Review: Prospect (Film)

Da wäre ich auch schon wieder mit einem neuen Versuch, die drei Film-Kritiken pro Woche voll zu machen und starte diesmal mit einem SciFi-Kleinod, das nun längst kein Geheimtipp mehr sein dürfte, aber dennoch ungemein empfehlenswert ist.

Prospect

Prospect, CA/USA 2018, 100 Min.

Prospect | © Capelight
© Capelight

Regisseure:
Christopher Caldwell
Zeek Earl
Autoren:
Christopher Caldwell
Zeek Earl

Main-Cast:
Pedro Pascal (Ezra)
Sophie Thatcher (Cee)
Jay Duplass (Damon)
in weiteren Rollen:
Andre Royo (Oruf)
Sheila Vand (Inumon)
Anwan Glover (Mikken)

Genre:
Science-Fiction | Western | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Prospect | © Capelight
© Capelight

Teenagerin Cee und ihr Vater Damon reisen gemeinsam durchs All und entschließen sich zu einem Abstecher auf einen nahegelegenen Mond, um dort Wertvolles zu erbeuten, genauer abzuernten. Die Suche derweil gestaltet sich schwierig, zumal sie sich nur in Raumanzügen durch die giftige Atmosphäre des lebensfeindlichen, aber von üppiger Fauna überwucherten Mondes bewegen können. Dann aber begegnet Damon zwei gestrandeten und skrupellosen Outlaws, die ihn um das Wenige zu erleichtern gedenken, das er erbeutet hat und besitzt. Die Situation eskaliert und Cee tritt die Flucht zurück zur Transportkapsel an. Während sie feststellen muss, dass die zu allem Überfluss anscheinend nicht funktionstüchtig ist, steht plötzlich der wütende und verletzte Outlaw Ezra vor ihr und womöglich wird ihr nichts anderes übrigbleiben, als sich notgedrungen mit dem Gauner zusammenzutun, um es von dem Mond zu schaffen…

Rezension:

Wieder einmal wird mir unbegreiflich bleiben, wie ich Prospect so lange habe ignorieren können, doch dafür habe ich den Film nun umso mehr genossen und bin – das darf ich vorausschicken – ziemlich begeistert, was gar nicht einmal an der ausgefeilten Story oder bombastischen Effekten liegt – beides hat der Indie nicht unbedingt zu bieten, auch wenn die anfänglichen Aufnahmen des Alls durchaus spektakulär geraten sind –, sondern tatsächlich mehr an der Art der Darbietung, dem Look und vor allem dem Worldbuilding, auch wenn das andernorts sicherlich stattdessen der größte Kritikpunkt sein könnte. Sowohl für das Drehbuch als auch die Regie zeichnen hier gleichermaßen Christopher Caldwell und Zeek Earl verantwortlich, die einerseits ihren gleichnamigen Kurzfilm von 2014 adaptieren, andererseits hiermit ihr Spielfilm-Debüt geben, derweil ich es nur der aktuellen Situation anlasten kann, dass nicht schon längst ein Nachfolgeprojekt angekündigt worden ist. Vieles ist zugegebenermaßen wenig subtil und beispielsweise die Anleihen an klassische Western, hier nun eben ins All verfrachtet, sind offenkundig, doch macht es das Ergebnis nicht weniger gut, das sich als eine Huldigung an pulpige SciFi früherer Jahrzehnte verstanden wissen will.

Szenenbild aus Prospect | © Capelight
© Capelight

Entsprechend dreckig, grobkörnig, erdig wirkt der gesamte Stil des Films, der sich zu großen Teilen auf dem Mond abspielt, über dessen Oberfläche schlicht ein Filter gelegt wird, um einen fremdartigen Look zu erzeugen, der bekräftigt, dass wir uns eben nicht auf der Erde befinden. Selbiges gilt für Ausstattung und Kostüme in Prospect, die ungewöhnlich altmodisch, gerne auch grobschlächtig anmuten, doch geschniegelte Weltraumhelden sucht man hier ebenso vergebens wie prunkvolle Prestige-Raumgleiter, die es womöglich geben mag, die sich aber niemals in diesen Winkel des Alls verirren würden. Tatsächlich aber weiß man gar nicht so genau, wann und wo man sich befindet, während Caldwell und Earl selbst über die rudimentärsten Dinge im Unklaren lassen. Gerade das macht aber meines Erachtens den Reiz des Projekts aus, bei dem sich vieles nicht oder eben nur aus Zusammenhängen erschließt, ohne dass es jemand für nötig befinden würde, den Erklärbär aus dem Käfig zu lassen. Entsprechend weiß man gar nicht so genau, was Vater und Tochter auf dem Mond zu finden hoffen, was es mit den merkwürdigen Gestalten und Geschichten auf sich hat, wie es im Rest des Universums ausschaut. Gemessen daran, dass Damon (Jay Duplass) und Cee auf dem Mond stranden, tut das aber auch nichts zur Sache, immerhin geht es erst einmal ums nackte Überleben.

Das zwingt Cee dann auch zu einem Zweckbündnis mit dem undurchsichtig-ambivalent auftretenden Ezra. Der wird gespielt von The-Mandalorian-Star Pedro Pascal, derweil sich durchaus auch inszenatorische Parallelen zur Serie finden lassen, man hier allerdings nicht auf Pascals Gesicht verzichten muss. Wobei, die meiste Zeit mit Raumanzügen und entsprechend klobigen Helmen bekleidet, lässt sich selbst hier eine Art Vergleich ziehen. Pascal, so sehr er auch mit Präsenz und bedrohlichem spiel zu punkten versteht, spielt aber ohnehin nur die zweite Geige neben Newcomerin Sophie Thatcher, die den einerseits verschreckten und unerfahrenen, andererseits ungemein abgeklärten Teenager Cee gibt. Die Art und Weise, wie sich Ezra und Cee unter ungewöhnlichsten Umständen langsam annähern, mag nicht immer ganz rund erscheinen, doch ist mir diese charakterliche Ambivalenz allemal lieber als zwei nach Schema F kreierte Individuen, die sich auf Basis eines Schlüsselereignisses ultimativ zusammenraufen. Stattdessen ist es hier ein sich gegenseitiges Belauern, Einschätzen und Abwägen, das die schwierige Beziehung prägt, die sich in der lebensfeindlichen Umgebung spiegelt, wo es auch zu einer Reihe an mehr oder minder zufälligen, aber allesamt faszinierenden Begegnungen kommt.

Szenenbild aus Prospect | © Capelight
© Capelight

Auch dort bezieht Prospect wieder seine größte Stärke aus dem Reiz des Unbekannten und hält sich erst gar nicht damit auf, wortreich zu erklären, wer sich da aus welchen Gründen noch auf dem Mond befinden mag. Es ist keine Welt, die man abschließend verstehen und durchschauen würde, es ist keine Geschichte, deren Figuren klar ausgearbeitete Motive haben und einem dezidierten Ziel folgen, aber die fremdartigen Welten, in die Caldwell und Earl ohne große Vorbereitung katapultieren, wirken dadurch absolut lebensecht, authentisch, stimmig und dadurch natürlich ungemein faszinierend, wenn man an dem kargen und dreckigen Stil des Ganzen Gefallen findet und Spaß hat an einer Art Space-Western mit einem ordentlichem Schuss Fatalismus. Klar ist nur, dass man sich bestmöglich weder sonderlich viel Action noch ausladende Weltraumschlachten erwarten sollte, denn in beiden Fällen würde man enttäuscht werden von diesem Science-Fiction-Kleinod, das wenig erklärt, aber vieles andeutet und vor allem mit der einzigartigen Atmosphäre besticht, die sich hier nach wenigen Minuten entfaltet.

Fazit & Wertung:

Christopher Caldwell und Zeek Earl kredenzen mit Prospect einen SciFi-Western, der weniger mit einer sonderlich innovativen Story punktet, dafür aber mit einer ungemein rauen, beklemmenden und fremdartig-faszinierenden Atmosphäre für sich einnimmt. Im Kern eine simple Geschichte, die durch die vielen Begegnungen am Wegesrand, lauernde Gefahren und ein sprödes Zweckbündnis an Kontur gewinnt.

8 von 10 Unwägbarkeiten einer lebensfeindlichen Umgebung

Prospect

  • Unwägbarkeiten einer lebensfeindlichen Umgebung - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Christopher Caldwell und Zeek Earl kredenzen mit Prospect einen SciFi-Western, der weniger mit einer sonderlich innovativen Story punktet, dafür aber mit einer ungemein rauen, beklemmenden und fremdartig-faszinierenden Atmosphäre für sich einnimmt. Im Kern eine simple Geschichte, die durch die vielen Begegnungen am Wegesrand, lauernde Gefahren und ein sprödes Zweckbündnis an Kontur gewinnt.

8.0/10
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