Das Star Wars Universum
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Klasse. Dadurch, dass ich mir die anderen Artikel diese Woche gespart habe, ist es am Ende quasi eine Themenwoche geworden und wie könnte ich die würdiger beschließen als mit der Kritik zur neuen Disney-Serie, die beim gleichnamigen Streaming-Dienst bereitsteht? Die frage ist natürlich rein rhetorisch und selbstredend beschließe ich die Woche auch nicht mit diesem Artikel, sondern mit dem neuen Media Monday, der nachher noch erscheint.
Das Buch von Boba Fett
Staffel 1
The Book of Boba Fett, USA 2021-, ca. 38 Min. je Folge
© Disney+
Jon Favreau
Jon Favreau
Dave Filoni
Robert Rodriguez
Kathleen Kennedy
Colin Wilson
Temuera Morrison (Boba Fett)
Ming-Na Wen (Fennec Shand)
Pedro Pascal (The Mandalorian)
Special Guests:
Emily Swallow (Armorer)
Timothy Olyphant (Cobb Vanth)
Rosario Dawson (Ahsoka Tano)
Mark Hamill (Luke Skywalker)
Sophie Thatcher (Drash)
Jordan Bolger (Skad)
Corey Burton (Cad Bane [Stimme])
Jennifer Beals (Garsa Fwip)
Amy Sedaris (Peli Motto)
David Pasquesi (Mok Shaiz’s Majordomo)
Carey Jones (Black Krrsantan)
Matt Berry (8D8 [Stimme])
Abenteuer | Science-Fiction | Action | Fantasy | Western
Trailer:
Inhalt:
© Disney+
Nachdem Boba Fett und seine Begleitung Fennec Shand den Twi’lek Bib Fortuna als Verbrecherlord abgesetzt haben, obliegt es dem ehemaligen Kopfgeldjäger, sich im nahegelegenen Mos Espa als neuer Daimyō des Verbrechensimperiums zu etablieren, das einst unter der Herrschaft von Jabba dem Hutten erzitterte. Während manche der hiesigen Lokalitäten den neuerlichen Wandel durchaus mit Wohlwollen betrachten, zumal Fett auf der Basis von Respekt und nicht von Angst zu herrschen gedenkt, kommt es dennoch schnell zum ersten Attentatsversuch und Boba erkennt, dass er zuweilen weit härter wird durchgreifen müssen, um seinen Anspruch durchzusetzen. Dafür allerdings fehlen ihm nach aktuellem Stand die Truppen und die Tatsache, dass das Pyke-Syndikat seinen Gewürzhandel nun auch auf Tatooine auszuweiten gedenkt, stellt den neuen Verbrecherlord vor zusätzliche Probleme…
Rezension:
Als Ende 2020 überraschend im Finale der zweiten Staffel The Mandalorian verkündet wurde, man würde sich ein Jahr später mit Das Buch von Boba Fett zurückmelden, waren Begeisterung, aber auch Verwirrung riesengroß, denn schnell stand natürlich die Frage im Raum, ob womöglich die Geschichte des Mandalorianers auserzählt sei, ob es sich bei Bobas Story um die eigentliche dritte Staffel handeln würde und wie das alles allgemein zu bewerten sei. Mittlerweile sind wir natürlich alle klüger und auch die Befürchtungen, Din Djarin und Grogu so bald nicht wiederzusehen, wurden zunächst mit Worten, mittlerweile auch im audiovisuellen Sinn entkräftet. Denn auch wenn es mir fernliegt, hier großartig zur Story der Staffel zu spoilern, ist es ja mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass Mando nebst Mündel hier bereits ihr Comeback feiern und unterstreichen, dass Bobas Geschichte eben ein Spin-Off ist und im Grunde nur als Teil des großen Ganzen fungiert und funktioniert, was auch viel – grundsätzlich berechtigte – Kritik über die Serie hat hereinbrechen lassen. Die ist nämlich mit ihren gerade einmal sieben Episoden – die meisten davon eine solide halbe Stunde plus überlanger Abspann – noch einmal einen Hauch knapper angesetzt als ohnehin schon und nach mehreren Episoden, in denen Boba überwiegend im Bacta-Trank liegend in Erinnerungen schwelgt, mag man sich durchaus fragen, wohin das noch führen soll und ob überhaupt ein übergeordnetes Konzept vorhanden gewesen sein mag.
Hier erweist sich als störend, was The Mandalorian so abwechslungsreich und kurzweilig gemacht hat, denn während es bei einem herumreisenden Profi-Söldner durchaus Sinn macht, wenn er Woche für Woche in ein neues Abenteuer stolpert, wirkt es bei dem mittlerweile beinahe betagt zu nennenden Boba Fett, der eine Stadt unter seine Kontrolle zu bringen versucht, dann doch eher irritierend, wenn sich ihm jede Woche ein neuer Widersacher und ein neues Problem in den Weg stellt. Ohnehin wirkt der Boba, den wir hier präsentiert bekommen, im Grunde des Kämpfens müde und möchte sich nur allzu gern in seine Residenz zurückziehen, um als neuer Daimyō über Mos Espa und ganz Tatooine zu wachen. Da beginnen aber auch leider schon die dramaturgischen Probleme und zuweilen wirkt Das Buch von Boba Fett wie schlecht geschriebene Fan-Fiction, denn so einfach es auch gewesen sein mag, Bib Fortuna niederzustrecken und sich auf dessen Thron zu setzen, erscheint es doch aberwitzig bis bescheuert, dass Boba nun – gänzlich ohne Armee, Truppen oder auch nur Gefolge – meint, sich als neuer Chef präsentieren zu können. Ja, alsbald nimmt er zwei (!) gamorreanische Wachen in seine Dienste (die zuvor noch versucht haben, ihn zu töten), doch so wirklich besser macht das die Sache kaum. Was also den übergeordneten Plot angeht, sich als neuer Daimyō zu positionieren und zu etablieren, wirkt die Serie leider irgendwie unausgereift und so, als habe das Budget gefehlt, obwohl es daran – das merkt man an anderer Stelle ja durchaus – nun wirklich nicht gelegen haben kann. Einen verfrühten Höhepunkt des genüsslich anziehenden Trash-Levels erreicht die Serie dann, wenn Boba -ebenfalls wieder vom Fleck weg – eine Gruppe Punk-Kiddies und Körper-Modder in seine Dineste stellt, denn so sehr die aus der Masse stechen, fügen sie sich auch kaum homogen in das sonst so triste Mos Espa. Witzig gleichwohl, dass hier Sophie Thatcher mit von der Partie ist, die einige Jahre zuvor bereits mit Pedro Pascal für Prospect vor der Kamera stand.
© Disney+
Apropos Pedro Pascal, merkt man schlussendlich erst so richtig, was einem an der Serie gefehlt haben könnte, als in der Episode Die Rückkehr des Mandalorianers (1.05) eben jener genau das tut, was der Titel verspricht. Boba wird hier prompt für eine gesamte Episode aus seiner eigenen Serie verbannt und ich verstehe alle, denen das sauer aufstößt, zumal hier eigentlich nur noch deutlicher wird, was Boba Fett missen lässt, obwohl er auch mal den Helm abnimmt und Mimik erkennen lässt, denn dessen ungeachtet bleibt er in Sachen Charakter und Motivation die meiste Zeit eine Leerstelle in seiner eigenen Serie, ein großes, unausgesprochenes Fragezeichen. Beweggründe werden nonverbal gesucht oder im letzten Drittel fadenscheinig zusammengeschustert, aber so richtig nachvollziehen, warum Boba tu, was er tut, kann man als Zuschauer eigentlich nur schwerlich. Stattdessen wird viel Mühe darauf verwandt, ihn von seinem früheren Dasein als Kopfgeldjäger freizuspielen und ihn als Sympathieträger zu inszenieren, der er (in diesem Ausmaß) gar nicht hätte sein müssen, damit Das Buch von Boba Fett funktioniert. Temuera Morrison, der auch diesmal wieder in die Rolle schlüpft, der er sich seit 2002 verpflichtet fühlt – damals noch als Bobas Vater Jango – macht dabei einen soliden Job und hat es mitnichten zu verantworten, dass Fett nur zögerlich an Profil gewinnt.
Mir ist bewusst, wie negativ das jetzt alles bis dato klingt, doch hat die Serie zum Glück auch einiges an Qualitäten zu bieten, denn die Rückblenden beispielsweise, die insbesondere in den ersten Episoden schier omnipräsent sind, wissen durchaus zu gefallen und entführen rien atmosphärisch in eine gänzlich andere Welt, wenn der mit knapper Not aus dem Schlund des Sarlacc entkommene Kopfgeldjäger an eine Gruppe Tusken gerät, deren Respekt er im weiteren Verlauf erringen wird. Logischerweise kommen diese Parts ohne große Worte aus, verströmen aber samt und sonders eine urtümliche Faszination für die Welt von Star Wars, wenn man sich darauf einzulassen bereit ist. Darüber hinaus ist es natürlich eine Frage der Einstellung, des Blickwinkels, der persönlichen Präferenzen, ob man es nun verurteilt, dass Fett zeitweise zugunsten von "Mando" an den Rand gedrängt wird oder nicht, denn betrachtet man die beiden Produktionen als Teil eines größeren Ganzen, das über kurz oder lang von Ahsoka ergänzt werden wird (und vielleicht ja doch noch einer Rangers-of-the-New-Republic-Serie, wie eine gewisse Szene im Abspann zaghaft hoffen lässt), dann ist es schon wieder so, dass derlei Crossover hoch im Kurs stehen und unterstreichen, wie eng verbunden die einzelnen Geschichten untereinander sind.
© Disney+
Da ist es dann zwar schade, dass ausgerechnet die auf den Mandalorianer konzentrierten Episoden auch die besten sind, doch sind sie eben dennoch Teil von Das Buch von Boba Fett und sollten entsprechend gewürdigt werden, zumal immerhin im Finale wirklich alles ineinandergreift und in einen fulminanten Showdown mündet, der sich wahrlich sehen lassen kann und in vielerlei Hinsicht Fan-Herzen höher schlagen lässt. Am Ende ist vielleicht das größte Problem an der Serie, dass man in sieben Episoden viel zu viel hat behandeln wollen, denn von Boba Fetts Wüsten-Odyssee und seine damit einhergehende Wandlung bis hin zu dem verzweifelten Ringen um Anerkennung und Respekt wäre schon genug vorhanden gewesen, die Episoden mit Inhalt zu füllen und wenn sich ihm dann noch andere Hutten, ein wütender Wookiee (den man kennen kann) und das Pyke-Syndikat entgegenstellen, dann ist das schon fast ein wenig viel. Sei es drum, man kann eine Menge Spaß mit der Serie haben und mir hat eine jede einzelne Episode grundsätzlich gut gefallen, aber ich habe mich natürlich auch über die Massen an Fan-Service gefreut, jedes bekannte Gesicht beklatscht und mich über jedes Fitzelchen gefreut, was man von Mos Espa und Umland zu sehen bekommt. Was ich damit sagen will, ist schlicht und ergreifend, dass es sich mehr denn je um eine Serie für Fans handelt, denn losgelöst von Mandos Abenteuern braucht man sich das Ganze kaum ansehen (und wäre zwischenzeitlich extrem verwirrt bis gelangweilt), so dass es am Ende Teil der Wahrheit zu dieser Serie ist, dass es sich schlussendlich doch "nur" um The Mandalorian Staffel 2.5 handelt. Wie man das für sich bewertet, muss man selbst entscheiden, aber am Ende haben mich auch diesmal wieder die meisten Episoden mit ihrem Flair, der Optik, dem Soundtrack, den Figuren überzeugt, auch wenn es eben in Sachen Dramaturgie gern noch die eine oder andere Nachhilfestunde für die Macher*innen geben dürfte.
Das Buch von Boba Fett | Staffel 1
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Scharmützel in den Straßen von Mos Espa - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
An Das Buch von Boba Fett scheiden sich verständlicherweise die Geister und die Serie ist mitnichten frei von Mängeln, zumal die namensgebende Hauptfigur im Endeffekt in die zweite Reihe verbannt wird, doch in Sachen Produktionsdesign und Inszenierung gibt sich die Serie keine Blöße und funktioniert als innoffizielle Fortsetzung von The Mandalorian ungleich besser denn als eigenständiges Werk, denn dafür fehlt es der Serie leider an erzählerischem und emotionalen Kern.
Episodenübersicht: Staffel 1
02. Kapitel 2: Die Stämme von Tatooine (8/10)
03. Kapitel 3: Die Straßen von Mos Espa (6,5/10)
04. Kapitel 4: Der Sturm zieht auf (7,5/10)
06. Kapitel 6: Aus der Wüste kommt ein Fremder (9,5/10)
07. Kapitel 7: Für die Ehre (8,5/10)
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Das Buch von Boba Fett | Staffel 1 ist (komplett) seit dem 09.02.22 exklusiv bei Disney+ verfügbar.