In den letzten Tagen war ich nicht der allerfleißigste Blogger und hatte durchaus auch einen Haufen anderen Kram um die Ohren, aber bevor sich die Woche bald dem Ende neigt, will ich es natürlich nicht versäumen, noch einmal ein Lebenszeichen von mir zu geben, bevor ja bald schon der neue Media Monday in den Startlöchern steht.
Before Watchmen:
Silk Spectre
Before Watchmen: Silk Spectre, USA 2012/2013, 116 Seiten
© Panini
Darwyn Cooke
Amanda Conner
Amanda Conner
Panini Verlag
978-3-862-01484-2
Action | Drama | Science-Fiction
Inhalt:
Laurie Juspeczyk steht ganz im Schatten ihrer Mutter, die bei den Minutemen als Silk Spectre einen zweifelhaften Ruf erworben hat und mehr als einmal von der Männerwelt enttäuscht worden ist. Damit ihrer Tochter nicht dasselbe widerfährt, trainiert sie sie regelmäßig und versucht sie gleichsam von dem schädlichen Einfluss fremder Männer fernzuhalten, doch mit ihrer verkappten Fürsorge erdrückt sie Laurie, die sich in mehr als einer Situation für die Vergangenheit ihrer Mutter schämt, zusehends, bis Laurie sich schließlich im Sommer 1966 entschließt, dem Elternhaus zu entfliehen und nach San Francisco zu reisen.
Doch der Sommer der Liebe hält einige Überraschungen für das Mädchen bereit, dass dort auch seine ersten Schritte als Superheldin geht, denn nicht genug, dass finstere Mächte die Arglosigkeit der Hippies für ihre Zwecke nutzbar machen möchten, ist Laurie auch der Comedian auf den Fersen.
Rezension:
© Panini
Vor dem Hintergrund, wie gut mir einerseits der direkte Vorgänger Ozymandias gefallen hat und wie überzeugend Darwyn Cooke noch der Auftakt Minutemen gelungen ist, dort noch als Autor und Zeichner in Personalunion, ist Before Watchmen: Silk Spectre für mich leider eine mittelschwere Enttäuschung, denn obwohl Cookes Handschrift deutlich erkennbar ist, hatte hier Mitautorin und Zeichnerin Amanda Conner mehr als deutlich ihre Finger im Spiel, was dahingehend nicht so wegweisend geraten ist, als das sich dieser Band in weiten Teilen wie eine Klein-Mädchen-Geschichte präsentiert, die zwar durchaus ab und an ernste Töne anzuschlagen bereit ist, in punkto Aufmachung aber doch nicht in viele andere Veröffentlichungen heranreicht und Silk Spectre beziehungsweise Laurie Juspeczyk in einer Lebensphase beleuchtet, die sie mehr als naives Dummchen darstellt.
Die Entwicklung hin zur Superheldin gelingt dann auch eher sprunghaft und nicht immer nachvollziehbar, wobei mir der Clou, manche Panels so zu gestalten, dass man Laurie in der Rolle einer starken Frauenfigur aus Film und Fernsehen sieht, noch ausgesprochen gut gefallen hat. Derartige Einfälle bleiben aber die Ausnahme und so ist es ein mehrseitiger Drogentrip, der das Highlight dieses vier Hefte umfassenden Bandes darstellt. Die Querverweise in Silk Spectre sind zwar ebenfalls vorhanden und reichen von den Minutemen über Hollis Mason bis hin zu den Crimebusters, doch reichen sie nicht, der Geschichte das nötige Gewicht zu verleihen. Stattdessen wirkt alles wie eine im Kosmos der Watchmen angesiedelte Episode im von Hippies und Freigeist beherrschten San Francisco und schafft es nicht aus der Belanglosigkeit heraus.
Als große Antagonisten werden hier Gurustein und der gar nicht mal so ominöse Chairman präsentiert, die ebenfalls nur leidlich überzeugen können. Für die stärkste Frauenfigur im Helden-Pantheon der Wächter hätte ich mir schlicht eine gehaltvollere, mitreißendere, epischere Geschichte gewünscht und auch, wenn der prekären Beziehung zwischen Laurie und ihrer Mutter, der ursprünglichen Silk Spectre Rechnung getragen wird, kann eben die Art der Darbietung nicht überzeugen. Before Watchmen: Silk Spectre ist dadurch zwar kein totaler Reinfall und liest sich auch gut weg, markiert aber schlicht und ergreifend einen ziemlichen Qualitätsabfall, zumal ich vorher noch erstaunt war, wie wenige wirkliche Durchhänger die Before Watchmen-Reihe bevor hatte.
© Panini
Alles in allem wirkt alles zu kindlich, zu naiv, zu unausgegoren, um sich gegenüber den anderen Geschichten behaupten zu können und so ist leider Silk Spectre gerade der Band, auf den ich mich mitunter am meisten gefreut habe auch gleichzeitig einer der ersten Bände, die man getrost auslassen kann, wenn man sich auf die wirklich lohnenswerten Vorgeschichten beschränken möchte. Hier wäre eine erwachsenere, modernere Herangehensweise wirklich zuträglich gewesen, statt sich gänzlich darauf zu konzentrieren, eine nur mäßig einfallsreiche Coming-of-Age-Story zum Besten zu geben, die dem Charakter nicht annähernd gerecht wird.
Before Watchmen: Silk Spectre
-
Wilde Drogentrips - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
Nicht nur im direkten Vergleich ist Before Watchmen: Silk Spectre der bis dato leider schwächste Band und mag sich in seiner kindlich-naiven Ausgestaltung nicht so recht in das Gefüge der Watchmen-Veröffentlichungen einpassen. Da wäre leider deutlich mehr drin gewesen!
Meinungen aus der Blogosphäre:
Filmherum: 4/5 Punkte
Before Watchmen: Silk Spectre ist am 22.10.13 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!
Deine Wertung und Meinung kann ich absolut nachvollziehen. Im Endeffekt ging es mir nicht sehr viel anders. Aber letztendlich kam dann, nach mehrmaligen Überlegen, doch noch etwas besseres dabei raus. Ob das jetzt im Nachhinein klug war,… ok, steht schon so dort. ;)
Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und meine Wertungen fallen ja auch manchmal deutlich besser aus als anderswo, von daher geht das schon in Ordnung! ;-)
Aber ich bin mal gespannt, was du zu “Dr. Manhattan” sagen wirst, der Band hat mich nämlich schwer begeistert und ich liebäugele schwer mit der Höchstwertung.
Oh, dann bin ich mal gespannt. Der liegt aktuell auf 3. Position. Sprich, ich kam noch nicht dazu. ;)