Review: Whiskey Tango Foxtrot (Film)

Es ist ja gerade schöne Tradition an dieser Stelle, immer freitags einen neuen Film mit Margot Robbie zu präsentieren und auch wenn sie hier nun nicht die Hauptrolle spielt, führen wir diese – sicherlich nur kurzlebige Tradition – auch heute fort.

Whiskey Tango Foxtrot

Whiskey Tango Foxtrot, USA 2016, 112 Min.

Whiskey Tango Foxtrot | © Universal Pictures/Paramount
© Universal Pictures/Paramount

Regisseure:
Glenn Ficarra
John Requa
Autoren:
Robert Carlock (Drehbuch)
Kim Barker (Buch-Vorlage)

Main-Cast:

Tina Fey (Kim Baker)
Margot Robbie (Tanya Vanderpoel)
Martin Freeman (Iain MacKelpie)
Alfred Molina (Ali Massoud Sadiq)
Christopher Abbott (Fahim Ahmadzai)
Billy Bob Thornton (General Hollanek)

Genre:
Biografie | Komödie | Drama | Krieg

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Whiskey Tango Foxtrot | © Universal Pictures/Paramount
© Universal Pictures/Paramount

Kim Barker scheint mit ihrer Karriere als Verfasserin von TV-News-Beiträgen geradewegs in eine Sackgasse geschlittert zu sein, während ihr Leben auch nicht eben aufregend oder erfüllend zu nennen ist und sie meist im täglich gleichen Trott vor sich hinvegetiert. So muss Kim auch nicht lange nachdenken, als sich ihr die Chance bietet, als Kriegsberichterstatterin nach Afghanistan zu reisen, gleichwohl sie im Grunde keinen Schimmer hat, auf was sie sich da einlassen mag. Fehlende Erfahrung weiß die engagierte Journalistin allerdings durch Mut und Einsatzbereitschaft wettzumachen und liefert bald schon erstes Videomaterial und eine vielversprechende Berichterstattung ab. Im krassen Gegensatz zur täglichen Gefahr stehen derweil die durchgefeierten Nächte, die sie mit der ebenfalls als Korrespondentin tätigen Tanya sowie dem schottischen Fotografen Iain MacKelpie verbringt. Im Laufe der Monate beginnt Kim immer weiter abzustumpfen und bald schon meint sie den Ausnahmezustand des nicht enden wollenden Krieges als Normalität zu betrachten, so dass aus einem dreimonatigen Aufenthalt bald mehrere Jahre werden. Doch mit verstreichender Zeit ist Kim auch immer größere Risiken einzugehen bereit, um den nächsten Knüller abliefern zu können…

Rezension:

Mit Whiskey Tango Foxtrot widmet sich das Regie-Duo Glenn Ficarra und John Requa der Verfilmung der Autobiografie von Kriegsberichterstatterin Kim Barker, deren Buch The Taliban Shuffle: Strange Days In Afghanistan And Pakistan ihre Zeit in – richtig geraten – Afghanistan und Pakistan umreißt. Die Wahl, Barker mit der wunderbaren Tina Fey zu besetzen, erweist sich dabei als einer vielen Glücksgriffe des Projekts, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mir anfänglich ein witzigeres, satirischeres Werk erwartet oder gar erhofft hätte. Denn auch wenn der Film beinahe leichtfüßig beginnt und nicht nur mit augenzwinkerndem Humor aufwartet, widmen sich Ficarra und Requa im weiteren Verlauf deutlich dramatischeren Begebenheiten, bei denen für Witz schlichtweg auch kein Platz bleibt und letztlich nur schlechten Geschmack bewiesen hätte. Das ermöglicht es aber Fey, auch mal andere Töne anklingen zu lassen und nicht "nur" urkomisch zu sein, was ihr sehr gut zu Gesicht steht und sie für weitere ernsthafte Rollen empfiehlt.

Szenenbild aus Whiskey Tango Foxtrot | © Universal Pictures/Paramount
© Universal Pictures/Paramount

Neben Tina Fey (30 Rock), die durchaus das Geschehen zu schultern weiß und eine spürbare Wandlung durchmacht, wenn der eigentlich auf lediglich drei Monate ausgelegte Auslandseinsatz sich über Jahre zu erstrecken beginnt, ist es vor allem das Setting in Afghanistan oder genauer Kabul, das atmosphärisch voll und ganz zu überzeugen weiß und genau das surreale, stetig schwelend bedrohliche Feeling vermittelt, das zunehmend an den anwesenden Reportern zu nagen beginnt. So wandelt sich eben auch die Story von Whiskey Tango Foxtrot von einer "Fish-Out-of-Water"-Comedy nach und nach hin zur tragikomischen Inszenierung eines Adrenalin-Junkies, denn während Barker anfänglich noch wohlwollend für ihre Einsatzbereitschaft betrachtet wird, nimmt ihr Draufgängertum doch vermehrt bedenkliche Züge an, was die ambitionierte Journalistin zunächst nicht wahrhaben möchte. Ihr zur Seite stellen die Regisseure hier derweil Margot Robbie (I, Tonya), die als nicht minder draufgängerische – und vor allem opportunistische – Journalistin Tanya Vanderpoel überzeugt, die so etwas wie ein bereits abgebrühtes Zerrbild von Barker darstellt und gleichermaßen ein wenig Vertrautheit in das so fremdartige Ambiente bringt, als auch als Bindeglied fungiert, um Barker mit den hiesigen Personen bekannt zu machen.

Von der Tatsache, dass Whiskey Tango Foxtrot in weiten Teilen eben nicht die vielleicht erhoffte Komödie ist, sollte man sich allerdings nicht abschrecken lassen, denn die vielen gezeigten Eindrücke und Widersprüche, das Gefühl der Beklemmung und unmittelbaren Bedrohung machen allein den Film schon sehenswert. Dennoch ist es bei näherer Betrachtung schade, dass so etwas wie ein roter Faden zunächst kaum erkennbar ist und sich vieles an Ereignissen wirklich episodisch aneinanderreiht, was zwar einen breitgefächerten, aber nicht immer tiefer gehenden Blick auf die Geschehnisse ermöglicht. So wirkt es teils, als würde man pflichtschuldig die Stationen einer Reise abarbeiten, statt sich darum zu scheren, den Aufbau einer Autobiografie in eine stimmige (Spielfilm-)Dramaturgie zu überführen. Nichtsdestotrotz überwiegen hier aber die Stärken, zu denen unter anderem auch Martin Freeman (Cargo) in der Rolle des schottischen Fotografen Iain MacKelpie gehört, der mit seiner markanten Darstellung und dem exaltierten Gehabe noch einmal gehörig frischen Wind in das Geschehen bringt und gleichzeitig aufzuzeigen vermag, was es mit einem macht, wenn die Ausnahmesituation "Krieg" für einen selbst zur Normalität zu werden droht.

Szenenbild aus Whiskey Tango Foxtrot | © Universal Pictures/Paramount
© Universal Pictures/Paramount

Darstellerisch glänzen des Weiteren sowohl Alfred Molina (Das Glück des Augenblicks) als auch Billy Bob Thornton (Cut Bank) in ihren jeweiligen Rollen und verleihen Whiskey Tango Foxtrot noch eine gewisse Würze. Davon zu sprechen, Spaß an diesem Ausflug nach Afghanistan gehabt zu haben, würde die Ernsthaftigkeit und Tragik der Thematik unterminieren, doch der oft ungemein trockene Humor und vor allem Sarkasmus, den sich die vor Ort stationierten Soldaten und Journalisten nicht von ungefähr angeeignet haben, lockert das ansonsten sehr ernste und bittere Geschehen an genau den richtigen Stellen gekonnt auf. Filme über investigativen Journalismus und speziell in Kriegsgebieten mag es einige geben, doch zählt dieser hier auf alle Fälle zu den besseren dieser Gattung, der sich eine noch wohlwollendere Bewertung nur durch seine zunächst beinahe fadenscheinige Dramaturgie und zuletzt eine reichlich auf Happy End getrimmte Auflösung verbaut, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Barkers Autobiografie auf einer ähnlich süßlich-schmalzigen Note endet.

Fazit & Wertung:

Mit Whiskey Tango Foxtrot liefern die Regisseure Glenn Ficarra und John Requa ein gelungenes, tragikomisches Drama ab, das sich der Autobiografie der Kriegsberichterstatterin Kim Barker von einer interessanten, ambivalenten Warte aus nähert und insbesondere Tina Fey fernab ihrer Paradedisziplin auch in den dramatischeren Parts glänzen lässt. Was atmosphärisch aber durchweg zu überzeugen weiß, krankt oft an einem eher episodischen Plot, der den Film trotz seiner Stärken auch ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben lässt.

7,5 von 10 das Adrenalin hochtreibenden Einsätzen

Whiskey Tango Foxtrot

  • Das Adrenalin hochtreibende Einsätze - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Whiskey Tango Foxtrot liefern die Regisseure Glenn Ficarra und John Requa ein gelungenes, tragikomisches Drama ab, das sich der Autobiografie der Kriegsberichterstatterin Kim Barker von einer interessanten, ambivalenten Warte aus nähert und insbesondere Tina Fey fernab ihrer Paradedisziplin auch in den dramatischeren Parts glänzen lässt. Was atmosphärisch aber durchweg zu überzeugen weiß, krankt oft an einem eher episodischen Plot, der den Film trotz seiner Stärken auch ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben lässt.

7.5/10
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Whiskey Tango Foxtrot ist am 13.10.16 auf DVD und Blu-ray bei Paramount im Vertrieb von Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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