Nach dem Spiel ist vor dem Spiel und deshalb starten wir heute auch ganz standesgemäß mit der ersten von vielen, vielen Film-Kritiken, die euch freilich auch 2019 wieder hier an dieser Stelle erwarten werden.
Love Stories
Erste Lieben, zweite Chancen
Stuck in Love, USA 2012, 97 Min.
© Universum Film
Josh Boone
Josh Boone
Greg Kinnear (Bill Borgens)
Jennifer Connelly (Erica)
Lily Collins (Samantha Borgens)
Logan Lerman (Louis)
Kristen Bell (Tricia)
Nat Wolff (Rusty Borgens)
Liana Liberato (Kate)
Komödie | Romantik | Drama
Trailer:
Inhalt:
© Universum Film
Schriftsteller William Borgens trauert noch immer seiner Frau hinterher, die ihn bereits vor zwei Jahren zugunsten eines Jüngeren verlassen hat und so deckt er auch an Thanksgiving erneut für Erica ein, während die gemeinsamen Kinder Sam und Rusty insistieren, er solle endlich darüber hinwegkommen und wieder sein Leben leben. Immerhin unterhält William eine Affäre mit der Nachbarin Tricia, wobei diese regelmäßigen Treffen für sie wohl eher zum Sportprogramm zu gehören scheinen. Sam derweil verkündet an Thanksgiving, dass alsbald ihr erster Roman veröffentlicht werden wird, denn William ermutigt seine Kinder seit frühester Kindheit zum Schreiben. Alsbald lernt die für ihr Alter erstaunlich zynische Sam den freundlichen Lou kennen und bekommt es schier mit der Angst zu tun, als der tatsächlich mehr zu wollen scheint, als sie ins Bett zu bekommen. Rusty derweil möchte ebenfalls Schriftsteller werden und fühlt sich Stephen King verbunden, doch lässt der Erfolg noch auf sich warten. Von seinem Vater angespornt, erst einmal etwas zu erleben, wagt Rusty sich aus seiner Komfortzone und macht Mitschülerin Kate auf sich aufmerksam…
Rezension:
Josh Boones Regie-Debüt Love Stories – Erste Lieben, zweite Chancen stand nun auch schon länger auf meiner persönlichen Watchlist und ist dort ursprünglich und ironischerweise aufgrund der Beteiligung von Kristen Bell (Wie der Vater…) gelandet, die hier nicht nur eine sehr kleine, sondern auch die am wenigsten überzeugende, weil gänzlich überzogene Rolle innehat. Dennoch wusste mich der Film schlussendlich zu überzeugen, was vorrangig daran liegt, dass er sich als Huldigung an den Beruf des Schriftstellers wie auch an die Literatur im Allgemeinen verstanden sehen will, was einige sehr schöne Reminiszenzen, aber auch kluge Dialoge nach sich zieht, derweil es einfach schön ist, die gänzlich aus Autoren unterschiedlichster Ausprägung bestehende Familie Borgens bei ihren romantischen Eskapaden zu beobachten. Denn während Familienoberhaupt Bill noch seiner Ex hinterhertrauert, muss er seinen Sohn, den angehenden Horrorschriftsteller Rusty regelrecht dazu drängen, sich doch bitteschön auch mal ins Leben zu stürzen und überhaupt Bekanntschaften zu machen, während sich dessen ältere Schwester Samantha der Romantik gänzlich verweigert, allerdings wenig gegen wechselnde Bettbekanntschaften einzuwenden hat.
© Universum Film
Das mag sich zunächst nur rudimentär einfallsreich anhören und wirkt auch auf den ersten Blick reichlich konstruiert und wie am Reißbrett entworfen, doch funktionieren diese unterschiedlich ausgerichteten Geschichten tatsächlich überraschend gut, wenn auch im Mittelteil deutlich wird, dass allein der Familienzusammenhalt als verbindendes Element manchmal ein wenig mager sein mag. Nichtsdestotrotz überzeugt wie gesagt die Mischung, die in Love Stories offeriert wird, zumal man hier auch darstellerisch mit einer bunten Mischung aufwartet. So überzeugt Greg Kinnear als gestandener Mime in seiner Funktion als Vater und gefeierter Autor durchaus, während einzig die Szenen mit ihm und Bell als triebgesteuerter wie sportfanatischer Nachbarin Tricia ein wenig über die Stränge schlagen und mehr wirken wie einer schlechten Satire entliehen, doch dafür bekommt die Geschichte von Bill und dessen Ex Erica, hier verkörpert von Jennifer Connelly (Noah), im weiteren Verlauf spürbar mehr dramaturgisches Gewicht verliehen, woran auch einige Offenbarungen und Entwicklungen nicht ganz unschuldig sind, die sich im Verlauf der Filmhandlung ereignen.
Diese nämlich erstreckt sich nämlich über gleich mehrere Jahreszeiten hinweg von einem Thanksgiving-Fest zum nächsten, was freilich nicht gerade wenig ist für einen insgesamt lediglich nicht einmal hundert Minuten Spielzeit umfassenden Film. Entsprechend wirft Love Stories auch eher schlaglichtartige Blicke auf das Leben der Familie Borgens und gerät in seinen durchwachsensten Momenten dadurch auch ein wenig fragmentarisch, wohingegen man ansonsten dafür eine sich glaubhaft entwickelnde Handlung präsentiert bekommt, deren unterschiedliche Parts gleichermaßen zu überzeugen verstehen. Nichtsdestotrotz muss ich auch sagen, dass mir insbesondere der Part um Lily Collins‘ (Spieglein Spieglein) Figur Samantha am besten gefallen hat, da die auch die größte Wandlung durchläuft, nachdem sie dem heillosen Romantiker Louis begegnet, den sie zwar zunächst eiskalt abblitzen lässt, der sie aber auch zunehmend und spürbar aus dem Konzept ihrer selbst gewählten Realität katapultiert. Das ist natürlich wiederum Logan Lerman zu verdanken, der hier zwar auffallend an seinen Part in Vielleicht lieber morgen erinnert, der sich aber dank herzlichem Charme und überzeugender Aufrichtigkeit als echter Szenendieb entpuppt.
© Universum Film
Die Geschichte um Sohn Rusty (Nat Wolff, Palo Alto) und dessen alsbaldige Bekanntschaft mit der von Liana Liberato verkörperten Kate fällt hingegen im direkten Vergleich ein wenig ab, was damit zusammenhängt, dass die anfänglich so glaubhafte Annäherung der beiden im weiteren Verlauf recht viele gewollt dramatische Momente spendiert bekommt, die ein wenig über das Ziel hinausschießen, als dass sie gänzlich überzeugen könnten, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie bei Bells karikaturesker Tricia. Und trotz dieser Kritikpunkte bietet Love Stories haufenweise herzerwärmender Momente und wird sicherlich auch nicht zum letzten Mal in meinem Player gelandet sein, zumal der Film ansonsten mit seiner unaufgeregt-ehrlichen Art und dem wunderbaren Indie-Soundtrack nicht nur meinen persönlichen Geschmack auffallend gut trifft, sondern vor allem den angenehmen Nebeneffekt hat, dass man im Nachgang spürbare Lust darauf hat, sich endlich mal wieder einem richtig guten Buch zu widmen, denn wo die Dramaturgie zuweilen holpert, ist doch die den Figuren wie auch dem in Personalunion agierenden Regisseur und Autor innewohnende Liebe zur Literatur jederzeit anzusehen und allein das macht diese illustre Familie ungemein sympathisch.
Love Stories – Erste Lieben, zweite Chancen
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Literarisch ambitionierte, romantisch verkappte Einzelgänger - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
Josh Boone mag mit seinem Regie-Debüt Love Stories – Erste Lieben, zweite Chancen noch nicht der große Wurf geglückt sein, denn dafür wirkt die Geschichte oft zu fragmentarisch und episodisch, während sich zu viele Figuren in einer viel zu knapp bemessenen Handlung tummeln, doch haben seine Akteure und deren Charaktere das Herz am rechten Fleck und die unbändige Liebe zur Schriftstellerei sowie der mit betörenden Indie-Klängen unterlegte Optimismus tun ihr Übriges, damit der Film letztlich besser wirkt, als die Summe seiner Teile.
Love Stories – Erste Lieben, zweite Chancen ist am 22.11.13 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!