als Taschenbuch erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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