So, nach ein wenig Auszeit melde ich mich dann auch mal wieder zurück und offeriere spannende Lektüre zum ausklingenden Wochenende für alle Fans von Superhelden und –schurken sowie Freunde klassischer Heist-Geschichten.
Super Crooks 1
Der Coup
Supercrooks #1-4, USA 2012, 124 Seiten
© Panini
Mark Millar
Leinil Francis Yu
Panini Verlag
978-3-862-01737-9
Krimi | Fantasy | Thriller
Inhalt:
Es ist eine Welt voller Superhelden – und selbstverständlich Superschurken. Denn in einer Welt, in der gefühlt jeder Dritte über besondere Kräfte verfügt, von Psi-Kräften über Teleportation und Selbstheilungskräfte bis hin zu der Kraft, über die Elektrizität zu gebieten, steht es außerfrage, dass die Begabten der Meinung sind, ein größeres Stück vom Kuchen verdient zu haben und dazu auch bereit sind, zu unlauteren Mitteln zu greifen, während sich die letzten Gerechten ihnen als Helden entgegenstellen. So gelingt es auch dem übermenschlich starken Gladiator, Johnny Bolt dingfest zu machen und erneut hinter Gittern zu bringen und alles nur, weil Johnny Geld für die Hochzeit mit seiner Freundin Casey zu brauchen meinte.
© Panini
Fünf Jahre später wird Johnny entlassen und seine Beziehung zu Casey liegt in Scherben. Während er noch versucht, die Wogen zu glätten, schlägt Heat bei ihnen auf, ein abgehalfterter Ex-Superschurke, der für viele im Geschäft als eine Art Mentor gilt und in argen Schwierigkeiten steckt, seit er nach einem Betrugsversuch einem Casino-Boss sagenhafte einhundert Millionen Dollar schuldet. Kurzerhand beschließt Johnny Heat zu helfen und gewinnt auch Casey für die Sache, doch werden sie allein den Coup nicht durchziehen können, denn Johnny plant, nach Teneriffa zu reisen, wo Superkräfte verboten sind und folglich keine Helden verkehren, um dort den berüchtigten Bastard, ebenfalls Superschurke der alten Schule, der dort seinen Ruhestand genießt, um sein Vermögen zu erleichtern. In bester Heist-Manier gilt es allerdings zunächst, ein Team für die prekäre Operation zusammenzustellen.
Rezension:
Mark Millar ist – speziell in punkto Superhelden – immer für eine Überraschung gut und nach Kick-Ass folgt nun mit Super Crooks sein nächster Coup im wörtlichen wie übertragenen Sinnen, denn ähnlich wie schon Ghosted eine Heist-Geschichte im Gespenster-Metier zu verorten wusste, transportiert Millar im vorliegenden Band den klassischen Raub in die Gefilde der Superhelden und –schurken und das gelingt ihm außerordentlich gut, zumal er es wieder einmal versteht, seine Geschichte ähnlich einem Film zu inszenieren und sich Zeit nimmt, das ausufernde Figuren-Ensemble, das Team, in aller Ausführlichkeit vorzustellen und einzuführen, während er seinem Hauptprotagonisten Johnny Bolt, sozusagen dem George Clooney der Menagerie, eine Vorgeschichte angedeihen lässt.
© Panini
Ungewöhnlich ist auch, dass Super Crooks genaugenommen nach dem Höhepunkt der Helden und Schurken-Welle einsetzt und Superkräfte sozusagen mittlerweile ein alter Hut sind und die guten alten Zeiten längst vorbei, in den denen man dank Superkräften auch Superdinger drehen konnte. Das Setting an sich ist und bleibt aber auch dadurch spannend, dass Millar es nicht versäumt, auch abseits des eigentlichen Schauplatzes in Form von beispielsweise TV-Reportagen aufzuzeigen, wie es um die Begabten im Lichte der Öffentlichkeit bestellt ist, zeichnet also ein stimmiges und glaubhaftes Bild einer Welt, in der derartige Kräfte gang und gäbe sind, ja beinahe zum Alltag gehören oder doch zumindest eine Vielzahl selbsternannter Kostümträger hervorgebracht hat.
Die Kräfte selbst sind ebenso einfallsreich geraten wie der Rest der Geschichte, gerade wenn man einräumen muss, dass Super Crooks im Grunde ja eigentlich nichts neues erzählt, sondern nur altbekannte Versatzstücke neu arrangiert. Doch der Einfallsreichtum, mit denen die Kräfte zum Einsatz gebracht werden und der so schnöde scheinende Raub auf eine ganz neue Stufe gehoben wird und im späteren Verlauf mit zumindest einem wirklich überraschenden und unvorhergesehenen Twist aufzuwarten weiß, verdient Hochachtung und macht den Band sozusagen zum Pflichtprogramm für alle Freunde von Superschurken oder Heist-Stories. Da freut es umso mehr, dass der Zusatz Band 1: Der Coup darauf hindeutet, dass es sich lediglich um den Auftakt einer Reihe zu handeln scheint und man folglich davon ausgehen darf, noch mehr Abenteuer von Johnny und den illustren Gestalten um ihn herum miterleben zu dürfen.
© Panini
In der Beziehung hoffe ich, dass Millar es ebenso wie bei Kick-Ass hält und auch bei zukünftigen Ausflügen zu den Super Crooks auf Leinil Yu zurückkommen und –greifen wird, denn dessen Zeichnungen sind im Grunde das Tüpfelchen auf dem i, um die Geschichte zu einem Erlebnis zu machen, da mir dessen dynamischer, ausdrucksstarker und einfallsreicher Zeichenstil ausnehmend gut gefallen hat. Die stimmungsvolle Koloration von Sunny Gho tut hierbei ihr Übriges und verstärkt den Eindruck, man würde einen Comic gewordenen Film sehen beziehungsweise lesen. Da verwundert es sicherlich kaum, dass die Filmrechte längst an den Mann gebracht sind und der gleichnamige Film sich bereits in Entwicklung befindet. Während eine Covergalerie bei Panini schon beinahe obligatorisch ist und hier leider sehr spärlich ausfällt, sind es stattdessen das ausufernde Vorwort von Bryan Hitch sowie die Figuren-Skizzen von Leinil Yu sowie die Ausführungen und Abbildungen zu den Filmproduktionsplänen, die mir außerordentlich gefallen haben und den Band gekonnt abrunden.
Super Crooks 1: Der Coup
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Abgehalfterte Superschurken - 9/10
9/10
Fazit & Wertung:
Mit Super Crooks widmet sich Mastermind Mark Millar erneut dem Superheldengenre, liefert diesmal eine äußerst lohnenswerte Heist-Variation des Themas ab und inszeniert seine Antihelden in einer Geschichte, die nicht umsonst an einen Comic gewordenen Film gemahnt.
Super Crooks 1: Der Coup ist am 08.10.13 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!