Hach, Wochenende, herrlich. Dann kommt jetzt hier noch kurz ein kleiner Artikel und dann lege ich erst einmal die Füße hoch. Schöne, entspannende Stunden allerseits!
Before Watchmen:
Nite Owl
Before Watchmen: Nite Owl, USA 2012, 100 Seiten
© Panini
J. Michael Straczynski
Andy Kubert
Joe Kubert
Panini Verlag
978-3-862-01482-8
Action | Drama | Science-Fiction
Inhalt:
Im Frühjahr des Jahres 1962 beobachtet der junge Daniel Dreiberg sein großes Idol Nite Owl bei einem Streifzug gegen das Verbrechen. Geistesgegenwärtig verfolgt er den gefeierten Helden, als dieser sich aufmacht, in seine Eulenhöhle zurückzukehren. Dort angekommen trifft er zwar nicht auf Nite Owl, hinterlässt ihm jedoch eine Nachricht, wo er ihn zu treffen gedenkt. Nur dem Umstand geschuldet, dass Nite Owls Alter Ego Hollis Mason rechtzeitig merkt, dass Daniel noch ein Junge ist, ist es zu verdanken, dass er ihn am Leben lässt und das Treffen wahrnimmt. Daniel fleht Hollis an, ihm helfen zu dürfen, doch dieser lehnt kategorisch ab. Als wenige Monate später Daniels Vater an einem Herzinfarkt verstirbt, erklärt sich Hollis Mason bereit, Daniel unter seine Fittiche zu nehmen und will ihn gar zu einem neuen Nite Owl aufbauen, da die Geister der Vergangenheit mehr und mehr an ihm nagen und er nicht mehr die Kraft aufzubringen imstande ist, weiterhin den Helden zu spielen.
Zwei Jahre vergehen und der neue Nite Owl feiert seinen Einstand als Verbrechensjäger. Ausgestattet mit neuestem technischem Equipment ist sein erster Einsatz ein voller Erfolg. Zudem lernt er dort auch den wortkargen und geheimnisvollen Rorschach kennen, mit dem er fortan vermehrt auf Patrouille geht. Erst die Bekanntschaft zu der gleichsam mysteriösen Twilight Lady bringt Daniel Dreiberg auf die Spur, dass seit geraumer Zeit von der Öffentlichkeit unbemerkt und von der Polizei unbeachtet Prostituierte verschwinden oder getötet werden. Während Rorschach nicht bereit ist, sich für die in seinen Augen als Sünder gebrandmarkten Frauen einzusetzen und es zum ersten Zwist zwischen den Waffenbrüdern kommt, setzt Nite Owl alles daran, mehr in Erfahrung zu bringen, nicht zuletzt auch, weil ihm die Twilight Lady gehörig den Kopf verdreht hat.
Rezension:
Der nunmehr vierte Band der Before Watchmen-Reihe widmet sich nun also – wie der Titel ja zweifelsfrei vermuten lässt – Nite Owl und ist erfreulicherweise auch wieder überzeugender als noch der letzte Band um den Comedian. Das liegt zuvorderst daran, dass derBand sich mitnichten nur Daniel Dreiberg widmet, sondern auch dem ursprünglichen Nite Owl Hollis Mason – über den man schon einiges in Minutemen erfahren durfte und der hier, obwohl er nur eine untergeordnete Rolle spielt, weiter an Profil gewinnt. Außerdem taucht natürlich auch Rorschach wieder auf, da dieser zunächst ein Team-Up mit Nite Owl gebildet hat, lange bevor es die Watchmen gab.
© Panini
Auf den ersten fünfzehn Seiten widmen sich Autor J. Michael Straczynski und Zeichner Andy Kubert dem Hintergrund von Daniel Dreiberg und erklären, wie er das erste Mal auf Hollis Mason traf und dieser ihn letztlich auszubilden bereit war. Hierauf folgt ein zweijähriger Zeitsprung und wir erleben einen von Grund auf veränderten Dreiberg, der unlängst das Erbe seines Vorgängers angetreten hat, wenngleich dieser ihm im Hintergrund noch immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Dennoch zeigt Before Watchmen: Nite Owl hier gekonnt die Veränderung auf, die Daniel durchlaufen hat und untermauert diese im weiteren Fortgang der Geschichte noch mit weiteren Rückblenden in dessen Kindheit, was zu einer vorbildlichen Charakterzeichnung führt, die den vergleichsweise idealistischen Helden ins rechte Licht rückt, während Rorschach – mit einer ähnlichen Biografie ausgestattet – einen kontrastreichen Konterpart zu bilden weiß, so dass die ersten Unstimmigkeiten bereits vorprogrammiert sind und sich im Verlauf der Geschichte andeuten, lange bevor sie offen zutage treten.
Insbesondere Nite Owls aufkeimendes Interesse an der verruchten Twilight Lady wird für Rorschach immer weniger nachvollziehbar, ebenso wie sein Bestreben, die zahllosen Morde und Vermisstenfälle unter den Prostituierten der Stadt aufzuklären. Auf gekonnte Art kulminiert dieser Konflikt im Finale der leider diesmal wieder nur vierbändigen Reihe, die durchaus noch etwas Raum zur Entfaltung hätte vertragen können, da hier in Teilen nun einmal auch die Vorgeschichte zu Rorschach geschildert wird, während man sich in der nach ihm benannten Miniserie Rorschach noch damit begnügte, ihn gegen einen x-beliebigen Gangster antreten zu lassen.
© Panini
Optisch ist Before Watchmen: Nite Owl nicht wahnsinnig berauschend geraten, zumindest sagte mir der Stil von Andy Kubert und den von seinem während des Schaffensprozesses verstorbenen Vater Joe zumindest bis Band 3 getuschten Zeichnungen nicht unbedingt zu und hätte weniger Schraffuren vertragen können, während die Charaktere oftmals sehr kantig erscheinen, markant zwar, aber auch zuweilen grobschlächtig. Immerhin wirkt alles wie gewohnt aus einem Guss und wirklich schlecht ist die Optik ja nun auch nicht, nur eben nicht ganz mein Fall. Zumindest dramaturgisch geht es hier aber einmal wieder deutlich mehr in die Tiefe als in die Breite und so verkraftet die Story die anfänglichen kurzen Zeitsprünge gut, um sich hiernach ganz der sorgfältig angelegten Geschichte zu widmen, die durchaus interessante und spannende Stationen und Entscheidungen im Leben von Nite Owl I und II sowie Rorschach beleuchtet.
Before Watchmen: Nite Owl
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Sich überschneidende Kindheitserinnerungen - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Before Watchmen: Nite Owl richtet sein Augenmerk gar nicht so sehr nur auf Nite Owl und wird gerade dadurch wieder etwas anspruchsvoller und tiefgründiger als seine Vorgänger, weil die zwar zugegebenermaßen arg gestraffte Geschichte trotzdem clever inszeniert ist und sich bemüht, in die Psyche ihrer Figuren vorzudringen.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Filmherum: 5/5 Punkte
Tofu Nerdpunk: 7/10 Punkte
Before Watchmen: Nite Owl ist am 20.08.13 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!
Schön, da haben wir ja tatsächlich ziemlich die selbe Meinung, wenngleich deine Kritik – wie gewohnt – etwas detaillierter ausfiel. Schade, dass dir die Zeichnungen nicht so sehr zusagten. Aber da ging ich wohl einfach auf das Gesamtpaket ein und drückte gerne das eine oder andere Auge zu.
Abschließend wiederhole ich sehr gerne: Für mich der bisher beste Band der “Before Watchmen”-Reihe!
Naja, Comic-Zeichnungen sind nun einmal auch immer Geschmackssache, ist ja ganz klar. In “Minutemen” haben mich die Zeichnungen auch nicht vom Hocker gehauen, aber die Atmosphäre und die Story haben gestimmt, da habe ich auch ein Auge zugedrückt und “Rorschach” wäre schlechter weggekommen, hätte er nicht so grandios gut ausgesehen.
Grundsätzlich gehen wir ja auch konform in unserer Meinung, abgesehen von der Tatsache, dass ich “Minutemen” eben geringfügig besser fand, dicht gefolgt von “Nite Owl”