Heute stehe ich mal wieder etwas früher parat und offeriere euch knapp vor der Veröffentlichung schon einmal einen Film, der zwar trotz seiner Oscar-Nominierungen damals leer ausgegangen ist, dabei aber gar nicht mal schlecht ist, leider aber auch nicht so überragend gut, wie er eventuell hätte werden können. Aber lest selbst!
My Week with Marilyn
My Week with Marilyn, UK/USA 2011, 99 Min.
© Ascot Elite
Simon Curtis
Adrian Hodges (Drehbuch)
Colin Clark (Buch-Vorlage)
Michelle Williams (Marilyn Monroe)
Kenneth Branagh (Sir Laurence Olivier)
Eddie Redmayne (Colin Clark)
Emma Watson (Lucy)
Judi Dench (Dame Sybil Thorndike)
Dominic Cooper (Milton Greene)
Julia Ormond (Vivien Leigh)
Zoë Wanamaker (Paula Strasberg)
Biografie | Drama
Trailer:
Inhalt:
© Ascot Elite
1956: Colin Clark ist der noch junge und lebensunerfahrene Spross einer wohlhabenden Familie, dem es mehr als alles andere danach verlangt, in die magische Welt des Film-Business einzusteigen. Voller Tatendrang bewirbt er sich bei dem berühmten und hochgeachteten Theatermimen Laurence Olivier, der gerade eine seichte Komödie namens Der Prinz und die Tänzerin plant, für die er als weibliche Hauptrolle den Superstar Marilyn Monroe gewinnen konnte. Clarks Verbissenheit wegen bekommt er letztlich einen Job bei der Filmproduktion und wird dritter Regieassistent. Während er fasziniert dem Treiben beiwohnt und mehr und mehr über die Gewerkschaften, den Job beim Film und die Ambitionen der Stars erfährt und ganz nebenbei mit der Garderobiere Lucy anbändelt.
Doch dann trifft die divenhafte und beileibe nicht gerade vor Selbstsicherheit strotzende Marilyn Monroe in England ein und der Aufruhr in den Medien ist groß. Langsam aber doch stetig erlangt Colin Clark ihr Vertrauen und steht ihr auch bei, als Olivier gegen den Star zu wettern beginnt ob ihrer Unzuverlässigkeit und Marotten. Zwar warnt man Colin davor, dass Marilyn ihn abnutzen und letztlich wegwerfen wird, doch wider besseren Wissens lässt er sich darauf ein ihr Spielball zu werden und bemüht sich, ihr wankelmütiges Wesen zu akzeptieren und ihr zur Seite zu stehen, wo immer er auch kann, freilich deshalb, weil er sich Hals über Kopf in den Männertraum verliebt hat und dafür auch die attraktive und clevere Lucy links liegen lässt, innerlich sicherlich ahnend, dass diese Liaison in einem Fiasko enden mag, zumal Marilyn Monroe frisch mit dem Schriftsteller Arthur Miller verheiratet worden ist.
Rezension:
My Week with Marilyn hätte ein durchaus imposanter, wenn nicht sogar großartiger Film werden können, doch Drehbuchautor Adrian Hodges muss sich bereits in der konzeptionellen Phase seines Figurengeflechts verheddert haben, möglicherweise war aber auch die Buch-Vorlage des realen Colin Clark, der hier verkörpert wird von Eddie Redmayne, einfach ungeeignet, um mit einer derart geringen reflexiven Ebene adaptiert zu werden. Denn Michelle Williams‘ Leistungen als Verkörperung der Stil-Ikone sind über jeden Zweifel erhaben, so dass sie sich einerseits darauf versteht, die ikonografischen Posen und Manierismen von Marilyn Monroe glaubhaft zu imitieren, aber andererseits in den ruhigeren Momenten auch eine menschliche Seite von ihr darzustellen, die man so zwar letztlich nur mutmaßen kann, die aber ein stimmiges und glaubhaftes Gesamtbild ergibt.
© Ascot Elite
Und genauso wie Marilyn im Film voller Ehrfurcht auf Dame Sybil Thorndike blickt ist die Schauspielerin dahinter – Judi Dench – eine begnadete Darstellerin, bekommt hier aber nicht die Leinwandpräsenz spendiert, die ihr und ihrer Figur gebührt hätte, weil alles so sehr auf Marilyns Verhalten und Agieren ausgerichtet ist. Ebenso ergeht es Emma Watson und dem Subplot um die von ihr dargestellte Lucy und die sich zaghaft anbahnende Romanze zwischen ihr und Colin Clark, denn nach kurzer Zeit scheinen Schreiber und auch Regisseur Simon Curtis das Interesse an ihr zu verlieren und blenden sie für lange Zeit aus. Auch Arthur Miller, Marilyns dritter Ehemann wird stilvoll verkörpert von Dougray Scott, doch dessen Wirken beschränkt sich meistens auf bloße Anwesenheit, einige spröde Sätze und Blicke und lediglich eine Szene mit Laurence Olivier, die so etwas wie Tiefe suggerieren möchte. Kenneth Branagh als ebenjener Laurence Olivier gelingt es zumindest, sich ein wenig freizuspielen mittels seiner Wutausbrüche und der Ambivalenz zwischen dem Theater- und dem Filmstar, doch wäre auch hier merklich mehr zu holen gewesen.
Zwar wird die Geschichte von My Week with Marilyn, so wie sicherlich auch das Buch, aus der Sicht von Colin Clark geschildert und es ließe sich damit sogar begründen, warum die weiteren Figuren nur wie belanglose Randerscheinungen wirken in der alles umfassenden Faszination für Weltstar Monroe, doch dann hätte man sich diverse Szenen schenken können, in denen Colin Clark nicht anwesend ist und die den Zuschauer immer wieder denken lassen, dass hier noch ein wenig mehr Drumherum entwickelt würde, wo diese Erwartungen doch ein ums andere Mal enttäuscht werden. Punkten kann der Film hingegen einerseits wie schon erwähnt mit Williams‘ Darstellung, die ein weiteres Mal ihr beeindruckendes Können untermauert, andererseits mit einem liebevollen und detailreichen Set-Design, welches die damalige Zeit mehr als lebendig werden lässt, zumal immer wieder auch kurz das Wirken an einem Film-Set gezeigt und geschildert wird und interessante, wenn auch oberflächliche Einblicke bietet.
© Ascot Elite
Der Film ist zu keinem Zeitpunkt langweilig oder fade, jedoch krankt er an einer akuten Richtungslosigkeit, zumal fraglich ist, ob Colin Clarks My Week with Marilyn jetzt eine der prägendsten Stationen auf dem Lebensweg der Diva gewesen sein soll, denn letztendlich werden hier keine entscheidenden Weichen gestellt und der Film geht genauso unspektakulär zu Ende, wie er begonnen hat, lässt den Zuschauer zwar gut unterhalten und um einen Einblick in die damalige Zeit und einige eindringliche Szenen reicher, ansonsten aber relativ unbeeindruckt zurück. Und das – mit Verlaub – hätte man bei dem Thema und dem großartigen Schauspieler-Ensemble sicherlich besser hinkriegen können.
My Week with Marilyn
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Zusammenbrüche des Weltstars - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
My Week with Marilyn punktet mit einer herausragenden Michelle Williams, dem dramaturgischen Wirrwarr des richtungslosen Films geschuldet dürfen die anderen Darsteller aber leider nur andeuten, welche Faszination ihren Rollen möglicherweise ebenfalls innegewohnt haben könnte.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Filmherum: 8/10 Punkte
My Week with Marilyn erscheint am 06.11.12 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Acsot Elite. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Auf jeden Fall wirkt die Darstellung der Monroe so, wie ich mir ihr Wirken auf ihre Zeitgenossen vorstelle. Die Diva umgab eine unwahrscheinliche Aura, die ich in ihren Filmen bisher viel zu selten wirklich so genießen konnte, wie es bei anderen großen Darstellerinnen (Marlene Dietrich oder Ava Gardner) von der ersten Szene an der Fall ist.
Aber abgesehen von Michelle Williams gibt es relativ wenig spektakuläres zu sehen, es sei denn man interessiert sich zusätzlich für das Filmemachen an sich. Denn die Produktion der Komödie DER PRINZ UND DIE TÄNZERIN rückt ja ebenfalls immer wieder stark in den Vordergrund.
Ja, die Verkörperung der Monroe war wirklich großes Kino! Ich war auch ziemlich baff, wie glaubhaft sie das hat darstellen können – und mir haben die kleinen Einblicke in die Produktion des Films auch sehr gut gefallen, aber leider verläuft sich das ja (wie so vieles andere) ziemlich im weiteren Verlauf.
Klingt relativ negativ deine Kritik für die letztendliche Wertung. Bei mir ist sie etwas positiver ausgefallen. Habe mir den Film gestern Abend angesehen und war positiv überrascht.
Mich hat am meisten gestört, dass man trotz Einblick keinen Einblick bekam. Wenn du verstehst, was ich meine. So richtig schlau wurde ich aus dem Film, bzw. ihren Eigenarten nicht, aber sehenswert war es allemal.
Habe ich jetzt gar nicht so negativ wahrgenommen beim Schreiben, aber mag sein, dass ich zu einseitig die “schlechten” Seiten beleuchtet habe, weil man sich da natürlich auch viel besser drüber auslassen kann. Ich saß aber doch die meiste Zeit recht gebannt vor dem Schirm (eben nicht zuletzt wegen Michelle Williams) und da konnte ich dem Film doch so manche inszenatorische/dramaturgische Schwäche verzeihen.
Und das mit dem Einblick verstehe ich tatsächlich! Irgendwie ist man hinterher nicht schlauer als zuvor, es vollzieht sich kein dramatischer Wandel, es gibt keinen großen Wendepunkt oder Twist und über die Hintergründe für Marilyns Verhalten/Probleme wird sich ebenso ausgeschwiegen.
ps: Link wird umgehend nachgepflegt ;-)