Review: Shadow in the Cloud (Film)

Und wieder: Eigentlich sollte der Artikel gestern schon erscheinen, aber jetzt wird unverdient eine Freitagskritik draus, weshalb ich schwer hoffe, morgen erneut die Zeit zu finden, einen Artikel rauszuhauen.

Shadow in the Cloud

Shadow in the Cloud, NZ/USA 2020, 83 Min.

Shadow in the Cloud | © Capelight
© Capelight

Regisseurin:
Roseanne Liang
Autoren:
Max Landis
Roseanne Liang

Main-Cast:
Chloë Grace Moretz (Maude Garrett)
in weiteren Rollen:
Beulah Koale (Anton Williams)
Taylor John Smith (Walter Quaid)
Callan Mulvey (John Reeves)
Nick Robinson (Stu Beckell)

Genre:
Action | Horror | Krieg

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Shadow in the Cloud | © Capelight
© Capelight

Auf dem Militärflughafen in Auckland, Neuseeland findet sich eines nachts im Jahre 1943 die junge Maude Garrett ein und besteigt kurz vor dem Start eine Maschine der US-Luftwaffe. Die Crew ist mehr als nur ein wenig ungehalten hinsichtlich der Frau, doch präsentiert sie ein Dokument, das ausweist, dass sie in geheimer Mission des britischen Kriegsministeriums unterwegs ist. Das hindert die Mannschaft allerdings nicht, ihr ausgemacht unflätig und anzüglich zu begegnen, zumal nicht nur Captain Reeves noch immer dem Aberglauben anhängt, dass Frauen an Bord Unglück bedeuten. So sperrt man Maude kurzerhand in den am Rumpf montierten Kugelturm und glaubt, Ruhe vor der aufbegehrenden Frau zu haben, doch weit gefehlt. Denn kurz nach Start wird die Maschine von japanischen Jagdbombern angegriffen, wobei das nicht einmal das eigentliche Problem darstellt. Alsbald beobachtet Maude aus ihrer Kapsel heraus nämlich ein mit Klauen und rasiermesserscharfen Zähnen bewehrtes Wesen, das munter die Innereien des Schiffs heraus zu rupfen beginnt…

Rezension:

Der Weltkriegs-Action-Thriller Shadow in the Cloud mit seinem Creature Feature und dem Trash-Appeal blickt auf eine durchaus holprig zu nennende Entstehungsgeschichte zurück und ausgerechnet der Anfang 2019 mehrfach der Vergewaltigung und des Missbrauchs bezichtigte Max Landis scheint originär für ein Skript verantwortlich zu sein, dessen emanzipatorischer Anstrich ihm jederzeit anzumerken ist (was keineswegs wertend gemeint ist), wobei natürlich wiederum fraglich ist, inwieweit Regisseurin Roseanne Liang hier noch Hand angelegt hat, nachdem man sich öffentlich von Landis distanziert hat. Das soll aber mitnichten Teil oder Thema meiner Rezension sein, denn schließlich und endlich geht es um das Endergebnis und auch wenn ich dem durchaus ein paar Sympathiepunkte zuschustern kann, enttäuscht das Resultat, weil hier in unter neunzig Minuten versucht wird, am liebsten gleich drei Filme mehr oder minder ernster Machart abzuhandeln und das geht sich einfach nicht auf, zumal sich die unterschiedlichen Ansätze oft nur schwer miteinander kombinieren lassen.

Szenenbild aus Shadow in the Cloud | © Capelight
© Capelight

Das Ganze beginnt also – nach einer kurzen, gelungenen, animierten Einführung, die den Glauben an Gremlins als Entschuldigung und faule Ausrede für arbeitsscheue Kräfte enttarnt –, recht handelsüblich auf einem nächtlichen Rollfeld, wo Protagonistin Maude Garrett ihre Mitfluggelegenheit, The Fool’s Errand erblickt und betritt. Schnell entspinnt sich ein Wortgefecht zwischen der verdatterten Crew und der resoluten Maude, wobei sich hier prompt eines der Probleme des Films offenbart, nämlich, dass die Uniformen und die düstere Optik nicht eben dazu beitragen, dass man die Kerle auseinanderhalten könnte, die ihre ungebetene Passagierin mehr oder minder rabiat angehen. Das nimmt schnell noch weit drastischere Ausmaße an, als Maude in den Kugelturm gepfercht wird, denn von da an wirkt Shadow in the Cloud wie ein ungemein beengtes Ein-Personen-Kammerspiel und die Kamera fokussiert einzig und allein mehr auf die klapprige Kugel an der Unterseite des Flugzeugs. Das gefällt und liefert einen neuen, interessanten Look, zumal die Männer über Einspieler aus der tiefsten Schwärze heraus weiterhin präsent wirken und gleichzeitig Welten entfernt sind. Da vermag die Qualität der Dialoge allerdings nicht annähernd mitzuhalten und auch wenn es zeitgeschichtlich korrekt sein mag, dass die Kerle hier allesamt arrogante, selbstverliebte, auf Frauen herabschauende Chauvinisten sind, bringt es die Geschichte doch eben kaum weitere, außer, dass niemand Maude glaubt, als die den Gremlin erblickt.

Da hätten wir also allein die Emanzipations-Story vor dem Weltkriegsgewand in kammerspielartige Enge gebettet, doch andererseits alsbald noch ein Drama, wenn die persönlichen Beweggründe zum Tragen kommen, warum Maude sich an Bord der The Fool’s Errand begeben hat, wobei das natürlich im allgemeinen Tohuwabohu gnadenlos untergeht. Immerhin, Chloë Grace Moretz (Suspiria) spielt sich wahrhaftig die Seele aus dem Leib und macht das auch ziemlich bravourös, derweil ihr der Spaß an der Chose durchaus anzumerken ist. Allerdings – und da hilft auch ihr ambitioniertes Spiel nicht – besteht Shadow in the Cloud im Grunde aus zwei Teilen und während man sich in der ersten Hälfte noch um Dialog und Austausch bemüht, ja vergleichsweise subtil zu Werke geht, münden die Ereignisse eben schnell in eine aberwitzige Auseinandersetzung, der selbst innerhalb des Films jegliche Logik und Machbarkeit, ja Kohärenz abhandenkommt. Da kraxelt man dann kopfüber an der Unterseite des Flugzeugs entlang, meistert die aberwitzigsten Manöver und lässt sich vom Fahrtwind der abschmierenden Maschine nur ein müdes Lächeln entlocken.

Szenenbild aus Shadow in the Cloud | © Capelight
© Capelight

Ja, im letzten Drittel mutiert Shadow in the Cloud zum puren Trash und könnte auch als solcher zu gefallen wissen, wenn das zuvor Gezeigte und Erzählte sich nicht den Anstrich der Ernsthaftigkeit gegeben hätte, wenn die Einführung der Figuren einen anderen Zweck verfolgt hätte, als nur Kanonenfutter für ein Monster zu liefern, dass in der Ausprägung seiner Instinkte, seiner Motivation genauso unscharf bleibt wie die Effekte, die im Kontext okay, aber auch nicht begeisternd geraten sind. Am Ende ist das aber auch ziemlich unerheblich, wenn Moretz‘ Figur Maude in den "Rage-Modus" gerät, denn ab da gibt es ohnehin kein Halten oder Erbarmen mehr. Das ist zwar irgendwie alles kurzweilig anzuschauen und macht auf einer niederschwelligen Ebene durchaus Laune, doch hätte man den Film dann gleich ganz als Monster-Trash konzeptionieren sollen, ohne ihm die vorangehende Dreiviertelstunde zu spendieren, die vermeintlich etwas zum Storytelling beiträgt, am Ende aber nur schmückendes wie hohles Beiwerk ist und dadurch natürlich auch die Kammerspiel-Ambitionen und dergleichen ad absurdum führt.

Fazit & Wertung:

Regisseurin Roseanne Liang liefert Shadow in the Cloud einen leider nur leidlich unterhaltsamen Horror-Actioner ab, denn was hier an erzählerischer Vorarbeit und emanzipatorischem Subtext geliefert wird, wird einstweilen durch einen metaphorischen Fleischwolf aus Aberwitz und Trash gedreht, bis nur noch wenig hier Sinn oder Spaß macht. So verschenkt die krude Story an allen Ecken und Enden reichlich und spürbar Potential.

4,5 von 10 Kämpfen in luftiger Höhe

Shadow in the Cloud

  • Kämpfe in luftiger Höhe - 4.5/10
    4.5/10

Fazit & Wertung:

Regisseurin Roseanne Liang liefert Shadow in the Cloud einen leider nur leidlich unterhaltsamen Horror-Actioner ab, denn was hier an erzählerischer Vorarbeit und emanzipatorischem Subtext geliefert wird, wird einstweilen durch einen metaphorischen Fleischwolf aus Aberwitz und Trash gedreht, bis nur noch wenig hier Sinn oder Spaß macht. So verschenkt die krude Story an allen Ecken und Enden reichlich und spürbar Potential.

4.5/10
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Shadow in the Cloud ist am 30.04.21 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Capelight erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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