Review: Der Spezialist | Mark Allen Smith (Buch)

Auch heute gibt es wieder eine Rezension an dieser Stelle, auch wenn ich persönlich gar nicht zugegen bin und in weiser Voraussicht die Veröffentlichung auf Termin gelegt habe. Morgen allerdings werde ich hierauf noch einmal gesondert hinweisen, denn ich kann heute schon ankündigen, dass ich ein Exemplar des Buches ab dem morgigen Tage auf Facebook verlosen werde, da der übereifrige Bastei Lübbe Verlag mir direkt zwei Exemplare von Der Spezialist hat zukommen lassen, auch wenn ich zugeben muss, dass dies mein Lesetempo nicht merklich erhöht hat ;-)

Der Spezialist

The Inquisitor, USA 2012, 349 Seiten

Der Spezialist von Mark Allen Smith
© Bastei Lübbe

Autor:
Mark Allen Smith

Verlag (D):
Bastei Lübbe
ISBN:
978-3-785-76060-4

Genre:
Thriller | Krimi

Trailer:

 

Inhalt:

Sein Name ist Geiger und Geiger ist auf dem Gebiet der Informationsbeschaffung tätig. Der Klient verhandelt mit Geigers Kompagnon Harry die Modalitäten und liefert den Informanten – den sogenannten Jones – und Geiger macht sich mit seinen einfallsreichen wie klassischen Foltermethoden ans Werk, um ein ums andere Mal die gewünschten Information vom Jones zu bekommen. Doch er unterwirft sich auch seinem eigenen Kodex, vergießt nach Möglichkeit kein Blut, foltert keine Personen über siebzig – wegen des erhöhten Herzinfarktrisikos – und keine Kinder.

Geiger ist ein Spezialist auf seinem Gebiet und in der Branche hochgeschätzt, doch eines Tages handelt es sich bei dem Informanten um einen zwölfjährigen Jungen namens Ezra und Geiger sieht sich gezwungen, eine folgenschwere Entscheidung zu treffen, die sein ganzes weiteres Dasein beeinflussen wird und alsbald schon ist ihm nicht nur sein Klient auf den Fersen, sondern auch Dalton auf den Plan gerufen, Geigers schärfster Konkurrent im Business, berühmt für seine skrupellosen und blutrünstigen Methoden. Die Schlinge zieht sich zu, doch Geiger und Harry sehen sich der Gefahr beileibe nicht hilflos gegenüber.

Rezension:

Mark Allen Smiths Der Spezialist beginnt zugleich mit einer von Geigers Informationsbeschaffungssitzungen und führt den Leser an dessen Methoden, dessen Art und Auftreten heran und kommentiert dies von außen aus Sicht des Klienten, der zugleich fasziniert wie verstört zugleich ist von den Methoden des Mannes, den alle nur Geiger nennen. Nach diesem kurzen Intermezzo allerdings kehrt zunächst Ruhe ein und behutsam werden nach und nach, mal mehr mal weniger ausführlich die Protagonisten vorgestellt, wobei der Spezialist höchst selbst hier selbstverständlich die Vormachtstellung hat.

Über Geigers Vergangenheit erfährt man zunächst wenig, was aber daran liegt, dass dieser selbst sich kaum daran erinnern kann und sich nach seinem Eintreffen in New York quasi selbst neu erfunden hat. Wohl aber erfahren wir, wie es ihn in diese doch recht ungewöhnliche Branche getrieben hat und wie er seinen treuen Weggefährten Harry gefunden und diesen beeinflusst hat, wenngleich dieser nicht einmal weiß, wo sein im Grunde bester Freund eigentlich wohnt. Die Folterungen selbst nehmen erstaunlich wenig Raum ein, wenngleich sie ziemlich ausführlich geschildert werden und vielleicht nicht für Leute mit extrem schwachen Nerven geeignet sind, doch insbesondere dank Geigers Kodex läuft hier niemals das Geschehen aus dem Ruder.

Alsbald aber müssen diese Geschehnisse auch einer klassischen Thriller-Handlung weichen, als Geiger sich entschließt, seinen erst zwölfjährigen Jones Ezra zu verschonen und stattdessen mit ihm die Flucht anzutreten. Hier nimmt der Roman auch deutlich an Fahrt auf und so konventionell die nachfolgenden Geschehnisse im Grunde sind, bewahren sie sich ihre Spannung allein aufgrund der ungemein interessanten Figur Geigers, deren Hintergründe nach und nach, wenn auch nicht erschöpfend, offenbart werden. Großartig in dem Zusammenhang auch Geigers Zusammentreffen mit Dalton, seinem ungleich skrupellosen Kollegen, dem die diffizilen Methoden seines Kontrahenten gehörig gegen den Strich gehen. Der Rest der Verfolger ist im Grunde recht stereotyp, immerhin aber doch nicht so flach beschrieben, dass sie zu bloßen Abziehbildchen böser Buben werden würden. Man sollte in diesem Zusammenhang aber fairerweise auch erwähnen, dass hier der Gewaltgrad und die Schilderung unangenehmer Vorkommnisse an Detailgenauigkeit und Häufigkeit noch zunehmen, so dass Geigers Folterungen im direkten Vergleich zu der realen Gewaltausübung im Kampf gegen die Antagonisten beinahe harmlos wirken, wenn nicht gar zivilisierter. Dies ist aber nur ein Beispiel für die Ambivalenz der Gefühle des Lesers, denn abgesehen von Ezra ist in dieser Geschichte niemand frei von Schuld.

Der Spezialist ist trotz des ungewöhnlichen Themas im Grunde kein außergewöhnlicher Roman, bietet aber einige clevere Finessen und kommt beinahe gänzlich ohne Längen aus, wenn er auch ein paar Seiten braucht um an Fahrt aufzunehmen. Nichtsdestotrotz ein durch und durch empfehlenswerter Roman, der den Leser zwar gegen Ende mit einigen offenen Fragen zurücklässt, diesen Umstand aber dadurch wettzumachen weiß, dass die Fortsetzung bereits in der Planung beziehungsweise Mache ist. Und auf ein Widersehen mit dem wortkargen wie eiskalten Geiger freue ich mich schon sehr, hat sich dieser ungewöhnliche Typus durch die Rettung des Jungen doch einige unerwartete Sympathiepunkte erspielt.

Fazit & Wertung:

Der Spezialist Geiger weckt ambivalente Gefühle beim Leser und punktet mit zahllosen moralischen Grauschattierungen, die die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen lassen und dem Leser nicht nur nervlich einiges abfordern, sondern ihm trotzdem auch eine diffuse Sympathie für die eine wie die andere Fraktion abzuringen imstande sind.

8 von 10 altmodischen Foltermethoden eines kühl kalkulierenden Spezialisten

Der Spezialist

  • Altmodische Foltermethoden eines kühl kalkulierenden Spezialisten - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Der Spezialist Geiger weckt ambivalente Gefühle beim Leser und punktet mit zahllosen moralischen Grauschattierungen, die die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen lassen und dem Leser nicht nur nervlich einiges abfordern, sondern ihm trotzdem auch eine diffuse Sympathie für die eine wie die andere Fraktion abzuringen imstande sind.

8.0/10
Leser-Wertung 10/10 (1 Stimmen)
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Bastei Lübbe. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Der Spezialist ist am 17.02.12 als Hardcover im Bastei Lübbe Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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