Review: Outside the Wire (Film)

Tja, früh bloggen kann ich im Moment irgendwie nicht mehr, aber besser spät als nie bloggen, würde ich mal sagen. Heutiger Film ist ohnehin zum Vergessen, womit ich mich der vorherrschenden Meinung relativ vorbehaltlos anschließe.

Outside the Wire

Outside the Wire, USA/HU 2021, 114 Min.

Outside the Wire | © Netflix
© Netflix

Regisseur:
Mikael Håfström
Autoren:
Rob Yescombe
Rowan Athale

Main-Cast:
Anthony Mackie (Leo)
Damson Idris (Harp)
in weiteren Rollen:
Emily Beecham (Sofiya)
Michael Kelly (Eckhart)
Enzo Cilenti (Miller)
Kristina Tonteri-Young (Bale)
Pilou Asbæk (Victor Koval)

Genre:
Action | Krieg | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Outside the Wire | © Netflix
© Netflix

Im Jahr 2036 tobt in der Ukraine ein Bürgerkrieg zwischen pro-russischen Aufständischen und dem lokalen Widerstand und die USA fühlt sich dazu berufen, als Friedenshüter zu fungieren und stationiert Truppen in einem Gebiet, dass von dem militanten Victor Koval bedroht wird. Unterstützt werden die amerikanischen Soldaten dabei erstmals von Robotersoldaten, die gemeinhin nur "Gumps" genannt werden. Fernab des eigentlichen Kriegsgebietes trifft Drohnen-Lieutenand Harp bei einem Einsatz eigenmächtig die Entscheidung, einen LKW zu bombardieren, woraufhin er strafversetzt und dem direkten Kommando von Captain Leo unterstellt wird, der in der Ukraine versucht, ebenjenen Koval ausfindig und unschädlich zu machen. Dabei staunt Harp nicht schlecht, als Leo ihm eröffnet, ein hochmoderner Androide zu sein und ihn persönlich angefordert zu haben, doch die militärische Hierarchie ist eindeutig und der von sich selbst überzeugte Harp wird sich in sein Schicksal fügen müssen, dem Androiden ins eigentliche Kriegsgebiet zu folgen, wobei er erstmals aus nächster Nähe erfährt, was seine via Knopfdruck initiierten Drohnenangriffe wirklich anzurichten imstande sind…

Rezension:

Kommen wir heute mal zu einem Film, der schon zu Beginn des Jahres für einiges an Aufsehen gesorgt hat, wenn auch nicht unbedingt im positiven Sinne. Zwischenzeitlich war ich auch durchaus geneigt, ihn einfach auszulassen, doch die Neugierde obsiegte wie so oft, zumal Hauptdarsteller Anthony Mackie schließlich jüngst noch in The Falcon and the Winter Soldier überzeugen durfte. Hier aber verfestigt sich schnell der Eindruck, dass man im Fahrwasser der Bekanntheit gehofft hat, er würde – und könnte – den Film aufwerten, der leider abgesehen von einigen vielversprechenden Ansätzen nicht viel zu bieten hat und dabei noch nicht einmal als hirnloser Actioner überzeugen kann. Dafür nämlich gibt es nicht nur zu wenig Action und zu wenig Spektakuläres, nein, Outside the Wire wird seine eigene, schier unbedingte Ernsthaftigkeit zum Verhängnis, denn in dem Bestreben, sich als Anti-Kriegsfilm zu positionieren, geht der Spaß an der Sache beinahe gänzlich verloren. Das wäre zu verschmerzen und sicherlich auch als beabsichtigt einzustufen, wenn er denn als Anti-Kriegsfilm funktionieren würde, doch bleiben die Aussagen oberflächlich, während man sich gefühlt auf ein ganzes Dutzend Themen stürzt, die dadurch nur notdürftig behandelt werden können.

Szenenbild aus Outside the Wire | © Netflix
© Netflix

Doch die Probleme des Films beginnen im Grunde schon viel früher, denn schon das Setting wirkt fragwürdig und altbacken, bringt einiges an klassisch amerikanischem Hurra-Patriotismus mit sich, denn die Vereinigten Staaten sind nun als Friedenstruppen in der vom Bürgerkrieg verheerten Ukraine unterwegs, während das Gespenst der UdSSR auch in der Zukunft – wir befinden uns im Jahre 2036 – noch immer über allem hängt und hier als plakative Bedrohung herhalten muss, wenn man herrenlose – und natürlich noch immer intakte – Atomsprengköpfe aus der Zeit des Kalten Krieges dort versteckt vermutet, die Terrorist Victor Koval natürlich unter seine Kontrolle bekommen will. Hinzu kommt mit dem von Damson Idris verkörperten Drohnenpilot Harp ein Protagonist, der absolut keine Sympathien weckt, was natürlich schlecht ist, wenn es darum geht, ihm in ein Kriegsgebiet zu folgen und aus seiner Sicht den Schrecken des Krieges zu inszenieren. Auch das Drohnenthema hätte dabei durchaus einiges hergeben können, doch würde ich mir in dem Kontext wohl lieber noch einmal Good Kill ansehen, anstatt mich noch einmal mit der hier kredenzten kruden Mischung auseinanderzusetzen. Immerhin anfänglich interessant ist die Dynamik zwischen Harp und Leo (Mackie), der sich sofort als hochmoderner Androide outet, was ein interessantes Spannungsverhältnis etabliert, da hier die militärische Befehlskette diktiert, dass der Mensch der (ranghöheren) Maschine zu gehorchen hat.

Immerhin clever, hier die Sympathie zunächst klar in Richtung Leo tendieren zu lassen, aber wie alle vielversprechenden Ansätze verpufft der grundsätzlich gelungene Grundgedanke in dem bewusst auf trist getrimmten Kriegsszenario ungenutzt und unspektakulär. Auch die anfangs offensiv in Szene gesetzten Gumps – Robotersoldaten – steuern nichts zum Film bei, sondern irritieren nur dadurch, längst nicht so robust und widerstandsfähig zu sein, wie man vermuten und meinen würde und dabei mit so rudimentären Verhaltensmustern bestückt sind, dass jedes heutzutage erhältliche Smart-Home-Gerät sie schon in den Schatten stellen würde. Am Ende ist Outside the Wire eine ziemlich unausgegorene Mischung aus allem, was einem zum Thema Krieg einfällt, ohne eine echte Richtung einzuschlagen, sondern stattdessen noch mit einer ganzen Reihe Twists und Turns auf Teufel komm raus überraschen zu wollen. Spätestens im letzten Drittel driftet das schon in Richtung Totalausfall. Figuren, die ambivalent wirken sollen, sind schlicht wankelmütig, Überraschungen verkehren sich ins Gegenteil, wenn sie offenbaren, wie austauschbar vieles am Ende ist und Action, die Spannung erzeugen soll, wirkt im besten Fall noch solide, zumal es von der Ausrichtung des Ganzen mitnichten ein Film ist, bei dem man sich an reißerischen Auseinandersetzungen ergötzen will.

Szenenbild aus Outside the Wire | © Netflix
© Netflix

So hätte man auf der Haben-Seite noch einen zumindest unermüdlich aufspielenden Anthony Mackie, der natürlich als militärischer Androide auch nicht gerade mit einem breiten Spektrum an Ausdruck und Emotionalität gesegnet ist, wobei es seinem menschlichen Konterpart kaum besser ergeht, der wahrscheinlich in seiner kotzbrockig-arroganten Art eine der größten Schwächen darstellt. Da freut man sich umso mehr über Emily Beecham (Into the Badlands), so klein ihre Rolle auch sein mag, derweil der charismatische Pilou Asbæk (Operation: Overlord) leider gänzlich verschenkt wird. Ja, in Sachen Sympathie fährt Outside the Wire die ambivalente Schiene, aber das reicht ebenso wenig wie ein paar zusammengeklaubte Ideen aus anderen Filmen, die hier aus Gründen in ein hauchdünn futuristisch anmutendes Setting gepackt werden und sich in weiterer Folge gegenseitig im Wege stehen. Das kann man dann tatsächlich nicht einmal mehr einem Publikum empfehlen, dass sich nur kurzweilige Action und krawallige Auseinandersetzungen wünscht. Umso ärgerlicher, weil man in den angedeuteten Grundsatzdiskussionen zwischen Harp und Leo immer mal wieder meint, der Film könne eventuell noch thematisch aus dem Quark kommen; tut er nur leider nicht.

Fazit & Wertung:

Regisseur Mikael Håfström stützt sich bei Outside the Wire leider auf ein merklich unausgegorenes und dabei thematisch überfrachtetes Skript, das gerne der ultimative Anti-Kriegsfilm wäre, aber entweder das Gezeigte doch immer wieder glorifiziert oder in seiner thematischen Vielfalt allzu oberflächlich und plakativ bleibt.

4,5 von 10 schwerfällig und behäbig agierenden Gumps

Outside the Wire

  • Schwerfällig und behäbig agierende Gumps - 4.5/10
    4.5/10

Fazit & Wertung:

Regisseur Mikael Håfström stützt sich bei Outside the Wire leider auf ein merklich unausgegorenes und dabei thematisch überfrachtetes Skript, das gerne der ultimative Anti-Kriegsfilm wäre, aber entweder das Gezeigte doch immer wieder glorifiziert oder in seiner thematischen Vielfalt allzu oberflächlich und plakativ bleibt.

4.5/10
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Outside the Wire ist seit dem 15.01.21 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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