Review: Maria Stuart, Königin von Schottland (Film)

Heute mal ein paar Worte zu einem Historienfilm, den ich nun auch schon länger auf meiner Watchlist hatte und nun endlich nachgeholt habe.

Maria Stuart
Königin von Schottland

Mary Queen of Scots, UK/USA 2018, 124 Min.

Maria Stuart, Königin von Schottland | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseurin:
Josie Rourke
Autoren:
Beau Willimon (Drehbuch)
John Guy (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Saoirse Ronan (Mary Stuart)
Margot Robbie (Queen Elizabeth I)
in weiteren Rollen:
Jack Lowden (Henry Darnley)
Joe Alwyn (Robert Dudley)
David Tennant (John Knox)
Guy Pearce (William Cecil)

Genre:
Biografie | Drama | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Maria Stuart, Königin von Schottland | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Maria Stuart, die den Großteil ihrer Kindheit und Jugend in Frankreich verbracht hat, kehrt, nachdem ihr Ehemann – der König von Frankreich – überraschend verstorben ist, in ihre Heimat zurück und landet an den Gestaden Schottlands, wo sie sich zunächst bei ihrem Halbbruder James Stewart, Earl of Moray, einquartiert. Von dort meldet sie ihr Geburtsrecht als Thronfolgerin an, was ihrer Cousine Elisabeth I. als herrschender Monarchin von England natürlich überhaupt nicht passt. Derweil sieht sich Maria aber auch Anfeindungen aufgrund ihres Glaubens gegenüber und so wettert nicht nur der Reformator John Knox öffentlich gegen ihren katholischen Glauben und Lebenswandel. Zwischen Maria und Elisabeth entspinnt sich derweil ein reger Briefwechsel, doch spätestens, als Maria Stuart auch den englischen Thron für sich beansprucht, beginnen die Fronten sich zu verhärten. Hinzu kommt, dass sowohl im Umfeld der heimgekehrten Thronfolgerin als auch am englischen Hof unterschiedlichen Interessensgruppen die heikle Lage für sich auszunutzen gedenken und so sehen sich die beiden Frauen den Einflüsterungen opportunistischer Männer ausgesetzt, deren Ratschläge die Fehde zum Eskalieren zu bringen drohen…

Rezension:

Allein aufgrund der großartigen Besetzung hatte ich schon vor einiger Zeit ein Auge auf Maria Stuart, Königin von Schottland geworfen, auch wenn Historienfilme nun nicht gerade ganz oben auf der Liste meiner Lieblings-Genres stehen. Die Geschichte aber, gleichwohl bekannt, versprach spannend inszeniert zu werden und an der Annahme, Ronan und Robbie würden ihre jeweiligen Rollen als rivalisierende Monarchinnen mit gehörig Emotion und Ausdrucksvermögen veredeln, gab es für mich keinerlei Zweifel. Tatsächlich hat das von Josie Rourke inszenierte Drama um das Leben der Königin aber noch einiges mehr zu bieten, zumal es sich bemerkbar und bezahlt macht, dass Regisseurin Rourke ihre Wurzeln im Theater hat, denn dergestalt vermag sie die Geschichte mit viel Gespür und szenischen Aufbau zu inszenieren, ohne dass der Stoff ob seiner historischen Verortung bieder oder pathetisch daherkäme. Das mag in diesem Fall gleichsam Kameramann John Mathieson geschuldet sein, der kongeniale Bilder und Einstellungen findet und insbesondere darin glänzt, die beiden Königinnen gegenüber zu stellen und vom einen zum anderen Ort überzublenden, derweil sich Maria und Elisabeth bis fast zuletzt niemals persönlich gegenüberstehen.

Szenenbild aus Maria Stuart, Königin von Schottland | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Nun mag sich die Geschichtsschreibung relativ einig sein, dass ein Treffen zwischen den beiden rivalisierenden Königinnen auch nie stattgefunden hat, doch verzeiht man derartige Freiheiten gerne, zumal sich der Film ganz konkret darauf beruht, eine Verfilmung des von Dr. John Guy verfassten Werkes Queen of Scots: The True Life of Mary Stuart zu sein und dort gibt es eben genau jene Szene, die hier quasi den Höhepunkt des Films darstellt und inszenatorisch wie emotional ungemein überzeugend geraten ist. Überhaupt beweisen Rourke, ihr Kameramann und nicht zuletzt Drehbuchautor Beau Willimon – der unter anderem sowohl für das Drehbuch als auch die Theatervorlage zu The Ides of March verantwortlich gezeichnet hat – eine Menge inszenatorisches Gespür, das schon damit beginnt, den Film mit Maria Stuarts Gang zum Schafott beginnen zu lassen, um von dort überzuleiten auf das Stranden an der schottischen Küste zweieinhalb Dekaden zuvor. Kleinigkeiten kann und darf man sicherlich auch bemängeln, so dass die Geschichte sich zwar über besagte insgesamt sechsundzwanzig Jahre erstreckt – die letzten hiervon übersprungen, um von dort zur Hinrichtung überzuleiten –, die Charaktere aber kaum zu altern scheinen, wenn man einmal von dem langsamen, körperlichen Verfall und den zunehmenden Make-up-Exzessen von Elisabeth I. absieht. Das hätte man sicherlich eine Spur eleganter lösen können und auch bin ja durchaus ein Freund von ab und an eingeblendeten Jahreszahlen, um die Geschehnisse zeitlich besser verorten zu können, hier aber hat es mich erstaunlich wenig gestört, da der Rest der wendungsreichen Lebensgeschichte von Maria Stuart so packend und eindringlich geschildert wird.

Entsprechend ringt der vielerorts als feministisch geprägt bezeichnete Blickwinkel der altbekannten Geschichte auch durchaus neue Facetten ab, wobei natürlich allein schon Saoirse Ronan (Brooklyn) in der Rolle der Maria Stuart einen einzigen, großen Besetzungs-Coup darstellt, da man ihr gleichermaßen Stärke und Durchsetzungswille, Verletzlichkeit und Schwäche, Charisma und Präsenz abkaufen mag, womit sie eine Art Idealbesetzung der schon oft dargestellten Königin wird. Ähnlich begeisternd fällt das Urteil für Margot Robbie (Once Upon a Time in Hollywood) aus, auch wenn nach anfänglich beinahe gleichberechtigt inszenierten Szenen in England und Schottland ihre Rolle zeitweise ins Hintertreffen gerät. So will ich gar nicht von dem oft beschworenen, in sich als Aussage aber völlig unsinnigen "Mut zur Hässlichkeit" anfangen, denn vor allem macht sie im Verlauf der Geschichte glaubhaft, wie sich aufgrund persönlicher Schicksalsschläge und vor allem der Einflüsterungen ihrer Berater ihr Wesen und ihre Ansichten verändern, so dass man sie nicht einmal als ausgewiesene Antagonistin wahrnimmt, gleichwohl sie es ist, die letztlich die Hinrichtung von Maria Stuart befehlen wird. Damit bleibt Maria Stuart, Königin von Schottland zwar stets Porträt der namensgebenden historischen Figur, widmet sich aber ebenso überzeugen ihrer unfreiwilligen Rivalin. Die Männer, obgleich omnipräsent an sowohl den schottischen als auch englischen Höfen, stehen dahingehend merklich in der zweiten Reihe, obwohl es gerade ihre Bemühungen und Intrigen sind, welche die Lage zunehmend aufheizen. Das heißt zum Glück aber nicht, dass sie nicht ebenfalls stimmig besetzt wären, wobei hier tatsächlich weit eher Guy Pearce (Brimstone) als Elisabeths Berater William Cecil und vor allem David Tennant (Good Omens) als fanatisch-aufbrausender Reformator John Knox herausstechen.

Szenenbild aus Maria Stuart, Königin von Schottland | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Neben der Besetzung überzeugt der Film aber eben auch inszenatorisch und nicht nur diverse Nominierungen und Auszeichnungen für "Beste Kostüme" und "Bestes Make-up" sprechen eine deutliche Sprache. So gelingt es eben tatsächlich, dank stimmigem und einnehmenden Gesamtbild, eine im Grunde bekannte Geschichte packend und dramatisch neu zu erzählen, so dass man sich zu keinem Zeitpunkt der zweistündigen Laufzeit zu langweilen droht, ganz im Gegenteil oft gefesselt ist von den Rück- und Schicksalsschlägen, die insbesondere Maria widerfahren, auch wenn es – zum Glück – zu keinem Zeitpunkt sonderlich explizit wird. Den Umstand, dass man sich einige historische Freiheiten bei der Produktion des Films genommen hat, muss man allerdings in Kauf zu nehmen bereit sein, wobei ich hier immer gern für mich festhalte, dass es sich nun einmal immer noch um einen Spielfilm handelt, der zugunsten der Dramaturgie – oder wie im vorliegenden Fall auch teils der Diversität – gerne auch einiges neu arrangieren kann, denn für historisch akkurate Schilderungen gibt es ja schließlich immer noch Dokumentationen und Geschichtsbücher.

Fazit & Wertung:

Mit Maria Stuart, Königin von Schottland liefert Josie Rourke ein opulent ausgestattetes, kongenial gefilmtes und immens stark gespielten Historien-Drama ab, das die Geschichte von einer spannenden Warte aus beleuchtet und durchweg eindringlich inszeniert ist. Über die historischen Freiheiten hierbei mag man geteilter Meinung sein, doch filmisch gibt es hier wenig auszusetzen.

7,5 von 10 schlechten Ratschlägen opportunistischer Berater

Maria Stuart, Königin von Schottland

  • Schlechte Ratschläge opportunistischer Berater - 7.5/10
    7.5/10

Kurzfassung

Mit Maria Stuart, Königin von Schottland liefert Josie Rourke ein opulent ausgestattetes, kongenial gefilmtes und immens stark gespielten Historien-Drama ab, das die Geschichte von einer spannenden Warte aus beleuchtet und durchweg eindringlich inszeniert ist. Über die historischen Freiheiten hierbei mag man geteilter Meinung sein, doch filmisch gibt es hier wenig auszusetzen.

7.5/10
Leser-Wertung 7/10 (2 Stimmen)
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vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 8. November 2020

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