Review: Edison – Ein Leben voller Licht (Film)

Nun, heute leider weder ein Highlight von Film, noch etwas sonderlich aktuelles, wenn man berücksichtigt, dass der bereits 2017 gedreht worden ist. Dafür aber gibt es ihn exakt seit heute im lokalen Handel, womit ihm auch der Freitags-Slot auf dem Blog gegönnt sein soll.

Edison
Ein Leben voller Licht

The Current War, USA/RU/UK 2017, 108 Min.

Edison - Ein Leben voller Licht | © LEONINE
© LEONINE

Regisseur:
Alfonso Gomez-Rejon
Autor:
Michael Mitnick

Main-Cast:
Benedict Cumberbatch (Thomas Alva Edison)
Michael Shannon (George Westinghouse)
Nicholas Hoult (Nikola Tesla)
in weiteren Rollen:
Katherine Waterston (Marguerite Westinghouse)
Tom Holland (Samuel Insull)
Tuppence Middleton (Mary Edison)
Matthew Macfadyen (J.P. Morgan)

Genre:
Biografie | Drama | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Edison - Ein Leben voller Licht | © LEONINE
© LEONINE

Im Jahre 1880 gelingt dem Wissenschaftler und Erfinder Thomas Edison der Durchbruch, eine Glühbirne zu konstruieren, die tatsächlich länger als für ein paar Minuten zu leuchten imstande ist. Dennoch ist es für ihn ein steter Kampf den Bankier und Geldgeber J.P. Morgan bei Laune zu halten und von dem Potential seiner Erfindung zu überzeugen, denn er plant, ganze Häuserblocks in Manhattan mit elektrischem Licht auszustatten. Anders sieht es beim Unternehmer George Westinghouse aus, der schnell Feuer und Flamme für das Projekt ist, doch nachdem Edison ihn verprellt, tritt er in direkte Konkurrenz zu dessen Glühbirnen und Stromversorgung. Wo Edison auf Gleichstrom setzt, nutzt Westinghouse Wechselstrom, um weitaus größere Distanzen überwinden zu können. Edison warnt zwar vor den Gefahren von Wechselstrom, doch da Westinghouse‘ System nicht nur effizienter, sondern auch ungleich günstiger ist, entbrennt bald schon ein erbitterter Kampf um die Gunst einzelner Städte und Staaten der USA und verleitet beide Männer zunehmend, auch zu fragwürdigen Mitteln zu greifen, um die eigene Vormachtstellung auszubauen…

Rezension:

Das originär als The Current War vermarktete Projekt stand vom ersten Moment an unter keinem guten Stern und es ist einiges an Zeit ins Land gegangen, nachdem der Film erst aufgrund des Skandals um Harvey Weinstein unter die Räder geriet, um dann Ende 2019 in den amerikanischen Kinos aufzuschlagen und zu floppen, während den Kinostart hierzulande vergangenen Sommer nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie kaum jemand mitbekommen haben dürfte. Dabei ist der Film mitnichten schlecht, aber eben auch längst nicht so einnehmend, wie man es sich von einem derart mit Stars gespickten Werk erwarten würde. Das liegt zu gleichen Teilen an falsch geschürten Erwartungen und einer oft nicht ganz glücklichen Inszenierung, denn beispielsweise Tesla bleibt hier im Grunde eine Randnotiz, obwohl der von niemand Geringerem als Nicholas Hoult (The Favourite) verkörpert wird, der seine Sache ausnehmend gut macht, das verschrobene Genie zu verkörpern. Hinzu kommt speziell im deutschsprachigen Raum der etwas irreführende Titel Edison – Ein Leben voller Licht, der suggeriert, es würde sich um ein Edison-Biopic handeln. Und natürlich steht der – unter anderem – im Fokus der Erzählung, sein Kontrahent Westinghouse aber ebenso, zumal es hier dann eben wirklich um die Vorherrschaft auf dem Beleuchtungssektor geht und eben nicht um Edisons Leben als solches.

Szenenbild aus Edison - Ein Leben voller Licht | © LEONINE
© LEONINE

Entsprechend umfasst der Film auch lediglich eine Zeitspanne von etwas mehr als einer Dekade und versucht sich daran, eine Art Duell-Situation zwischen Edison und Westinghouse zu etablieren, ohne dass die sich je an einem Ort befinden, was sich erst gegen Ende ändert, wenn es zu einem unerwarteten, aber eben auch gänzlich hinzugedichteten Treffen der beiden kommt. Auch wenn die Filme sonst nichts miteinander gemein haben, musste ich bei dieser Konstellation tatsächlich zuweilen an Maria Stuart denken, wo es sich ähnlich verhält mit der räumlichen Trennung, inszenatorisch aber weitaus eleganter gelöst worden ist. Dabei ist Inszenierung tatsächlich noch eine der großen Stärken von Edison, denn es gibt wirklich gelungene Kameraschwenks und CGI-Szenen zu bestaunen, gekonnten Einsatz von Fischaugenobjektiven und eine gerade zu Beginn angenehm schnittige Inszenierung mit Dialogen im Schlagabtausch, die Großes erwarten lassen. Leider aber versumpft das Geschehen dann doch schnell in einer gewissen fragmentarischen Belanglosigkeit und auch wenn es nicht unspannend ist, dem fernmündlichen Tauziehen der beiden Visionäre beizuwohnen, hätte man aus der Konstellation sicherlich noch mehr machen können.

Vor allem aber scheint Edison immer wieder der Fokus abhanden zu kommen, so dass vermeintlichen Nebenhandlungen über Gebühr Screentime eingeräumt wird, während eben eine Person wie Tesla lediglich mal hier, mal dort kurz in Erscheinung tritt. So nimmt das "Duell" zwischen Westinghouse und Edison zwar immer groteskere, skrupellosere Formen an, doch gewinnen die weiteren Charaktere darüber kaum an Profil, so dass neben Hoult die in Nebenrollen besetzten DarstellerInnen Tom Holland (The Devil All the Time), Tuppence Middleton (Black Mirror) oder auch Katherin Waterston (Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind) verschenkt wirken, wenn man von einzelnen starken Szenen absieht. Das verwundert gleich doppelt, denn der Regisseur soll die Zeit zwischen Entstehung und Veröffentlichung noch genutzt haben, um insbesondere mit Holland und Middleton Nachdrehs anzusetzen, um ihren Figuren mehr Tiefe zu verleihen, wovon aber im fertigen Film nichts zu merken ist. Besser ergeht es da den beiden Hauptdarstellern Benedict Cumberbatch (Sherlock) und Michael Shannon (Knives Out), die beide zu glänzen wissen und auch vorrangiger Grund sein dürften, dass man dem Film eventuell doch eine Chance gibt.

Szenenbild aus Edison - Ein Leben voller Licht | © LEONINE
© LEONINE

Denn echten Thrill, anschwellende Spannung, ausgefeilte Dramaturgie sucht man hierbei vergebens und alles dümpelt mehr vor sich hin, als dass es einen packt, auch wenn es wie erwähnt hübsch anzuschauen ist, wie man den "Stromkrieg" inszeniert hat. Zuletzt – und vielleicht am gravierendsten – fällt aber die quasi subjektive Geschichtswahrnehmung auf, mit der The Current War daherkommt, denn nicht ganz zu Unrecht wird kritisiert, welch untergeordnete Rolle Tesla spielt, während auch vieles rund um Edison und Westinghouse aufgebauscht worden ist, um dem Ganzen einen dramatischeren Anstrich zu verleihen. Überhaupt verwundert die Wahl dieses Stoffes in Bezug auf den Regisseur Alfonso Gomez-Rejon ungemein, denn schließlich hat der sich seine Meriten mit einem Horrorfilm – Warte, bis es dunkel wird – und einer Coming-of-Age-Story – Ich und Earl und das Mädchen – verdient, bevor er für dieses Projekt, das anscheinend weder Biopic noch Geschichtsstunde sein möchte, verpflichtet worden ist. Nicht unbedingt ein nachvollziehbarer nächster Schritt und leider auch keiner, der sich bezahlt macht. Oder, um es ganz platt anhand von Wertungs-Schemata auszudrücken: der Film ist sicherlich "ganz gut" (6 Punkte), aber leider nicht "sehenswert" (7 Punkte).

Fazit & Wertung:

Alfonso Gomez-Rejon widmet sich mit Edison – Ein Leben voller Licht einer durchaus spannenden Geschichte und Epoche, findet aber keine klare Linie für die Fehde zwischen Edison und Westinghouse und liefert eine mäßig mitreißende Aneinanderreihung von Tatsachen, die durch die fiktionalisierten Elemente und die stiefmütterliche Behandlung von Nikola Tesla noch verlieren. Immerhin inszenatorisch und in Sachen Besetzung gibt sich der Film aber keine Blöße und ist mitnichten der Totalausfall, als der er zuweilen gehandelt wird.

6 von 10 Grundsatzdiskussionen, ob Gleich- oder Wechselstrom

Edison – Ein Leben voller Licht

  • Grundsatzdiskussionen, ob Gleich- oder Wechselstrom - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Alfonso Gomez-Rejon widmet sich mit Edison – Ein Leben voller Licht einer durchaus spannenden Geschichte und Epoche, findet aber keine klare Linie für die Fehde zwischen Edison und Westinghouse und liefert eine mäßig mitreißende Aneinanderreihung von Tatsachen, die durch die fiktionalisierten Elemente und die stiefmütterliche Behandlung von Nikola Tesla noch verlieren. Immerhin inszenatorisch und in Sachen Besetzung gibt sich der Film aber keine Blöße und ist mitnichten der Totalausfall, als der er zuweilen gehandelt wird.

6.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Edison – Ein Leben voller Licht ist am 27.11.2020 auf DVD und Blu-ray bei LEONINE/Concorde erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar