Review: Noelle (Film)

Auch an Heiligabend darf es natürlich noch ein Weihnachtsfilm sein und hier geht es um nichts weniger, als selbigen zu retten, wie ihr nachfolgend werdet lesen können. Ursprünglich bereits letztes Jahr bei Disney+ erschienen, allerdings zu einer Zeit, wo es den Streamingdienst in Deutschland noch gar nicht gab, feiert der Film nun dieses Jahr ein verspätetes Comeback.

Noelle

Noelle, USA 2019, 100 Min.

Noelle | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseur:
Marc Lawrence
Autor:
Marc Lawrence

Main-Cast:
Anna Kendrick (Noelle Kringle)
Bill Hader (Nick Kringle)
in weiteren Rollen:
Kingsley Ben-Adir (Jake Hapman)
Billy Eichner (Gabriel Kringle)
Julie Hagerty (Mrs. Claus)
Shirley MacLaine (Elf Polly)

Genre:
Komödie | Fantasy

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Noelle | © Walt Disney
© Walt Disney

Erst kürzlich hat am Nordpol Santa das Zeitliche gesegnet und nun soll sein Sohn Nick Kringle den Posten übernehmen, für den er seit seiner Kindheit vorgesehen war, während seine Schwester Noelle genügend Freizeit hat, um stattdessen putzige Weihnachtskarten zu basteln und damit Frohsinn zu verbreiten. Doch Nick entpuppt sich – trotz jahrelanger Vorbereitung – schnell als wenig geeignet für den Job und nimmt den Rat seiner Schwester, sich vielleicht einmal – wohlgemerkt übers Wochenende – eine Auszeit zu nehmen, nur allzu wörtlich und verschwindet prompt spurlos. Verständlich, dass Noelle sich in der Nordpol-Gemeinschaft reichlich Zorn ausgesetzt sieht und sich kurzerhand aufmacht, ihren Bruder heimzuholen. Eine Spur führt sie nach Phoenix, Arizona, wo so gar nicht weihnachtliche Temperaturen herrschen. Gemeinsam mit Elfe Polly und den treuen Rentieren landet man in einem Einkaufszentrum und nach der Erkenntnis, herzlich wenig über die Welt der Menschen zu wissen, wendet sich Noelle alsbald an einen Privatermittler, um ihren Bruder aufzuspüren. Der ahnt natürlich nicht, woher Noelle stammt oder wen genau er da eigentlich sucht, aber zum Glück hat Noelle längst einige der Lektionen verinnerlicht, die einen waschechten Weihnachtsmann auszeichnen…

Rezension:

Ursprünglich bereits 2019 bei Disney+ aufgeschlagen, konnte Noelle hierzulande schon aus logistischen Gründen gar nicht starten, weil der Streamingdienst im November 2019 noch nicht in Deutschland verfügbar gewesen ist, weshalb der Film nun also dieses Jahr im November – passend zur nahenden Vorweihnachtszeit – nachgereicht worden ist. Und ähnlich wie in diesem Jahr mit Die gute Fee widmet man sich auch hier einer weltfremden Dame, in diesem Fall Noelle Kringle, die in der Welt der Menschen aufschlägt und reichlich überfordert ist mit dem, was sie dort erwartet. Klingt bekannt und abgeschmackt? Grundsätzlich richtig, aber einerseits ist zumindest dieser Film vor dem neuesten Disney-Weihnachtswurf entstanden, andererseits ist das hier – nach meinem Empfinden – noch einmal deutlich charmanter gelöst worden und weist eine erstaunlich hohe Gagdichte und Erfolgsquote auf. Die Story freilich würde grundsätzlich niemanden hinter dem Ofen hervorlocken und auch die Botschaft des Ganzen, gepaart mit dem Fortgang der Geschichte, lässt sich im Grunde nach wenigen Minuten erahnen, derweil es einzig wieder die handelnden Figuren sind, die deutlich länger brauchen, bis sie die Erkenntnis trifft, dass womöglich auch eine Frau der nächste Weihnachtsmann sein könnte.

Szenenbild aus Noelle | © Walt Disney
© Walt Disney

Vorhersehbare Geschichten gibt es ja aber wie Sand am Meer und auch hier steht freilich das Feel-Good-Flair im Vordergrund, so dass es zwar wenig dramatisch, aber ungleich unterhaltsamer wird. Und weil sich der Vergleich nun einmal schlichtweg anbietet, muss ich noch einmal auf gestrige "gute Fee" zu sprechen kommen und festhalten, dass Anna Kendrick (Nur ein kleiner Gefallen) als Nordpol-Bewohnerin mich noch einmal mehr überzeugt hat als weltfremde und naive Zugereiste, die selbst im sonnigen Phoenix in klassischer Weihnachtsmontur mit Pelzbesatz und Handschuhen durch die Gegend stapft und die Leute um sie herum nach dem "Artig-Unartig-Schema" zu bewerten versucht. Als skeptischer Gegenpart und Bindeglied zur Welt kommt hier Privatermittler Jake (Kingsley Ben-Adir) zum Einsatz, der sich auf das schrullige Verhalten seiner Auftraggeberin – die natürlich auch kein Geld oder ähnliches besitzt – zunächst so gar keinen Reim machen kann.

Unterstützt wird Noelle bei ihrer Suche – wenn auch mehr aus dem Hintergrund – von Elfe Polly, die von niemand Geringeres als Shirley MacLaine (Bernie) verkörpert wird und die es sich gemeinsam mit den Rentieren im Einkaufszentrum bequem macht. Die Rentiere allein sind aber schon ein Brüller, wenn sie langsam aber sicher ihre militärische Steife ablegen und sich in einer Tour von den begeisterten Schaulustigen mit Süßigkeiten verwöhnen lassen, während natürlich auch ein auf putzig getrimmtes Mini-Rentier nicht fehlen darf, das freilich den Namen Flöckchen trägt. Dem sieht man seine animierte Herkunft zwar oft spürbar an, der Cuteness-Faktor ist dennoch nicht zu unterschätzen. Und obwohl hier mit Weihnachtskitsch sondergleichen um sich geschmissen wird, ist man sich im Gegenzug nicht zu fein, den Weihnachtsmann-Anwärter und frisch gebackenen Aussteiger Nick (Bill Hader, Paul) auf Selbstfindungstrip in einem Yoga-Zentrum zu inszenieren, was schon wieder seinen ganz eigenen Reiz entfaltet, obwohl wir Zuschauer zu diesem Zeitpunkt längst wissen, dass Noelle den Posten des Geschenkebringers übernehmen wird.

Szenenbild aus Noelle | © Walt Disney
© Walt Disney

Über das allerorten präsente Product-Placement kann man zwar geteilter Meinung sein und gegen Ende mag es dramaturgisch ein wenig hektisch werden, um in unter zwei Stunden den Sack sprichwörtlich zuzumachen, aber das ändert nichts an dem unbeirrbaren und ebenfalls omnipräsenten Charme der Chose, der auch gerne mal mit einem Augenzwinkern garniert wird, wenn die gesangstalentierte Anna Kendrick in ihrer Rolle als Noelle zum typischen Disney-Prinzessinnen-Ständchen ansetzt und entnervt feststellen muss, dass ihr Lieblingsrentier dann doch eher auf barschen Zuruf den auf melodiöse Klänge reagiert. So ist Noelle in Summe zwar ein durch und durch harmloser, aber auch ungemein liebenswerter Spaß, dessen Erkenntnis zwar spät und wenig überraschend daherkommt, den Weg dorthin aber ohnehin ungleich interessanter und amüsanter gestaltet.

Fazit & Wertung:

Regisseur Marc Lawrence präsentiert mit Noelle eine samt und sonders nach bekannten Mustern gestrickte Weihnachtskomödie, die dafür aber – insbesondere dank Anna Kendrick – mit reichlich Charme und Witz auftrumpfen kann und bei den Gags eine erstaunlich hohe Trefferquote aufweist.

7 von 10 möglichen Weihnachtsmann-Nachfolgern

Noelle

  • Mögliche Weihnachtsmann-Nachfolger - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Regisseur Marc Lawrence präsentiert mit Noelle eine samt und sonders nach bekannten Mustern gestrickte Weihnachtskomödie, die dafür aber – insbesondere dank Anna Kendrick – mit reichlich Charme und Witz auftrumpfen kann und bei den Gags eine erstaunlich hohe Trefferquote aufweist.

7.0/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimmen)
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Noelle ist seit dem 27.11.2020 exklusiv bei Disney+ verfügbar.

vgw

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