Review: American Gods | Staffel 3 (Serie)

Nachdem nun seit Anfang der Woche die jüngste Serienstaffel des göttlichen Reigens komplett zum Abruf bereit steht, wird es natürlich höchste Zeit, meine Eindrücke zu ebenjener Staffel in Worte zu fassen, wobei ich gleich mal vorausschicken darf, dass es bergauf geht im Vergleich zur doch sehr durchwachsenen zweiten Staffel.

American Gods
Staffel 3

American Gods, USA 2017-, ca. 54 Min. je Folge

American Gods | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Serienschöpfer:
Bryan Fuller
Michael Green
Neil Gaiman (Buch-Vorlage)
Showrunner:
Charles H. Eglee

Main-Cast:
Ricky Whittle (Shadow Moon)
Emily Browning (Laura Moon)
Yetide Badaki (Bilquis)
Crispin Glover (Mr. World)
Bruce Langley (Technical Boy)
Omid Abtahi (Salim)
Ashley Reyes (Cordelia)
Demore Barnes (Mr. Ibis)
Ian McShane (Mr. Wednesday)
in weiteren Rollen:
Blythe Danner (Demeter / Caroline Wells)
Julia Sweeney (Ann-Marie Hinzelmann)
Lela Loren (Marguerite Olsen)
Eric Johnson (Chad Mulligan)
Denis O’Hare (Tyr / Tyrell)
Iwan Rheon (Doyle)
Peter Stormare (Czernobog)
Dominique Jackson (Ms. World)
Herizen F. Guardiola (Oshun)
Devery Jacobs (Sam Blackcrow)
Gil Bellows (Bill Sanders)
Danny Trejo (Mr. World)

Genre:
Drama | Horror | Fantasy | Mystery

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus American Gods | © Starz
© Starz

Während Shadow Moon noch immer mit seinem Schicksal, genauer seiner Herkunft hadert, nimmt Wednesday unbeirrt erneut Kontakt zu ihm auf und überredet ihn schließlich, ins verschlafene Nest Lakeside, Wisconsin zu ziehen, um sich dort vor den Neuen Göttern zu verbergen, derweil Wednesday/Odin weiter seinen Plänen nachgeht, die anderen Alten Götter zum Krieg gegen die neuzeitlichen Widersacher aufzuwiegeln. Laura derweil ist noch immer in Trauer um Mad Sweeney, nicht ahnend, dass ihr selbst bald ein Trip ins Fegefeuer bevorstehen wird. Ganz ähnlich ergeht es Salim, der um "seinen" Jinn trauert, auch wenn der offiziell nicht als tot gilt. Doch während Shadow sich langsam in Lakeside einlebt, muss er erkennen, dass auch dort nicht alles eitel Sonnenschein ist, wie die Einwohner ihn glauben lassen möchten, derweil Mr. World bereits die nächsten Schritte gegen die verhassten Götter aus der alten Welt in die Wege leitet, dabei aber den Fehler begeht, Technical Boy im Unklaren zu lassen über seine wahre Bedeutung. Der wiederum gerät mit Göttin Bilquis aneinander, die alsbald eine regelrecht kathartische Erkenntnis haben wird…

Rezension:

Als Mitte 2017 die erste Staffel der von Bryan Fuller konzipierten und betreuten Serienadaption an den Start ging, konnte wohl niemand ahnen, mit welchen Problemen sich die Serie bereits nach ihrem ersten Jahr konfrontiert sehen würde und ich war seinerzeit fest überzeugt, es würde sich in Sachen Erfolg und Begeisterung um einen glatten Durchmarsch für den Kabelsender Starz handeln, derweil dieser Glaube und diese Hoffnung bald nachhaltig erschüttert werden sollten. Nicht nur Fuller musste das Feld räumen, auch Gillian Anderson gab ihren Ausstieg bekannt und nachdem die zweite, ohnehin reichlich verspätete Staffel die Erwartungen ebenfalls nur bedingt erfüllen konnte, kam es nun also zum nächsten Showrunner-Wechsel und wo zuvor noch Jesse Alexander saß, nimmt nun für die dritte Staffel American Gods Charles H. Eglee Platz, um den Posten des Showrunners auszufüllen. Nachdem es zuvor schon beinahe zwei Jahre waren, die zwischen den ersten beiden Staffeln vergangen sind, habe ich tatsächlich mit einer Fortsetzung kaum noch gerechnet und es traf mich beinahe unvorbereitet, als Amazon Prime im Januar mit der Ausstrahlung begann. Unglaublich, dass sich die Adaption um das Urban-Fantasy-Kultbuch von Neil Gaiman nun schon vier Jahre hinzieht und wahrscheinlich noch einige Jahre mehr in Anspruch nehmen wird, so man sich denn bei Starz für eine Fortsetzung der Chose entscheidet, was ich trotz aller Querelen und Schwächen noch immer hoffen, denn nichts wäre schlimmer, als die Story nach diesem Finale in der Luft hängenzulassen.

Szenenbild aus American Gods | © Starz
© Starz

Fakt bleibt aber auch, dass hier einmal mehr zwei unglückliche Faktoren zusammenkommen, denn einerseits scheint die Staffel nicht gerade viel an relevanter Handlung aus dem Buch adaptieren zu wollen, andererseits umfasst sie erstmals zehn Episoden statt der bisherigen acht, womit es manchmal doch wirkt, als würde die Story arg vor sich hindümpeln, derweil das Ganze mit Nebenschauplätzen und reichlich Traumsequenzen angereichert und aufgepolstert wird. Klar, auch im Buch hat Protagonist Shadow Moon eine Zeit im beschaulichen Lakeside verbracht, doch was sich literarisch knapp zusammenfassen lässt, nimmt hier erzählerisch deutlich zu viel Raum ein, da er – abgesehen von einigen Abstechern – dort quasi die gesamte Zeit verbringt, derweil es kaum ein Spoiler sein dürfte, dass er dort mitnichten den Rest seines Lebens verbringen wird. Nach dem durchaus verwirrenden Finale der zweiten Staffel galt es ja aber ohnehin erst einmal, die Figuren wieder in die Spur zu bringen und so ist schon die Auftaktepisode Ein Wintermärchen (3.01) eher schleppend geraten und kündet eben nicht unbedingt davon, dass man alsbald zur mitreißenden Epik des ersten Jahres zurückfinden werde. Übrigens ein Kritikpunkt, den ich auch schon bei der vergangenen Staffel angeführt habe, wobei ich hier schon das Gefühl habe, dass es sich ein wenig gebessert hat mit dem Storytelling, so dass ich grundsätzlich wieder etwas positiver auf die Serie als solches zu sprechen bin, auch wenn einen manchmal noch das Gefühl beschleicht, hier würde auf Biegen und Brechen versucht werden, den stilistisch einzigartigen Look der Serie unter Bryan Fuller zu kopieren.

Ansonsten hat mich American Gods schon früh mit der Annahme verprellt, dass nun etwa auch Crispin Glover als Mr. World unvermittelt ausgestiegen sein könnte, denn relativ früh beobachten wir dessen Wandlung hin zu Ms. World, die ihrerseits von Dominique Jackson verkörpert wird, wobei später tatsächlich selbst Danny Trejo (Machete) zeitweise auf den Spuren von Glovers Gott wandeln darf, der sich zum Glück aber auch selbst zeitweise wieder blicken lässt, um hier gleich mal Entwarnung zu geben. Im Zentrum der Handlung steht aber selbstredend weiterhin Shadow Moon (Ricky Whittle), der nun langsam über seine Herkunft und Bestimmung ins Bild gesetzt wird und damit zu kämpfen hat, den eigenen Weg im Leben zu finden, derweil Wednesday (Ian McShane) weiterhin die Werbetrommel für seinen Krieg der Götter rührt, was auch in dieser Staffel wieder einige herrlich grantige Gastauftritte seitens Peter Stormare als Czernobog mit sich bringt. Ebenfalls mit an Bord ist hier des Weiteren Denis O’Hare (American Horror Story) als nordischer Gott Tyr, während sich Blythe Danner als Demeter präsentieren darf, um nur die prägnantesten Neuzugänge zu nennen. Laura Moon (Emily Browning) derweil begibt sich auf einen buchstäblichen Höllentrip und bekommt eine gelungene Vertiefung ihres Charakters spendiert, während sie es auch ist, die zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam mit Salim (Omid Abtahi) den Road-Movie-Charme der Serie wieder aufleben lassen darf. Und in einem weiteren Part der Handlung gehen wir endlich der Frage auf den Grund, was es mit Bilquis (Yetide Badaki) auf sich haben mag und welche Rolle ihr in dem Reigen zugedacht sein mag, während ihre Auftritte bislang ja eher losgelöst vom Rest des Geschehens inszeniert worden sind.

Szenenbild aus American Gods | © Starz
© Starz

Obwohl mir also die Story zuweilen – gerade für nun zehn Episoden – ein wenig zu behäbig erschien, passiert doch so einiges Spannendes und Mitreißendes in der Staffel, wobei es tatsächlich die Finalepisoden Die Kinder des Sees (3.09) und Die Tränen des bekränzten Baumes (3.10) sind, die zeigen, wie mitreißend, spektakulär und perfide American Gods zu sein imstande ist, weshalb man sich noch vor dem Ende – und dem unweigerlichen Cliffhanger – fragen muss, weshalb man es erst so spät schafft, tatsächlich näherungsweise zu alter Größe aufzuschließen. So hat mich die dritte Staffel schlussendlich doch noch überzeugt und entsprechend hoffe ich, dass es auch künftig – meinetwegen dann auch erst wieder in zwei Jahren – weitergehen wird mit der Auseinandersetzung zwischen alten und neuen Göttern, denn tatsächlich werden hier schlussendlich einige Karten neu gemischt und man darf gespannt sein, welche Pläne hier weitergehend verfolgt werden sollen. Tatsächlich ist das einer der größten Pluspunkte an der Staffel überhaupt, denn während ich im zweiten Jahr das Gefühl hatte, es existiere überhaupt kein Masterplan und man würde mehr nach Gefühl mit dem fortfahren, wonach einem gerade ist, wirkt es hier endlich wieder so, als würden Teile und Fragmente eines großen Ganzen in Stellung gebracht werden, um das Ganze in ein hoffentlich spektakuläres Finale münden zu lassen. Bleibt nur die bange Frage, ob es dazu beizeiten auch kommen wird.

Fazit & Wertung:

Obwohl American Gods im dritten Jahr weit davon entfernt sein mag, zur Größe der ersten fulminanten Staffel aufzuschließen, geht es doch ein wenig bergauf und selbst wenn die Staffel mit ihren nunmehr zehn Episoden kompakter und stringenter hätte sein können, ist es doch endlich wieder faszinierend und sehenswert, was die Verantwortlichen aus der Buchvorlage seitens Neil Gaiman machen, zumal speziell die letzten zwei Episoden einiges rausreißen und gespannt auf die Fortsetzung warten, beziehungsweise hoffen lassen, denn die steht leider diesmal (noch) in den Sternen.

8 von 10 alten und neuen Göttern

American Gods | Staffel 3

  • Alte und neue Götter - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Obwohl American Gods im dritten Jahr weit davon entfernt sein mag, zur Größe der ersten fulminanten Staffel aufzuschließen, geht es doch ein wenig bergauf und selbst wenn die Staffel mit ihren nunmehr zehn Episoden kompakter und stringenter hätte sein können, ist es doch endlich wieder faszinierend und sehenswert, was die Verantwortlichen aus der Buchvorlage seitens Neil Gaiman machen, zumal speziell die letzten zwei Episoden einiges rausreißen und gespannt auf die Fortsetzung warten, beziehungsweise hoffen lassen, denn die steht leider diesmal (noch) in den Sternen.

8.0/10
Leser-Wertung 7.25/10 (4 Stimmen)
Sende

Episodenübersicht: Staffel 3

01. Ein Wintermärchen (7/10)
02. Schweres Mondlicht (7/10)
03. Dämonen aus der Asche (7,5/10)
04. Die Ungesehenen (7,5/10)
05. Bilquis’ Auferstehung (7,5/10)
06. Das Gewissen eines Königs (7,5/10)
07. Feuer und Eis (8/10)
08. Die Freuden des Brennens (8/10)
09. Die Kinder des Sees (9/10)
10. Die Tränen des bekränzten Baumes (8,5/10)

 
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American Gods | Staffel 3 ist seit dem 10.01.21 – und seit dem 21.03.21 komplett – exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.


vgw

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