Selbstverständlich schon lange ausgelesen, bin ich nun auch endlich dazu gekommen, einen Artikel zum mittlerweile sechsten Band meiner liebsten Fantasy-Reihe zu verfassen, vor allem auch, damit ich mich jetzt guten Gewissens dem siebten Band widmen kann! ;-)
Das Lied von Eis und Feuer
Die Königin der Drachen
A Storm of Swords (Pages 439-975), USA 2000, 832 Seiten
© Blanvalet
George R. R. Martin
Blanvalet
978-3-442-26847-4
Fantasy | Drama | Abenteuer
Inhalt:
Noch immer befindet sich Arya unter der Obhut von Lord Beric Dondarrion, doch zeichnet sich längst ab, dass er nicht gewillt ist, sie einfach zum Schnellwasser und damit zu ihrer Mutter und ihrem Bruder zu bringen. Derweil befindet sich die bunt durchmischte Schar um Bran noch immer auf dem Weg gen Norden, um den Grünseher zu finden, der Bran mehr über seine Kräfte und Träume offenbaren könnte und gelangen langsam aber stetig in die Nähe der Mauer, während diese von einer Gruppe Wildlinge – unter ihnen auch Jon Schnee und Ygritte – überwunden worden ist. Der Rest der Streitkräfte von Manke Rayder, dem König-jenseits-der-Mauer , kommt der Schwarzen Festung vom Norden her ebenfalls bereits bedrohlich nahe.
»Wie oft?«, beharrte Lord Beric.
»Sechsmal«, antwortete Thoros widerwillig. »Und jedes Mal fällt es mir schwerer. Ihr seid unbesonnen geworden, Mylord. Ist der Tod so süß?«
»Süß? Nein, mein Freund. Nicht süß.«
Von den Geschehnissen im Norden nur wenig tangiert, bereiten sich Robb und Catelyn Stark auf ihre Ankunft bei den Zwillingen und die bevorstehende Hochzeit vor, die die von Robb verursachten Zwistigkeiten mit dem Haus Frey aus der Welt schaffen sollen. Indes in Königsmund wachsen sich die Zwistigkeiten der Lennisters immer weiter aus und die Familie droht daran zu zerbrechen, während sowohl Tywin als auch Cersei und Tyrion ganz eigene Pläne schmieden und Jaime beschließt, erneut Teil der Königsgarde zu werden. Auf dem östlichen Kontinent Essos zieht derweil Daenerys mit ihren Drachen und der Armee von Unbefleckten von Stadt zu Stadt, um die dortigen Sklaven zu befreien und ihr Heer zu vergrößern, um so bald wie möglich nach Westeros aufbrechen und die Sieben Königslande zurückerobern zu können.
Doch auch Stannis Baratheon hat die Hoffnung auf den Thron noch nicht aufgegeben und ergibt sich bereitwillig den Einflüsterungen der Roten Priesterin Melisandre, während er langsam beginnt, auch den Ratschlägen von Ser Davos wieder Gehör zu schenken und ihn zur Hand des Königs ernennt. Und dann wären da noch die Mitglieder des kleinen Rates in Königsmund, speziell Varys und Kleinfinger, die beide ebenfalls ihre eigenen Ziele verfolgen und weitestgehend unbeachtet von den großen Häusern weiter ihre Ränke schmieden.
Rezension:
Nach Veröffentlichung meiner Rezension zu Band 5 Sturm der Schwerter war man bereits so freundlich, mich darauf hinzuweisen, dass mir der nun vorliegende sechste Band noch einmal merklich besser gefallen müsste und Recht sollten sie behalten, denn während beide Bände im Original eine Einheit bilden, enthält Die Königin der Drachen nun eben die zweite Hälfte, die bekanntermaßen natürlich Höhepunkte noch und nöcher enthält, gegen die der Vorgänger regelrecht handzahm erscheint. Da wäre nicht nur die Rote Hochzeit zu nennen, die bei den Serien-Fans einen Aufschrei durch das Internet hat gehen lassen, sondern noch weitere überraschende Todesfälle, mit denen ich so und in der Form ebenfalls absolut nicht gerechnet hätte.
»Sie waren Narren, eine solche Burg zu verlassen«, sagte Ygritte.
»Es ist doch nur ein Turm,. Irgendein kleiner Lord hat hier einst mit seiner Familie und seinen Vasallen gewohnt. Wenn Räuber kamen, hat er ein Signalfeuer auf dem Dach angezündet. Winterfell hat Türme, die dreimal so groß sind.«
Westeros unterliegt einem steten Wandel, Bündnisse verschieben sich ebenso schnell wie Machtverhältnisse und manche vormals diffuse Gefahr nimmt langsam aber sicher Gestalt an, während nicht nur die immer noch in Essos befindliche Daenerys in Die Königin der Drachen wieder etwas mehr zu tun bekommt (wer hätte es bei dem Titel auch anders erwartet?) und mit zwar vergleichsweise wenigen, aber durchweg spannenden, oft schier episch zu nennenden Kapiteln begeistert. Zumindest im letzten Drittel des Buches etwa liegt aber der Fokus ganz klar auf den Geschehnissen an der Mauer, denn nach den Ereignissen an der Faust der ersten Menschen ist es mitnichten noch ein Spoiler zu erwähnen, dass sich die Lage im Norden spürbar verschärft.
Von mir heiß und innig geliebte Figuren wie der jüngst eingeführte Lord Beric Dondarrion, vor allem aber auch Stannis und Davos erfahren endlich wieder gesteigerte Berücksichtigung und auch Jamie wird als Figur erneut ausdifferenziert mausert sich langsam für mich zu einem heimlichen Sympathieträger, zumal viele seiner Verfehlungen in der Vergangenheit neuerdings in einem neuen Lichte erscheinen und er es sogar schafft, sich ein Stück weit vom schädlichen Einfluss seiner Familie und speziell seines Vaters loszusagen. Wiederum andere Häuser und Figuren, von denen man sich Großes erwartet hätte, entpuppen sich schnell als falsche Hoffnung und müssen gravierende Rückschläge hinnehmen, während sich speziell eine Figur am königlichen Hof langsam als das zu erkennen gibt, was ich schon lange im Vorfeld geahnt hatte und mitunter zu dem fulminanten Finale beiträgt, das einfach mal mit gut und gerne wenigstens drei schockierenden wie überraschenden Höhepunkten aufwarten kann, die meine Neugier und meinen Antrieb, alsbald mit Zeit der Krähen fortzufahren, noch steigern.
Catelyn hegte in dieser Hinsicht einige Befürchtungen. Ihr Hoher Vater hatte Walder Frey nach dem Trident nie mehr vertraut, und das vergaß sie nicht. Königin Jeyne war hinter den hohen starken Mauern von Schnellwasser in Sicherheit und wurde vom Schwarzfisch beschützt. Robb hatte für ihn sogar einen neuen Titel geschaffen, Wächter der Südmarken. Ser Brynden würde den Trident halten, wenn es überhaupt jemand konnte.
Sprachlich einmal wieder auf hohem Niveau, findet Martin erneut genau die richtige Mischung aus Gedanken, Erklärungen, Beschreibungen und skizziert mit einfachsten Mitteln eine lebendige, atmende Welt, während wir als Leser von Schauplatz zu Schauplatz geschickt werden und aus den Mündern unterschiedlichster Figuren vernehmen dürfen, was sich im Lied von Eis und Feuer abspielt, ein lange meinerseits unverstandener Titel der Reihe, der nun auch langsam Sinn zu machen beginnt und Richtungen aufzeigt, wohin die Reise gehen könnte. Unbestritten ist Die Königin der Drachen für mich der bisherige Höhepunkt der Reihe und so oft, wie ich dies schon von den einzelnen Büchern gedacht habe, die sich jedes Mal doch noch selbst zu übertrumpfen wissen, ist dies eigentlich das größte Kompliment, was man einer Buchreihe und deren Autor machen kann.
Das Lied von Eis und Feuer 6: Die Königin der Drachen
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Schattenwölfe von Winterfell - 10/10
10/10
Fazit & Wertung:
Gemeinsam mit seinem Vorgänger Sturm der Schwerter bildet Die Königin der Drachen den bisherigen Höhepunkt der Reihe und wer geglaubt hat, die schockierenden Ereignisse wären nicht mehr zu toppen gewesen, der warte erst einmal diesen Band ab, der vor überraschenden wie tragischen Wendungen nur so strotzt und das Epos zuweilen in gänzlich neue Bahnen lenkt. Noch immer Pflichtlektüre für Fantasy-Fans und die, die es noch werden wollen!
Meinungen aus der Blogosphäre:
Tonight is gonna be a large one.: 10/10 Punkte
Das Lied von Eis und Feuer:
1. Die Herren von Winterfell
2. Das Erbe von Winterfell
3. Der Thron der sieben Königreiche
4. Die Saat des goldenen Löwen
5. Sturm der Schwerter
6. Die Königin der Drachen
7. Zeit der Krähen
8. Die dunkle Königin
9. Der Sohn des Greifen
10. Ein Tanz mit Drachen
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Blanvalet. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.
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Für mich waren Band 5 und 6 nach der deutschen Rechnung auch der bisherige Höhepunkt. Bin schon sehr gespannt, wie du die Fortführung der Geschichte bewerten wirst. Der nächste Band dürfte ein wenig anstrengend werden, aber du bist ja ein sehr geübter und schneller Leser… :)
Ja, ich bin auch sehr gespannt, gerade bzgl. der ‘halbierten’ Handlungsstränge und so. Schnell lesen kann ich ja auch, das Problem ist nur, dass ich eben noch so viel anderes lese und es sich allein der 5. Band ‘Das Spiel der Götter’ im Moment auch noch auf dem Nachttisch gemütlich gemacht hat, ebenso wie Band 1 von ‘Die Rosenkriege’ und natürlich (ewig schon) ‘ Im Rausch der Freiheit’ und das allein sind schon 600+500+1100 Seiten ungefähr, die Bücher die ich unterwegs lese (und die immerhin deutlich dünner sind) nicht mitgerechnet. Zumindest liegt der siebte Band bereit und spätestens Anfang September, wenn Urlaub ansteht, geht es weiter, allerspätestens! ;-)