So, am heutigen Tage – genau einen Monat später und um 11 Buch-Reviews weiter – beschließe ich mit diesem Artikel die 1. Medienjournalistischen Literaturtage, die ich für mich mit Fug und Recht als vollen Erfolg verbuchen kann! Doch nun wird es Zeit, sich auch wieder vermehrt anderen Dingen zu widmen und insbesondere einmal wieder ein paar Film-Reviews zu verfassen, auf die ihr euch jetzt schon freuen dürft. Doch kommen wir nun erst einmal zu Totengrund, ein Buch übrigens, dass mir einmal mehr freundlicherweise von Blogg dein Buch – beziehungsweise Blanvalet – zur Verfügung gestellt worden ist.
Totengrund
Ice Cold (USA) / The Killing Place (UK), USA 2010, 416 Seiten
© Blanvalet
Tess Gerritsen
Blanvalet
978-3-442-37481-6
Krimi | Thriller
Inhalt:
Anlässlich eines Ärztekongresses reist Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles von Boston ins verschneite Wyoming und verlässt ihren heimlichen Geliebten, den Priester Daniel Brophy im Streit. In Wyoming trifft Maura einen alten Bekannten namens Doug, der es schafft, sie zu überreden, mit ihm und seinen Freunden zu einer Berghütte zu fahren. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände bleibt der Wagen im Schneedickicht der tiefsten Einöde liegen und die Gruppe schlägt sich zu einem Örtchen namens Kingdom Come durch, welches jedoch – wie sie schnell feststellen müssen – gänzlich verlassen scheint. Sie dringen in eins der leer stehenden Häuser ein und es wirkt, als wären diese erst jüngst und überstürzt verlassen worden, denn selbst das Essen steht noch unberührt auf dem Tisch. So merkwürdig und beängstigend die Situation auch ist, sind jedoch zuvorderst alle dankbar, vor dem Schneetreiben Zuflucht gefunden zu haben.
Indes kontaktiert Brophy Jane Rizzoli, da er Maura telefonisch nicht erreichen kann und sich aufgrund dieses für sie äußerst untypischen Verhaltens Sorgen zu machen beginnt. Diese misst seinen Befürchtungen zunächst wenig Beachtung bei, wird jedoch stutzig, als Maura auch am angekündigten Tag ihrer Rückkehr nicht am Flughafen erscheint. Unterdessen versucht die versprengte Gruppe noch immer, aus dem immer bedrohlicher wirkenden Dörfchen Kingdom Come zu entkommen, bereitet sich dadurch aber nur weitere Probleme.
Kurz darauf treffen Jane Rizzoli, ihr Mann Gabriel Dean und Daniel Brophy in Wyoming ein und informieren die örtliche Polizei über Maura Isles‘ Verschwinden. In weiterer Folge nehmen erst jetzt die bis dahin schon dramatischen Ereignisse an Fahrt auf und involvieren den schwerreichen Anthony Sansone, einen rätselhaften Jungen, der sich durch die bewaldeten Hänge der Berge Wyomings schlägt, die Sozialarbeiterin Cathy Weiss und eine sektiererische Vereinigung um den Propheten Jeremiah Goode. Doch dann wird Mauras Leiche gefunden…
Rezension:
Ich muss ja zugeben, dass dies mein erstes Buch aus der Rizzoli & Isles-Reihe ist und ich mich bei Blogg dein Buch nur darauf beworben hatte, weil mir die TV-Serie sporadisch bekannt war und ich dachte, dass es doch interessant wäre, sich einmal an der literarischen Vorlage von Tess Gerritsen zu versuchen, ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei Totengrund bereits um den achten Roman der Reihe handelt und ich im Grunde ja kein ausgewiesener Thriller-Fan bin, geschweige denn Medical Thriller, wie Wikipedia es so hübsch bezeichnet. Doch schnell wurde mir klar, warum Gerritsen im Laufe der Jahre eine solch hohe Fangemeinde zusammengetrommelt hat, denn schon bald wird ihr medizinischer Background deutlich und die Ausführungen strotzen vor kleinen, den Realismus fördernden Details.
Hinzu kommt, dass ihre Schreibe äußerst flott und mitreißend daherkommt, so dass ich schon im ersten Rutsch beinahe 150 Seiten verschlungen hatte, bevor ich das Buch aus der Hand legen konnte/wollte. Freilich handelt es sich nicht um Weltliteratur, nichtsdestotrotz gelingt es ihr hervorragend, den Leser an den Gedanken und Gefühlen der Figuren teilhaben zu lassen, auch wenn sich hier nicht großartig mit Figurenzeichnung aufgehalten wird. Immerhin aber – und das war natürlich für mich sehr erfreulich – benötigt es keinerlei Vorkenntnisse der anderen Geschichten, um trotzdem in Totengrund eintauchen zu können, denn zumindest wird das grobe Beziehungsgeflecht umrissen, ohne aber – so bin ich mir sicher – den versierten Kenner der Reihe mit ellenlangen Ausführungen vor den Kopf zu stoßen.
Weiterhin positiv anzumerken ist, dass die Geschichte sich in mehrere übergeordnete Teile gliedert, was jetzt nicht heißen soll, dass Totengrund zusammengestückelt wirkt, sondern, dass durch die Sekte, die Verschwörung, die Isolation, die Suchaktion und so weiter und so fort wahnsinnig viele differierende Eindrücke und szenische Aufbauten entstehen, denen es gelingt, die Spannung zu jeder Zeit aufrecht zu erhalten, zumal sich, wenn man meint es könnte sich nun alles zum Guten wenden, direkt das nächste Problem anbahnt, das aber wie gesagt nicht wie aus dem Hut gezaubert wirkt. Abgesehen vielleicht von dem schlussendlichen Twist, der zwar gut und clever ist, nach dem Finale aber ein wenig wie hintendran gehängt wirkt habe ich also nichts an der Story auszusetzen, gerade weil sie sich abseits ausgetretener Pfade bewegt. Speziell die von Klaustrophobie durchtränkten Szenen in Kingdom Come bilden aber mit der wachsenden Verzweiflung der ungleichen Gruppe das Glanzstück des Romans.
Tess Gerritsen hat es also nicht nur geschafft, mir zu beweisen, dass auch derartige Geschichten mich ansprechen können, nein, sie hat es mit Totengrund sogar geschafft, mich dazu zu bringen, dass ich über kurz oder lang sicherlich auch noch weitere Teile der Rizzoli & Isles-Reihe zu lesen und sei es allein, um herauszubekommen, was es mit Anthony Sansone auf sich hat.
Totengrund
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Verlassene Häuser in Kingdom Come - 8.5/10
8.5/10
Fazit & Wertung:
Totengrund ist ein extrem spannender, rasant und eindringlich verfasster Medical Thriller, der auf ganzer Linie zu überzeugen weiß und mit seiner einfalls- und abwechslungsreichen Story der Rizzoli & Isles-Reihe alle Ehre macht.
Weitere Details zum Buch und der Autorin sowie eine Möglichkeit das Buch zu bestellen findet ihr auf den Seiten von Blanvalet.
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Diese Rezension wurde ermöglicht und gesponsert von Blogg dein Buch und Blanvalet. Beiden danke ich für das Rezensionsexemplar, das meinem Artikel zugrundeliegt.
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Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!
Achja, die Tess Gerritsen-Bücher verschlingt meine Frau auch regelmäßig. Ich habe eines gelesen und mich an ein paar Hörbüchern versucht. Schon recht nett teilweise, aber wohl nichts, das ich näher verfolgen würde…
Also das war mein erstes und ich fand es erstaunlich gut. Meiner Holden hat es ja Arne Dahl angetan, dessen Bücher darf ich beizeiten auch noch alle lesen.
Wie schnell liest du eigentlich Bücher? Ich kämpfe seit Wochen mit einem Buch. Liegt vielleicht daran, dass ich mich mehr Filmen widme, aber generell bin ich doch sehr beeindruckt, wie oft du da ein Review postest. :)
Das kommt ganz auf Dicke und Schreibstil an, aber die Bücher der letzten paar Wochen habe ich ja nicht alle in diesem Zeitraum gelesen. Dafür habe ich ja die Literaturtage ausgerufen, weil ich mit den Buch-Rezensionen so im Rückstand war.
Ich hingegen bin ja beeindruckt mit welcher Akribie du immer so viele News-Schnipsel aufschnappst, aufbereitest und veröffentlichst – neben den Reviews.
Ist ehrlich gesagt auch richtig viel/fast zu viel im Augenblick, aber mir macht’s einfach Spaß. Und vieles kommt ja von Pressemeldungen, von denen ich mir einfach das Beste schnappe. Eigentlich bräuchte ich echt fast einen oder zwei Mitarbeiter. Denn mein Hauptaugenmerk liegt immer noch auf den Kritiken, für die ich leider etwas zu wenig Zeit habe. Du weißt schon, das Leben an sich und so. ;) Aber gut, was tut man nicht alles, um nach oben zu kommen? :D
Hey, so lange es Spaß macht ist alles in Butter!
Zeitweise hätte ich mir auch einen Mitarbeiter gewünscht, aber nachdem ich die Kinovorschau auf das Nötigste reduziert habe, die Freitagsfüller nicht mehr mache und meine Media Monday-Fragen nicht mehr selbst beantworte geht es eigentlich mit der Zeit für Kritiken – wie man vielleicht sieht.
Aber News zusammenzutragen wäre ja nicht meins, dafür bin ich auch zu sporadisch am PC – wenn ich eine News lese wurde die schon an zig Stellen weiterverbreitet^^
So ist das halt mit den News. Jeder will ein Stück vom Kuchen. ;) Ich sehe das mehr als Bonus. Wer Lust darauf hat, kann’s lesen. Alle anderen dürfen sich auf die nächste Kritik freuen. :)
Schöne, treffende Rezension :) (Bin über die Blogg dein Buch-Seite hier gelandet).
Das mit dem kleinen “Twist”, wie du es nennst, am Ende, ist mir auch aufgefallen bzw fand ich auch irgendwie hinten dran gehängt, ist aber in gewisser Weise typisch für Tess Gerritsen (ja, ich bin bekennender Fan! )
Liebe Grüße, Katie
Freut mich, dass die Blogg dein Buch-Verlinkung auch tatsächlich mal jemand hierher gelockt hat – und noch mehr freut mich natürlich, dass die Rezension deinen Zuspruch findet – insbesondere als bekennender Fan.
Bin ich ja mal gespannt, welchen Eindruck weitere Bücher von Tess Gerritsen dereinst bei mir hinterlassen werden.
Liebe Grüße, Wulf