Review: Byzantium (Film)

Jetzt ist es schon wieder 22:00 Uhr und ich habe immer noch nicht gebloggt. Liegt in dem Fall daran, dass ich bis gerade noch damit beschäftigt gewesen bin, Weihnachtskarten zu schreiben und zu frankieren – muss ja schließlich auch gemacht werden. Den Text meiner heutigen Rezension habe ich dafür bereits am Wochenende vorbereitet und deshalb kommt ihr heute überhaupt noch in den Genuss einer neuen Kritik, denn ich bin jetzt viel zu geschafft und kaputt, um noch etwas Sinnvolles aufs digitale Papier zu bringen. Deshalb mache ich den Laptop jetzt gleich auch aus und wünsche noch einen schönen Abend allerseits.

Byzantium

Byzantium, UK/USA/IE 2012, 118 Min.

Byzantium | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Neil Jordan
Autor:
Moira Buffini

Main-Cast:
Gemma Arterton (Clara)
Saoirse Ronan (Eleanor)
in weiteren Rollen:
Sam Riley (Darvell)
Jonny Lee Miller (Ruthven)
Daniel Mays (Noel)
Caleb Landry Jones (Frank)

Genre:
Drama | Fantasy | Horror

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Byzantium | © Universum Film
© Universum Film

Clara und Eleanor befinden sich seit rund 200 Jahren auf der Flucht. Die ungleichen Vampirinnen, eigentlich Mutter und Tochter, geben sich dabei als Geschwister aus und sind charakterlich grundverschieden, denn während Clara eine offensive und forsche Art an den Tag legt, im Hier und Jetzt lebt und mehr als bereit ist, ihre weiblichen Reize einzusetzen, um Geld und Unterkunft für sich und Eleanor zu besorgen, ist ihre Tochter wiederum eine in sich gekehrte, vermeintlich junge Frau, die es leid ist, sich ständig auf der Flucht zu befinden und noch nicht einmal zu wissen, vor wem genau sie sich eigentlich in Acht nehmen müssen.

Als ihr Versteck auffliegt, flüchten Clara und Eleanor erneut und die beiden verschlägt es in ein verschlafenes Küstenstädtchen, das Eleanor noch aus ihrer Zeit vor der Unsterblichkeit kennt. Gemeinsam kommen sie im Hotel Byzantium unter und während Clara sich daran macht, aus dem heruntergekommenen Etablissement ein florierendes Freudenhaus zu machen, schreibt Eleanor ihr Leben nieder und lernt ihren Mitschüler Frank kennen, der bald schon von dem geheimnisvollen und verschlossenen Mädchen fasziniert ist. Während die Verfolger der beiden Frauen langsam die Fährte aufnehmen, begeht Eleanor schließlich den Fehler, Frank die Wahrheit zu erzählen über ihr 200 Jahre währendes Leben.

Rezension:

Nicht ganz zwanzig Jahre nach Interview mit einem Vampir wendet sich Regisseur Neil Jordan erneut dem Vampir-Mythos zu, doch wer ihm nun Redundanz vorwerfen will, dem sei gesagt, dass er in Byzantium einen gänzlich anderen Ansatz wählt und den Mythos um die Blutsauger überraschend neu interpretiert. Das Rad erfindet er dabei zwar nicht neu, schafft aber doch ein letztlich überzeugendes Konstrukt, das anfänglich ein wenig zerfahren und ziellos wirkt, sich aber schlussendlich zu einem stimmigen Ganzen zu fügen weiß. Viel schwerer wirkt da, dass Gemma Artertons und Saoirse Ronans vampirisches Mutter-Tochter-Gespann wie eine weibliche Variante der Kontrahenten Louis und Lestat wirkt, denn während die eine den offensiv-forschen, zuweilen blutrünstigen Part verkörpert, obliegt es der Anderen, die melancholisch-verschlossene, barmherzige und mit ihrem Schicksal hadernde Seite zu verkörpern und das hat man leider schon einmal zu oft gesehen.

Szenenbild aus Byzantium | © Universum Film
© Universum Film

Immerhin ist Byzantium kein typischer Vampirfilm geworden und rückt merklich den dramatischen Aspekt in den Vordergrund, wenn auch die wunderschön fotografierten Szenen, der stimmungsvolle Soundtrack und die unaufgeregte Inszenierung eine Tiefe versprechen, die der Plot zu beinahe keinem Zeitpunkt einzulösen imstande ist. Das beginnt damit, dass bis zuletzt viele Fragen offen bleiben über den Ursprung der Vampire oder auch über den Titel des Films, der einem nur an zwei Stellen begegnet, die nicht einmal in einem sinnhaften Zusammenhang stehen. Interessanter ist da schon die wechselnde Erzählperspektive und fragmentarische Erzählweise, die sich eben erst ganz zuletzt gänzlich auflösen lässt und mehr als einmal mit der Erwartungshaltung des Zuschauers spielt.

Bis dahin obliegt es Arterton und Ronan, den Film zu schultern und dank ihres überzeugenden Schauspiels gelingt ihnen das auch vortrefflich, doch während der Beginn des Films temporeich und vielversprechend ist, dümpelt die Erzählung daraufhin eine ganze Weile relativ unspektakulär vor sich hin, bevor sich die Schlinge um die beiden flüchtigen Vampire enger zu ziehen beginnt und man überhaupt zu begreifen beginnt, weshalb und vor wem sie sich auf der Flucht befinden. Hier nimmt dann die Erzählung zwar auch wieder an Fahrt auf, doch ist einem bis dahin schon erschreckend klar, dass die Figuren kaum eine Entwicklung durchlaufen und – so überzeugend sie auch dargestellt sein mögen – sehr in ihren Verhaltensmustern gefangen sind und nicht fähig, aus ihrem selbstgewählten Gefängnis auszubrechen. So gestaltet sich auch die Annäherung zwischen Ronans Eleanor und dem von Caleb Landry Jones verkörperten, an Leukämie erkrankten Frank nicht wirklich emotional, während auch Sam Riley und Jonny Lee Miller ihre Figuren nicht unbedingt mit Ecken und Kanten bereichern können.

Szenenbild aus Byzantium | © Universum Film
© Universum Film

Nichtsdestotrotz ist Byzantium von einem Totalausfall weit entfernt und wenn man zu begreifen beginnt, dass Jordan sich des Vampir-Mythos im Grunde nur bedient, um eine außergewöhnliche Mutter-Tochter-Geschichte zu erzählen, dann ist man mit den inszenatorischen Unwägbarkeiten schon beinahe versöhnt und weiß sich an der getragenen melancholischen Art der Darstellung zu erfreuen, die – gerade für einen Vampir-Film – mit überraschend wenig Blut und Gewaltspitzen auskommt und dennoch nicht zahnlos wirkt. Derweil konzentriert sich der Film ganz auf seine Hauptfiguren und ihren Werdegang und der ist überzeugend geraten, wenn auch das Drumherum, ebenso wie eine spannungsgeladene oder auch temporeiche Geschichte in weiten Teilen auf der Strecke bleiben. Für Freunde gut gemachter Vampir-Geschichten könnte Jordans neuester Ausflug in diese Welt trotzdem einen Blick wert sein, denn nicht nur der Ansatz des Vampirismus an sich, sondern auch die Art der Inszenierung gehen merklich andere Wege, als es neuere Produktionen in den letzten Jahren getan haben.

Fazit & Wertung:

Neil Jordans Film lebt von seinen beiden großartigen Hauptdarstellerinnen und deren Konflikt, ebenso wie von der durchweg vorherrschenden Melancholie, so dass Byzantium ein zwar unaufgeregter, dafür aber stimmig inszenierter und intimer Vampir-Film geworden ist, dem ein wenig mehr Tiefe zwar nicht geschadet hätte, der aber dank des differierenden Ansatzes durchaus einen Blick wert ist.

6,5 von 10 fluchtartigen Ortswechseln

Byzantium

  • Fluchtartige Ortswechsel - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Neil Jordans Film lebt von seinen beiden großartigen Hauptdarstellerinnen und deren Konflikt, ebenso wie von der durchweg vorherrschenden Melancholie, so dass Byzantium ein zwar unaufgeregter, dafür aber stimmig inszenierter und intimer Vampir-Film geworden ist, dem ein wenig mehr Tiefe zwar nicht geschadet hätte, der aber dank des differierenden Ansatzes durchaus einen Blick wert ist.

6.5/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
MWJ 2nd Blog: 7/10 Punkte

Byzantium erscheint am 27.12.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

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Kommentare (2)

  1. Jan 18. Dezember 2013
  2. mwj 26. Februar 2016

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