Review: Der fünfte Beatle: Die Brian Epstein Story (Graphic Novel)

Erneut sind Monate ins Land gezogen und erneut ist es wieder Zeit, dass ich dem Ruf von TIWWL folge, die wieder einmal zum Literatur-Tipp laden. Diesmal wiederum breche ich noch einmal gehörig mit Gewohnheiten und präsentiere das erste Mal eine waschechte Graphic Novel. Jetzt könnte man sich natürlich darüber streiten, ob es sich hierbei denn tatsächlich um Literatur handelt, doch bin ich der Meinung, dass dem durchaus so ist, zumal die vorliegende Geschichte relevanter, gründlicher recherchiert, mitreißender und emotionaler ist als vieles, was mir in den letzten Monaten rein als geschriebenes Wort in Buchform untergekommen ist. Manege frei daher für einen Literatur-Tipp, der einmal mehr gehörig aus dem Rahmen zu fallen scheint, sich diese hohe Ehre aber wirklich verdient hat!

Literatur-Tipp

Der fünfte Beatle
Die Brian Epstein Story

The Fifth Beatle, USA 2013, 172 Seiten

Der fünfte Beatle: Die Brian Epstein Story | © Panini
© Panini

Autor:
Vivek J. Tiwary
Zeichner:
Andrew C. Robinson
Kyle Baker

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-862-01786-7

Genre:
Biografie | Drama | Historie

 

Inhalt:

Brian Epstein betreibt als junger Mann einen familiengeführten Plattenladen in Liverpool, besucht abends Clubs und schaut sich Bands an, entdeckt dort die Beatles, für die er direkt Feuer fängt. Er beschließt, ihr Manager werden zu wollen, während sonst niemand an die jungen Musiker glaubt. Doch nachts in Liverpool widerfährt Brian nicht nur Gutes, denn als er sich in den falschen Mann verguckt, wird er brutal zusammengeschlagen und in der Folge medikamentenabhängig.

Ausschnitt aus Der fünfte Beatle: Die Brian Epstein Story | © Panini
© Panini

Dessen ungeachtet stürzt er sich voller Inbrunst und Eifer auf die vor ihm liegende Aufgabe, aus den Beatles eine Band von Weltruhm zu formen, entwirft ihr Image, handelt Auftritte und einen Plattendeal aus und verhilft ihnen schlussendlich zu nie geahnter Berühmtheit, die in dem Erscheinen des legendären Albums Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Doch während die Beatles in aller Munde und bekannter denn je sind, verliert sich Außenseiter Epstein mehr und mehr in seiner Einsamkeit, die ihm schlussendlich zum Verhängnis werden soll.

Rezension:

„Wenn jemand der fünfte Beatle war, dann Brian.”
– Paul McCartney

Auf Basis dieser Prämisse hat sich Autor Vivek J. Tiwary an Der fünfte Beatle begeben, zweifellos ein Herzensprojekt, denn nicht nur im Vorwort betont Tiwary, dass Brian Epstein für ihn eine Art historischen Mentor dargestellt habe und im Rahmen der Recherche hat er mit Zeitgenossen, Freunden und Geschäftspartnern des Mannes gesprochen, der nicht unmaßgeblich für den Erfolg einer der berühmtesten Pop-Bands aller Zeiten verantwortlich zeichnet, wenn er auch zu Lebzeiten (und darüber hinaus) der Mann im Hintergrund und ein Außenseiter blieb. Tiwary hätte allerdings diese Inbrunst beim Schaffensprozess überhaupt nicht dergestalt betonen müssen, denn dem fertigen Werk merkt man deutlich an, dass alle Beteiligten mit einer gehörigen Portion Herzblut und Euphorie bei der Sache gewesen sein müssen.

Ausschnitt aus Der fünfte Beatle: Die Brian Epstein Story | © Panini
© Panini

So ist es nicht nur die akkurat und liebevoll skizzierte Lebensgeschichte Epsteins, sondern auch die kongenialen, leicht karrikierten Zeichnungen Andrew C. Robinsons in bester Tradition von Mort Drucker, die zusammen mit einer eindrucksvollen Farbgebung eine Magie vermitteln, die man selten derart ausgeprägt und überzeugend findet. Einzig ein eingeschobenes Kapitel von Kyle Baker liefert zu viel der Karrikatur und trübt den Gesamteindruck ein wenig, nimmt zum Glück aber auch nur wenige Seiten in dem ansonsten rundweg überzeugenden Gesamtwerk ein. Der fünfte Beatle wird aber auch gerade dadurch so gut, dass sich Tiwary Epstein zuvorderst auf einer menschlichen Ebene genähert und sich nicht etwa darauf versteift hat, dessen Erfolge im Management der Beatles in den Vordergrund zu rücken, so dass die Fab Four zwar seltener auftreten, als man es in einer Beatles-Story vermuten oder erhoffen würde, aber schließlich handelt es sich ja nun einmal um die Brian Epstein Story, wie der Untertitel des Bandes verrät und die allein ist schon mehr als einen Blick wert.

Vor allem aber ist Der fünfte Beatle dermaßen überzeugend durchkomponiert, dass er sogar einerseits für Nicht-Beatles-Fans und andererseits für Nicht-Comic-Leser interessant sein dürfte, denn dass mit Zeichnungen die Magie, die Musik zu erzeugen imstande ist, transportiert werden konnte, ist mir bis dahin noch nie begegnet. Auch verzichtet Tiwary nicht darauf, Epsteins Homosexualität, die zur damaligen Zeit gar noch strafbar war in Großbritannien und den ihm als Juden entgegenschlagenden Antisemitismus zu thematisieren, so dass man kein einhellig glorifizierendes Helden-Portrait präsentiert bekommt, sondern die Geschichte eines von Selbstverleugnung und Demütigungen geplagten Menschen, der trotz der beruflichen Erfolge, die er vorzuweisen imstande war, auch mit seinen persönlichen Problemen und einer tiefreichenden Einsamkeit geschlagen war, die ihm letztendlich auch seinen viel zu frühen Tod durch eine Überdosis Schlaftabletten beschert haben; ein Kapitel, dass ebenso wenig ausgespart, mich beinahe zu Tränen gerührt hat.

Ausschnitt aus Der fünfte Beatle: Die Brian Epstein Story | © Panini
© Panini

So gelungen und ergreifend Der fünfte Beatle auch ist, muss man ebenso den Panini-Verlag loben, der das Album in einer hochwertigen, großformatigen und edel aufgemachten Hardcover-Ausgabe veröffentlicht und die eigentliche Graphic Novel mit einer Vielzahl ergänzender Texte, Dokumente und einem aufschlussreichen wie lohnenswerten Skizzenteil abgerundet und wird dem Inhalt und dem Anspruch Tiwarys damit mehr als gerecht, Brian Epstein ein spätes, ungewöhnliches und von Herzen kommendes Denkmal zu setzen.

Fazit & Wertung:

Mit Der fünfte Beatle ist Vivek J. Tiwary gelungen, was er sich vor Jahren erträumt hat: Brian Epstein, dem Mann hinter den Beatles und seinem heimlichen Mentor im Geiste eine ungewöhnliche wie einmalige Comic-Biografie zu widmen, die ihresgleichen sucht.

10 von 10 Reminiszenzen an bekannte Beatles-Songs

Der fünfte Beatle: Die Brian Epstein Story

  • Reminiszenzen an bekannte Beatles-Songs - 10/10
    10/10

Fazit & Wertung:

Mit Der fünfte Beatle ist Vivek J. Tiwary gelungen, was er sich vor Jahren erträumt hat: Brian Epstein, dem Mann hinter den Beatles und seinem heimlichen Mentor im Geiste eine ungewöhnliche wie einmalige Comic-Biografie zu widmen, die ihresgleichen sucht.

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Der fünfte Beatle: Die Brian Epstein Story ist am 18.02.14 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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