Review: Joe Hill: Ein Korb voller Köpfe (Graphic Novel)

Kaum ist der Von Horror und Halloween geprägte Oktober vorbei, komme ich mit einer Horror-Graphic-Novel ums Eck. Manchmal kann ich eben Timing, und manchmal so gar nicht. Lesen solltet ihr Nachfolgendes aber schon, wenn ihr mit Horror was anfangen könnt.

Joe Hill
Ein Korb voller Köpfe

Basketful of Heads #1-7, USA 2019/2020, 184 Seiten

Joe Hill: Ein Korb voller Köpfe | © Panini
© Panini

Autor:
Joe Hill
Zeichner:
Leomacs
Riccardo La Bella

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-62012-6

Genre:
Horror | Thriller

 

Inhalt:

Ausschnitt aus Joe Hill: Ein Korb voller Köpfe | © Panini
© Panini

Der Sommer des Jahres 1983 neigt sich dem Ende auf Brody Island, Maine und mit ihm auch der Dienst als Aushilfspolizist für den jungen Liam, der nun die letzten schönen Tage mit seiner Freundin June Branch zu verbringen gedenkt. Doch während die beiden unterwegs sind, treffen sie auf den Sheriff, der sie darüber unterrichtet, dass vier Strafgefangene aus einem verunglückten Transporter haben flüchten können und seither unauffindbar sind. Nicht nur aus diesem Grund schickt der Sheriff die beiden zum Haus seiner Frau, denn für geleistete Dienste ist Liam ohnehin zum Essen eingeladen. Dann brechen allerdings die flüchtigen Sträflinge ausgerechnet ins Haus des Sheriffs ein und während Liam sie beschwört, sich in Sicherheit zu bringen, muss sie doch bald um ihr Leben bangen und bewaffnet sich notgedrungen mit einer antiken Streitaxt, der angeblich magische Mächte innewohnen…

Rezension:

Es ist mitnichten die erste Geschichte von Joe Hill, der ich mich an dieser Stelle widme und es wird auch zweifelsohne nicht die letzte sein, zumal Ein Korb voller Köpfe auch den Auftakt für die Hill-House-Comics-Reihe bildet, deren Schirmherr der Schriftsteller und Kreative ist, der hier sein Faible für Pulp und Grindhouse vergangener Tage ausleben kann und darf. So ist es eben nicht nur ein dummer Zufall, dass die Geschichte sich 1983 ereignet, denn Hill fühlt sich der Ära merklich verbunden und hat in Gestalt von Leomacs, hinter dem sich eigentlich Massimiliano Leonardo verbirgt, den perfekten Zeichner für diese Art Story gefunden, denn tatsächlich fühlt man sich von Look und Farbgebung her direkt in frühere Jahrzehnte zurückversetzt und so gehen Thema und Aufmachung der insgesamt sieben Hefte umfassenden, es damit auf knapp 190 Seiten bringenden Story Hand in Hand. Dass es sich bei Hill derweil um den Sohn von Horror-Legende Stephen King handelt, ist längst kein Geheimnis mehr, zumal sich der Sohn freilich längst einen eigenen Namen gemacht hat und hier auch damit kokettiert, auf dem Gebiet seines Vaters zu wüten, was eben nicht nur für die Zeit gilt, in der die Geschichte spielt, sondern sich beispielsweise auch daran festhalten lässt, dass die Insassen der von King ersonnenen, berühmten Strafanstalt Shawshank entstammen.

Ausschnitt aus Joe Hill: Ein Korb voller Köpfe | © Panini
© Panini

Um die geht es zwar auch, doch eben nur am Rande, denn während man zunächst noch meint, Liam könne möglicherweise Hauptfigur der Geschichte sein, ist es doch vielmehr June, die alsbald mit einer Wikinger-Axt bewaffnet, den namensgebenden Basketful of Heads zu füllen beginnt. Wie es dazu kommt, was es damit auf sich hat, worin der eigentliche Kniff des Ganzen liegt, soll dabei gar nicht vorweggenommen werden, doch so viel vorab: während sich zu Beginn der Story das Ganze wie ein typischer Eighties-Slasher ausnimmt, findet Hill doch ab dem zweiten Kapitel Mittel und Wege, ausgetretene Genre-Pfade zu verlassen und gar so manche Wendung zu kredenzen, die man bestimmt nicht hat kommen sehen. Dabei ist das Geschehen zwar durchaus dem Horror zuzuordnen und zuweilen derb inszeniert, rutscht jedoch auch nie in selbstzweckhaften Splatter ab und kommt vor allem mit einer ordentlichen Dosis Humor daher, was in Anbetracht der Prämisse auch vollkommen richtig gewählt ist und von Leomacs Zeichnungen zuweilen noch unterstützt wird, der ansonsten für die nötige Prise Nostalgie in optischer Hinsicht verantwortlich zeichnet.

Manches Mal hätte ich mir zwar gewünscht, die eigentliche Story wäre ebenso spektakulär und detailverliebt inszeniert wie so manches Cover zu der Reihe, doch der Look passt und unterstützt die Geschichte aufs Vortrefflichste, während Ein Korb voller Köpfe mit einer ziemlich genialen Idee die Kapitel hochzuzählen beginnt und damit die jeweilige "Füllhöhe" des Korbes zu vermitteln, der ursprünglich für heimelige Picknicks gedacht gewesen sein mag. Wirklich tiefgründig wird es hier freilich nie, doch im Rahmen dessen, was Hill zu erzählen gedenkt, liefert er von vorn bis hinten gelungen durchkonzipierte Geschichte ab, die vielleicht allenthalben wenige Seiten an Längen aufweist, ansonsten aber die insgesamt sieben Hefte gewinnbringend zu nutzen weiß, um die Geschichte mit teils aberwitzigen Offenbarungen in neue Richtungen zu schubsen.

Ausschnitt aus Joe Hill: Ein Korb voller Köpfe | © Panini
© Panini

So ist Ein Korb voller Köpfe aber auch wunderbar für Neu- und Quereinsteiger geeignet, erfordert keinerlei Vorkenntnisse und lässt auch nicht vermuten, dereinst fortgesetzt zu werden, auch wenn natürlich bereits weitere Titel des Hill-House-Imprints für eine deutsche Veröffentlichung in den Startlöchern stehen. Die allerdings werden dann von anderen Autoren und Kreativ-Teams betreut werden, wie das – wie stets – lohnenswerte Vorwort von Christian Endres vermittelt, während man im Nachgang natürlich auch nicht auf die obligatorische Cover-Galerie verzichten muss. Alles in allem ist der Auftakt der Reihe mehr als gelungen und eine durchweg runde Sache für alle, die sich dem Horror-Metier auch nur ein bisschen verbunden fühlen, denn auch wenn man anfänglich meint, Hill reihe lediglich Genre-Versatzstücke aneinander, überrascht er doch im weiteren Verlauf mit gleich mehreren großartigen Ideen, die Spannung und Unterhaltungswert des Geschilderten durchweg hoch halten.

Fazit & Wertung:

Joe Hill präsentiert mit Ein Korb voller Köpfe nicht nur eine rundherum gelungene, in den amerikanischen Achtzigern zu verortende Horror-Mär, sondern auch einen gelungene Auftakt für das nach ihm benannte Hill-House-Imprint, das sich die Veröffentlichung genau solcher pulpigen, leicht nostalgisch angehauchten, an Grindhouse-Werke früherer Jahre gemahnenden Storys auf die Fahnen geschrieben hat. Und was diesen Anspruch angeht, macht dieser Siebenteiler so ziemlich alles richtig und ist extrem unterhaltsam und kurzweilig geraten.

8,5 von 10 abgetrennten Häuptern

Ein Korb voller Köpfe

  • Abgetrennte Häupter - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Joe Hill präsentiert mit Ein Korb voller Köpfe nicht nur eine rundherum gelungene, in den amerikanischen Achtzigern zu verortende Horror-Mär, sondern auch einen gelungene Auftakt für das nach ihm benannte Hill-House-Imprint, das sich die Veröffentlichung genau solcher pulpigen, leicht nostalgisch angehauchten, an Grindhouse-Werke früherer Jahre gemahnenden Storys auf die Fahnen geschrieben hat. Und was diesen Anspruch angeht, macht dieser Siebenteiler so ziemlich alles richtig und ist extrem unterhaltsam und kurzweilig geraten.

8.5/10
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Joe Hill: Ein Korb voller Köpfe ist am 20.10.2020 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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