Review: Jack Ryan: Shadow Recruit (Film)

Wochenende, die Sonne scheint wie nie und ich habe nichts Besseres zu tun, als eine neue Film-Kritik zu veröffentlichen. Hat aber auch Gründe, denn schließlich sollte der Artikel schon vorgestern erscheinen und noch länger schieben wollte ich nicht – und keine Sorge, ich geh gleich wieder raus, dahin wo es warm und hell ist.

Jack Ryan:
Shadow Recruit

Jack Ryan: Shadow Recruit, USA/RU 2014, 104 Min.

Jack Ryan: Shadow Recruit | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Regisseur:
Kenneth Branagh
Autoren:
Adam Cozad
David Koepp

Main-Cast:
Chris Pine (Jack Ryan)
Keira Knightley (Cathy Muller)
Kevin Costner (Thomas Harper)
Kenneth Branagh (Viktor Cherevin)

Genre:
Action | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Jack Ryan: Shadow Recruit | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Gerade erst von einem Nickerchen auf der Bank des Unigeländes erwacht, muss der hochbegabte Wirtschaftsstudent Jack Ryan im Fernsehen beobachten, wie das World Trade Center zerstört wird und beschließt in diesem Schlüsselmoment, dass er seinem Land viel besser dienen könne, wenn er sich bei den Marines verpflichtet. Doch nachdem er in einem Hubschrauber über Afghanistan abgeschossen wird, zwingen seine schweren Rückenverletzungen ihn, erneut umzudenken und in monatelanger Reha das Laufen neu zu erlernen, wobei ihm die angehende Ärztin Cathy Muller engagiert zur Seite steht. Während dieser Zeit lernt Jack auch den undurchsichtigen Thomas Carter kennen, der sich bald als CIA-Agent zu erkennen gibt und Ryan rät, sein Studium zu beenden und darauf an der Wall Street als verdeckter Analyst der CIA verdächtige Finanzströme und Wirtschaftsentwicklungen zu überwachen.

Zehn Jahre vergehen und Jack Ryan arbeitet mittlerweile an der Wall Street, lebt mit seiner ehemaligen Ärztin Cathy zusammen, die nichts davon ahnt, dass ihr Freund eigentlich für die CIA arbeitet und langsam zu glauben beginnt, Ryan könnte eine Affäre haben. An der Wall Street stößt Ryan derweil tatsächlich auf verdeckte Konten des russischen Oligarchen Viktor Cherevin und kombiniert bald, dass dieser anscheinend vorhat, eine neue Weltwirtschaftskrise einzuläuten. In Absprache mit Harper beschließt Ryan, nach Moskau zu reisen und den Dingen unter dem Vorwand einer routinemäßigen Prüfung auf den Grund zu gehen. Dort angekommen, gerät Ryan allerdings schnell ins Visier der Wirtschaftsverbrecher und kämpft alsbald um Leben und Tod.

Rezension:

Kenneth Branagh hat sicher hehre Ziele verfolgt, als er sich dazu entschloss, den berühmten Analytiker Jack Ryan nach Jahren der Leinwandabstinenz zu reanimieren und quasi ein neues, frisches Franchise um die berühmte Figur von Schriftsteller Tom Clancy zu schaffen, doch scheitert er in vielen Belangen an dem merklich in die Jahre gekommenen Helden, der – obschon hier deutlich jünger als in anderen Filmen – schlicht und ergreifend nicht so recht in die heutige Zeit passen will. Entsprechend reaktionär erscheint Jack Ryan: Shadow Recruit, wenn ohne viel Federlesens das alte Feindbild des bösen Russen wiederbelebt wird, der, abgesehen von der charismatischen Darstellung des Widersachers durch Kenneth Branagh selbst, reichlich blass bleibt, ebenso wie sich zahlreiche Lücken im Skript auftun und die Gefahr einer neuen Weltwirtschaftskrise nicht so recht ernstgenommen werden kann. Zu simpel werden hier wirtschaftliche Zusammenhänge angedeutet und zu trivial wirken so auch die vermeintlich genialen Fähigkeiten des besten Analytikers der Welt, der sich bald schon wieder darauf verlegt, seine Gegner schlicht zu vermöbeln, statt auf seinen messerscharfen Verstand zurückzugreifen.

Szenenbild aus Jack Ryan: Shadow Recruit | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Immerhin die erste Action-Einlage ist auch durchaus überzeugend choreografiert und dank seiner militärischen Ausbildung scheint es auch nicht allzu sehr an den Haaren herbeigezogen, wie er sich zur Wehr zu setzen weiß, doch nach diesem überzeugenden Einstand baut dieser Aspekt der Erzählung deutlich ab, zumal die Idee, dass es hier eben nicht um das möglichst effektvolle Zusammenkloppen möglichst großer Gegnermassen geht, sondern mehr darum, seinen Verstand einzusetzen und eine im Grunde virtuelle, in dem Fall wirtschaftliche Gefahr abzuwenden, eigentlich eine gute wäre, wenn sie denn konsequenter verfolgt worden wäre, denn am Ende läuft es eben doch auf einen handelsüblichen Showdown hinaus, der an dümmlichen Einfällen kaum zu überbieten ist und alles Vorangegangene Lügen straft. Auch werden zunächst Figuren eingeführt und dann über weite Strecken vernachlässigt, nur um sie plötzlich wieder aus dem Hut zaubern zu können, während sich der ach so gefährliche russische Magnat und sein Gefolge spielend selbst zu dekonstruieren wissen.

Es gäbe so vieles, worüber man sich aus inszenatorischer Sicht bei Jack Ryan: Shadow Recruit ärgern könnte und speziell darüber, wie wenig kohärent das Gezeigte letztlich wirkt, wie viele logische Brüche und nicht nachvollziehbare Handlungen in einen gerade einmal knapp über hundert Minuten währenden Film gepackt werden können, dass man meinen müsste, es handele sich bei diesem Film um einen Totalausfall. Dass dem nicht so ist, liegt auch eigentlich nur daran, dass man zumindest anerkennen muss, dass Branagh sich in unerwartet hohem Maße mit seinem Protagonisten auseinandergesetzt hat und ihn nicht nur binnen weniger Minuten mit einer stimmigen Origin auszustatten weiß sondern ihn auch durch viele kleine Einfälle vom typischen Actionhelden abzuheben versteht, so dass Chris Pine gar nicht mal so sehr wie der allen überlegene Überheld wirkt, sondern wirklich mehr wie ein Bürohengst, der sich unvermittelt in den Außeneinsatz versetzt sieht und der merklich darunter leidet, was er zu tun gezwungen ist. Keira Knightley und Kevin Costner an dessen Seite bekommen zwar nicht annähernd Gelegenheit, ihre Stärken auszuspielen, machen aber immerhin eine gute Figur und stützen die Charakterisierung dieses neuen Jack Ryan, während immerhin Kenneth Branagh natürlich als Bösewicht eine unbestreitbar gute Figur macht.

Szenenbild aus Jack Ryan: Shadow Recruit | © Paramount Pictures
© Paramount Pictures

So ist der Ansatz von Jack Ryan: Shadow Recruit also gar nicht mal schlecht und dementsprechend schmerzt es, die vielen Verfehlungen des Skripts zu bedauern und die nur allzu simpel gestrickte Geschichte zu verurteilen, die bis ins Detail aus vielen neueren Blockbustern zusammengeklaut und nicht annähernd originär, geschweige denn originell wirkt und gerade in dem wichtigen Aspekt, Jack Ryans analytische Arbeitsweise ins rechte Licht zu rücken, auf ganzer Linie versagt. Dabei ist mir die Figur des Jack Ryan tatsächlich durchaus sympathisch geworden und ich hätte mir gewünscht, dass der Film mit seinen Möglichkeiten etwas anzufangen gewusst hätte, statt einfach nur bekannte Versatzstücke aneinanderzureihen und mit einer nur allzu profanen, wenig packenden Bedrohung der Story schon im Vorfeld den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Fazit & Wertung:

Man merkt Jack Ryan: Shadow Recruit die Ambitionen des Regisseurs Kenneth Branagh deutlich an, doch während die Inszenierung meist durchaus gelungen ist, scheitert der Film an einem kläglichen, uninspirierten Skript und einem daraus resultierend holprigen Aufbau, der verhindert, dass man mit diesem neuen Jack Ryan richtig warm wird.

5 von 10 analytischen Glanzleistungen

Jack Ryan: Shadow Recruit

  • Analytische Glanzleistungen - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Man merkt Jack Ryan: Shadow Recruit die Ambitionen des Regisseurs Kenneth Branagh deutlich an, doch während die Inszenierung meist durchaus gelungen ist, scheitert der Film an einem kläglichen, uninspirierten Skript und einem daraus resultierend holprigen Aufbau, der verhindert, dass man mit diesem neuen Jack Ryan richtig warm wird.

5.0/10
Leser-Wertung 4.33/10 (3 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 4/10 Punkte
CineKie: 6/10 Punkte
Filmherum: 2,5/5 Punkte

Jack Ryan: Shadow Recruit ist am 17.07.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Paramount Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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